Will Haven, Deftones am 29.03.2007 in der Zeche, Bochum
Will Haven, Deftones am 29.03.07 in Bochum
Erster Minuspunkt für die "großen" Konzerte - die fangen tatsächlich pünktlich an. Nich die Art von AZ-Pünktlichkeit, die "2 Stunden später als aufm Flyer" bedeutet, sondern die Pünktlichkeit mit 19 Uhr Einlass und 20 Uhr Beginn - trotz Zeitumstellung. Also spielt auch bereits die Vorband, als wir eintreffen. Will Haven heißen die, kommen aus den USA und machen Hardcore-Metal
Aber der Übelsten Sorte! Geschreie bei dem mir die Stimmbänder platzen würden. Die ganze Band konsequent am mitbangen, extra dafür hat sich der große Bassist ne Mähne wachsen lassen. Ohman, dieser Bollo-Hardcore-Gesang, der in Lautschrift ungefähr [uäh wäh äh wäh] geschrieben wird, und das in ner Stimmlage knapp über dem Geduldsfaden.
Punkt 21 Uhr. Mal schauen was die nächste Band so kann - die (ehrfürchtige Pause) Deftones. Ich weiß schon, warum ich die seit Jahren nich mehr gehört hab. Einfach nich meine Musik. Und Kikis genausowenig. Und kosten 30-35 Euro Eintritt. Natürlich gerechtfertigt, so zwei Treppenstufen da auf der Bühne sind schließlich teuer und Sänger Chino Moreno kann ohne Treppe nich singen.
Die Musik is ne dumpfe wummernde Wand aus Bass. Soviel Bass und soviel Wummern, dass sich nichtmal irgendwelche Melodien rauskristallisieren. Bezeichnenderweise steht der Bassverstärker in der Mitte der Bühne und das Schlagzeug so am Rand. Gitarre runtergestimmt bis sonstnochwat.
Und mitten in diese wummernde Wand ist dann der Gesang eingewebt, der klingt wie ein Typ, der nach dem letzten LSD-Trip gemerkt hat, dass er seinen Teddy verloren hat. Melancholisch-seufzend. Muss ja nichmal schlecht sein, den Fans (die alle jünger sind als die Band selbst) hats ja gefallen
Was für Songs wurden gespielt? So einige kannte ich sogar, zumindest am Anfang, was nichts anderes heißen kann, als dass die Deftones viel vom 2000er Erfolgsalbum White Pony gespielt haben. Aber bah, die Lieder klingen alle sowas von gleich. Basswummern und Emogesang. Nächstes Lied: Basswummern und Emogesang. Es folgt: Basswummern und Emogesang, vom Album Basswummern und Emogesang
Kiki meint, es wäre gesunde Arroganz, wenn wir ein 35-Euro-Konzert frühzeitig verlassen. Stimmt. Ich kann auch kaum noch stehen. Die ganze Zeit warten, ob vielleicht doch noch n Highlight kommt, mühsam das Gähnen unterdrücken - und dann noch dieser reflexartige Blick zur Uhr alle 30 Sekunden! Punkt 22 Uhr hauen wir ab, Deftones dürfen für ihre wahren Fans spielen, wir ham da nix verloren. Ab zu Rock am Ring mit euch! Ab ins Auto mit uns, losfahren. Nächste Ampel: Auto geht aus, geht nicht mehr an. Garnicht. Scheiße. Aber zum Glück is da ne Tanke, Auto hinschieben, Bier kaufen, Bus nehmen. Der steht natürlich im Stau mit den ganzen Deftones-Fans, Konzert scheint wohl zuende zu sein.
Deftones-Fans mit Deftones-Pulli und Deftones-Mütze, die im Auto mit Deftones-Aufkleber die Deftones hören, nachdem sie auf einem Deftones-Konzert waren. Hilfe! Ab nach Dortmund, ab in den Keller. Trinken. Tanzfläche. "Wer pogt fliegt raus!!!" ist da zu lesen, sehr amüsant. Wir sind gespannt, als irgendwann Nofx' "Kill all the white man" läuft, besonders auf den Moshpart. Na, gleich, noch 5 Sekunden, dann MÜSSEN doch alle anfangen zu pogen - zack, der DJ unterbricht den Song an genau dieser Stelle und spielt was anderes. Profi. Hat bestimmt auch zwei Treppenstufen am DJ-Pult, nur für sich.