Chefdenker, L.A.K., Die Bluebärs, 07.03.2015 in Leiwen, Monopol - Bericht von der Redaktion
Chefdenker, 07.03.2015 in Leiwen
Anreise ganz angenehm ohne besondere Vorkommnisse. Sieht man mal von der Zechprellerei auf der Rasthoftoilette ab, die gerade noch durch eine hinterher hechtende Kellnerin verhindert wurde. Kann bei der nächsten 15-Euro-Freisuff-Party bitte auch die Benutzung von Toiletten auf dem Anreiseweg inklusive sein? Auch die Weltstadt und Touristenmetropole Leiwen scheint uns nicht wohlgesonnen, sämtliche örtlichen Restaurants haben mysteriöse Schilder à la "Heute ausnahmsweise keine Küche" im Fenster hängen - wissen die alle vom heutigen Punkerüberfall?
Dabei sind wir doch ganz gesittet, essen die Pizza mit Messer und Gabel und trinken dazu ein leckeres Bitburger 0,0. Als Mike unter unseren letzten
Ey, Fö! Hör auf, meinen Geschäftspartner zu diffamieren, sonst hörst du von meinem Aanwalt!
Ich hab mir ja eigentlich gedacht, soll er doch machen, soll er sich doch bei den Leuten unbeliebt machen. Leider ist er nicht dumm und so trug er dabei nen Bierschinken-Pulli, damit all seine Verfehlungen uns angerechnet werden. Auch da: Lars von der Konkurrenzpostille Plastic Bomb. Er fällt bei der hiesigen Saufbevölkerung schon dadurch negativ auf, dass er "leckeren Viez" als "sowas wie nette Nazis" beschreibt. Überhaupt, Lars. Macht echt Spaß, dem beim Verfall zuzuschauen!
Ursprünglich irgendwann mal angedacht waren The Atomaren Übermenschen, die ihre Reunion-Welttour wegen kein-Bock wieder absagten. Der Ersatz, Schein Tote Erben, war ganz kurzfristig anscheinend tot, weswegen DIE BLUEBÄRS, die eigentlich letzte Band sein sollten, den Abend eröffnen. Das muss man erst mal verstehen.
Die Bluebärs, das ist, wie einige Moselaner uns versichern und der charismatische Sänger nicht müde wird zu betonen, eine Moselpunklegende. Und die spielen heute janz exklusiv ein Konzert zum 20jährigen Bestehen. Oder, wie sie es ausdrücken, auf der Geburtstagsfeier zum 20sten von Jens und Mike und ihren 40jährigen Jubiläum ihre besten Stücke aus 60 Jahren Bandbestehen. Oder irgendwie so.
Der Sänger, das erkennt man an der Krawatte und dem gelegentlich salopp eingestreuten "Ihr Penner", ist Chris de Barg, den man mittlerweile von dieser anderen Moselband namens Hagbard Celine kennt. Hat der nicht mal irgendwann erzählt, in den Bands vor Hagbard Celine hätte er mehr gesungen als gegrölt? Merkt man hier nichts von. Wir hätten auf die Kellnerin hören sollen, die vorher sagte "diese betrunken grölenden Punkbands sind nichts für mich, ich hör lieber deutsche Musik".
Zur Band: Die Bluebärs machen Punkmusik mit Gegröle und ein paar Balladen mit Texten, für die Chris die abgelutschte Umschreibung "leider immer noch aktuell" bemüht, womit er aber wohl recht hat - Nazis gibt es ja schließlich immer noch.
Chris macht sich auch einen Spaß daraus, das Wort "Pegida" in die 20 Jahre alten Texte einzubauen, ebenso wie das Wort "Fö" - ich weiß nicht, was schlimmer ist.
Voll gut: Notenständer. Auch voll gut die Erklärung die hätten damals super viel gekifft und an der Blubber gehangen, deshalb heißen die die "Bluebärs". Boh, Chris, Hut ab, geil!
Sie spielen auch einen Song, den ich von Hagbard Celine kenne ("Phönix aus der Asche", oder?), aber auch sonst gibt es so einige Textkenner im Publikum.
Auch auffällig: Der Gitarrist da links fiedelt sich die ganze Zeit einen zurecht, ganz nett musikalisch eigentlich. Umso ulkiger datt der bei Chris´ Nachfolgebands nicht auftaucht. Nich genuch Pank.
Ich find jedenfalls Chris macht zu wenig Musik und ist viel zu wenig unterwegs. Die sollen mal aufhören mit ihrem "ich bin zu alt" und so. Kremer ist immerhin Fanboy!
Schauen wir doch mal, wie weit der Verfall bei Lars schon fortgeschritten ist. Nun, er trifft auf Rüdi und erzählt ihm unentwegt, dass dieser nicht der sei, für den er ihn halte, bis sich heraus stellt, dass er das tatsächlich ist. Mit der Erkenntnis, dass Rüdi Rüdi ist, wird das nächste Bier vernichtet.
Dafür aber sehr viel Frei.Wild und die Böhsen Onkelz. Seit einiger Zeit gibt's im Monopol Musik anscheinend nur noch aus einer Jukebox. Dort muss man Geld einwerfen, um einen Song auszuwählen - und dann nochmal, damit der Song runter geladen wird. Außer, er wurde schon mal runter geladen. Ziemliche Abzocke. Leider sind die einzigen, die darauf reinfallen, Leute mit miesem Musikgeschmack, weswegen der Apparat noch keine ABBA-Songs gespeichert hat.
Claus und Thomas sind seit der Elternzeit am Wochenende immer völlig platt. Ist wohl nicht soo ganz ohne. Dokumentieren wir doch weiter den Verfall der Anwesenden! Claus L., ein Stammbesucher dieser Veranstaltung, ist bereits eingeschlafen, weil kein ABBA läuft.
Rüdi meint, er kenne außer mir keinen, der sich ne Band komplett anschaut. Um ihn zu ärgern, schaue ich mir von L.A.K. nur die letzten Lieder an. Das kümmert Rüdi aber überhaupt nicht. Da steht er einfach mal drüber. Dieser Fuchs.
L.A.K. machen Punkrock, bisschen Oi-lastig, aber so schlecht find ich das gar nicht. Ganz solide. Nur leider kenne ich kein Lied. L.A.K., das heißt übrigens "Lust auf Kunst", und irgendwer von L.A.K. hat mal vor knapp 15 Jahren irgendwo im Internet einen Konzertbericht über meine damalige Band "Die Künstler" verfasst. Kann ich heute also mal den Dienst zurück erweisen. Oi.
Ich frag mich die ganze Zeit, wie die auf diesen beknackten Bandnamen gekommen sind und was das jetzt mit Kunst zu tun hat. Irgendwie hatte ich mindestens die Vertonung dadaistischer Gedichte oder eine Pina-Bausch-mäßige Tanzperformance erwartet. Aber dann halt Punk. Is' ja auch mal schön.
Halbunlustige Story am Rande. Beim Aufbauen seh ich so ein Brett mit zwölf Gitarren-Fußschaltern aufm Boden liegen. Ich so zu dem Gitarristen da, den ich gar nicht kenne: "Ey, kauf Dir doch mal so Fußtreter. So Pedale da sind immer voll wichtig. Je mehr desto besser. Oder haste etwa Schiss vor Fußtretern?!" Er nickt nett ab, gibt sich verständnisvoll, denkt sich "wattn der für einer". Denn es stellt sich raus: Die gehören dem gar nicht, sondern dem Chris. Und er hier hat überhaupt keine Fußtreter, findet er doof, und er dachte die Dinger gehören mir und wollte damit rum prahlen! ---Naja, ich krieg mich jedenfalls nicht mehr ein. Tusch, tättää!
Nee, aber nette Jungs! Die jetzt wohl ziemlich weit auseinander wohnen und auch nicht mehr regelmäßig proben können. - Der wie vielte vom Mike isset? 40? Ok.
Wichtiges Utensil bei Alte-Herren-Tanzabenden: Der Hocker. Hälfte vom Abend durfte ich drauf sitzen. Voll supi.
Aber wieso steht der nicht direkt vor der Bühne, wie üblich? Bademeister Rüdi passt auf, dass niemand vom Beckenrand springt.
Höchstwahrscheinlich weil so unbeschreiblich geil bin. Aber Danke. Hier wird mir gerade der "Goldene Fotoapparat" für herausragende Leistungen an der Kamera verliehen. Damit mache ich dann drölftausendzweiundvierzig Bilder vom Kollegen. Warum weiß ich auch nicht.
der letzte Leiwen-Auftritt noch gut (im Gegensatz zu allen anderen damals Anwesenden) im Gedächtnis geblieben ist, als Chefdenker einen der unterirdischsten Auftritte ihrer Karriere hinlegten.
Es spielen: Die CHEFDENKER! Die habe ich ja erst 6879,74 mal gesehen, weswegen ich mich sehr auf den heutigen Auftritt gefreut habe. Zumal mir
Heute alles ganz straight. Anstatt sich ewig damit aufzuhalten, ob irgendwas so funktioniert, wie es sollte, oder eben nicht, spielt Thomas einfach mal nicht mit. Cool!
Ja also für Thomas´ Bass hat tatsächlich ein XLR-Kabel gefehlt. Kein Scheiß. Deswegen musste der über die DI-Box spielen. Für Fachunkundige: Der hört seinen Scheiß, den er spielt, also nur über die kleine Monitorbox am Boden. So. Wir fangen an, und Claus zum Mischer: "Der Bass ist zu laut hier auf der Monitorbox. Dreh den mal ab!" -- Tättää! Gag des Abends. Thomas hört also gar nix mehr von dem watt er da macht. Versuchts dann zwar noch tapfer ohne was zu hören, so mehr nach Gewohnheit und Gefühl - aber gibts dann einfach auf. Und zum ersten mal (in zwanzig Bühnenjahren!!) höre ich dass er meinen Standardsatz während dem Konzert zu mir sagt: "Warum mache ich diese Scheiße hier eigentlich noch!?" -- Riesen Lachflash!! Antwort: Genau dafür!
Ich versuche Chris de Barg zu überzeugen, dass alles, was die Chefdenker machen, genau so geprobt wurde. Er verneigt sich vor Ehrfurcht.
Der Typ mit dem Helm ist anscheinend letztes Mal böse auf den Kopp gestürzt. Heute ist er vorbereitet. Übrigens bringt es Glück, seinen Helm zu streicheln.
Der Kuckuck und der Esel, die hatten einen Streit. Wer wohl am besten sänge, wer wohl am besten sänge.... Claus hat zu einem Kinderlied, das ich nicht kenne, weil ich keine Kindheit hatte, die Akkorde rausgehört, und präsentiert sie uns. Wir sind begeistert. Es ging um Esel, glaube ich.
Die Wahrheit ist: Caddy hat Fastenzeit und zieht ganz brav und straight durch! Respekt! Hochachtung! Wir anderen drei waren voll wie die Eimer! Vorsätzlich viel zu voll. Wenn das denn geht. Ich hab mich zwischendurch sogar geärgert datt ich bei dem einfachsten Scheiß verkackt hab - obwohl datt ja auf Ansage war. Und obendrein eh völlich scheißegal.
Ich würde sagen: Durch meine extra beim Edeka gekauften Luftschlangen ist aus der Hammerparty eine legendäre Party geworden! Die Luftschlangen haben der ganzen Sache nochmal einen richtigen Drive gegeben. Mike holt den Schnaps raus. Wir flüchten.
Ich werde jetzt immer ein Feuerzeug dabei haben. Falls mal irgendwo Toni Schumacher gespielt wird. Der ist nämlich der Beste. Schlossi hat extra ein Feuerzeug dabei für den Fall, dass Toni Schumacher gespielt wird. Es wird Toni Schumacher gespielt.
Ach datt is der? Aha! Lars schreibt ja diese Glosse "Punk in der Provinz", wo er regelmäßig über spektakuläre Ereignisse in ländlichen Orten berichtet. Mittlerweile bin ich mir aber sicher, dass eigentlich Lars derjenige ist, der all diese Ereignisse überhaupt erst auslöst. Zumindest ist er von allen Dorfprolls heute der Asozialste. Da kann sogar der Kuschelskin noch was lernen.
Wo wir eh grad dabei sind: Ich habe mir aber eine schöne Gitarre gekauft. Wirklich schön. Schön weiß.
Filmriss in der Vollstrack-Version: Claus zupft Gitarre, der Rest der Band baut ab. Und Horden grölender Druffis scharren sich ums Mikrofon. Geil!
Toni Schumacher in der Vollstrack-Version: Claus zupft Gitarre und muss ab und zu bei den Strophen aushelfen, der Rest der Band macht upp - und Jens singt. Das ist total schön.
Testobjekt Lars kann die Augen immer noch offen halten. Langsam zweifel ich daran, es hier mit einem echten Menschen zu tun zu haben. Wir werden weiter berichten.
Schönes Schlussbild! Ja, war wieder eine Knallerparty, und zum xten Mal überlegen die zwei Verrückten (Jens und Gammelmike) ob die nochmal Geburtstag feiern sollten, oder ob das jetzt das letzte Mal war. Wie schon seit über 10 Jahren. Ich sage immer noch: Nächstes Jahr juckt es euch doch eh wieder in den Fingern. Natürlich feiert ihr. Außer euch stellt das niemand in Frage. Wir werden sehen. Jedenfalls vielen Dank, war der Kracher!