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Mailand-Trip vom 11.-15.06.09 inkl. Rock in Idro (Social Distortion, The Pogues, Gogol Bordello, Flogging Molly, The Gaslight Anthem, The Subways,... am 13.06.2009 im PalaSharp), Milano (Italien)

Rock in Idro am 13.06.09 in Mailand

Endlich wieder Social Distortion in Europa! Nach und nach trudeln die Termine ein, wir legen uns früh fest: Das "Rock in Idro" in Mailand hat einfach auch sonst verdammt geile Bands am Start, außerdem gibts ja Billigflieger für unter 50 Euro hin und zurück. Zwei Tage geht das Festival, der zweite Tag mit Faith No More und Limp Bizkit ist uns aber zu uninteressant, also muss der erste reichen...neben Social D gibts unter anderem noch The Gaslight Anthem, Flogging Molly, Gogol Bordello und schlussendlich The Pogues - also mehr als genug Argumente. Diesmal ist auch unsere Truppe gar nicht so mickrig: Bönx und Peggy aus Berlin, Helna und Maddin aus Braunschweig, Katja und Fö aus Dortmund. Quasi reist die halbe Republik an, oder halt ihre Stellvertreter. Donnerstag gehts los!
Erstmal nach Mailand kommen. Im Kölner Flughafen decken wir (Braunschweig und Dortmund) uns schonmal mit Dosenbier ein. Bei nem Euro pro Dose wird die Wartezeit vorm Zeckenschalter nur noch halb so langweilig. Sind ja schließlich Low-Budget-Touristen.
Angekommen in Malpensa, bringt uns der völlig überteuerte Flughafen-Express gen Mailand. Damit wir nicht verdursten, steigen wir ne Station früher aus und latschen von Bovisa aus zum Hotel. Recht linke Gegend, aber irgendwie hat keine Kneipe auf. Und das Gruppenfoto vorm Rock-In-Idro-Plakat klappt auch nicht so gut wie geplant. Dafür gibts Birra vom Dönermann.
Im Hotel Lario treffen wir dann schließlich auf die Reisetruppe Berlin. Die haben besser geplant: Ne Palette Hell-Bier (mit 33 Cent die Dose noch bezahlbar) und ne 5-Liter-Pulle Rotwein! Bestens! Noch dazu ist es selbst um 22 Uhr noch so warm in Mailand, dass es sich im Innenhof verdammt gut aushalten lässt.
Nächster Tag: Freitag. Von der Reiseleitung zum Sightseeing-Tag erklärt, schließlich ist das Festival erst morgen. Am Supermarkt kaufen wir colazione (Frühstück), das dann in den Giardini Pubblici verzehrt wird. Mobil sind wir ja, dank Metro. Eine Fahrt ein Euro, Tagesticket 3 Euro - da sollten sich andere Großstädte mal dran orientieren!
Was hat Mailand sonst zu bieten? Tja, ne Modestadt halt. Es gibt keinen Zoo, keine Billigkneipen und von Punkszene auch nichts zu sehen. Verdammt enttäuschend. Immerhin passt das Wetter (30 Grad), also schlendern wir durch die schattigen Gassen an der Via Montenapoleone und bestaunen die vielen 5000-Euro-Schuhe in den Schaufenstern.
Also, wer auf Shoppen steht und 100-Euro-Scheine als Kleingeld ansieht: Ab nach Mailand! Architektonisch gibt es zumindest ein paar Highlights zu bewundern - hier die "Galleria Vittorio Emanuele", in der damals Campari erfunden wurde. Ob der genau so teuer ist wie ein Bier (5-6 €), wollen wir lieber nicht herausfinden...
Direkt daneben befindet sich der Mailänder Dom. Die viertgrößte Kirche der Welt und damit das einzige Must-See für jeden Mailand-Touristen. Für uns heißt das: Abhaken und weitergehen.
Schließlich suchen wir etwas ganz anderes: Ne billige Kneipe, in der möglichst Punkrock gespielt wird. Hm, gibts am Dom wohl eher nicht...ein paar Straßen weiter kostet das Bier immerhin nur noch 3.50, also kühlen wir dort unsere trockenen Kehlen.
Nächster Punkt zum Abhaken: Das Castello Sforzesco. Ganz nett. Katja erklärt mir den Unterschied zwischen "Schloss" und "Burg", während Bönx irgendwelchen Katzen hinterherjagt und ein Senegalese uns erklärt, dass es unserem Präsidenten Angela Merkel Glück bringen würde, wenn wir seine Armbändchen kaufen.
Hinter dem Schloss, äh, der Burg gelegen: Der Parco Sempione. Hier stehen lauter Stände und sogar ne Bühne, geht um irgendeine Öko-Veranstaltung. Ohne Ökobier. Und die Sonnenbrillen sind bestimmt auch nicht aus biologischem Anbau.
An einer Schulhofmauer wirds irgendwann sogar politisch, wie Bönx entdeckt. Der Pimmel macht Berlusconi doch gleich gleich sympathischer, oder? Naja, nicht wirklich, rechtes Medienmogul-Arschloch! Eine Verunglimpfung für jeden Schwanz!
Unser nächstes Ziel ist eigentlich der Plattenladen "Riot Records", wir müssen aber bestürzt feststellen, dass es den nicht mehr gibt. Nix mit Punkrock-Tourismus hier. Immerhin bei den öffentlichen Toiletten kommt etwas Force-Attack-Feeling auf, hehe
Quer um die Stadt ziehen sich diverse Kanäle, navigli genannt. Zack, abhaken. Entlang des Naviglio Pavese finden sich sogar einige alternativ aussehende Kneipen, haben aber nicht geöffnet. Auch nen Plattenladen gibt es hier - wir kaufen nichts, genießen aber die Air Condition.
Den Abend verbringen wir dann trotzdem wieder im Hotel-Innenhof, bei Wein und Dosenbier vom Supermarkt schmiert uns Mama Helli lecker Schnittchen. Die Suche nach billigen Kneipen verschieben wir erstmal, dafür beschallen wir den Hof mit Alexander Marcus - Niveau muss sein!
Nächster Tag: Samstag! Recht kurzfristig wurde das Rock in Idro vom namensgebenden Idroscalo in die Mehrzweckhalle Palasharp verlegt - nix mit Open Air, kacke! Nen Supermarkt in der Nähe finden wir auch nicht, dafür bringt uns die Metro immerhin direkt vor die Tür.
In der Halle ist es aber deutlich angenehmer als bei der brühenden Hitze draußen, also freuen wir uns auf die erste Band: The Noise Guys machen den Opener. Italienische Band, kennt man bei uns nicht, machen aber ziemlich amtlichen Pop-Punkrock Richtung Green Day. Dank Myspace kennen Maddin und ich sogar ein paar Lieder, der Refrain von "LaLaLa" gelingt uns perfekt.
Ziemlich melodischer Gesang, italienische Texte und Songs, die sofort ins Ohr gehen - mehr davon! Wir findens gut und die restlichen 20 Leute in der etwa 8000 Mann fassenden Halle vermutlich auch. Die örtliche Crew hat aber augenscheinlich nach 15 Minuten genug: Der Zeitplan muss eingehalten werden, also wird rabiat abgeschnitten.
Puh, wieder raus. Vor der Halle sind diverse Stände aufgebaut, auch eine Freiluftdusche wartet darauf, die Massen zu kühlen. Blöd geregelt: Es gibt weder Stempel noch Bändchen, also muss man die gesamte Zeit auf dem Gelände verbringen. Ganz schön nervig bei 12 Stunden Programm.
Die nächste Band ist wieder ne heimische: Andead kommen aus Mailand und machen Punkrock, der glücklicherweise nicht so ekelglatt rüberkommt wie die Myspace-Präsenz erahnen lässt. Rauer Gesang, der in den guten Momenten an Far From Finished erinnert, recht schnelle Rock-Songs und ein begeisterungsfähiges Publikum.
Für Andead ist sogar ein längerer Slot als für die Noise Guys eingeplant: 30 Minuten! Wird aber nichts draus, auch diesmal ist nach 15 Minuten Schluss. Immerhin ein ziemliches Highlight am Schluss: Ein Cover vom Ramones-Song "Bonzo goes to Bitburg", dargeboten mit irre witzigem Italo-Akzent, dafür aber mit schönem Publikums-Chor.
Die fehlenden 15 Minuten waren anscheinend nötig, um den Subways die nötige Umbaupause zu geben - nagut, für internationale Acts muss man schonmal zurückstecken. The Subways waren für mich bisher immer nur eine von unzähligen Indie-Bands aus Großbritannien, das soll sich aber heute ändern: Ich bin positiv überrascht!
Die Zwei-Mann-Eine-Frau-Band rockt nämlich ungemein. Trotz der frühen Stunde (15 Uhr) wird ordentlich eingeheizt, die Mucke geht gut nach vorne und den freien Oberkörper vom schmalen Sänger verzeih ich ihn mal, ziert ihn doch immerhin ein Poser-Tattoo.
Dafür find ich die Pailletten-Bluse von Bassistin Charlotte eher überflüssig. Wie wahrscheinlich 90% der restlichen, zumeist männlichen, Besucher auch. Bönx stellt fest, dass sie nen Duracell-Hasen verschluckt hat: Am Posen wie Sau!
Sogar bei den Mitklatsch-Parts. Wie die Leser wissen sollten, finde ich sowas ziemlich peinlich. Aber gehört wohl bei so Festivalhuren wie den Subways dazu, hähä. Ansonsten astrein vorbereitet: Sänger Billy hat sich für den allerersten Italien-Gig ein paar Wörter auf italienisch ("magnifico!") notiert, beim letzten Song "Rock'n'Roll Queen" sogar ne ganze Zeile
Tja, zu dem Lied muss man wohl nix mehr sagen, so totgenudelt wie das ist. Lustigste Aktion des Festivals: Billy klettert auf den linken Boxenturm, klatscht zweimal, springt wieder runter, klettert auf den rechten Boxenturm, klatscht zweimal und springt wieder runter. Ker, soviel Rock'n'Roll vertrag ich nicht. Egal, trotzdem super Auftritt!
Nächste Band: The Gaslight Anthem! Leider noch nie gesehen, heute ist endlich der Tag. Eine Band, die sich innerhalb kürzester Zeit wirklich hochgeackert hat. Punkrock trifft auf Western-Folk. Irgendwo zwischen den Weakerthans und Social Distortion oder auch zwischen Bruce Springsteen und Against Me!
Da bin ich auch etwas verwundert, als die komplette restliche Reisetruppe vorgibt, die Band nicht zu kennen. Und ich muss zugeben, in so einer großen Halle und mit der doch eher langsamen Musik könnte es schwer sein, die Leute zu begeistern, wenn sie kein Lied kennen. Außer natürlich das kurz intonierte "Stand By Me", höhö...
Aber ich würd mal sagen, das ham The Gaslight Anthem geschafft. Allein die fantastische Stimme von Sänger Brian Fallon zieht schon nach kürzester Zeit jeden in ihren Bann. Dazu all die großartigen Stücke, die heute Abend zum besten gegeben werden: We Came To Dance, Drive, High Lonesome, Great Expectations,... - perfekte Mischung aus beiden Alben.
Ansagen gibts eher wenig, schließlich muss die kurze Spielzeit irgendwie genutzt werden. Brian stellt lediglich fest, dass wir das beste Ticket der Welt erworben haben, bei dem heutigen Line-Up. "You don't have to go to any more shows, this is the only one" - wat soll man sagen, irgendwie hat er recht! Fehlt nur noch Knochenfabrik.
Also, großartige Show, ich freu mich schon auf Mittwoch in Düsseldorf, wo sie abermals den Support für Social Distortion machen dürfen. Wobei kleine Clubs der Band mehr liegen dürften - aber wenn da, wie letztens im ausverkauften Kölner Underground, die Schwarzmarktpreise bei 100 Euro liegen, sind größere Läden wohl nachvollziehbar...
Erstmal wieder raus. Also vor die Halle, vors Gelände darf man ja nicht. Was für ein großes Problem sorgt: Bier kostet hier drinnen unverschämte 5 Euro, ein belegtes Brötchen ebenso. Hätten wir das mal eher gewusst, die Einlasskontrollen tendierten eher gegen Null...
Nächste Band: The All-American Rejects. Pop-Punk und der Sänger wäre gerne Freddie Mercury. Hm. Naja, bei dem Aufgebot an großartigen Gruppen muss auch mal was Mieses dabei sein, also verzeih ich den Veranstaltern diesen Ausrutscher mal. Schließlich hat die Band auch ihre Fans.
Und die müssen Einiges aushalten. Is ja ganz nett, dass der Sänger sich an den Brustwarzen spielt oder den Mikro-Ständer vergewaltigt, aber dafür soll er sich doch nächstes Mal ein Hotelzimmer nehmen. Wir gehen lieber wieder raus.
Wenn draußen nicht diese Affenhitze herrschen würde...kein Wunder, dass die aufgestellten Bierbänke kaum Leute anlocken - die halten sich eher im Merchzelt auf. Oder schauen sich die All-American Rejects an. Eigentlich sollte es draußen noch ein Akustikset von Gaslight Anthem geben, scheint aber eher ne Autogrammstunde zu sein...hm, also doch Bierbank.
Zur nächsten Band müssen wir aber dann pünktlichst wieder drinnen stehen: Flogging Molly! Die fangen dank des knappen Zeitplans auch erst mit etwas Verspätung an. Aber wat solls. Mit "Paddy's Lament" beginnt die Show, und sofort ist vor der Bühne ein einziges Chaos.
Alles tanzt und singt, wow. Die erste Band heute, die auch wirklich die gesamte Halle zum Kochen bringt! Unmöglich, hier eine Sekunde stehen zu bleiben. Sehr interessant finde ich als Naturwissenschaftler die natürliche Selektion zu Beginn, als die Tanzwütigen nach vorne stürmen und die Mitwipper nach hinten schleichen.
Is halt einfach Musik, die direkt in die Beine geht. Irische Volksweisen gepaart mit Punkrock. Also gibts neben E-Gitarre auch Akkordeon, Geige, Tin-Whistle und natürlich jede Menge trinkfeste Chöre.
Gutes Set und etwa eine dreiviertel Stunde Spielzeit - klingt wenig, ist aber ausreichend damit schnell die komplette Halle von Schweißgeruch durchtränkt scheint. Stücke quer durch alle Alben, nebenbei wird noch das heimische Dosenbier gepriesen und die irisch-italienische Freundschaft gelobt.
Nach dem Auftritt gehts erstmal kurz raus an die frische Luft. Notgedrungen muss ich mir doch wat zum Essen holen, 5 Euro hin oder her, aber 12 Stunden ganz ohne hält nunmal keiner aus. Außerdem ist ein wenig Stärkung ganz hilfreich, wo doch in Kürze Social D spielen...
Viel Zeit haben wir aber nicht, schließlich wartet schon das nächste Highlight: Gogol Bordello! Schon viel zu lange nicht live gesehen, wobei die Band doch gerade für ihre Live-Auftritte bekannt ist. Und dafür, dass Sänger Eugene Hütz mit Madonna ganz dicke ist. Aber das gehört hier nicht her.
Ähnlich wie bei Flogging Molly gibts Instrumente, die man im Punkrock sonst eher selten findet. Cajón, Geige, Akkordeon - also auch mal wieder Musik, die ordentlich in die Beine geht. Nur eben diesmal Gypsy-beeinflusst. Balkan-Zigeuner-Mucke, verdammt geil
Das Highlight schlechthin natürlich der adrette Schnubbi von Eugene Hütz. Er als Person sowieso: Springt die ganze Zeit quer über die Bühne, immer seine Gitarre im Anschlag, und heizt das Publikum zum Mitmachen an.
Natürlich dürfen auch die sexy Background-Tänzerinnen nicht fehlen, die zu "Wonderlust King" auf die Bühne kommen und beim Refrain abwechselnd die Mikros betanzen. Fantastische Show, ein Song geht in den nächsten über, Pausen erlaubt sich die Band nicht.
Was mich nicht zuletzt an Manu Chao erinnert. Auch sonst scheint ziemlich viel von ihm und den legendären Mano Negra abgeschaut. Wie die Akustikgitarre den Rhythmus schlägt, wie mit ruhigeren Zwischenparts mal ein wenig Zeit zum Verschnaufen gegönnt wird - und auch der kleine Wirbelwind (hier der Percussionist) als Shouter und Einheizer ist nichts Neues.
Aber ich wäre wohl der Letzte, der sich da beschweren würde! Geile Show bleibt geile Show! Scheinen unverständlicherweise nicht ganz so bekannt zu sein wie Flogging Molly, zumindest ist vor der Bühne weniger los - tut dem Spaß aber keinen Abbruch. Großartiger Auftritt!
Danach bleiben wir selbstverständlich direkt in der Halle, zu groß die Vorfreude auf die folgende Band: Social Distortion, der Hauptgrund unserer Reise! Und vor der Bühne bricht die Hölle los, als Orange County's finest die Bühne betreten und mit "The Creeps" direkt loslegen
Die aktuelle Tour steht unter dem Motto (und dem Banner) "30 years of underground rock'n'roll" - wohl nicht zuletzt deswegen haben auch viele ältere Stücke den Weg in die Setlist gefunden. "Another State Of Mind", "Mommys Little Monster" - erst "Sick Boys" leitet die 90er ein.
Was auch irgendwie schade ist, bei der Fülle an Hits hätte ich wohl ein anderes Set präferiert...insbesondere die "White Light, White Heat, White Trash" kam deutlich zu kurz, aber immerhin "Don't drag me down" wurde uns serviert - darf ja eh auf keinem SD-Konzert fehlen.
Mittig vor der Bühne ist es kaum auszuhalten, so sehr sind die Massen am Pogen. Auch der Sound eher unterdurchschnittlich, vom Gesang ist kaum was zu verstehen - das wird am Rand besser, also verzieh ich mich etwas zur Seite. Hier gibts auch weniger Besoffene, die Texte mitsingen, die sie anscheinend überhaupt nicht kennen.
Auch eine lustige Eigenart des hiesigen Konzertpublikums: Gitarrenparts mitsingen! Irre witzig, sowas durfte ich bisher nur im Ausland erleben. Und jetzt, tada, das Allerlustigste: Eine Olle in der zweiten Reihe, die irgendwann ruft "Excuse me Mike, I have a question!" - total großartig, mal abgesehen davon dass er das eh nicht hört.
Egal, Aufhören mit Lästern, ansonsten gibt das Publikum alles! Lederjacken und Iros haben sich vor der Bühne eingefunden, um dem einzigen Italien-Konzert von Social Distortion beizuwohnen - und alle begeistert. Yeah!
Mike Ness, mal wieder betont lässig, lässt sich davon nicht beeinflussen. Nuschelnd gibt er uns seine Verwirrung darüber zu verstehen, dass das Festival gar nicht Open Air ist: "I was expecting to play in the park!" - somit immerhin die einzige Band, die überhaupt auf die Verlegung eingeht.
Man merkt, dass Social Distortion eigentlich nur Mike Ness ist, nicht nur an den zahlreichen "Mike Ness"-Rufen im Publikum. Egal. Brent Harding am Bass und Jonny Two-Bags an der Gitarre kennen wir schon von der letzten Tour, seit diesem Jahr neu dabei ist Drummer Adam "Atom" Willard - für ein Foto saß der aber zu weit weg...
  Schon lange angekündigt: Ein neues Album. Mike Ness verspricht, dass es nicht mehr lange dauert, ein paar neue Songs hat die Band schon - und einer davon wird auch direkt gespielt: Still Alive. Hier als Video, viel Spaß beim Gucken.
Nur eine Stunde Spielzeit, jammerschade. Peinlich für die Band find ich da aber, dass trotzdem eine Zugabe-Pause gemacht werden musste, mit Punkrock hat das nichts zu tun. Egal, "Story Of My Life" zum Schluss entschädigt für Vieles - großartiger Auftritt!
Was man von der nächsten Band nicht erwarten kann. Erwartet ja auch keiner. Die Boulevardpresse-Lieblinge Babyshambles, warum wurden die überhaupt gebucht? Haben die Veranstalter ne Versicherung abgeschlossen, falls die absagen? Tja, Pustekuchen, sie spielen. Vor einer mehr als leeren Halle torkelt Pete Doherty über die Bühne. Da gibts Schülerbands, die spannenderen Indierock spielen.
Gelangweilt verlassen wir also nach wenigen Minuten unsere gerade erst eroberten Sitzplätze. Vor der Halle ist (welch Wunder) deutlich mehr los als drinnen, alles schart sich um den "Red Bull Tourbus", der heute die zweite Bühne darstellt. The Dragons sollen als Nächstes spielen, müssen aber laut Zeitplan bis zum Ende der Babyshambles warten, also gibts erstmal nen längeren Soundcheck.
Um 23 Uhr dann schließlich die Durchsage vom Moderator: "Babyshambles hanno finito!" - geil, ein einziger Jubelschrei geht durch die Massen vor der Halle, alles am Klatschen. Damit hat es die Band wohl doch noch zu einem Highlight des Festivals geschafft...egal, Bühne/Truck frei für The Dragons!
Die "beste Rockabilly-Band Italiens", wie der Moderator sie ankündigt, bringen bald jeden zum Tanzen. Kontrabass, Rock'n'Roll-Gitarre und Ted-Frisur, sowas funktioniert halt einfach! Und wenn dann auch noch nacheinander Billy Idol, Ramones und Beatles gecovert werden, fliegen der Band die Sympathien nur so zu.
Aber irgendwann müssen wir wieder rein - schließlich spielen noch The Pogues! Trotz Social Distortion der verdiente Headliner des heutigen Abends, was man nicht nur am bunt gemischten Publikum merkt. Irischer Folk-Punk der frühen Stunde, absolute Kultband und nicht umsonst die großen Vorbilder von Flogging Molly
Und die gefallen mir sogar außerordentlich gut, obwohl ich die Musik zuhause nun wirklich selten höre. Grandiose Stimmung im Palasharp, alles wird fleißig mitgesungen und mitgeklatscht. Immer großartig zu sehen, wie alte Leute (naja, so 50-60 sind die Bandmitglieder mindestens) noch rocken können.
Neben Hauptsänger Shane MacGowan darf auch Tin-Whistle-Spieler Spider Stacy ein paar Gesangspassagen übernehmen, wie er es nach dem Rauswurf von Shane und dem kurzzeitigen Intermezzo mit dem großen Joe Strummer schon Anfang der Neunziger machen musste. "Tuesday Morning" funktioniert auch mit seiner Stimme einfach am Besten.
Highlight, Gesicht und Stimme der Band bleibt aber nach wie vor Shane MacGowan. Der zahnlose Alkoholiker bekommt sogar eigene "Shane! Shane!"-Chöre, während er über die Bühne humpelt und Unverständliches ins Mikrofon nuschelt. Einfach der perfekte Frontmann!
Leider kriegen wir von den Pogues nur die Hälfte mit (Was mit 45 Minuten aber auch relativ viel ist), weil wir noch nen Termin mit der Metro haben. Im Nachhinein etwas schade, ich bezweifle dass ich die Pogues irgendwann nochmal wiedersehen werde...Großartiger Abschluss eines großartigen Tages, geiles Festival!
Der Rest der Nacht wurde dann im Hotel verbracht, schließlich hatten wir dank der hohen Bierpreise einiges nachzuholen - aber damit der Bericht auch langsam mal gen Ende geht, mache ich weiter mit dem nächsten Tag: Sonntag! Das heutige Line-Up des Rock in Idro sagt uns nicht sonderlich zu, also noch ein wenig Sightseeing: Hier "Milano Centrale", einer der beeindruckendsten Hauptbahnhöfe Europas
Von dort, beziehungsweise dem zweiten großen Bahnhof Cadorna, geht es weiter zu unserem heutigen Ausflugsziel: Der Lago Maggiore! Weg von der Modestadt, ab in die Touristenregion. Glücklicherweise laufen in Laveno aber recht wenig Touris rum - und wenn, dann sind sie älter als die Pogues.
Auch heute mit dabei: Blendendes Wetter! Ohne Schatten nicht zum Aushalten. Und das, obwohl wir uns doch fast im Gebirge befinden, die Alpen sind direkt nebenan
Erstmal den Ort erkunden. Man kann mit der Fähre übersetzen zum anderen Ufer oder zu den Binneninseln, was uns zu teuer ist. Oder die andere Richtung: Mit der Seilbahn auf den Sasso del Ferro - was uns mit 9 Euro auch zuviel ist, außerdem ist die Sicht heute trotz des guten Wetters eher mau
Was wir viel mehr gebrauchen könnten: Ne Abkühlung. Nicht damit gerechnet haben wir, dass der Strand in der Nähe heute überflutet ist und der weiter weg nur mit dem Bus erreichbar ist, der Sonntags nicht fährt. Hmpf. Aber hier kommt der absolute Insider-Tipp: Wir folgen einem (Ab)flussbett
Und dort befindet sich, ganz ohne Beschilderung und Ankündigung, ein kleiner 20-Quadratmeter-Strand. Nagut, wir sind leider nicht die Einzigen hier. Aber immerhin die Einzigen, die sich ins Wasser trauen...
Beendet wird der Abend im Restaurant (die Suche nach der billigen Kneipe können wir hier wohl auch vergessen) - und das ist doch preiswerter als erwartet, sofern man sich mit Pizza und Rotwein zufrieden stellen lässt. Und das tun wir.
20:37 fährt der letzte Zug nach Mailand, also hopp zum Bahnof! Die Zugfahrt erweist sich als total spannend. Wie man sieht.
Abends gehts dann wieder ins Hotel, die letzten Alkoholreste vernichten. Fö und Katja fliegen morgen früh, Bönx und Peg morgen abend - Maddin und Helna haben sich beim Buchen verklickt und bleiben gleich nen ganzen Tag länger. Glückwunsch! Hier übrigens Maddin beim Sportfoto des Jahres...
Wenige Stunden später heißt es für Katja und Fö schon aufstehen, also übernimmt für den restlichen Tag Bönx die Berichterstattung, los gehts: Eine Nacht war unser Bad im Hotel laut Helena wohl von Flügelameisen überfüllt. Eine hats nich geschafft. Sieht nen bissi aus wie'n Bernstein, guckte aber auch noch raus und war'n tolles Peeling an der Haut. Mailand! Mode- und Kosmetikstadt!
Eine Besonderheit an Mailand ist, dass sie hier noch uralte Straßenbahnen haben. Für eine europäische Metropole wohl eher die Seltenheit. In deutschen Städten fährt sowas nur noch als Sonderfahrt oder Partytram. Irgendwann haben wirs dann auch mal geschafft mit der Niveabahn zu fahren. Und Helena hatte sogar originale Nivea-Creme dabei. Daumen hoch!
Einer der letzten Orte die wir noch gesehen haben, war dann die Arena, 1805 oder so von irgendwem erbaut worden. Wirkte aber deutlich jünger, ist scheinbar viel dran gemacht worden. In dem Ding war eine Hitze, man fühlte sich an wie im Brutkasten.
Dann gings nur noch zum Cimitero Monumentale, wohl einer der schönsten Friedhöfe der Welt. Nur wie Museen hatte dieser dann auch am Montag geschlossen. Ein paar Einblicke konnten wir trotzdem erhaschen...
...und wieso in aller Welt will man sich sowas eingentlich genauer anschauen? Wir sehen die Kackwelt doch eh alle noch früh genug von unten.
Mit der Niveabahn gings dann noch ein letztes Mal zum Dom, wo wir dann noch ein Flensburger (0,4 l für 6 Euro!!!) tranken und sich Bönx und Frau Wolfram dann Richtung Flughafen verabschiedeten. Durch ein unruhiges Händchen von Helena war den beiden ja noch eine weitere Nacht in Mailand vergönnt.
Und Helna und Maddin? Die mussten noch irgendwie die Nacht rumkriegen, um morgen den Flieger zu erwischen. Kein Ding! Insgesamt wars doch, gerade aufgrund des Festivals, ein lohnenswerter Trip. Danke an alle annern für die Fotos, bis zum nächsten Mal!

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Bönx

17.06.2009 12:28
Danke an alle, dann bis Malle ;)
Robert

17.06.2009 14:03
Das ist ja ein fetter Bericht. Echt super. Wir ham auch sone Truppe. Heute SD und am WE Hurricane (auch mit SD). Hau rein - Robert
Strulli

18.06.2009 12:21
jaa, wa echt suppa!!!! aber nicht nochmal mailand!!!
HengzT

18.06.2009 21:42
Wow, nur vier Tage voe Düsseldorf, und der G.A.-Sänger hatte noch gar nicht seine SxDx-Anbiederungsfrisur?! War wohl kurz danach mit Mike beim Friseur...

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