Knochenfabrik, Absturtz, Highschool Nightmare, Small Town Riot, 5x 0,04L, 23.10.2009 in Hamburg, Trabrennbahn - Bericht von Fö
Knochenfabrik, 23.10.09 in Hamburg
Eine eher ungewöhnliche Location, aber natürlich mehr als würdig für einen Knochenfabrik-Auftritt. Schließlich sind hier auch schon Größen wie Rolling Stones und Robbie Williams aufgetreten, und in diese Reihe kann sich Knochenfabrik ja ziemlich gut einfügen. Naja, nicht ganz, das heutige Konzert findet nicht Open Air vor 80.000 Zuschauern statt sondern unten im Keller vor vielleicht 300 Leuten. Naja. Normalerweise treten hier Jazz-Bands auf, heute eben ein feiner Punk-Abend inklusive Schnapsleichen, schiefen Iros und Bierduschen. Großartig!
5 Bands spielen heute, also fast schon ein kleines Festival. Die Jungs von True Rebel Records haben geladen und als Zugpferde dürfen zunächst mal Highschool Nightmare die Bühne betreten. Eine Band, die ich vor nem Jahr noch in Dortmund gesehen habe, von denen mir aber nicht viel in Erinnerung geblieben ist - außer dass es Streetpunk war.
Naja, sieht man ja auch, so optisch. Melodischer Streetpunk mit Hardcore-Einschlag. Geht gut ins Ohr und ebenso nach vorne, hat insgesamt aber das Problem, dass eben alles ziemlich ähnlich klingt, wenn man die Lieder nicht kennt.
Vom Publikum wird die Band aber insgesamt gut aufgenommen, besonders am Rand tümmeln sich einige Leute die anscheinend sogar die Lieder kennen. Ansonsten recht kurzweilig, aber hauptsächlich deswegen, weil die Band nen guten Soundtrack zum Saufen darstellt.
Aber das können wohl alle Bands heute von sich behaupten. Die nächste Band dürfte dann laut Flyer auf den Namen "5x 0,04 L" hören. Sehr suchmaschinenunfreundlich. Geboten wird lauter Knüppelpunk irgendwo zwischen den berühmten drei Akkorden und durchaus amtlichen Gitarrenriffs.
Bernd erkennt ein paar Exploited-Cover, ich muss da leider passen, dafür erkenne sogar ich als Nicht-Hamburger, dass es in dem Lied "Skorbut" um die Punkrockkneipe geht - auch wenn ich da noch nie war. Aber dass die Herren Musikanten gerne in die Kneipe gehen, glaube ich einfach mal.
Denn die Jungs haben auch gut Spaß auf der Bühne, ebenso wie die Leutchens davor. Recht unterhaltsam also, auch wenn wir uns nicht alles geben. Lieber noch ein Bier von der Theke. Ein Bauchfläschchen kostet 2 Euro, dazu 1 Euro Pfand. Naja, so richtig Punk ist das nu auch nicht. Aber was ist das schon
Bönx gibt zumindest alles. Für Punk und so. Ganz stolz isser darauf, schon vor dem Knochenfabrik-Auftritt gekotzt zu haben. Guter Mann.
Aber is ja eh noch etwas Zeit bis zur Knochenfabrik - manman, wie soll man das bloß durchhalten? Probieren wir es mal mit etwas Livemusik. Kleinstadtaufstand nennt sich die nächste Gruppe und gemessen am Publikumszuspruch scheint uns da gut was geboten zu werden!
Offiziell hört die Band auf den Namen Small Town Riot, aber da heute ja ein Deutschpunkabend ist, wurde sich ganz exklusiv umbenannt und ein paar deutsche Texte gelernt. Angeblich. Kriege ich wenig von mit, ebenso wie insgesamt vom Auftritt. Naja, wird wohl gut gewesen sein.
Die nächste Band hört auf den Namen Absturtz - na, das klingt doch schon mehr nach Deutschpunk! Obwohl ich die Band bisher nicht kannte. Ich möchte aber kurz darauf hinweisen, dass ihre Myspace-Adresse www.myspace.com/deutschpunk lautet - Eins plus mit Sternchen dafür!
Der Sänger trägt ein Betontod-Shirt. Und ja, auch musikalisch geht das durchaus in die Ecke. Teilweise recht metallisch angehaucht wird sich da durchs Set geprügelt. Punkrockfinger hoch und los! Die Refrains sind allesamt recht hymnisch gehalten (was mich wieder an Betontod erinnert) und die Zuschauer tun ihr bestes, um die Chöre ordentlich zu unterstützen.
Zeigefinger-Gepöbel, vermutlich auch total politisch, aber dafür müsste ich mich näher mit den Texten befassen. Heute muss mal der Live-Eindruck zählen, und der kann sich durchaus sehen lassen. Bönx, bei dem es mich wundert, dass er überhaupt noch stehen geschweige denn reden kann, erzählt ständig "die Band ist gut, die sind richtig gut", und ganz so falsch liegt er nicht.
Genau das richtige für das Publikum. Lecker Haudrauf-Pogo-Punkrock, fette Gitarren und rauer Gesang und - guck an - bei Nix Gut unter Vertrag. Ha. Da kommt inzwischen anscheinend keine Deutschpunk-Band mehr dran vorbei.
Man sieht, es wird langsam wärmer hier drinnen. Freier Oberkörper und so. Diese Eindrücke von Absturtz müssen aber erstmal reichen, langsam wird es nämlich echt mal Zeit für Knochenfabrik! Schnell nochn Bier trinken
Wenig später: KNOCHENFABRIK! Yeah! Mein elftes Konzert dieser Ausnahmekapelle. "Fuck Off" und "Der nackte Golfer" direkt zu Beginn, die Massen toben!
Von Beginn an ist vorne kein Halten mehr, ein einziges Wirrwarr an menschlichen Knäueln - geil! Obacht, das ist nun stimmungsmäßig wirklich das beste Knochenfabrik-Reunion-Konzert bisher. Wahnsinn, was da abgeht!
Die beiden Aufpasser auf der Bühne haben alle Hände und Füße damit zu tun, vorne für ein wenig Ordnung zu sorgen. Leuten aufhelfen, andere zurückweisen und so weiter - aber nebenbei fleißig selbst alles mitsingen und ordentlich Bier trinken. So lob ich mir das!
Die Band heute offensichtlich nüchterner als gewohnt, aber dafür wird ein geiles Set runtergespielt, das kaum Wünsche offen lässt. Im Fadenkreuz, Was ist bloß passiert, Die the Mick Joggers, Der jüngste Tag, Obdachlos und trotzdem sexy, ach, einfach nur Hits und dann noch einer nach dem anderen.
Aber auch beispielsweise "Der Pfadfinder" oder "Manchmal auch nicht", live eher selten gehört. Verdammt geil! Da hat die Band anscheinend nochmal extra geprobt. Ist ja eigentlich auch das erste "offizielle" Einzel-Konzert der Reunion, die anderen waren ja eher Festivals. Aber so ein langes Set hätte ich nun wirklich nicht erwartet
Und da Fotos der Bühne aufgrund des Gedränges so schwer sind, lieber noch ein wenig vom Publikum - geil, schaut euch das einfach an. Kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt so ein geiles Gepoge gesehen habe. Scheint fast so, als hätten alle Punker des heutigen Abends alle ihre Kräfte der letzten 10 Jahre nur für dieses eine Konzert aufgespart.
Bei weitem nicht nur Hamburger hier. Nazi Neiß ist mitsamt Emsland-Delegation angereist, auch sonst recht buntes (höhö) Publikum, so treffe ich Leute aus Baden-Württemberg und Sachsen. Was et nich alles gibt. Und alle saufense und feiern Knochenfabrik ab.
Mal ein Bild wo die komplette Band drauf ist - wow! Ja, wat gibts noch zu erzählen. Nach dem eher gemütlichen Knofa-Konzert letztens in Köln mal wieder ein wirklich gutes. Claus' Textvergesserei auf nem Minimum, und wenn grölt halt das Publikum. Und Hasan verpasst lediglich einmal seinen Einsatz, als er für die Kamera posen will. Entschuldbar.
Alle paar Lieder macht Claus uns darauf aufmerksam, dass Filmriss und Grüne Haare ganz bestimmt noch gespielt werden, und so auch nach der kurzen Zugabepause: "Noch zwei Lieder dann gibts Grüne Haare und Filmriss" - aber was dann kommt verschlägt mir glatt die Sprache. "Toni Schuhmacher", die Hymne an den besten Torwart der Welt, und das live! Der Hammer!
Was ein großartiges Bild! Erinnert mich irgendwie an Picassos Guernica. Lasst das einfach mal auf euch wirken.
Ja, wie man schon beim vorherigen Bild vermuten konnte, befinden wir uns in der Schlussphase. "Grüne Haare" und die Punkerhymne "Filmriss" geben uns am Schluss nochmal den Rest. Wie sich das gehört, wird amtlich die Bühne gestürmt. Arschgeiler Auftritt, absolutes Highlight, hin und weg, wahnsinn!
Hin und weg trifft wohl auch auf Bönx zu. Äh, ja. Anschließend sollte man eigentlich noch den Abend feiern, mit Reeperbahn und so. Aber weil ich da dann doch nicht alleine hin will, zurück zu Bernd, da gibts auch noch Bier...
War wahrscheinlich auch besser so, schließlich müssen wir am nächsten Tag recht zeitig aufstehen, um nach einen leckeren Frühstück (danke an Bernd für alles!) die Weiterreise nach Berlin anzutreten. Was uns da erwartet? Ein Knochenfabrik-Konzert. Na endlich.
Also, bis morgen