Sziget Festival 2009 Teil 2: Haydamaky, Pendulum, Manic Street Preachers, Notwist, Babylon Circus, Danko Jones, Offspring, Turbonegro,... vom 14.-16.08.2009 in Budapest (HU)
Sziget Festival 2009 Teil 2: 14.-16.08.09 in Budapest (HU)
Weiter gehts mit dem zweiteiligen Sziget-Bericht! Die vergangenen Tage haben wir schon gut überstanden, inzwischen schreiben wir Tag 3 des Sziget-Festivals und somit den fünften Tag unseres Trips zur Insel. Verbleiben also noch 3 Tage...
Morgens mache ich mal einen kleinen Spaziergang übers Gelände. Grob Richtung Keramikschüsseln. Nebenbei kann man sehen, wie nach und nach das Festival zum Leben erwacht. Vor der Hauptbühne gähnende Leere, dafür schallen die Technobeats vom Mokka Cuka quer über den Platz.
Bald schallt etwas anderes über den Platz - das Prasseln der Regenwolken auf den Zelten. Was isn da los? Regen aufm Sziget? Verdammter Klimawandel! Aber weiter schlimm ist das nicht, lange währt es nicht und kurz darauf ist wieder das selbe schwüle Wetter wie zuvor
Was tun bei schwülem Wetter? Wein trinken! Chrissi und ich verziehen uns in den Pressebereich, wo man den Wein wenigstens in der Flasche serviert bekommt. 2 Flaschen später geht es uns schon deutlich besser...
Doch bei den ersten Klängen von Haydamaky wechseln wir den Standpunkt und begeben uns zur Hauptbühne. Die Band kommt aus Kiew und war uns vorm Sziget noch kein Begriff - aber das soll sich nun ändern! Die Ukrainer servieren eine Melange aus Folklore, Ska, Punk und ein paar Dub-Elementen. Mehr als tanzbar!
Das Ganze ganz klischeemäßig in Kosaken-Trachten. Die Texte, äh, keine Ahnung, vermutlich ukrainisch. Die Folklore-Elemente sorgen für ein unvergleichlichbares Klangbild, das sich deutlich von gewöhnlichen Skapunkbands abhebt - ihren Stil bezeichnen sie ja nicht umsonst als Karpaten-Ska.
Im Publikum sind auch recht viele ukrainische Fahnen zu entdecken, die Band scheint ne große Fanschar in der Heimat zu haben, Texte werden auch fleißig mitgesungen - nur von uns aufgrund der Sprachbarriere nicht.
Das ändert sich schlagartig, als zur Zugabe der Motörhead-Klassiker "Ace of Spades" ausgepackt wird und uns in der Kosakenska-Version entgegenbläst. Großartig! Top Band, unbedingt hingehen wenn sie mal in Deutschland auf Tour gehen sollten.
Nachdem wir jetzt schon über ne Woche durchgehend unsere Kameras im Einsatz haben, machen sich erste Gebrauchsspuren bemerkbar: Batterien alle. Auch Ersatz- und Ersatzersatzbatterien. Helena versucht sich mit Tampons weiterzuhelfen.
Weiter übers Gelände schlendern, erstmal zur Weinbar. Unterwegs gibt es wie immer viele weitere Attraktionen zu bewundern - hier ein Einrad-Akrobat. Hui.
Anschließend erkunden Maddin und ich noch ein wenig die Bühnen. Heute spielen relativ wenig Bands, die uns interessieren - dafür umso mehr, die man entdecken kann. Im Headbangers Ball spielen gerade Blind Myself, eine ungarische Metal-Größe.
Und dafür, dass der Sound eher dem Metalcore zugewandt ist, gefällt uns das Resultat ziemlich gut. Geprügel, Geschreie und äh gude Laune. Naja, letzteres zumindest beim Publikum, das die Band gut abfeiert. Würde sagen, Experiment "neue Bands entdecken" gelungen
Auf der A38-Wan2-Bühne spielen anschließend Anima Sound System, von denen ich aber alleine vom Namen her mehr erwartet hätte. Ziemlich poppiger Elektro, der uns nicht lange in Beschlag nimmt.
Auch die Hauptbühne widmet sich heute dem Elektro - vorm Headliner Prodigy spielen aber noch die Australier von Pendulum - und die machen eine verdammt gute Party! Insbesondere die Live-Besetzung mit Schlagzeug und Gitarren klingt für eine doch eher elektronisch veranlagte Band ziemlich fett.
Vergleichen würde ich Pendulum wohl mit Apollo 440 und einem Schuss Faithless und Prodigy. Auch mal wieder eine Band, die wir vorher nicht kannten - live aber ein ziemliches Erlebnis, kein Wunder dass es schon brechend voll ist vor der Bühne.
Und Stimmung auch top! Schon werden die ersten Müllcontainer gestürmt, um den Kleinen bessere Sicht zu verpassen. Uns persönlich ist es nach einiger Zeit zu voll, außerem haben wir noch andere Termine...
Nämlich: Das Romazelt finden! Nach ewiger Suche und nachdem wir tausendmal dieselben Wege nach Plan abmarschiert sind, landen wir schließlich in einer Zeltbühne - aber was dort geboten wird, hat mit dem angekündigten Antwerp Gipsy-Ska Orkestra wenig zu tun. Hm. Stattdessen sind wir bei einheimischen Schuhplattlern gelandet, die sich auf der Bühne des ungarischen Dorfes batteln.
Naja. Nach dieser Pleite geben wir die Suche nach dem mysteriösen Romazelt auf und latschen zurück zur Hauptbühne, wo sich inzwischen The Prodigy die Ehre gibt. Viel Spaß macht das aber nicht, einfach zu voll hier. Muss ich nicht haben sowas.
Also weiter zum Headbangers Ball. Wir treffen auf einen Österreicher, mit dem ich konsequent englisch rede, schließlich sind wir ja im Ausland. Er geht nicht drauf ein. Schade. Also doch wieder deutsch.
Irgendwann gehen wir aber rein. Die Deathstars aus Schweden spielen. Hm, wie soll man die Musik beschreiben? Goth-Death-Glam-Metal oder so? Nicht nur vom Aussehen her erinnert einiges an Marilyn Manson. Auf Dauer ziemlich eintönig, aber zumindest optisch gibt die Band einiges her.
Wir machen uns einen Spaß daraus, den Bandmitgliedern Spitznamen verstorbener Musikgrößen zu verpassen. Hier Bassist Tupac Shakur. Hähä. Ja. Äh. Zumindest haben wir Spaß. Die Musik hingegen etwas zu düster, nach einigen Liedern gehen wir zurück zum Bierstand
Und dort herrscht mächtig guude Laune! Während wir noch nen Wein bestellen, tanzt hier das Barpersonal auf der Theke. Großartig! Mehr davon!
Die nachfolgenden Bands hatte Maddin sich auf dem Plan markiert, da sie ganz interessant klangen - aber im Endeffekt nicht waren. Zanzibar machen Alternative-Rock mit weiblicher Sängerin. Ganz okay, reißt uns aber nicht von den Hockern.
Eher zu den Hockern, nämlich zum Bierstand. Dort erklärt uns ein betrunkener Ungare auf deutsch, dass wir in seinem Land nichts verloren haben, weil wir seine Kippen geklaut hätten und auf seinem Platz sitzen. Ähm...ja...aber wir dürfen sitzenbleiben, wie nett.
Wenig später reißen wir uns dann doch los, um ein paar Tönen von Honeybeast zu lauschen. Hier singen gleich zwei Frauen, machen aber dermaßen lahme Indie-Mucke, dass wir uns schon nach einem Lied zu unserem Zelt zurückziehen. Is ja auch schon 3 Uhr...
Dementsprechend spät werde ich am nächsten Morgen wach. Die Trierer haben schon eingekauft, der Geruch zieht bis in mein Zelt: HACKFLEISCH! Geil! Letztes Jahr noch unser Standardfrühstück, dieses Mal irgendwie vernachlässigt. Verlängert mit ein paar Knoblauch-Fertignudeln reicht es aus, um so einige Mäuler zu stopfen.
Danach sind wir aber auch mal dran: Einkaufen. Wir verkriechen uns im Schatten der Auchan-Holzhütten und bleiben spontan noch länger - gibt es drinnen doch ne Flasche Wein für umgerechnet 80 Cent. Wie günstig ist das denn bitteschön? Derweil wehen von der Hauptbühne die Subways zu uns rüber - und schon vom Hören her wissen wir, nichts verpasst zu haben. Selbe Show wie in Mailand, vermute ich mal.
Zurück am Zelt, begrüßt uns ein gut gelaunter Colin - der auf der Suche nach Möglichkeiten ist, sämtliche Aufmerksamkeit auf sein Gesicht zu lenken. Warum sag ich nicht. Vielleicht damit sein Hassgrinsen mehr zur Deutung kommt.
Ein wenig anders hat Helena den Tag verlebt. Wie, wissen wir nicht. Sie meinte nur, sie wolle mit Sylvia Töpfern gehen - und kam lallend zurück. Immerhin kann sie in dieser Position pennen, ohne dass die Bierdose umkippt.
So, jetzt wird es aber doch mal Zeit, zur Bühne zu laufen! 19:45 ist es inzwischen und bisher heute keine Band gesehen - Respekt! Aber die Manic Street Preachers sind nunmal ein Pflichttermin, dem man sich nicht entziehen sollte. Die Band aus Wales ist wohl eine Liebhaberband, einmal gehört lässt sie einen nicht mehr los.
Und so kommt auch trotz der eher melancholischen Texte eine fantastische und nahezu gänsehautmäßige Stimmung im Publikum auf. Erstaunlich wenig Lieder aus dem aktuellen Album "Journal for Plague Lovers", dafür umso mehr ältere Hits wie "Tsunami", "You stole the sun from my heart" oder "A design for life"
Auch ein Highlight: "The Everlasting", das von Sänger James Dean Bradfield solo auf Akustikgitarre vorgetragen wird. Gänsehaut pur!
Euphorisches Publikum: Neben mir versuchen ein paar Fans, eine menschliche Pyramide zu errichten - immerhin kommen sie weiter als gedacht! Aber nach wenigen Sekunden stürzt das Bauwerk in sich zusammen. Schade.
Auch erfrischend: Es gibt viele Ansagen, James Dean Bradfield hat wohl viel zu erzählen. Und wohl als einzige auswärtige Band spricht er den Namen "Budapest" wie die Ungaren aus - Budapescht. Schön. Desweiteren stellt er die Liveband vor, die neben den 3 Originalmitgliedern noch aus einem Gitarristen und einem Keyboarder/Saxophonisten besteht.
In meinen Augen (und Ohren) einer der besten Auftritte auf dem diesjährigen Sziget (aber auch nur, weil Danko Jones und Turbonegro erst morgen kommen, hähä). Nur schade, dass die Band ziemlich berechenbar ist: Das wohl bekannteste Stück " If you tolerate this your children will be next" gibt es als letzten Song. Naja. Trotzdem schön.
Anschließend habe ich zwei Ziele: The Notwist im A38-Wan2-Zelt und Turisas im Headbangers Ball. Zu meinem Leidwesen entscheide ich mich für ersteres - aber hier dauert der Soundcheck eine ganze Dreiviertelstunde. Zumindest lerne ich während der Wartezeit Christoph aus Lübeck kennen, der eigentlich nur auf der Durchreise durch Budapest ist und spontan im Hostel vom Sziget erfuhr.
Da kommt man ja mal gerne vorbei! Ich bin echt überrascht, wie voll es hier im Zelt ist, sowas erlebt die bayrische Band in Deutschland wohl nicht so häufig. Auch die Stimmung ist trotz der eher ruhigeren und nur selten in härtere Noise-Phasen abdriftenden Songs mehr als ausgelassen.
Was mir ein bisschen fehlt, sind Ansagen die über ein "Thanks" (mit starkem süddeutschen Akzent) hinausgehen. Aber dafür sind The Notwist ja eh nicht bekannt. Eher für sphärischen Indie-Noise-Rock, bei dem auch mal Wii-Controller als Instrument herhalten. Die Stimmung verleitet mich dann doch dazu, zumindest bis "Pilots" zu warten, bevor ich das Zelt verlasse...
...um im Headbangers Ball gerade mal die letzten 2 Töne von Turisas mitzubekommen. Mist. Daher hier eines von Maddins Fotos. Seiner Meinung nach ein super Auftritt und Überraschung des Tages. Folkmetal mit Kriegsbemalung. Naja, nächstes Mal...
Ich hole derweil erstmal kurz was zu essen und dann die anderen ab, schließlich steht der Auftritt vom Babylon Circus noch bevor! Wieder im A38/Wan2-Zelt, müssen wir nochmal ein wenig Wartezeit über uns ergehen lassen, die mit Bier überbrückt wird. Wir selbst werden eher erdrückt, so voll habe ich die Zeltbühne noch nicht erlebt.
Noch schlimmer: Der Sound lässt mehr als zu Wünschen übrig. Leise ist gar kein Ausdruck, und die wenigen Töne, die nach hinten schallen, klingen nach dumpfem Brei. Die "plus fort!"-Rufe des wohl größtenteils französischen Publikums verhallen ebenfalls ungehört. Immerhin komme ich einigermaßen nach vorne, dort ist auch der Sound besser
Was soll man sagen - der Auftritt an sich klasse, wenn da der Sound nicht wäre. Babylon Circus machen einfach nur Party auf der Bühne, erinnern gar ziemlich an die großartigen Mano Negra. Deutsche und englische Texte, dazu eine verquirkte und artistische Bühnenshow - geil!
Im Publikum natürlich gude Laune, zumindest die ersten Reihen tanzen tapfer, erst recht als gen Ende hin der Sound doch etwas besser wird - kommt mir zumindest so vor. Zweimal werden Babylon Circus zurück auf die Bühne gerufen, überschwenglich bedanken sie sich.
Anschließend begleite ich die "anderen Dortmunder" zur Reifenbar, wo richtig viel los ist und auch noch mehr als gute Musik gespielt wird. Mit Manu Chao, Seeed und weiteren Stimmungsgranaten (und natürlich Absinth, hehe) ein perfekter Abschluss für den Abend. Kein Wunder, dass Julian und Felix bald auf den Tischen tanzen...
Sonntag, Tag 5 und damit letzter Tag. Der Campingkocher wird mal wieder in Betrieb genommen - heute gibt es gebratenen Speck! Geil! Der Geruch zieht über den gesamten Campingplatz (naja, zumindest in unserem Umkreis). Verdammter Luxus!
Als wir uns schließlich zum Bierstand und anschließend zur Hauptbühne aufmachen, ist es schon recht spät. Erst recht für unseren holländischen Nachbarn, der uns die letzten Tage so gut mit seinen Deutschkenntnissen ("Wollen Sie mit mir ins Kino gehen?") unterhalten hat - und auf dem gesamten Festival geschätzte 2 Stunden gepennt hat. Respekt.
Am Bierstand decken wir uns mit Wegbier ein, bis wir uns irgendwann nach kurzem Blick auf die Uhr sputen müssen - Danko Jones spielt gleich! Ab zur Hauptbühne, wo wir gerade noch pünktlich ankommen. Etwa zeitgleich mit diesem merkwürdig kostümierten Typen. Puh, das Kostüm bei der Hitze, mein Beileid!
Danko Jones ist purer Rock'n'Roll! Der Kanadier durfte schon letztes Jahr das Sziget beehren, damals nur in der Zeltbühne - auf der großen Bühne fühlt er sich sichtlich wohler, da gehöre er hin, versichert er uns. Was hier nicht hingehört: Dieses ganze Technogeballer, das einen nicht schlafen lässt. Yeah! Ich sage es nochmals: Rock'n'Roll!
Die Show von Danko Jones kennt man ja inzwischen - wenig Veränderungen gibt es nicht, trotzdem immer wieder ein Erlebnis! Der Mann beherrscht einfach die Bühne wie kein zweiter. Und nicht nur die, auch die Kameramänner sollen gefälligst nach seiner Pfeife tanzen und nur ihn oder das Backdrop hinter ihm filmen. Großartig!
Highlight dieser Show aber dieses große Banner, über das sich Danko mehrfach aufregt. Steht doch da der Name vom Gitarristen JC in größeren Lettern als sein eigener! Als Folge müssen sich zuerst die Bannerträger beschimpfen lassen, danach der Gitarrist und anschließend die komplette Hälfte des Publikums. Großartig!
Und so wiegelt Danko Jones die Massen gegeneinander auf. Welche Seite ist lauter? Dankos oder JC's? Für mich schwer zu beurteilen, rein subjektiv ist es hier bei JC lauter. Der macht sich auch den Spaß und heizt uns weiter an.
Jau, soviel dazu - was eigentlich zählt, ist ja die Musik, und die kommt bei Danko Jones nicht zu kurz. Hit auf Hit! "Code of the road", "Play the blues", "First date", "Sugar high", "Invisible" - jedes Stück ein Kracher, ein gigantischer Moshpit vor der Bühne
Danko Jones sind einfach immer einen Besuch wert und diese Show gehört, gerade weil Danko sich noch mehr als sonst abfeiert, zu meinen persönlichen Highlights. Danke an JC und seine Fans! Nichtsdestotrotz wars letztes Jahr im Zelt gemütlicher. Aber dort spielen ja heute Abend noch Turbonegro...was Danko auch das eine oder andere Mal erwähnt.
Letzter Song: Wie immer das unveröffentlichte halb-spokenword-Stück "Bring On The Mountain", das inzwischen aber trotzdem zum Liebling der Fans avanciert ist. Großartiger Auftritt, wie immer!
Anschließend - mal wieder - zum Zelt. Ebenfalls mal wieder kommt uns eine vorher nicht gesehene Attraktion entgegegen. Seht ihr ja hier auf dem Bild. Was auch immer es darstellen soll, da hat jemand ganze Arbeit geleistet!
Immer wieder erstaunlich, wie verdreckt und vollgemüllt unser Zeltplatz abends aussieht - und wie sauber und aufgeräumt am nächsten Tag. Heinzelmännchen? Nee, Sylvia war wieder aktiv.
Das heutige Line-Up weist wirklich nur wenige Lücken auf, kaum was gegessen müssen wir schon wieder los - abermals zur Hauptbühne, auf der jetzt The Offspring ihren Auftritt beginnen. Eine Band, die ich bisher nie live gesehen habe, aber dieses Festival ist ja eine gute Möglichkeit dazu.
Was soll man sagen - die Band ist älter geworden. Aber nach den eher schwächeren Veröffentlichungen der letzten Jahren hat man sich wohl besonnen und spielt fast ausschließlich die Hits der 90er, die jeder hören will. Bad Habit, Come Out And Play, Pretty Fly und natürlich Self Esteem - das Publikum rastet von Lied zu Lied mehr aus.
Aber auch schwächere Phasen hat das Konzert. Gone Away spielt Dexter Holland alleine auf dem Klavier - wahrscheinlich um seine Punkwurzeln zu zeigen. Spielen kann er nicht, singen noch weniger. Danke für diese Erleuchtung!
Auch merkwürdig: Pausen mitten im Konzert statt eine Zugabepause am Schluss. Naja, müssen wohl kurz ins Sauerstoffzelt. Stattdessen wird Musik vom Band gespielt, überdimensionale Plastikbälle werden ins Publikum geworfen und die Crew jongliert ein wenig. Hm.
Vom Band kommt auch noch mehr. Einspieler und Samples in den Songs werden nicht etwa live umgesetzt, sondern per Knopfdruck. Wahrscheinlich damit das Lied so originalgetreu wie möglich rüberkommt - nee danke, Punkrock ist das auf keinen Fall. Spielt doch gleich Playback!
Anschließend ein großes Dilemma: Faith No More auf der Hauptbühne, zeitgleich die Brotherhood of Brass auf der Weltmusikbühne und das Pannonia Allstars Ska Orchestra auf der MR2-Bühne - wer hat das geplant? Aus Protest beschließen wir, uns einfach bis Turbonegro nichts mehr anzuschauen. Klappt ganz gut. Auch Bier bestellen klappt super, als unabhängig voneinander gleich mehrere Leute Runden bestellen. Prost!
Dann aber rein in den Headbangers Ball! Ordentlich vorgeglüht steht einer amtlichen Turbonegro-Sause nichts mehr im Weg! Sonntäglicher Gottesdienst! Ich wusste es vor, bei und nach dem Auftritt: Das ist einfach der beste Gig des Festivals! Ohne Zweifel! Die Norweger Deathpunker sind zurück!
Direkt zu Beginn gewinne ich erstmal eine kleine Wette gegen Maddin - da Turbonegro mit "All my friends are dead" anfangen. Ha! Das Bier in meiner Hand ist auch schnellstens runtergespült, ab sofort volle Konzentration auf die Bühne
Bereits nach wenigen Songs hat Hank von Helvete seinen Frack ausgezogen und präsentiert uns seinen prächtigen Bierbauch. Mann, da kann er stolz drauf sein! Ansonsten führt er uns galant durchs Programm mit gewohnt zynisch-vulgären Ansagen.
Publikum. Nicht ganz so voll wie erwartet im Zelt, anscheinend ist die Band hier noch nicht so bekannt. Auch Turbojugenden wurden relativ wenige gesichtet. Immerhin grüßt Hank die Turbojugend Novi Sad mit dem Lied "Gimme Some"...
Ansonsten - Hits Hits Hits! Mir persönlich zuviel von den letzten beiden Alben Retox und Party Animals, mehr Scandinavian Leather wäre gut gewesen und von der Apocalypse Dudes kann man eh nicht zuviel spielen. Aber is ja kein Wunschkonzert, nich wahr?
Mit "Get it on", "Turbonegro must be destroyed", "Are you ready for some Darkness" und "Fuck The World" werden trotzdem genug Kracher gespielt, die jedes Fanherz höher schlagen lassen. In letzter Zeit haben sich Turbonegro ja etwas rar gemacht, unter anderem wohl wegen der Krebserkrankung von Euroboy, die er inzwischen überwunden hat
Zur Zugabe trifft eine weitere Vorhersage von mir zu: Mit "Age of Pamparius" kehren Turbonegro zurück auf die Bühne. Ich kann mir auch wirklich keinen besseren Opener vorstellen. Auch wenn ich die Berechenbarkeit bei anderen Bands oft bemängel, Turbonegro sind einfach ein Gesamtkunstwerk. Punkt.
Mit dem Überhit "I got Erection" beenden Turbonegro ihren Auftritt - scheinbar. Spontan wird noch eine weitere Zugabe gewährt, "Search and Destroy", bekannt von der "Small Feces"-Compilation und im Original von The Stooges. Großartige Band, großartiger Auftritt, absolutes Highlight!
Nun aber schnell zurück zum Zelt. Schließlich muss noch Marcels Geburtstag gefeiert werden! Der verkriecht sich aber bald in seine Koje, nachdem er alle Gratulanten abgefertigt hat. Hmpf. Trinken wir halt alleine.
Aber ist ja schließlich letzter Abend! Also wieder zurück zum Headbangers Ball. Davor am Bierstand wird heftig gefeiert und getrunken, is klar, da simma dabei! Gute Musik, schlechte Kickerer, viel Bier und besoffene Gespräche. Großartig!
Zwischendurch entschwinden Maddin und ich kurz, um uns Life Of Agony anzuschauen - zumindest zum Haken dranmachen. Muss ja zugeben, dass ich von der Band nicht viel kenne, also lass ich mich mal überraschen. Gefällt sogar ganz gut. Insgesamt ist es Metal, wäre da nicht "Jesus" Keith Caputo am Gesang
Durch den Gesang wird die Musik irgendwann zu melancholisch, teilweise Grunge-lastig. Gefällt trotzdem noch, ist auf Dauer aber nicht unser Ding. Also wieder raus zu den anderen.
Dort wird inzwischen auf den Tischen getanzt! Yeah! Sieht aus, als würde am letzten Abend wirklich nochmal alles gegeben! Meine Erinnerung beschränkt sich aber auf ein Minimum, also spare ich mir weitere Worte...
Ein kleines Experiment wagen wir noch: Schüttelfotos! Sind aber irgendwie alle zu verkrampft heute. Marlene gewinnt haushoch nach Punkten, äh, Haaren.
Bevor ich irgendwann einfach nur noch umfalle, trete ich den Rückzug an, gemeinsam mit Angelo. Auf dem Weg treffen wir auf seltsame Gestalten...Müll-Zombies? Scheint, als wären wir nicht die einzigen, die heute alles gegeben haben...
Wenige Stunden später werde ich unsanft von den anderen geweckt - aufstehen! Ächz! Sind tatsächlich schon alle wach. Die Trierer verlassen uns als erste, danach schaffen wir es mit einiger Mühe, auch unsere Zelte zusammenzupacken.
Mit dieser schier endlosen Metro-Schlange endet dann der diesjährige Sziget-Bericht. Schön wars! Mehr als das! Wie ich bereits schrieb, das Sziget setzt Maßstäbe, kein Vergleich zu hiesigen Festivals. Nächstes Jahr wieder! Aber erstmal bleiben wir noch ein paar Tage in Budapest, die Stadt hat ja auch einiges zu bieten...was wir da so erleben, lest ihr hier...