Rocknacht: Massendefekt, Stakeout, Atropin, Suffocated Art, L:AF, Arschrock, 06.02.2010 in Langenfeld, Stadthalle - Bericht von Chris Crusoe
Rocknacht, 06.02.2010 in Langenfeld
Macht Spaß und klingt recht ordentlich. Keine Killer-Ohrwürmer, aber eine solide und spielfreudige Band.
Im Foyer der recht großen Stadthalle ist es "okay gefüllt" aber es könnten wohl noch ein paar mehr Gäste sein, um den Aufwand zu even breaken. Die, die anwesend sind, sind aber gut drauf. Auch die Metchen.
Vom Charme her ist das hier eher wie im Theater als im Punkrock-Keller, aber Bier gibts trotzdem. Wenn auch nicht gerade günstiges.
Es wird Oi-lastiger Punkrock geboten mit einer Zwei-Sänger-Doppelspitze und Posaunistin. Natürlich sind auch die anderen notwendigen Instrumente vorhanden.
Durchgängige Vollgasnummern ohne viele Schnörkel und ohne Schallala-Chöre. Liegt in der Natur der Sache, dass hier gebolzt und nicht gekitzelt wird. Kein neuerfundenes Rad aber eine gute Sache und live sehr anständig.
Die dritte Band kommt aus Solingen (etwa) und ist der musikalische Außenseiter der Bandauswahl heute Abend: Suffocated Art.
Brutal Death Metal der alten Schule aber ohne altbackenes Flair und mit vielen originellen Wendungen. Chris mag das und geht bangen.
Mittlerweile wieder um einen Bassisten ergänzt, der nicht wirklich neu sondern eher "wieder da" ist, tritt die Band wieder im klassischen Line-Up an. Zwei Geigen, Bass, Trömmelsche, Gesanggg.
Auch der mittlerweile nicht mehr ganz so neue Sänger Andreas sitzt fest im Sattel und grwolt und schreit als hätte er zwei Stimmen. Allerdings glaube ich da an einen pfiffigen Effekt aus der Technik-Kiste. Sehr schön, sehr böse. Gefällt natürlich nicht allen, die z.B. wegen poppigem Punk und flockigem Ska gekommen sind, aber das auch gut so.
Nächste Band an vierter Position sind Atropin aus Langenfeld. Oder Leverkusen. Oder Köln. Oder Düsseldorf. Da können die feinen Herren sich nicht entscheiden. Wo der Hut liegt ist bei denen wohl zuhause.
Musikalisch gibts einen Schnitt der letzten fünf Jahre mit einigen ganz neuen Nummern. Kapitän Fasti ist mittlerweile im Bass-Hafen so heimisch, als wäre er nie woanders gesegelt.
Gitarrist Hacki trägt seinen Langbinder am Instrumentenhals. Das geht natürlich auch. Behindert ihn weniger beim Mitsingen. Überhaupt sind die Hintergrundchöre etwas präsenter als früher.
Nur der Trommler singt nicht mit. Bzw. nicht mit einem Mikro. Er scheint nämlich trotzdem alle Texte zu kennen. Naja...immerhin bringt er so die Musiker nicht raus.
Es wird getanzt und gesungen, gelacht und gesprungen. Die Band scheint Spaß zu haben an dem, was sie da tut.
Zwischendurch erklimmen die Saiteninstrumentalisten auch mal die Boxentürme links und rechts, um besser sehen zu können.
Bandflummi Andi zieht alle Register und bringt Accessoires und Spielzeuge mit, die zum jeweiligen Lied passen sollen. Riesenzigarette beim Raucherschutz-Lied "Feuer und Flamme" oder ein schwarzes Cape bei "Friedhofsparty". Kirmespunk galore.
Einige der Gäste aus den vorderen Reihen müssen sich fotografieren lassen. Nach hinten verläuft es sich ein wenig, da die Halle doch recht groß ist.
Da hatte die Rock AG wohl mit mehr Zuschauern gerechnet und verdient hätte sie es auch, da das Programm tatsächlich recht abwechslungsreich ist. Schade.
Ein paar Schnappschüsse aus dem Unterbühnenbreich sind erlaubt. "Das Bier im Backstageraum" ist zum Glück nicht leer und sogar wild gemischt. Langenfeld ist genau der Äquator zwischen Kölsch und Altbier. Wem das zu hoch ist wird auch noch Truestoner Pils und eine dieser unsäglichen Misch-Getränke-Sorten zur Verfügung gestellt.
Poppige Rocknummern mit Ska-Einschlag und unterhaltsamen Texten auf Deutsch. Ziemlich erfahrener Vortrag und solides Entertainment.
Viele Mitsingpassagen und humorige Interaktion mit dem Publikum. Das letzte Lied heißt "Zugabe". Wenn das mal nicht den Originalitätspreis einsackt.
Als bekannteste Gruppe des heutigen Abends locken die fünf Punk'n'Roller dann auch die meisten Leute aus den dunklen hinteren Reihen auf die Tanzfläche.
Die Band ist seit Dezember um den ehemaligen Sänger Ole reduziert, was man ihr aber nicht anmerkt. Die Herren rocken drauflos und die Leute mögens. Da strömt Qualität von der Bühne.
Tonkönig heute Abend ist der gute Pätz von Rock Tracks. Schönen Gruß und dickes Lob für den amtlichen Sound.