Rockstage: 2 Beats Break, ATP, Voxblender, Monty Burns, Neo, A Gift Called Anger am 20.09.2009 in Dortmund, FZW
Rockstage Dortmund am 20.09.09
Also leiten wir auch direkt mal über zum musikalischen Bereich dieses Berichtes: 2 Beats Break machen den Opener. Gleichzeitig sind die tapferen Jungs auch noch Veranstalter des heutigen Abends sowie noch hoffentlich vieler weiterer Abende - ab sofort findet das Rockstage Festival nämlich monatlich statt!
Eine gute Nachricht für die Dortmunder Musikszene, würde ich mal sagen. Bands scheint es ja genug zu geben, aber kaum jemand kriegt mal den Arsch hoch und stellt was auf die Beine. Mit dem neu eröffneten FZW gibt es jetzt immerhin wieder ne feste Anlaufstelle für Konzerte, auch wenn die Preise meist nicht so meinen Vorstellungen entsprechen.
Außer heute natürlich! 3 Euro, 6 Bands, geil! Super! 2 Beats Break haben zunächst mal mit etwas schüchternem Publikum zu kämpfen - das aber nach wenigen Stücken etwas lockerer wird und sich sogar ein paar Schritte gen Bühne wagt.
2 Beats Break machen Alternative-Krams, der sich nicht zuletzt dadurch etwas abwechslungsreicher gestaltet, dass man auch mal über den Tellerrand schielt. Lecker Punkrock wird in den Topf geworfen, ein paar Songs gar Metal- bis Hardcore-lastig, aber insgesamt alles nicht zu bierernst und mit leichtem Augenzwinkern vorgetragen.
Bereits beim letzten Rockstage-Konzert dabei gewesen: Bassist Tim, der Simon an die zweite Gitarre drängt. Vermutlich, damit der Sound noch etwas fetter wird, muahaha. Kein Wunder, dass die Spielzeit nicht reicht und fleißig Zugabe gefordert wird - kommentiert mit "Wir sind ja die Veranstalter, da können wir ja einfach länger spielen und ne andere Band rauswerfen..."
Tun se aber nicht. Och. Dafür steht ein Bier später die nächste Band auf der Bühne: ATP hießen früher mal A Timeless Portrait, können mit Abkürzungen anscheinend besser leben und machen Hardcore-Screamo-Punk mit deutschen Texten.
Gerade durch die deutschen Texte kann die Band bei mir punkten, sowas ist ja doch ganz erfrischend. Englisch "singende" Screamo/Irgendwascore-Bands gibt es schließlich wie Sand am Meer, etwas Eigenständigkeit kann nie schaden.
Unterm Strich bleibt es aber trotzdem Screamo - nicht meine Lieblingsmusikrichtung. Der Gesang wird mehr gebellt als geschrien, aber dafür geht der Sänger, um mal in der Tiermetaphorik zu bleiben, ab wie Schmidts Katze - immer quer über die Bühne und nach Möglichkeit wird auch die Monitorbox exzessiv genutzt - zum Bein draufstellen. So gehört sich das!
Heute ist, wie wir erfahren, das Abschiedskonzert vom Gitarristen - also gibts fleißigen Szenenapplaus. Sehr rührend, befindet er. Jau. Insgesamt ein kurzweiliger Auftritt, auch wenn es mir persönlich ab und zu lieber wäre, auch mal die Texte zu verstehen. Aber Liedtitel wie "Wir verstummen nicht" und "Mit Herz und Verstand" sprechen ja auch eine deutliche Sprache.
Mit "Voxblender" tritt als Nächstes eine Band auf die Bühnenbretter, die ich bisher nicht kannte - gut so, ich freu mich immer über neue Sachen! So richtig von den Socken hauen will mich die Musik aber nicht. Etwas zu vertrackt. Aber vielleicht bin ich auch nur ein Banause
Rein spieltechnisch gibt es nämlich mal gar nichts zu meckern. In klassischer Dreierbesetzung wird ein ziemlich amtlicher Sound fabriziert, der Gesang überzeugt ebenfalls, wären da nicht diese fast schon progressive-mäßigen Breaks. Vertrackt, wie erwähnt.
Dröhnende Gitarrenriffs im Wechsel mit melodiösem Geplänkel. Kann man sich anhören, überzeugt mich auf Dauer aber nicht. Auch das "Stage-Acting" lässt zu Wünschen übrig, wenig Ansagen und wenig Bewegung. Vielleicht eher ne Band für ein gemütliches Open-Air - im Gras liegen und Bier trinken, hachja...
Open Air? Klingt gut! Das nächste Bierchen wird im Freien genossen. Gude Laune und so! Kleiner Nebeneffekt des Nichtrauchergesetzes: Zwischen den Bands ist der Club total leer, weil alles draußen rumsteht.
Dafür bekommt man leicht mit, wenn die nächste Band anfängt - nämlich dann, wenn alle reingehen. Auf Monty Burns müssen wir aber etwas länger warten, der Soundcheck zieht sich ein wenig, aber irgendwann beginnen die Wittener schließlich ihr Set.
Theorie, warum der Soundcheck dauerte: Wir haben hier Perfektionisten vor uns stehen. Man merkt der Band deutlich an, dass sie wohl die höchste Spielerfahrung des heutigen Abends mitbringen. Gut eingespielte Band, ausdrucksstarke Songs, treibender Sound - kann sich hören lassen!
Die Musik bewegt sich mal wieder im Alternative-Kosmos. Punkrock mit Anleihen an Stoner und Rock'n'Roll auf hohem musikalischen Niveau. Kann durchaus überzeugen, birgt auf Dauer aber recht wenig Abwechslung.
Zeit, auch mal das Publikum abzulichten...wie man sieht, könnte es besuchermäßig etwas besser laufen. Was isn da los? Naja, Begründungen für fehlende Motivation gibt es schon einige. Es ist Sonntag, es ist Nachmittag, es spielen ausschließlich lokale Bands. Aber gibt es tatsächlich so wenige Dortmunder, die sich für eine lebhafte Konzertszene begeistern?
Eine nächste Theorie kommt uns etwas später: Kein Kaffee! Allein mit Bier hält einfach keiner ein 6-Stunden-Konzert an einem Sonntag aus. Bin ja mal gespannt, ob man dieses Manko bis zum nächsten Rockstage behoben hat, hähä. Ja, egal, weiter mit Monty Burns. Zumindest die wirken nicht müde, haben sogar gut Spaß auf der Bühne.
Könnte sich durchaus lohnen, die Band mal im Auge zu behalten. Ich warte ja eigentlich schon einige Jahre darauf, sie mal live zu sehen, spielt doch schließlich der gute Nils hier den Bass - immerhin hat es heute mal geklappt, hähä. Guter Auftritt, weiter im Programm!
Unser persönliches Programm wird erstmal im Dönerladen weitergeführt, so dass wir von der nächsten Band "Neo" nur die letzten Töne mitkriegen. Im Nachhinein etwas schade, die Band rockt nämlich gut was weg! Wirkte der Name auf mich eher abschreckend (klingt so nach Indie), kann die Musik schon mehr überzeugen.
Grob gesagt unter die Metal-Schiene würd ich das einordnen, ein wenig Hardcore dazu und ne ordentliche Breitseite nach vorne. Wirklich schade, dass wir es gerade mal zum letzten Lied geschafft haben - aber immerhin dauerte dieses etwas länger ;)
Zeit für die letzte Band des Abends! Und zwar wirklich Zeit, immer mehr Leute verlassen den Club in Richtung Sandmännchen, Abendessen bei Mutti oder Fernsehabend aufm Sofa. Dabei ist gerade mal 21 Uhr...und bis "A Gift Called Anger" ihr Set beginnen, schon fast ne halbe Stunde später. Schon wieder die nervige langer-Soundcheck-Problematik, anscheinend wollte die Technik mal wieder nicht...
Wie man beim Bandnamen schon vermutet, gibt es Hardcore zu hören. Also Leute, wie viele Bands gibt es eigentlich, die ein "A" am Anfang des Namens haben? Hat das was mit der vielbeschworenen "Unity" zu tun, sich so zu nennen? Da find ich ja "Neo" deutlich eingängiger...nunja
Der Hardcore von "A Gift Called Anger" geht ziemlich in die Metal-Richtung. Brachialer Zweikehliger Gesang, Doublebase, keine Atempause. Is nich meine Musik, aber ich werf mal Hatebreed als Vergleich in den Raum.
Was man der Band eindeutig zugute halten muss: Ne gehörige Portion Selbstironie. Mit dem fehlenden Publikum kann man gut umgehen (nämlich mit Humor), die Show wird auch für die wenigen verbliebenen Anwesenden geil runtergezockt. Weiter so!
Jau, wie erwähnt zwei Sänger auf der Bühne, die sich ein wenig im "Gesang" (Geschrei?) abwechseln. Das gibt zumindest etwas Raum zum Atemholen, was die beiden da aus ihren Stimmbändern rausholen ist wirklich respektabel.
Überzeugt mich persönlich nicht sonderlich, wäre aber sicherlich auf ner kleinen Bühne mit ordentlich Moshpit-Publikum ne ganz lustige Sache gewesen. So verbuche ich die Band mal unter "okay" und "abgehakt", packe den Hö ein, langsam machen wir uns mal auf den Heimweg. Abschließendes Fazit gefällig?
Jau, mehr Zuschauer bitte! Wäre wirklich wünschenswert, wenn sich diese Konzertreihe etabliert und der ziemlich angestaubten Konzertszene in Dortmund etwas neuen Schwung gibt. Vorerst ist das FZW als neuer Veranstaltungsort gesichert - und das liegt ja recht zentral, sollte also für jeden erreichbar sein. Erschwinglich sowieso. 3 Euro, überlegt mal! Das sind in Irland 3 Euro! Da bleibt noch genug Geld für Kaffee!