Middle Class Rut, The Bronx am 16.02.2009 im Underground, Köln

Die derzeit wahrscheinlich beste aktuelle Hardcore-Band kommt nach Deutschland! The Bronx aus Los Angeles beehren das Underground in Köln! Und auch wenn der Kartenpreis mit 15 Euro deutlich über dem liegt, was ich für ein Konzert als akzeptabel erachte, isses mir das wert. Und nicht nur das, ich werfe sogar meine Fahrkünste in den Topf und bleibe freiwillig nüchtern. Man, soviel Aufopferung muss doch belohnt werden! Als Beifahrer war eigentlich Christian auserkoren, sagte aber kurzfristig ab - also kommt Katja mit. Obwohl sie die Band nich kennt. Mutig!

Vorband heute sind Middle Class Rut, mit denen ich mich im Vorfeld schon befasst hatte, nicht zuletzt weil sie auch mit The Living End auf Tour gehen sollen - keine Ahnung ob da noch was dran ist, im fraglichen Zeitraum sollen sie auch noch "...and you will know us by the trail of dead" supporten. Ganz schön voller Terminkalender!

Und was ist nun diese Band, die alle "Großen" mit auf Tour nehmen wollen? Zuallererst mal eine Zwei-Mann-Band! Aber nicht so ne Indie-Luschen-Scheiße, sondern volle Granate Punkrock. Der Drummer haut dermaßen tight (verzeiht das Wort) auf die Felle, dass diese drohen zu platzen, während die Gitarre mit all ihren Effektgeräten einen herrlich dichten Sound fabriziert.

Dazu gibts vom Sänger schön druckvollen Gesang, da wird auch mal geschrien und gebrüllt, und trotzdem bleibt man stets melodisch und auf den Punkt. Geil! Auf Myspace hamse mich schon an die eben erwähnten Trail of Dead erinnert, dass ich mich schon gewundert hab, wie die das live hinkriegen wollen - aber hier frag ich mich eher, wieso sie auf Platte nicht so viel Power haben

Nicht umsonst vergleicht man sie auch eher mit Jane's Addiction oder At The Drive-In. Postcore-Arschtritt-Punkrock deluxe, geiler Auftritt. Zwei EP's ham die beiden Herren aus Sacramento erst draußen, hierzulande kennt sie wohl noch keiner - zu merken an dem eher zurückhaltenden Publikum. Nagut, is ja auch Montag.

Ich wage mal zu behaupten, dass man von den beiden noch einiges hören wird. Also, später. Heute nicht, dafür war die halbe Stunde Spielzeit einfach zu wenig. Hat dafür aber sehr gefallen! Für mich bleibt zu hoffen dass sie auch wirklich auf der Living-End-Tour dabei sind...

So, danach erstmal auf die Bronx warten. Leichter Unmut macht sich bei mir breit aufgrund der Warterei. Ker, müssen die sich so lange Zeit lassen? Manman, diese Amis! Schließlich kommense dann aber doch auf die Bühne, umjubelt von den Zuschauern, die natürlich sofort nach vorne stürmen, um nen ordentlichen Moshpit zu starten.

Mit "Stop The Bleeding" startet der Auftritt, weiter gehts mit nem gut gemischten Set aus allen drei Alben (die alle ganz simpel "The Bronx" heißen). Anfangs brauch ich aber ein wenig, um mit der Band warm zu werden, gesangtechnisch hatte Sänger Matt schonmal mehr drauf, das Gekrächze heute klingt nach so einigen durchzechten Nächten

Aber spätestens mit "Shitty Future" bricht dann auch der Bann, starker Song! Angekündigt übrigens als die einzige Droge, die die Band uns heute servieren kann und die sich in unser Gehirn einpflanzen wird - auf Nachfrage eines Fans nach "Dope". Kiffen auf nem Hardcore-Konzert find ich sowieso irgendwie absurd.

Als stumpfen Hardcore darf man The Bronx eh nicht beschreiben. Natürlich isses das, aber eben gepaart mit der Vielseitigkeit von Rock'n'Roll bis Blues. Black Flag trifft frühe Beatsteaks trifft Danko Jones. So muss Punkrock klingen, haut die ganze Emowichse inne Tonne!

Ach, a propos Vielseitigkeit. Eigentlich hoffte ich auch, heute Abend ein paar neue Infos zu erhaschen zum "El Bronx"-Mariachi-Album, das ja ursprünglich parallel zum letztjährigen "The Bronx"-Album erscheinen sollte. Großartige Sache, quasi ein Nebenprojekt mit Mariachi-Trompeten, sowas von geil! Zieht euch das mal bei Youtube rein!

Nunja, besagtes Album soll angeblich dieses Jahr kommen. Ich bin gespannt. Heute gibts aber ausschließlich Dampfhammer-Hymnen voll in die verdammte Fresse. Wer kann schon einer Band widerstehen, wo der Bassist SO aussieht? Geiler Schnubbi, man!

Und der Sänger is das Energiebündel pur! Springt auch gerne mal ins Publikum und schubst ein wenig mit, im Laufe des Abends wird er gar noch lockerer und hält ab und zu das Mikro in die Massen. Und ansonsten sieht man an seinem breiten Grinsen, wie sehr ihm das Ganze Spaß bereitet.

Aber anstatt das Publikum zu beleidigen, erzählt er uns immer, wie toll das doch alles ist, tolle Tour und tolle Show und tolle Zuschauer - verdammter Hippie! Rotz doch wenigstens ein bisschen rum!

Achja, Zuschauer - denen gehts auch gut. Kein Halten mehr vom ersten Song an, und selbst ruhigeres Zeux wie "White Guilt" wird frenetisch abgefeiert. Is ja auch gut gefüllt hier im Underground! Größter Hit des Abends dürfte wohl "History's Stranglers" sein, der Laden kocht über!

Einziges Manko: Die kurze Spielzeit. Nach etwa ner Stunde dürfen wir schon nach der Zugabe schreien. Aber gut, passt schon, bei so einer Show verzeihlich. Nur eben bei dem Preis nicht. Halbe Stunde Middle Class Rut und eine Stunde The Bronx für 15 Euro? Naja, ich will ja nicht meckern. Also gibts noch "Around The Horn" als Zugabe, halb 11 und das Konzert is vorbei.

Wir beschließen, den Abend im Sonic Ballroom zu beenden, wo heute Che Sudaka spielen - ein paar Töne können wir von außen erhaschen, aber drinnen kommt keiner mehr rein, ausverkauft. Verdammter Mist. The Bronx und Che Sudaka an einem Abend wäre mal ein echtes Highlight gewesen...egal, hat so auch gelohnt! Für mich zumindest, Katjas Musik wars wohl nicht ganz. Hehe.

Middle Class Rut, The Bronx am 16.02.09 in Köln

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