Solange es geht, Senore Matze Rossi am 13.03.2008 im Bakuda, Dortmund
Solange es geht, Senore Matze Rossi am 13.03.08 in Dortmund
Irgendwann gehen wir dann auch rein. Zu unserem Leidwesen ham Solange es geht noch nicht gespielt. Nagut, schauen wir uns die halt mal an. Was gibts von denen so Neues? Hm, Stefan hat seine Frisur der Musik angepasst. Und ich kenn inzwischen sogar n paar Lieder
Holdy stellt fest, dass Solange es geht einen leichten südfranzösischen Flair versprühen. Weil da konstant so ein Zirpen zu hören is. Steht nichtmal wer hinterm Mischpult, der Bock hat mal zu gucken was da los sein könnte. Total laut und dröhnend übertönt es Stefans eh zu leisen Gesang und seine Ansagen verkommen zu unverständlichem Gerausche.
Dabei hat er doch so viel zu sagen! Dem Publikum zum Beispiel. Soll wohl Stadionrock sein. Das Publikum zum Mitklatschen aufrufen (zwei Leute klatschen) und dann noch die unvermeidliche Vorgruppen-Frage "Wer ist denn heute alles wegen uns da?" (zwei Leute klatschen), gefolgt von "Und wer ist wegen Matze Rossi da?" (zwei Leute klatschen). Hm. Beschämter Blick zu Boden.
Ob es nun Tatsache ist dass man mit der Musik in diesem Laden an einem Werktag einfach keine Stimmung machen kann oder ob das Publikum die Fragen einfach nur wegen dem Zirpen nicht verstanden hat, das sei mal eurer Phantasie überlassen. Immerhin nach den Liedern gab es Applaus.
Achja, beschämt weggucken können auch andere. Kiki erdreistet sich sogar (und ja, das ist jetzt aus dem Zusammenhang gerissen), mir seine Käppi über den Kopp zu hauen, dabei sind da doch so Buttons dran und die machen aua. Such ich mir halt wen mit weniger Buttons zum Ärgern. Michi is zum Beispiel auch da.
Nun sind wir heute aber nicht da, um andere Leute mit unseren Käppis zu verprügeln, sondern um Senore Matze Rossi zu sehen! Trägt auch Käppi, dazu noch Mundharmonika und Gitarre und fängt erstmal solo an zu spielen. Dazu stellt er sich sogar weiter ins Publikum rein, offenbar weil die Akustik immernoch zu wünschen übrig lässt - immerhin is das Zirpen weg.
Matze is ein Typ, der nicht nur mit Tagtraum eine der authentischsten deutschsprachigen Bands überhaupt gegründet und zu Grabe getragen hat, sondern der auch alleine die Kraft hat, sich in unsere Herzen und Köpfe zu singen. Fantastischer Musiker und Texter. Und eine Stimme, die den ganzen Raum füllt. Naja nicht den ganzen Raum, hinter mir steht Ratz und singt mit. Ich werfe ihm einen vernichtenden Blick zu.
Inzwischen ist Senore Matze Rossi ja schon seit einiger Zeit mit Band unterwegs. Mit Sven Peks an der Gitarre und Tobi am Schlagzeug sind auch zwei weitere Leute dabei, die für die Tagtraum-Historie nicht unwichtig waren. Wie der Gitarrist heißt keine Ahnung. Und nicht dabei heute ist die Frau in der Band, schade die fand ich süß.
Damit die Band auch Platz hat, rückt Matze noch ein wenig vor. Viel gemütlicher so. Große Bühnen sollte man Solange es geht vorbehalten (muahaha, kleine ironische Spitze! Große Bühnen von kleinen lokalen Radiosendern!)
Ein neues Album hat die Band im Gepäck. Ab diesem Album kann man auch erstmals von der Band sprechen, denn mit ebenjener ist dieses auch aufgenommen. Weg von Akustikgitarre und Sirenengeheul von der Straße, hin zu Studioproduktion mit künstlichen Effekten.
Was aber nicht heißen soll, dass die neuen Lieder uns einen komplett anderen Matze Rossi bescheren. Die großen Emotionen sind geblieben, darum darf die Band beim Spielen auch mal die Augen schließen. Ohne dass es aufgesetzt wirkt.
Ihr wollt mehr Gefühle? Okay, Schlagzeuger Tobi hatte auch noch Geburtstag, was zu einem spontanen Ständchen im Publikum führt. Hach.
Ab und zu kommen auch mal musikalische Ausbrüche in puncto Lautstärke. Da schreit Matze dann plötzlich wie zu Tagtraum-Zeiten und man gerät noch tiefer in diesen emotionalen Strudel aus Glück und Verzweiflung, der uns hier dargeboten wird.
Bah, zuviel Satzgetüm, Wörtergefasel und Gefühlsästhetik, schnell ablenken. Bier kostet 2.50 für ein Astra. Kai is auch da und hat diesen jungen Mann mitgebracht, der sich vorstellt als "mehr Indie als ihr alle zusammen". Der Spruch des Abends! Darf ich vorstellen: TOMMY FINKE! Er meint, er kenne Bierschinken, da hätte es mal eine schlechte Kritik über ihn gegeben. Geil, nennt mich den Meister der schlechten Kritiken!
Sogar schlechter Kritiken, die ich nie geschrieben habe. Ich bin fasziniert. Okay, das war jetzt genug Ablenkung, zurück nach vorne und zurück zum Strudel. Zur Zugabe darf Matze uns mal wieder mit Akustikgitarre verwöhnen, "Analog am Stück" kannte man ja noch von der letzten Tagtraum-Platte, als Solostück nochmal etwas länger.