Oi Polloi + Miss Harmonic Trouble am 17.07.09 in Castrop-Rauxel

Jau, wird mal wieder Zeit für ein Konzert! Heute fällt die Entscheidung auf die schottische Band Oi Polloi, die neben dem lustigen Namen auch noch für äußerst lustige Liveshows bekannt ist. Spielstätte des heutigen Abends: Die "Bahia de Cochinos" in Castrop-Rauxel. Eine mit viel Enthusiasmus geführte Kneipe am Hintern von Castrop-Rauxel. Und konnte sich dort tatsächlich schon 2 Jahre halten, weswegen quasi pünktlich zum Jubiläum Oi Polloi auf die Bühne der urigen Kneipe geladen wurden.

Vorband heute: Miss Harmonic Trouble! Die sympathischen Deutschpunker aus Gevelsberg machen live einfach immer Spaß. Besonders, wenn sie sich ein Astra nach dem anderen reinkippen, wie man heute merkt.

Und obwohl ich sie auf CD eigentlich nie höre, kenne ich inzwischen sogar ein paar Lieder, was ja eindeutig für die Livequalitäten der Truppe spricht. Sprechen tut auch der Sänger, und zwar viel mit dem Publikum, hier und da werden ein paar Scherze ausgeteilt, wahlweise auch Tritte. Mehr als kurzweilig also.

Hier kann man ein wenig erahnen, wie die "Bühne" in der Schweinebucht aussieht. Sieht recht improvisiert aus, obwohl hier doch eigentlich regelmäßig Live-Programm ist. Aber Kneipe is halt Kneipe, immerhin wurden die Tische weggeräumt...

Sehr zur Freude des Publikums wird noch eine Gießkanne mit unidentifizierbarem Inhalt verteilt. Super! Ich finde ja, in Kneipen wird eh zu wenig aus Gießkannen getrunken.

Großartig auch das Unterhemd vom Sänger, das selbstverständlich nach wenigen Songs total durchgeschwitzt ist - Bierbauch olé. Und der "Vogelgrippe"-Aufdruck kommt auch gut an. Schweinegrippe liegt zwar mehr im Trend und wäre bestimmt gute Publicity für die "Schweinebucht", aber hat heute anscheinend keiner mitgebracht.

Selbstverständlich gibts auch ne Zugabe, und welch Wunder, natürlich wird "Ennepepiraten" gespielt, sehr zur Freude der ersten paar Reihen im Publikum, die kräftig mitfeiern und -singen. Schöner Auftritt!

Aber der Hauptteil der Leute ist heute ja eh wegen Oi Polloi hier - weswegen der Laden bald aus allen Nähten platzt, dicht gedrängt stehen die Massen vor der Bühne. Und, ja, was soll man sagen, was ne geile Band!

Mit klassischer Oi-Musik hat die Band natürlich wenig zu tun. Punkrock halt, mit Crust-, Hardcore- und Metaleinflüssen. Musikalisch gehts voll auf die Zwölf, textlich sowieso - nämlich gegen dem System. Gesellschaft, Faschos, Krieg - "das ist scheiße", wie Sänger Deek uns erklärt.

Er kann nämlich ziemlich perfekt deutsch sprechen, was er auch zwischen den Songs zur Genüge beweist. Lieblingssätze: "Das ist geil" und "das ist scheiße" in perfektem Shoppingsender-Slang. Ich sach ma - geil!

Das Publikum ist von Anfang an voll dabei, feiert alles ab und lässt sich gerne als "kurzhaariger Freund" oder wahlweise auch "langhaariger Freund" von Deek betiteln. Beste Stimmung natürlich, wenn in Titeln wie "Punx Picnic" auf das altbewährte "Oi! Oi! Oi!" zurückgegriffen wird.

Noch ein Lieblingswort vom Sänger: "Wichsen" - und zwar sowohl im negativen wie auch im positiven Sinne. Die Merkel ist eine "Wichserin", der Bassist von Oi Polloi hingegen der "Wichsmeister", der gerne den männlichen Besuchern nach der Show noch Tipps und Tricks verraten will. Ich hoffe mal er weiß wenigstens was Deek über ihn erzählt, hähä

Viel Bewegung gibts auch vor der Bühne. Zwischendurch kracht gar jemand ins Schlagzeug, wird aber schnell wieder auf die Beine gebracht. Ansonsten alles frei nach dem Motto "Alte Hippies und junge Glatzen zusammen gegen Faschismus", wie Deek es formuliert.

Also wenn ihr mal die Chance bekommt, diese Band live zu sehen: Tut es! Deek ist einfach einer der großartigsten Entertainer, die das Punkrock-Biz hervorgebracht hat. Verdammt witzige Show, gerade wegen der Ansagen, aber auch die Musik braucht sich nicht zu verstecken.

Zum Schluss gibts auch noch ein deutsches Lied zu hören: "Meine Augen", was natürlich fleißig mitgegrölt wird. Wo die Band doch ansonsten neuerdings vermehrt in schottischem gälisch singt...aber seine Multisprachlichkeit beweist Deek noch mit nem finnischen Song, dessen Titel mir unmöglich war zu merken.

Jau! Verdammt geile Show! Tolle Vorband dazu und natürlich jede Menge Astra, so lässt es sich aushalten. Weshalb wir auch darauf verzichten, verfrüht abzuhauen und schließlich vor dem Problem stehen, ohne Rückfahrverbindung irgendwo in Castrop-Rauxel rumzuhängen.

Aber kein Ding, sind ja schließlich nicht die Einzigen, die irgendwie die Zeit bis zum nächsten Nachtexpress rumkriegen müssen. Ab nach Dortmund, erstmal 3-4 Mexikaner im Rock-Café, hach, herrlich, toller Abend. Oi! Das ist geil!

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