Punk im Pott 1. Tag, Kassierer, Rantanplan, Lokalmatadore, Zaunpfahl, Parasiten, Contra D, Kasse 8 Mark,..., 27.12.09 in Oberhausen, Turbinenhalle - Bericht von Fö
Punk im Pott 1. Tag, 27.12.09 in Oberhausen
Naja. Bier trinken, zur Turbinenhalle, Bändchen holen, rein. Geht dieses Jahr erstaunlich fix, das Festival wird wirklich von Mal zu Mal besser organisiert. Drinnen stolpern wir schon über die ersten Punks in ihren Schlafsäcken - die ersten machten schon die Nacht im Oberhausener Hauptbahnhof durch, damit sie wenigstens pennen können, wenn die Bands spielen.
Die erste Band ist auch gleich der perfekte Aufheizer: Kasse 8 Mark aus dem südlichen Emsland. Superfreunde-Umfeld und so. Erstklassige Doitschpank-Coverband! Enttäuschend: Husi kann noch stehen. So traut der sich auf ne Bühne? Weniger enttäuschend hingegen das Set, ein Punk-Klassiker nach dem nächsten.
Man darf sich freuen auf große Hits der 80er, 90er und dem besten von heute. Schnell grölt die Meute vor der Bühne alles mit, während zwischen Buttocks, Wizo, Slime, Toxoplasma und Konsorten alles runtergespielt wird, was der gepflegte Punk von heute hören will. Absolutes Highlight aber: "Kommando Vollsaufen", bei diesem Überhit wird sogar die Bühne gestürmt!
Großartig, was eine Riesenparty! Auf der Bühne mehr los als davor - wirklich der perfekte Wachmacher für den heutigen Tag. Hat sich wohl doch gelohnt, frühzeitig hier aufzutauchen - auch wenn uns die nächsten Bands erstmal weniger interessieren, also ist jetzt Bier trinken angesagt.
Pünktlich um 16:50 müssen wir aber wieder vor der Bühne stehen! Veranstaltergott Alex hat mal wieder das Unmögliche wahr gemacht und eine absolute Legende zurück auf die Bühne geholt: Contra D! "Himmel, hast du keine Flinte?" hieß einer der schlechtesten Sampler der Deutschpunkgeschichte, und das schlechteste Lied auf diesem nannte sich "Sex mit Kommissar Rex" - und das war von Contra D.
12 Jahre ist das inzwischen her, aber jetzt sind sie zurück! Es gibt tatsächlich Bands, die schlechter sind als die Superfreunde! Als einziges Originalmitglied ist Sänger Lappi (der mit dem Textblatt) übriggeblieben, wir sind besonders begeistert vom Bassisten, den Lappi nach eigener Aussage vor nem Monat am Bielefelder Bahnhof kennengelernt hat und ihm direkt zwei Wochen Zeit gab, Bass spielen zu lernen.
Die Band insgesamt zu nüchtern und zu wenig bekifft. Verdammt. Ich hab mich auf 5 Minuten Spielzeit und 25 mit Gelaber gefreut. Aber offensichtlich hat die Truppe mehr als nur das eine Lied. "Sex mit Kommissar Rex" wird bereits als zweites oder drittes Lied gespielt, das WKZ-Cover "Gift und Galle" kennt man inzwischen von Myspace, aber auch die anderen Stücke sind einfach typisch Contra D.
Großartig also! Das Publikum ist entweder am feiern oder steht irritiert da, einige lachen sich schäbbig und wiederum andere zweifeln an ihrem Musikgeschmack. Geil! Nicht umsonst die Lieblingsband von Eisenpimmel, als deren Ersatz Contra D das Festival beehren. Super! Aber Zugabe wird leider nicht gewährt, "weil die Band das nicht nötig hat"
Und nu? Wir verbringen ein wenig die Zeit am Rilrec-Stand und versuchen, die Kundschaft zu vergraulen. Klappt so halbwegs, aber anstatt dass sie abhauen, legen sie sich pennen. Naja, man kann nicht alles haben. Nebenbei covern die Verlorenen Jungs die Atzenhymne "Das geht ab" - aua!
Danach wirds dann auch schon wieder Zeit, näher an die Bühne zu kommen! Die mächtigen Parasiten (oder die Paras, wie sie ihre Fans liebevoll nennen) sind an der Reihe. Lösen sich bekanntlich und frecherweise bald auf, heute also eines ihrer letzten Konzerte.
Die Mädels heute mal in kompletter Schulmädchenuniform - da sticht der inzwischen auch schon einige Jahre aktive "Aushilfsgitarrist" etwas heraus. Egal. Dafür beherrscht er das Posing wie die sprichwörtliche Eins.
Ansonsten: Parasiten wie man sie kennt und liebt! Kenne das aktuelle Album leider nicht, aber genug Hits von der "Wir ziehen weiter mit dem Rock'n'Roll" wurden auch so zum Besten gegeben. Natürlich inklusive jeder Menge mitsingfähiger uhohuho-Parts
Darf auch nicht auf nem anständigen Parasiten-Konzert fehlen: Hansa Dosenbier! Großartige Hymne, und heute wird für die schöne Dose sogar ein kleines Altar gebaut - und eifrige Fans in der ersten Reihe bekommen kleine Dosen-Präsente.
Nach ner halben Stunde Spielzeit muss aber auch schon Schluss sein. Nie mehr wieder Parasitenlieder! Oder? Naja, soll ja noch ein Abschiedskonzert geben...
Anschließend verlagern wir unsere Aktivitäten mal wieder vor die Halle oder wahlweise in den Vorraum, wo man am Textilienstand ganz prima nüchterne Leute ärgern kann. Dadurch verpassen wir dann leider auch Hausvabot, hätt ich ja eigentlich schon gern gesehen - aber Suff geht vor. Haha.
Jetzt weiß ich auch, warum Rilrec so wenig verkauft hat - das besoffene Pack drumherum hat die Kundschaft vergrault!
Auf die nächste Band freu ich mich mal wieder: Zaunpfahl! Schöner Deutschpunk aus Rostock mit ordentlich Wucht dahinter, immer leicht hymnenhaft ohne aufgesetzt zu klingen, gute Band. Nur heute bin ich irgendwie nicht so richtig in der Stimmung für Zaunpfahl (oder zu betrunken? oder zu nüchtern?) - können mich zumindest nicht voll überzeugen. Naja.
Der Auftritt selbst geht aber in Ordnung und wird gut abgefeiert. Stücke wie "Dann tuts mir leid" und "Kreuze" werden überall lauthals mitgegrölt, Publikum gut drauf. Inzwischen ist die Halle auch mehr als gut gefüllt, so langsam beginnt die Phase der Bands, die jeder sehen will...
Und nicht nur das! In Dagmars Auto gibts Wodka - und als besonderes Highlight Alexander Marcus! Sö und ich feiern fleißig ab, während der Rest schlagartig das Auto verlässt. Tz, Banausen!
Naja, Parkplatzparty, man kennt das ja. Dieses Jahr übrigens erstaunlich ruhig hier draußen, wahrscheinlich weil sich kaum noch jemand traut, sein Auto hier abzustellen. Oder die Sicherheitsmaßnahmen haben doch etwas bewirkt. Passend dazu seht ihr hier, was die Polizei zum Festival zu sagen hatte...
Am Rilrec-Stand gibts übrigens auch Bierschinken-Shirts. Mist, wir sollten aufhören denen die Kundschaft zu vergraulen. Nora versucht sich als Model, bevor es gleich zu den Lokalmatadoren geht.
Eigentlich sollte genau jetzt ein Bildchen von Nora und Kiki kommen, wie sie glücklich Arm in Arm liegen und Schalke-Hymnen grölen. Aber, hm, habse nicht gefunden. Stattdessen die Lokalmatadore, die inzwischen auf der Bühne stehen.
Wie immer eine großartige Party, die Hits geben sich die Klinke in die Hand! Die Punkrockband aus Mülheim/Ruhr ist einfach immer wieder ein Garant für ordentlich Spaß! Fisch und seine Mannen werden auch gut abgefeiert, heimlicher Headliner heute (wären Contra D nicht gewesen)
Naja, was soll man zu den Ruhrprolls noch schreiben - oft genug gesehen und oft genug abgefeiert. Die Stücke kann man selbst mitgrölen, wenn man schon nicht mehr stehen kann. Songs wie "Fußball Ficken Alkohol" und so - großartig!
Eine Band, die bis hin zur Zugabe begeistern kann - oder seinesgleichen sucht, wie Ghostwriter Kabl mir soeben mitteilt. Der hat sich auch insbesondere über "Ich bin dumm" in der Zugabe gefreut. Am Schluss dann obligatorisch "Viva Lokalmatador" und "Pillemann, Fotze, Arsch".
Anschließend Rantanplan! Habe ich zuletzt an genau dieser Stelle gesehen, damals als Support von Ska-P, und konnten mich mehr als zufriedenstellen. Inzwischen gabs mal wieder Verschiebungen in der Besetzung, am Bass zum Beispiel Rafael aus Uruguay.
Insgesamt ein gewohnt starkes Set, das mich aber diesmal nicht voll mitreißen kann. Obwohl ein wenig Ska-Punk doch ganz erfrischend wirkt im doch eher "verstandardisierten Line-Up" des Punk im Pott, wie Kabl sich ausdrückt. Aber der mag ja eh keinen Ska.
Das Publikum nutzt anscheinend die Gelegenheit, sich mal ein wenig auszuruhen - diese tapferen Betrunkenen haben es tatsächlich geschafft, ihren Stammtisch bis vorne in die erste Reihe zu tragen - großartig! Nur die die Bedienung lässt anscheinend zu wünschen übrig...
Ist ja auch etwas unglücklich gewählt, Rantanplan zwischen Lokalmatadore und Kassierer zu stecken. Aber alles ist besser als Sondaschule. Hähä. Guter Auftritt von Rantanplan, alte wie neue Stücke, blablabla.
Ab und zu taut das Publikum auch mal ein wenig auf. Hamburg 8 Grad Regen kommt super an, auch sonst merkt man deutlich dass die Stücke der ersten beiden Platten nach wie vor die Highlights darstellen. Aktuelle Veröffentlichung ist ja übrigens ein Live-Album...wers braucht...
Anschließend - mal wieder - ein wenig Bier, um die Kehle anzufeuchten. Mit diesem Plan stehe ich offensichtlich nicht alleine da! Schließlich ist die folgende Band nüchtern wohl kaum zu ertragen...
Die mächtigen Kassierer! Polit-Titan Wölfi und seine Mannen holen nochmal die letzten Reserven raus. Naja, Kassierer halt wie man sie kennt, ein Auftritt wie der andere - doch halt! War die Band zuletzt noch ziemlich harmlos, zieht sich Wölfi inzwischen sogar mehrfach aus. Super!
Also genau das, was die besoffene Meute sehen will! Achja, hier bietet sich noch eine formidable Einschätzung von Kabl an: "Die Ansagen von Wölfi wirken mittlerweile routinierter als die Verabschiedungen an der Kasse einer Penny-Markt-Kassiererin". Geil, erstmal sacken lassen.
Apropos! Sacken reimt sich auf Kacken, und genau das sieht man auf diesem Foto. Heiliges Kanonenrohr! Volker Kampfgarten höchstpersönlich kackt Nikolaj Sonnenscheiße in den weit aufgesperrten Mund. Wenn das mal keine Geschichte schreibt! Böhle und Spilla wissen anscheinend auch nicht, ob sie lachen oder kotzen müssen...
Als Entschädigung für die geschockten Massen gibts anschließend etwas seichtere Unterhaltung. Der Klagegesang einer Katze, welche der Herrscher aller Universen ist, auch der letzten Woche.
Achja, wie versprochen macht Wölfi sich auch mal nackich. Ich verzichte mal auf Veröffentlichung von Fotos seines wunderschönen Hodensacks - hab ja mein Zoomobjektiv eh nicht eingepackt.
Eine Band mit Narrenfreiheit - wird ja eh alles abgefeiert. Anschließend spielt noch die Zusamm-Rottung. Eigentlich eine Band, die ich mir gerne angeschaut hätte, einfach weil ich sie noch nicht gesehen habe - aber die anderen wollen fahren, und ich glaube für mich ist das auch besser so.
Also ab ins Auto! Dagmar liefert uns sauber zuhause ab - ich falle verdientermaßen ins Bett. Nicht ohne vorher den Wecker zu stellen, morgen gehts ja schon weiter...aua...