P.O. Box, 24.02.2010 in Kiel, Schaubude - Bericht von Chris Crusoe
P.O. Box, Rude Tins, 24.02.2010 in Kiel
Zwei Ska-Bands mit Bläsern und Roadcrew bedeutet, dass wir Futter für 18 Leute machen müssen, uns selber mal nicht mitgerechnet. Da immer ein paar Vegetarier oder Veganer dabei sind, gibt es natürlich fleischlose Kost, von Chris üblicherweise liebevoll "Pampe" genannt. Es gibt Grünkohl mit Erdnusssauce und Möhrchen. Gar nicht schlecht eigentlich, und genug für alle.
Jeder gute Punkerhaushalt braucht einen Hund. In diesem Fall ist das die liebe Itchy, die sich aber wenig beeindruckt von unseren Koch- und Schnibbelkünsten zeigt und ein Päuschen in der Schaubuden-Küche vorzieht.
Stillleben zwischendurch: Obstschale mit Möhren. Ein Klassiker der zeitgenössischen Kunst. Dazu leckere Plastikblumen.
Erste Band heute Abend sind die Rude Tins aus der Schweiz. Acht Musiker, die eher Ska als Skapunk spielen. Eine Schreddergitarre mit heftigster Verzerrung ist zwar dabei, aber insgesamt eher lieblich als dreckig.
Auf jeden Fall gibt es viel Bewegung auf der Bühne und die jungen Herren legen sich ins Zeug vor ca. 70 bis 80 zahlenden Gästen, was für einen Mittwoch ganz ordentlich ist, wie Chris findet.
Wirklich überzeugen können die Rude Tins aber dann doch nicht. An sich alles richtig gemacht und auch sympathische Leute, aber es klingt alles ein wenig glatt und hat nicht den frechen Biss, der das Ganze vielleicht noch etwas anschieben würde.
Da sieht das mit dem Biss gleich ganz anders aus und man merkt sofort, dass diese Band genau das hat, was den Rude Tins noch gefehlt hat.
Eher punk- als skalastig geht es natürlich auch in eine etwas andere Richtung bei diesem Sextett aus Nancy. Es rockt dreckig, trötet fleißig und groovt schön.
Ein großes Lob geht dabei auch an Sänger Seb, der mit seinem rauen Organ auch bei den Murphys oder den Bosstones eine gute Figur abgeben würde. Aber auch die anderen singen fleißig mit, besonders Trompeteur Yul.
Auf jeden Fall eine sehr energiegeladene Band, der man reichlich Bühnenerfahrung anmerkt. Alles sitzt und man merkt den Herrschaften an, dass sie selber viel Spaß an dem haben, was sie tun.
Große Melodien und schöne Mitmach-Refrains zeichnen P.O. Box genau so aus, wie die schmissige Aufführung und Spielfreude. Geile Band!
Das begeisterte Kieler Publikum wird von der Band gelobt, dass es so ein großartiges Wort in der Deutschen Sprache wie "VokuHila" gibt. Und Rudi Völlers Haar (die alte Frisur) wird auch gelobt. Das ist doch mal Völkerverständigung aller erster Kajüte. Im übrigen ist die Amtssprache zwischen Band und Meute englisch.
Auch der Gitarrensound ist schön breit und kräftig. Mitten sind gut! Das neue Album "InBetweenTheLines" muss direkt nach der Aufführung erstanden werden.
Bei soviel Action lässt sich nur schwer hinten stehen und nicht tanzen. Die Band gibt Gas und die Leute feiern. So soll es sein.
Irgendwann sind alle nass und zufrieden. Lange kein Konzert mehr unter der Woche gesehen, bei dem so steil gegangen wurde.