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Myfest 1. Mai 2007 in Berlin

Myfest 1. Mai 2007 in Berlin

Aufgewacht in Bönx' Wohnung, leichter Kopfschmerz, erstmal gucken was der Kühlschrank so hergibt - hm lecker, 3 Sterni und ne offene Dose Katzenfutter. Das kann ja ein toller Tag werden.
Das Frühstück wird deswegen kurzerhand zur Jojo-Simon-WG verlagert, wo im Schichtensystem insgesamt 15 Leute frühstückten - vielen Dank nochmal für das leckere Essen!
Danach gehts auch schon direkt weiter nach Kreuzberg, wo den ganzen Tag ein bunt gemischtes Programm mit 12 Bühnen und vielen Gruppen und Künstlern auf uns wartet. Unsere erste "Band" für heute: Die Würmer auf der Newcomerbühne! Wirklich noch sehr new, geschätzte 15 Jahre alt und es fehlte noch die nötige Feinabstimmung. Viele Coversongs wurden dargeboten, zum Beispiel auch die Bloodhound Gang - Yeah! "Would you fuck me for blow?"
Der 1. Mai ist in Kreuzberg eine Art Volksfest, auf dem sich Menschen jeglicher Szene und Kultur treffen und vergnügen. Überall sind Verkaufsstände aufgebaut, es wird gegrillt und eine Riesenparty gefeiert. Warum nicht immer so?
Sämtliche Läden und Anwohner verkaufen auf den Bürgersteigen Essen und Getränke, Grillgeruch liegt in den Straßen und von überall erklingen diverse Musikarten von Folklore über türkischer Musik bis zu Hip Hop und Punk.
Die nächste Band, die wir uns anschauen: Ratatöska, die mit ihrem Sound genau dieses Gefühl widerspiegeln: Eine bunte Mischung aus Ska, Punk, Reggae und Weltmusik. Dazu das tolle Wetter, einfach klasse. Auf der Straße vor ihrer Bühne gab es kein Durchkommen mehr, alles ausgelassen am Tanzen. Konnte man sich heute sogar zweimal angucken, einmal jetzt und später auf ner größeren Bühne
Als amtliche Krawalltouristen dürfen für die abendliche Demo natürlich die Sonnenbrillen nicht fehlen - aber auch jetzt sind sie (bei Sonnenschein) verblüffend praktisch.
Auch jedes Jahr dabei: unsere Freunde in grün (oder auch blau und schwarz, je dunkler die Uniform desto unsympathischer). Hier treten sie gerade zum gemeinsamen Klassenfoto an. Kommentar einer anwesenden Fotografin: "Leider alle durchgefallen!"
Auf der Bühne vorm Core Tex (Einer der Läden für Punk und Hardcore in Kreuzberg) sollten eigentlich die Bad Brians spielen, aber zu unserer Überraschung sehen wir mal wieder unsere Nachbarn von SS-Kaliert. Der gewohnte kompromisslose Schrammeldeutschpunk.
Hier kann man vielleicht eine kleine Idee bekommen, wie voll die Straßen sind und was für eine einmalige Athmosphäre der 1. Mai in Kreuzberg ausstrahlt. Die Rauchwolken hier sind übrigens noch von den Grills.
Alle unsere Berliner Kollegen laufen uns nach und nach über den Weg, hier der Simon und der Jojo. Nochmal nen schönen Gruß an alle!
Als nächstes auf der Core-Tex-Bühne: Punishable Act aus Berlin. Wie vorher vermutet, eine typische Hardcore-Band. Übles Geschreie, Glatzen, dicke Tattoos und markige Sprüche. Allerdings auch recht politisch, was dem Ganzen doch einen positiven Beigeschmack gibt.
Die Band existiert wohl auch schon länger. Kiki kannte sie schon als er damals noch Hardcore gehört hat. Sie sind aber nie über den Insider-Status herausgekommen, obwohl sie garnichtmal zu den schlechten Bands ihres Genres gehören.
Muss man auch mal gesehen haben: Walter Schreifels. Bekannt als Frontmann von Gorilla Biscuits und vielen anderen, präsentiert er uns hier sein Solo-Programm. Hardcore-Klassiker auf Akustik-Gitarre. Passt irgendwie nicht so richtig, von Walter aber recht nett rübergebracht. Ein Highlight: Das Sick-Of-It-All-Medley, lustig.
Die letzten Lieder spielte er dann noch mit Begleitband, zusammengewürfelt aus Tomte-Musikern und anderen vom Grand Hotel Van Cleef. Die Musik bekam etwas mehr Power, wir haben jedoch vorerst genug gesehen und latschen weiter.
Für die meisten Menschen heute wohl das Highlight des Abends: Die Ton Steine Scherben Family auf dem Oranienplatz. Man, war das hier voll! Eine Band, die sinnbildlich für die damalige Szene in Kreuzberg steht. Revolutionäre Texte gepaart mit verrückten Ideen. Einfach eine Zeit, mit der wir beide nix zu tun hatten. Schade eigentlich.
Man sieht die vielen älteren Gesichter, es herrscht einfach eine ganz besondere Stimmung auf dem Platz, fast alle Lieder werden lauthals mitgesungen - wir kennen kaum welche. Trotzdem irgendwie beeindruckend.
Über die Reunion gibt es geteilte Meinungen, da mit Frontmann Rio Reiser ja das Gesicht der Band nicht mehr unter uns weilt. Jetzt übernehmen die anderen Bandmitglieder den Gesang im Wechsel. Sie spielen heute nach 35 Jahren das erste Mal wieder in Kreuzberg, man kann die oben beschriebene Stimmung einfach nicht in Worte fassen.
Kommen wir zur aktuellen Politik. Der erste Mai steht ja für die Rechte der Arbeiter, was zu den bekannten alljährlichen Maidemonstrationen Anlass gibt. Heute zieht die Demo mal mitten durch das Myfest. Wir dachten schon, auf dem Myfest wären viele Leute, aber die Demonstration war auch nochmal riesig.
Zurück zur Coretex-Bühne. Die Brainless Wankers mussten kurz ihr Set unterbrechen, damit die Demo vorbeiziehen kann, danach geht es gleich weiter mit fröhlichem Skapunk. Seit langer Zeit nicht gesehen, aber nach zwei eher mäßigen Platten spielen sie weiterhin die Hits der ersten Platte - Bier schmeckt mittlerweile auch wieder, 1 Euro für 0.4er Fassbier kostets hier!
Eigentlich sollten jetzt Rolando Random spielen, alle bereiten sich auf ein wenig Skanken vor - es folgte jedoch ein kurzer Auftritt einer uns unbekannten Hardcore-Band. Musik siehe Punishable Act, diese waren aber zumindest keine Deutschen.
Als wir hörten, dass RAWSIDE am 1. Mai um 22 Uhr in Kreuzberg spielen, waren wir doch etwas überrascht - ist das das Prinzip der Deeskalation? An der Trinkteufel-Bühne feiern viele Fans unsere Politcore-Lieblinge aus Bayern. Lieder gegen Staat, Politik und besonders Bullen heizten die Stimmung ordentlich an.
Stimmung vom ersten Lied an wie immer ausgelassen, Pogo ohne Ende, gestreckte Fäuste und Bierfontänen - Punkrock wie er sein muss! Die Energie, die Rawside live liefert, ist einfach unbeschreiblich.
Bei der Zugabe sogar ein Anflug von Humor von Sänger Henne. Als bei der Frage "Wollt ihr noch mehr?" das Publikum lauthals Zustimmung propagierte, sagte er ganz verblüfft: "Warum müsst ihr immer so rumschreien? Man kann doch über alles diskutieren." Keine 2 Sekunden später folgte im Rawside-typischen Gesangsstil ein langgezogenes "RIIIOOOOOT" und die Stimmung explodierte. Geiler Auftritt!
Das fanden auch unsere Freunde in Grün! Den ganzen Tag über hatten sie sich in Hinterhöfen aufgehalten, mit Einbruch der Dunkelheit ging das das typische Prozedere los. Flaschen flogen, Container brannten - die Polizei bezog Stellung. Eine gespenstige Athmosphäre für uns zwei Nichtberliner. Die Gelassenheit der anwesenden Feiernden zwischen all den Kampfbullen war doch etwas paradox.
Das war mal ein Müllcontainer.
Die Stimmung vor dem Core Tex - unbeschreiblich! Über Lautsprecher wurde geilste Partymusik gespielt, ca. 500 Leute tanzten auf der Straße, während 50 Meter daneben Hundertschaften von Bullen mit Flaschen beworfen wurden und versuchten, die Täter aus der Menge rauszupicken.
Man musste ständig achtgeben, nicht von wütenden Bullen umgerannt oder unsanft behandelt zu werden, nur weil man ausversehen etwas zu weit auf der Straße tanzte.
Stellt euch das nur vor: All diese Leute schreien laut zu den Beastie Boys "Paartyy" und direkt daneben marschiert die Polizei auf und ab - interessiert aber keinen.
Jungs, ihr habt einfach nen Scheiß-Beruf!
Um 1 Uhr wurde die Musik ausgeschaltet, wir nahmen noch ein letztes Bier im Franken und machten uns auf den Heimweg. So sahen die Straßen um 3 Uhr nachts aus. Überall Müll und Glasscherben, abrückende Hundertschaften und dazwischen wir, müde und auf dem Weg nach Hause. Krasser Tag!
Am nächsten Morgen latschen wir nochmal durch Kreuzberg, um uns anzuschauen, was von dem Spektakel übergeblieben ist. Wie das Schild oben vermittelt, ist auf den Straßen nichts mehr vom gestrigen Tag zu merken, alles geht seinen gewohnten Gang. Selbst der Fö schmeißt sein Taschentuch in den Mülleimer.
Nur vorm Core Tex sehen wir noch Reste des letzten Abends, schön wars!
Da wir ja total gegen den Trend sind, gehen wir nicht in den Zoologischen Garten, um das Marketingobjekt Knut zu besuchen, sondern beobachten lieber seinen großen Bruder im Tierpark Berlin. Wir sind ja so alternativ!
Hier das Motto des Tages: Einfach mal chillen und die Sonne genießen. Im Tierpark sind wir ziemlich alleine und können die Ruhe und die Erholung von den Strapazen des Vortages genießen.
Hachja, schön, dann geht's aber ab zur A2 nach Hause!
Also, ein schöner 1. Mai war das, is doch auch mal schön so als Krawalltourist


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Bunten

04.05.2007 14:58
tja Alter, ich glaub inna verbotenen stadt wo du wohnst, war randalemässig mehr los dies jahr als in berlin
©

04.05.2007 16:23
Fö, du schreibst in letzter Zeit so geschwollen! Du musst öfter ma sowas wie Titten, Arsch und Pillemann reinbringen, sonst versteht dich keiner!
Ulf
(Ulf)
04.05.2007 16:53
Fö erwähnt dafür gerne wie unbeschreiblich sie stimmung ist.

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