So lange es geht, Dead Letter Office, Deafroads am 13.01.2007 im Painthouse, Dortmund
So lange es geht, Dead Letter Office, Deafroads am 13.01.07 in Dortmund
l'André kommt netterweise noch raus und sagt jedem Bescheid, dass seine Band jetz anfängt. Ehrensache, dass wir erstmal genüsslich unser Bier leeren und dann irgendwann den Laden entern. Konzert is heute nich hinten inner Halle, sondern vorne inner Kneipe, die platzt natürlich aus allen Nähten, schrecklich. Wir boxen uns irgendwie durch, vor der Bühne is erwartungsgemäß noch genug Platz für nen ordentlichen Moshpit.
André und André wundern sich auch grad, warum das direkt vor der Bühne denn so leer is. Auch egal, Ohren auf und Konzentration, so lange es geht rocken die Massen! Drei Klampfen, viel Gefühl und ein paar Gramm Schmalz. Ein paar neue Lieder gibts auch, zumindest kenn ich die noch nich, also doch endlich mal ein Set, was länger is als vier Lieder.
Für die richtige Stimmung sorgen Kerzen und Teelichter, die rund um die Bühne angeordnet sind und an denen man total easy messen kann, wie der Sauerstoff nach und nach zur Neige geht. Nette Idee.
So lange es geht ham anscheinend noch Umstrukturierungen vor sich mit neuem Sänger und Schlachzeug. Da bin ich ja mal gespannt! Bisher hamse mit l'André zwar nen guten Frontmann, aber der Gesang nervt auf Dauer, genau wie die ständige Betonung darauf, dass sie doch ne Myspace-Seite haben. Puh. Schöner Auftritt, schöne Lieder, schöne Gitarren. Aber warum bitte wurd Filmriss nich gespielt?
Nach So lange es geht verlassen die meisten Anwesenden den Raum, obwohl wenig später bereits die nächste Band loslegt: Dead Letter Office. Nungut, schauen wir uns auch nicht an, wir besetzen erstmal das Sofa weiter hinten. Da sind so Scheinwerferspots auf uns gerichtet, was Ulf zu lustigen Kalauern wie "lichtes Haar" oder "Lich(t)er Pilsener" verleitet. Was für Brüller!
Ja, Dead Letter Office wie gesacht, zwei Jungs mit Akustikgitarren und zweistimmigem Gesang. Etwas Indie und Britpop, auf mittlerer Flamme leicht köcheln lassen. Für den Winterabend vorm Kamin bei Lebkuchen und Honigtee.
Also kurz gesagt recht schöne Musik - nur nicht unbedingt das, was ich auf nem Konzert sehen will - außer ich erwische nen Platz aufm Sofa. Nungut, die Band kannte ich bis jetzt nicht, ham nur irgendwann mal im Masterpiece gespielt und sind mir nicht haften geblieben - jetzt schon eher.
Die Pizzabude ruft, da gibbet Bier für 1.25 Euro, was ja klar geht. Aber die sind wohl nicht so auf Konzerte im Painthouse vorbereitet, das Bier ist irgendwann leer und wir noch nicht voll. Als wir den Laden wieder betreten, ham Deafroads schon längst angefangen, ein Glück dass die heut son langes Set haben. Zum Beispiel mit - haltet euch fest - Deichkinds Remmidemmi! Die Stimmung kocht über, was ein geiler Scheiss! Jippie Jippie Yeah!
Als ich mich nach vorne kämpfe, um wenigstens ein paar Fotos hinzukriegen - wozu eigentlich, hier vorn hat eh jeder zweite ne geilere Kamera als ich und gefilmt wird auch - verlässt die Band grad die Bühne. Hm. Aber moment, nich komplett! Der Partyloewe und Hauke bleiben on stage, Hauke greift gar zu Gitarre und Mikrofon, gemeinsam interpretieren die beiden Tomtes "New York", wunderschön!
Da kann André natürlich nich weit sein. Nagut, zumindest körperlich isser voll da, brüllt mir obszöne Sachen ins Ohr und hat sich anscheinend schon wieder ziemlich gescheit zugeschüttet. Guter Mann. Was gibts Schöneres als besoffen Tomte zu grölen!
Nagut, wieder Zeit für die Deafroads in Komplettversion! Zeit für die - nagut, neben Speedway 69 und Betrunken im Klappstuhl - vielversprechendste Band aus dem Dortmunder Raum, wage ich mal dezent zu behaupten.
In der unplugged-Version kommt die Musik natürlich noch um Einiges klarer rüber, melodieverliebtes Gitarrengezupfe, mehrstimmige englischsprachige Textergüsse, die sich zu fast schon hymnenhaften Refrains auftürmen, ker ker ker
Der Platz vor der Bühne hat deutlich abgenommen, hängt wohl damit zusammen, dass etwa 100% des Publikums heute wegen den Deafroads da ist. Publikum, das am Automaten noch keine Kippen kriegt aber dafür alle Lieder auswendig mitsingt. Und ein paar Gescheite, die Bier trinken. Das gibts hier heute nur aus Bechern, außer man traut sich zur Bar in der Halle. Komische Regelung.
Eigentlich kam ich ja in der Annahme hierhin, die Deafroads würden wenigstens Raining Blood covern, was ja neben Filmriss sowieso in das Repertoire jeder anständigen Akustikrock-Band gehören sollte. Kam beides nicht. Ignorantes Pack!
Dafür hat sich Maurice heute die Haare geglättet. Eine Frisur von Weltformat! DA sollten die Scheinwerferspots mal hinstrahlen! Aber gucken ja eh schon alle zu Maurice, is halt Frontmann. Frontmann mit einer Stimme, nach der man wohl lange suchen muss. Einfach groß. Viel zu groß, um weiter in irgendwelchen Dortmunder Kaschemmen zu spielen. Vielleicht ist die Welt ja irgendwann bereit, guten Bands ne Chance zu geben.
Nagut, nachdem weder Slayer noch Knochenfabrik noch Morrissey gespielt, aber trotzdem ein zufriedenes Publikum hinterlassen wurde, dürfen die Deafroads von der Bühne und wir nach Hause. Holdy und ich treffen inner Stadt noch ein paar Limburger, die sich sichtlich begeistert zeigen von der Hirsch-Q, in die wir die Jungs entführen.
Und die zeigen sich auch begeistert von der Idee, dass Betrunken im Klappstuhl und Bluff auf deren Geburtstag in deren Dorfkneipe spielen. Super Dingen!
Nagut, die Versammlung löst sich auch irgendwann auf, die Limburger müssen in ihr Hotel und wir zum Nachtexpress, also tschöjj.
Is ja immer noch Platz hier, puh, dann wirds wohl Zeit für n Fazit oder so. Ich glaub bei jeder der drei auftretenden Bands hab ich irgendwann das Wort "schön" verwendet. Wie schwul ist das denn bitteschön?
Ansonsten warn die 3 Euro schon gut investiert. Muss ja nicht immer Punkrock sein. Drum hör ich jetzt erstmal Slayer.