Nicht eingeloggt - Login [Registrieren]
Login X

Passwort vergessen?
FZW Wiedereröffnungsfeier: Muff Potter, Fake Problems, Chuck Ragan, Art Brut am 11.09.2009 in Dortmund

Muff Potter, Fake Problems, Chuck Ragan, Art Brut am 11.09.09 in Dortmund

Jau. Das FZW. Freizeitzentrum West. Die wohl neben den Westfalenhallen einzige ernstzunehmende Kulturstätte in Dortmund, ganze Generationen haben hier ihre Jugend verbracht. Und dann muss es umziehen. Gerade so schaffen es die Macher, dass es immerhin westlich des Stadtzentrums bleibt. Dafür bekommt es in schöner Lage am "Dortmunder U" einen kompletten Neubau spendiert, der sicher so einiges gekostet haben wird. Mir fällt grad auf, dass ich gar kein Foto von außen gemacht habe. Naja, Pech gehabt. Zumindest waren wir mehr als erstaunt, als wir das Gebäude zum ersten Mal betrachten durften. Mit nem kleinen gemütlichen Kulturzentrum hat das wenig zu tun. Ziemlich modern geworden, rechteckig, Glasfassaden - wow! Nur an ne Garderobe hat der Architekt nicht gedacht. Und daran, dass die Schlange vorm Einlass auf die Straße hinausragt. Aber der Bau war ja so schon teuer genug, anders kann ich mir die horrenden Eintrittspreise nicht erklären (okay, billig war das FZW auch vorher nicht). 24 Euro kostet der Abend an der Abendkasse - nicht mit mir! Zumal ich auch ziemlich spontan hier bin. Teil ich mir den Spaß halt mit Basti, der über Mr-Wichtig-Connections reinkommt.
Drinnen ist es schon recht voll. Die ganzen Würden- und Krawattenträger genießen die Eröffnung bei Häppchen und Sekt, während der gemeine Pöbel, also das zahlungskräftige Publikum, Bierpreise von 3.20 ertragen muss - im Plastikbecher, mit Pfand. Nach und nach finden sich immerhin ein paar Leute vor der Bühne ein, wo bald die Fake Problems den Abend eröffnen.
Angekündigt als die erste Band, die das neue FZW bespielen darf - nagut, sieht man mal vom Rohbau-Konzert im Juni und dem Gegen-Rechts-Konzert im August ab, so genau wollen wir's mal nicht nehmen. Die Fake Problems halte ich für eine ziemlich unterschätzte Band und eigentlich auch für meine persönliche Hauptband des heutigen Abends.
Die Indie-Country-Americana-Punkrocker aus Florida würde ich so grob in diese Schiene zwischen Against Me!, Gaslight Anthem, Cobra Skulls und Vergleichbare stecken. Herausragend der krächzend-laute Whisky-Gesang von Sänger Chris Farren. Und das wo der so jung aussieht! Dazu herrlich melodiöse Gitarrenarbeit und hymnische Texte, die zum Mitgrölen einladen.
Ihr zweites richtiges Album "It's Great to Be Alive" hat die Band dieses Jahr rausgebracht, von dem es natürlich so einige Stücke zu hören gibt. Ein herrliches Stück Musik, aber die kraftvolle Live-Show der vier Männekens tut ihr Übriges, um auch den letzten Zuschauer in ihren Bann zu ziehen.
Trotzdem braucht die Band ein wenig, um zu zünden. Mag daran liegen, dass die Halle des neuen FZW ca. 1300 Leute fasst und längst nicht voll gefüllt ist, zudem ist der Bekanntheitsgrad der Fake Problems ja eh noch etwas unter dem 1300er Niveau. Hier übrigens der Blick von der Empore auf die Bühne - ja doch, daran hat der Architekt gedacht.
Zur nächsten Band zieht es mich aber wieder runter. Ne Band von der Empore gucken ist einfach so unpersönlich, vergleichbar in etwa mit DVD gucken - die wahren Emotionen spielen sich doch vor der Bühne ab! Chuck Ragan is next. Ruhigere Musik, auch wenn wir es hier mit dem Sänger von Hot Water Music zu tun haben. Country-Folk mit einem stimmlichen Organ, das Seinesgleichen sucht.
Chuck Ragan konnte ich bereits vor zwei Jahren im alten FZW mit Muff Potter sehen, damals allerdings noch deutlich beeindruckender - nämlich ohne Begleitung. Nur er, Gitarre, Mundharmonika und natürlich sein Gänsehaut-Gesang. Heute hat er ne ganze Band dabei, darunter auch Digger Barnes am Kontrabass und Jon Gaunt an der Geige.
Mit dieser Hillbilly-Besetzung wirkt die Musik nochmal deutlich Westernkneipen-mäßiger. Langweilig wird es trotzdem nicht, schließlich sind die Musikanten allesamt Profis und nicht zuletzt begeistert Chuck Ragan mit seinem voluminösen Gesang selbst die letzten Reihen.
Hätte trotzdem etwas lauter sein können. Insgesamt gibt es am Sound im neuen FZW nicht viel zu meckern, klingt alles recht klar. Lediglich die Stimme des großen Chuck Ragan wird teilweise etwas durch das Geigengefidel übertönt - was diesen nicht weiter stört, brüllt er seine Texte einfach lauter ins Mikro.
Insbesondere unter Muff-Potter-Fans genießt Chuck Ragan ja ein recht hohes Ansehen, kein Wunder dass es jetzt schon brechend voll vor der Bühne ist, auch mitgesungen wird fleißig. Beim letzten Song "The Boat" hat man direkt Angst, dass der Putz von den Wänden bröckelt - kann bei nem Neubau ja mal passieren...
Aber Pustekuchen. Hält alles. Weniger zum Aushalten ist die träge Versorgung am Thekenbereich, da könnte man wirklich noch etwas verbessern, um die Wartezeiten des durstigen Publikums nicht ganz so unerträglich zu machen - naja, is halt der erste Abend. Nächste Band: Muff Potter. Ganz klar der Headliner, wie man am Publikum merkt - auch wenn Art Brut danach noch an der Reihe sind.
Begonnen wird mit einer erschreckend langsamen Version von "Alles war schön und nichts tat weh", die aber wahrscheinlich nicht ohne Grund gespielt wurde, schließlich haben wir es hier mit einem kleinen Abschied zu tun - das zehntletzte Muff-Potter-Konzert nämlich.
Kai und ich sinnieren darüber, dass man doch zum Abschied einfach mal auf alle Konventionen scheißen könnte und ausschließlich Songs von den ersten Platten spielen könnte. Ihr wisst schon, "wir sind die schwulen Säue und die dreckigen Zecken", so oft die Band auch betonen mag, das nicht mehr spielen zu wollen.
Wird uns aber nicht gewährt, unser Wunsch. Och. Stattdessen ein recht typisches Muff-Potter-Set, bei dem sich immerhin bemüht wurde, ein paar Mitgröl-Klassiker einfließen zu lassen. "Bis zum Mond" oder "Wir sitzen so vor Molotow" fallen mir da ein. Stimmungsmäßig ein gutes Konzert, da habe ich Muff Potter nun wirklich schon schlechter erlebt.
Und immerhin sind Muff Potter soweit auf dem Teppich geblieben, dass sie wissen, in welcher Stadt sie spielen. Betonen auch, welche Ehre es ist, das neue FZW zu eröffnen (ebenso wie sie das alte schon zu Grabe getragen haben) und erlauben sich gar eine kleine Spitze gegen Noch-OB "Es gibt kein Loch im Haushalt" Langemeyer - der übrigens zur Eröffnung ebenfalls anwesend war.
So, kein Bock mehr, machen wirs kurz. Highlight schlechthin: "Unkaputtbar", mitgegrölt aus tausend Kehlen. SO müssen Emotionen klingen! Zweites Highlight: "The Boat", eben noch von Chuck Ragan mit Band dargeboten, jetzt von Muff Potter mit Chuck Ragan. Schön, das nochmal zu hören.
Den Rest kennt man. "Den Haag" und natürlich "100 Kilo" zur Zugabe werden mehr als begeistert abgefeiert, letzteres inklusive kleiner Beastie-Boys-Reminiszenz und natürlich dem ältesten Muff-Potter-Song des Livesets: "Kleine Welt". Find ich gut, aber macht die Band halt auch schon seit eh und je...
Im Nachhinein kann ich sogar sagen, dass sich der Eintritt heute gelohnt hat. Hähä. Sage ich aber nur, weil ich nicht den vollen gezahlt habe. Immerhin wurde das restliche Geld fleißig in das überteuerte Bier investiert. Guude Laune!
Achja, eine Band wäre da ja noch - Art Brut. Liefen bei mir bisher unter der Karteikarte "Eine von vielen Britpop-Indie-Bands, die keiner braucht". Wir riskieren trotzdem einen Blick und sind dann doch etwas positiv überrascht. Natürlich Indie-Mucke, und der Gesang ist dermaßen britisch geprägt, dass sich mir die Ohren rollen - aber immerhin gibt die Band gut Gas.
Man merkt aber, dass sie, wenn auch als Headliner gesetzt, deutlich weniger Leute anziehen als vorher Muff Potter. Was uns eigentlich auch vorher klar war, aber bei dieser Indie-Szene weiß man ja eh nie, wer gerade total angesagt ist. Art Brut können aber, auch wenn wir sie nicht komplett gesehen haben, durchaus begeistern.
Apropos Indie-Szene: Das aktuelle Album der Band wurde übrigens von Frank Black produziert, Sänger der Indie-Legende The Pixies. Wen es interessiert. Das steigert die Credibility (ich mag das Wort) der Band immerhin noch etwas.
Aber wie auch immer. Guter Auftritt, auf Dauer klingt aber alles ziemlich gleich - also verziehen wir uns nach einigen Liedern wieder. Im FZW steigt gleich noch die Aftershow-Party mit den Futureheads an den Turntables, aber noch länger halt ich es hier nicht aus...
Also weiter zum Inside Club, wo heute für freien Eintritt zwei Getränke zum Preis von einem serviert werden - ja, da kann man gerne mal sein Geld lassen. Helena und Maddin kommen auch vorbei, ebenso wie Jenny und Eike, wird also noch ein lustiger Abend.
So. Tschöjj.


Berichte auf anderen Webseiten:

Kommentar eintragen:

bisher keine Einträge

Kommentar eintragen - Anmerkung, Kritik, Ergänzung

Name:

e-Mail:

Kommentar:
Deine Eingaben werden bis auf Widerruf gespeichert und für Nutzer der Seite sichtbar.
Die Angabe der Email-Adresse ist freiwillig und sie bleibt nur sichtbar für eingeloggte Nutzer.
Weitere Infos in unserer Datenschutzerklärung.

Weitere Infos zu den Bands: Fake Problems, Chuck Ragan, Muff Potter, Art Brut
Location:

Zu den meisten Berichten werden nur ausgewählte Fotos verwendet.
Falls du mehr oder größere Bilder haben willst, wende dich an den Autor () oder nutze das Kontaktformular.
Dort kannst du dich auch melden, falls du mit der Veröffentlichung von Fotos, auf denen du zu sehen bist, nicht einverstanden sein solltest oder dich gar die Kommentare persönlich verletzen...
part of bierschinken.net
Impressum | Datenschutz