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No One's Choice, Insert Coin, No Relax am 08.04.2008 in der Matrix, Bochum

No Ones Choice, Insert Coin, No Relax am 08.04.08 in Bochum

Da treff ich doch gestern in der Bahn tatsächlich den Diddy. Er auf dem Weg zum Beatsteaks-Konzert, ich auf dem Weg zum Scooter-Konzert. Naja, mehr oder weniger. Das Gespräch verkürzt die Bahnfahrt doch erheblich, irgendwann rückt er dann damit raus, dass er mit einer seiner Kapellen tags darauf in Bochum spielt. Alles klar, ich kündige mich an, hab ja eh nix zu tun. Und als Hauptact auch noch die Punkrocker von No Relax, das kann man sich ja wirklich mal geben!
Begleitung ist auch schnell gefunden: Holdy Asozial trinkt heute sein erstes Bier seit dem Urlaub und Chrissi unterbricht spontan seinen Lerneifer. Den Vogel abschießen tun jedoch Stephan und Jenny, die extra aus Braunschweig angereist sind. Sachen gibts. Spektakulärer find ich da nur den Ohrstöpsel-Automaten am Eingang der Matrix.
Als wir reinkommen laufen wir erstmal fast gegen ne Eisentür - in der irrigen Annahme, das Konzert wäre in der großen Röhre. Aber Pustekuchen, is in der kleinen. Da hab ich ja noch nie n Konzert gesehen! Ich fühl mich fast wie in einer gänzlich neuen Location! Zumindest bis ich die Bierpreise sehe...Äh ja, leicht zu spät, No One's Choice stehen bereits auf der Bühne.
Noch eine irrige Annahme: Ich dachte ja, die hätte ich noch nie gesehen. Hab ich aber schonmal, vor Jahren in Krefeld, damals allerdings noch ohne Diddy. Damals wie heute darf man sich auf ne ordentliche Portion Skatepunk gefasst machen. Scheint einfach nicht auszusterben dieses Genre...
Trotzdem trägt keiner der Protagonisten Truckerkäppis aufm Kopf oder Baggypants unterm Arsch. Buh, das is doch Verrat an der Szene! Immerhin hängt Diddys Hose tief genug, dass man seine Boxershorts sieht. Soviel zum optischen. Sehr melodisch und mehrstimmiger Gesang, auch der Schlagzeuger darf mal ran.
Aber halt Skatepunk. Der in den guten Momenten an No Use For A Name erinnert, in den schlechten an, naja, die Unzahl an Dorfkapellen im In- und Umland, die sich in den letzten 15 Jahren dieser Musikrichtung verschrieben haben. Die Lieder gehen trotzdem ganz gut ins Ohr, aber ohne Publikum kann da eh keine Stimmung aufkommen.
Ebenso wie wir ist die Band sichtlich irritiert, dass so wenig Leute den Weg in die Matrix gefunden haben. Und noch weniger den Weg direkt vor die Bühne, da sind maximal zwei Leute und die wollen auch nur Fotos machen. Spontan titelt der Sänger ihren Song "Waiting For Summer" in "Waiting For Audience" um. Wenn Publikum da wär, hätte vielleicht sogar wer gelacht.
Die nächste Band nennt sich "Insert Coin" und kommt aus Recklinghausen. Geht auch in die Richtung Skatepunk oder auch Poppunk, aber nicht mehr ganz so Melodic-mäßig. Au Backe, zweimal Skatepunk hintereinander, irgendwann is doch auch mal gut
Schau ich mir trotzdem ein wenig an. Trotz der überheblichen Gesten des Sängers. Aber auch hier will keine Stimmung im spärlich gesähten Publikum aufkommen. Das Publikum wird dann noch spärlicher, als wir uns zurückziehen - irgendwann is auch mal genug
Stephan und Jenny, wie erwähnt extra aus Braunschweig angereist, weil das gestrige No-Relax-Konzert in Berlin ausgefallen ist. Warum wohl? Weil zu wenig Publikum erwartet? Hm. Wir setzen uns an einen Tisch, der so wunderbar präpariert ist, dass man die Tischplatte drehen kann, wodurch Holdy und ich ohne Probleme an das Bier der beiden gelangen können. Geil!
So, nu wirds aber Zeit für die Hauptband: No Relax! Endlich ne Band, bei der ich wenigstens n paar Lieder kenne - bringt aber nix, die Akustik hier drinnen is dermaßen scheiße, dass bei mir nich viel ankommt. Schade.
Die Musik würd ich mal als Streetpunk bezeichnen, wenn auch mit vielerlei Einflüssen aus verwandten Genres. Das besondere hier ist wohl, dass es weiblichen Gesang gibt, keinen hingerotzten sondern durchaus melodischen. Größtenteils spanische Texte, aber da Sängerin Micky aus Italien stammt auch ein paar Lieder in ihrer Heimatsprache.
No Relax müssen wohl damit leben, als Nachfolgeband von Ska-P zu gelten, weil zufällig Gitarrist Joxemi mitspielt. Aber anscheinend wollen sie auch damit leben, wenn nicht sogar davon leben, sonst wär das wohl auf dem Poster nicht so groß erwähnt. Mit dem musikalischen Output von Ska-P hat das nun wirklich nichts zu tun.
Aber als Nachfolgeband von Ska-P kann man es sich wohl erlauben, hohe Eintrittspreise zu verlangen. 13 Euro Abendkasse für ne Band, die noch keine wirkliche Erfolgswelle in Deutschland verbuchen konnte, halte ich für ziemlich übertrieben.
Und das große Dilemma dabei: Fans von melodischem Punkrock werden durch das Ska-P-Siegel abgeschreckt, während der gemeine Ska-P-Fan kurz bei Myspace reinhört, keine Bläser vorfindet und sein Interesse verliert. Soweit zumindest meine Theorie. Aber geht auch anders. Wessen Leben durch Ska-P geändert wurde, der taucht auch hier auf.
Das Publikum hat sich inzwischen nach vorne gewagt, zumindest so 4-5 Leute, die auch versuchen, bestmögliche Tanzstimmung darzubieten, indem sie verschiedene Varianten des Paartanzes ausprobieren und schließlich alle Arm in Arm rumstehen und Volkstänze aufführen.
Total großartig finde ich das Kommunikationsproblem! Letztes Jahr in Berlin waren Ansagen auf spanisch kein Problem, aber heute kapiert die keiner, und englisch ist auch nicht grad verbreitet in der Band. Kommunikation mit Publikum und Lichtmischer gerät zur Farce. Immerhin versucht die Sängerin, ihre Texte durch entsprechende Gesten an den Mann zu bringen.
A propos Mann: Außer Jenny und Alexejs Freundin keine Frauen im Publikum. Ehrensache, dass alle wild auf die Sängerin stieren. Chrissi zählt, dass so 25 Leute im Raum sind, schon irgendwie traurig. Ich hätts trotzdem verdammt lustig gefunden, wenn das Konzert in der großen Röhre stattgefunden hätte.
Ein verzweifelter Fan wagt gar zwei Stagediving-Versuche. Die klappen auch mehr oder weniger, aber von Diving kann hier nicht die Rede sein, da es ja schließlich nur die anderen 4 Leute sind, die ihn quer durch den Raum tragen.
Das Konzert selbst macht trotz aller Umstände irgendwann gehörig Spaß, vor Allem wegen der sympathischen Sängerin. Aber man darf die Band ja nicht nur auf sie reduzieren, zwischendurch geht sie auch zweimal von der Bühne, um ihre Instrumentalisten mal sich selbst zu überlassen.
Nur der Sound lässt nach wie vor zu wünschen übrig, aber das erwähnte ich ja bereits. Vielleicht hat einfach die Dämmmasse in Form von Mensch gefehlt. Oder die sprachliche Abstimmung der Band mit dem Mischer.
Stephan und Jenny machten sich vorm Konzert noch mit der Sängerin bekannt. Wow, 300km Anfahrt! Also werden die beiden auch immer wieder nach vorne gelockt zwecks Tanzen und Mitsingen
Zugaben gabs soweit ich das mitbekommen habe nicht, die Länge des Konzertes hat mir aber auch gereicht, Stimmungsmäßig war da einfach nicht mehr drin. Nächstes Mal dann bitte für 5 Euro im Wageni! Aber was mecker ich über den Preis, danke nochmal an Diddy für Gästeliste...
Ein wenig Fremdschämen dann nach dem Konzert: Die Fans stürmen die Bühne, packen ihre zwei Bröckchen Spanisch aus und wollen unbedingt Fotos mit den ganzen Bandmitgliedern. Was Holdy und mich auf die spontane Idee bringt, auf der Bühne einfach mal ein Foto ohne Bandmitglied zu machen. Tierisch lustig. Der total perplexe Joxemi überredet uns dann aber später, doch wenigstens mit ihm ein Foto zu machen, nur für ihn
Diese Popularität muss man als gewöhnlicher Zuschauer erstmal erreichen, dass die Band ankommt und ein Foto will. Und mit diesem erhabenen Gefühl bringt uns Chrissi schließlich zur S-Bahn. Schöner Abend war das! Ach und eins noch: Ska-P wollen sich tatsächlich reunieren, da bin ich mal gespannt. Nur diesmal ohne Pipi, obwohl sich die Daseinesberechtigung von The Locos damit erledigt hätte...naja, No Relax darf es meinetwegen trotzdem noch weiterhin geben. Nächstes Mal aber bitte keine überheblichen Eintrittspreise.


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