Ruhrpott Rodeo: Slime, Wizo, Sondaschule, The Other, Hammerhead, The Real McKenzies, Casanovas Schwule Seite, Sniffing Glue, The Generators, Jaya The Cat, Lokalmatadore, Cobra, V8 Wankers, Zwakkelmann, Schmeisig, Stadtmatratzen, Snuff, Angry Samoans, Volxsturm, Gumbles, The Revolvers, Guitar Gangsters, Betontod, Fahnenflucht, 21.05.2010 - 23.05.2010 in Hünxe, Flugplatz Schwarze Heide - Bericht von Chris Crusoe
Ruhrpott Rodeo, 21.05.2010 - 23.05.2010 in Hünxe
Ruhrpott Rodeo am Niederrhein mit recht abwechslungsreichem Programm und Sommerwetter im Mai. Ein Rückblick.
Das Programm ist interessant gemischt. The Freeze fallen aus, dafür springen kurzfristig die V8 Wankers ein.
Schuld sind vermutlich die Reunion-Shows von Slime und Wizo. Die jungen und alten (s.o.) Menschen reisen von fern und nah an. Hier: Leverkusen und Nürnberg.
Das Wetter ist das ganze Wochenende mehr als gut, auch wenn Donnerstag noch 'bewölkt und nicht so warm' angekündigt war. In Hünxe bricht aber tatsächlich der Sommer aus.
Dann Kochen. Oder vielmehr Grillen! Chris hat extra Löschkohle und feuerfeste Grillanzünder mit. Der Grill geht dann aber doch noch an.
Nach dem Essen ist Zeit für Zerstreuung. Gute Idee, schon am Freitagnachmittag anzureisen, so hat man außer Grillen und Saufen nichts zu tun. Schon wieder clever. Zumindest soweit.
Der Alkohol zeigt erste Wirkung und die Stimmung steigt auch ohne Livemusik. Dafür Punkrock und Schredder-Metal aus der Konserve.
Niemand schont sich, und so müssen alle Bier-Kalkulationen über Bord geworfen werden und bereits am nächsten Morgen alle erdenklichen Nachzügler angerufen werden, ob sie noch Bier mitbringen können. Die Mobilfunknetz sind übrigens heftigst überlastet.
Abendimpression auf Campingplatz Nr. 1. Am nächsten Tag muss tatsächlich ein zweiter aufgemacht werden, weil mehr Leute kommen, als erwartet.
Dann NOCHMAL Grillen. Man hat ja nichts anderdes vor, hehe. Und das Fleisch hält sich auch HÖCHSTENS bis überübermorgen. Also fott damit unn rinjekloppt.
Blick in die Runde... alle noch da, alle wohl auf. Bis jetzt! Der Platz füllt sich mehr und mehr, und es wird über die Bierplanung gefachsimpelt.
Chris ganz ohne Kater. Dafür mit neuem Bier und Restegrill-Ambitionen. Irgendwann gegen Nachmittag verbrennt er leider, wegen dramatischer Wetterfehleinschätzung.
Das ist nur eine der Kuriositäten auf dem Gelände, neben Ganzkörper-Affen-Kostümen und kleinen Ferkeln, die an mordsfetten Ketten spazieren geführt werden. Kein Scherz!
Die erste musikalische Darbietung des Festivals: Zwakkelmann. Die folgenden Stattmatratzen verpasst der Autor zugunsten von... öhm... Bier oder Grillen oder so. Vielleicht weiß Kiki da mehr drüber zu berichten>...
Die Guitar Gangsters und die Gumbles werden gleich mit verpasst und als nicht so wichtig eingestuft. Nicht so wichtig wie die folgenden Casanovas Schwule Seite, die richtig gut sind. Statt eigenen Ansagen hat man einen Vorleser samt Barhocker mitgebracht. Lustig!
Nicht lustig: Fahnenflucht. Recht stumpfer Deutschrock mit prolliger Attitüde. Langweilig - findet Chris zumindest. Andere finden die super. Ejal - erstmal zur Tränke und ein kaltes Bier gegen die staubige Kehle holen.
Langweilig trifft auch auf die Revolvers zu. Die sind zwar nicht wirklich schlecht, aber diese Art von Musik muss sich immmer an den übergroßen Vorbildern des Schweinerock-Genres messen und gegen diese wirken die Kompositionen recht blass, auch wenn alle Zutaten aus dem Skandi-Rock-Rezeptbuch eingebacken werden.
Das Publikum ist bunt gemischt, zumindest was die eigene Szene angeht. Viele Alt- und Jung-Punker natürlich, diverse Oi-Skins und ein paar Metaller. Stimmung ist gut, das Wochenende über verhältnismäßig friedlich und es wird sich noch nicht mal so asselig benommen, wie so mancher Rock-Am-Ring-Bauer das tun würde. Habe auch nur eine außerdixische Kackwurst auf dem Zeltplatz gesehen, und zwar auf einem Papst-Jean-Paul-Teppich.
Ach ja, Stichwort Asi-Proll-Image. Die V8 Wankers haben sich dankenswerter Weise kurzfristig dazu bereit erklärt, für The Freeze einzuspringen, die ihre ganze Tour abgesagt haben. Musikalisch wie immer recht unspektakulär, dafür ordentliche Arbeiter auf der Bühne.
Die Beine und die Popel sind mittlweile vom staubigen Boden schwarz, was auch beim Auftritt von Hammerhead nicht besser wird. Absolut grandioses Konzert! Auf der großen Bühne in Duisburg letzten Sommer noch etwas verloren, sind 'the only hardcorepunkband of the 90er' aus Neuwied hier so richtig geil in Form. Es wird abwechselnd zum Flaschen- und Becherwerfen erst animiert ("Habt ihr nichts härteres?") und dann angemotzt ("Wenn ihr nicht trefft, dann lasst es gefälligst!").
Die Lokalmatadore steigen danach direkt mit "Ja Wat Denn?" grandios ein, werden aber aus der Ferne genossen, weil hier außer den Texten eh nicht viel wichtiges passiert. Solides Konzert mit dem erwarteten Tiefgang und allen Hits von "Fotze" bis "Herz aus Gold".
Treffen der Rothäute und gemeinsame Bierreduktion der Bierredaktion. Pulitzpreisanwärter unter sich eben. Santé, monsieur le Feux et monsieur Crusö!
Dann folgt die Slime-Reunion in nicht ganz originaler Besetzung. Die ersten 20 Minuten noch recht spannend, dann wird es ein wenig zäh. Irgendwie will die Musik nicht so recht auf eine Headliner-Position passen, findet Chris.
Voll ist es natürlich trotzdem. Die Meinungen sind allerdings sehr gemischt, was den Auftritt angeht. Naja, da spielt sicher auch Nostalgie 'ne große Rolle. Zum Abschluß der Show gibt es 'Bullenschweine' und die Band verabschiedet sich.
Abschließend die für Chris neben den Hammerköpfen beste Band des Tages: The Real McKenzies. Als Auskehrer nach dem Headliner dürfen die allerdings gerade mal 50 Minuten spielen, auch wenn die Stimmung super ist und die Leute, die nicht nach Slime gegangen sind, gern mehr gesehen hätten. Super Auftritt und schade um die Kürze!
Dann Saufen, Pennen, Kacken, Biertrinken und wieder rein. Schmeisig als unterhaltsamen Cover-Act und Wachmacher nur aus der Ferne erlebt, dafür aber bei Sniffing Glue wieder rein in die Staubwolke. Sehr motivierter Hardcore, der trotz der untypisch großen Bühne voller Elan ins Volk geblasen wird. Dafür gibt es dann auch gleich einen unaufgeforderten Mittags-Circle-Pit. Der natürlich noch mehr Staub in den wolkenfreien Himmel schießt. Gute Band!
Dann The Other, die vorgestern erst ihr neues Album "New Blood" veröffentlicht haben und auch einige neue Lieder spielen. Sänger Rod Usher ist auch mit Bänderriss ein engagierter Unterhalter auf der Bühne und die ganze Band ist trotz sommerlichen Temperaturen in der gewohnten Horrorpunk-Schminke und Kostüm. Respekt!
Als nächstes kommen Cobra aus Japan, die ich mir etwas räudiger vorgestellt hätte. Vielleicht ist die Gitarre nur zu leise oder es liegt einfach an der fröhlichen Art des Quartetts. Ganz okay aber nicht wirklich mitreißend.
Bei den Generators ist dann wieder alles dick. Der Gitarrensound, die Posen, die Show und natürlich das beträchtliche Hit-Repertoire. Genau das richtige für das Wetter und den Nachmittag.
Dann wird aber erstmal eine Pause eingelegt, neues Futter bereitet (wieder Chili aus der Dose... bäh irgendwie), es warden Pimmel auf die Arme gemalt und ein wenig im Schatten mit -natürlich- mehr Bier entspannt um mal ein Weilchen der echt krassen Sonne zu entgehen. Dafür wird in Kauf genommen, Volxsturm, die Angry Samoans und Betontod zu versäumen. Allerdings nicht mit dem Gefühl etwas zu verpassen außer 'Spirit of 96' und vielleicht doch ein bisschen den Samoanern. Egal, Regeneration und Betrachtung der allgegenwärtigen Punkrock-Modeschau muss auch sein.
Zurück bei Snuff. Ganz gut, aber mir ist unklar, warum die so einen Legendenstatus haben. Vielleicht habe ich da ja was verpasst...
Dann wird es ordentlich voll bei Sondaschule, bei denen mir ebenfalls nicht ganz klar ist, warum die so viel Publikum anziehen. Es sind tatsächlich auch viele Menschen im Publikum, die nicht dem gängigen Saufnasen-Skapunk-Kiddie-Image entsprechen. Die Band ist allerdings auch durch permanentes Touren sowohl enorm gut in ihrer Disziplin als auch immer präsent. Die eingängigen Songs tun das ihre dazu. Nicht spektakulär, aber unterhaltsam. Costa Canabis kommentiert die staubige Situation oberhalb der Tanzgrube mit "Habt ihr auch so 'n Pappmaul?"). Die Band spielte neben den bekannten Songs auch Titel ihres kommenden Albums "Von A bis B" und wird dabei das komplette Konzert über von einer Gogo-Tanz-Elfe mit Flügeln unterstützt. War wohl ihre eigene Idee und Wunsch... bei den Mühlheimern ist wohl alles immer etwas anders irgendwie.
Dann die andere große Reunion des Festivals: Wizo sind zurück. Es gibt auch hier alte Hits und ein paar neue Songs. Es wird allerorts mal mehr mal weniger kräftig mitgesungen.
Glückselige Nostalgie macht sich hier breit, allerdings auch ein paar kritische Stimmen. Chris findet die Musik super aber einige Ansagen und die Shirt-Preise nicht wirklich dem Event angemessen. Außerdem wäre es höflich, sich den Namen der nachfolgenden Band zu merken ("Viel Spaß gleich noch mit ... der letzten Band!")
Naja, Meckern auf hohem Niveau. Trotz hin- und hergerissen sein zwischen echter Begeisterung für alte wie neue Lieder und einigen fragwürdigen Kleinigkeiten, zum Beispiel Rockstarposen, die gestern bei Hammerhead noch Parodie waren und hier Headliner-Realität sind, ist das Konzert unterm Strich prima und macht Spaß. Außerdem ist die neuerdings zu viert agierende Band echt fit im Programm, spielt frisch auf und hat natürlich auch einen Sack voll Hits zu bieten, die auch entsprechen abgefeiert werden.
Uneingeschränkt geil sind dann Jaya The Cat aus Amsterdam, die den Übriggebliebenen danach genau das richtige bietet: Reggae von chillig bis tanzbar. Genau der richtige Ausklang für den Abend und eine Band, die wirklich Spaß macht und auch selber Spaß an dem hat, was sie tut. Leider wieder mit viel zu kurzer Spielzeit als Post-Headliner-Band.
Da Montag Feiertag ist (Sphynxten) wird noch ein bisschen um die Häuser bzw. Zelte gezogen und Bier getrunken (Überraschung!) Die Damen und Herren Rebellen zünden derweil das übliche Müllfeuer und auch ein paar Dixies an. Stimmung ist aber friedlich und gut.
Als dann gegen 5 Uhr morgens wirklich die meisten müde, dreckig und zufrieden sind, geht es in den Schlafsack. Morgen ist ja noch Zeltabbau (Ihh!), Autofahren nach Hause (Oh je!) und Entkrustung (Plopp!) angesagt. Schönes Wochenende mit etlichen guten und ein paar langweiligen Bands erlebt und alles in allem - auch mit Mörder-Sonnebrand - eine lustige Zeit gehabt. Gute Sache!