Against Me!, Findus, 25.05.2010 in Köln, Luxor - Bericht von Fö
Against Me!, 25.05.2010 in Köln
Zunächst aber hinkommen. Nach langem Hin und Her ob nun Auto oder nicht, vertrauen wir einfach mal darauf, dass letztes Mal im Luxor eh schon um 23 Uhr Schluss war - sollte reichen. Also mal wieder Bahnfahren. Schlossi kommt mit. Heute mal ohne Junggesellenabschied, dafür mit ner Verbindung, die uns fast durchs Sauerland führt und uns irgendwann in Schwelm stranden lässt. Aber, welch Wunder, selbst von da fahren Züge nach Köln...
Gerade angekommen, fängt auch schon die Vorband an. Findus, den Namen liest man in letzter Zeit öfter mal irgendwo, hatte ich immer so in die Ecke "Muff Potter für Arme" (für Beine wäre mir lieber gewesen) abgespeichert und mich nicht weiter mit befasst. War dann aber doch gar nicht mal so schlimm, ich denke mal von denen wird man auch in Zukunft noch so einiges lesen.
Ja, Richtung Muff Potter geht das wirklich, aber nur ein Stückchen. Eher noch ein wenig Turbostaat (man achte auf die Bewegungen des Sängers), aber noch ne ganze Scheibe poppiger. Was dann auch das einzige Manko ist, ich will im Vorprogramm von Against Me! keinen Pop. Nagut, vor 4 Jahren im AZ Mülheim wars noch Ska, aber im AZ is eh alles erlaubt.
Professionelle Show. Der Sänger nutzt sein langes Mikrokabel gut aus, zieht artig seine Kurven um die Bühne und lässt sich auch mal am Bühnenrand sehen (der im Luxor beim Gang zum Klo frei sichtbar ist). Und, Achtung Highlight, surft ein wenig auf so nem Roll-Case (also diese Stahlkoffer) durchs Publikum. Also so zwei Meter weit, und alle fragen sich, was denn nun dieses Case mitten zwischen den Leuten soll.
Textlich kann sich das, soweit ich das beurteilen kann, auch hören lassen. Am schönsten fanden wir die Textzeile "ich sauf allein" irgendwann beim vorletzten Lied. Zufall oder hat da jemand zuviel Hammerhead gehört? Das Publikum steht teilweise noch etwas verloren da, aber schlecht kommen Findus nun wirklich nicht an. Bis auf die Pseudo-Rockstar-Ansage "Köln wir lieben euch!" natürlich.
Fazit: Mir etwas zu poppig, insgesamt aber überzeugend. Kann man getrost im Auge behalten, zumal der Gitarrist nen Schnurrbart trägt. Aber unaufgefordert ne Zugabe spielen ist auch schon wieder ein wenig zu Pseudo-Rockstar. Können heutzutage nicht mal mehr junge Bands entstehen, ohne sofort poppig zu klingen und einen auf Rockstar zu machen? Egal, war gut.
Nach etwa ner Dreiviertelstunde Umbaupause (und wir machen uns noch Hoffnungen dass es pünktlich losgeht und wir die Bahn ohne Probleme schaffen. Wir Naivlinge) tänzeln Against Me! auf die Bühne und legen direkt los mit "I was a Teenage Anarchist" von der aktuellen Platte. Großartiger Song, auch wenn mir dieses ganze Vergangenheitsbewältigungsgedöns eigentlich auf den Geist geht.
Anekdote am Rande (Achtung Verfassungsschutz): Getaddicted-Jens singt heimlich "I was a Teenage Terrorist" und "Do you remember when you wanted to set yourself on fire" mit. Hm, irgendwie bin ich heute zum Abschweifen aufgelegt. Also, vom ersten Song an ein unsägliches Gedrücke und Gefeiere in den ersten Reihen - aber nicht unangenehm, sondern angemessen
Da hab ich auch leichte Probleme, die Kamera ruhig zu halten. Heute wird auch mal auf einen vollwertigen Bühnengraben verzichtet (was ich großartig finde weil is mehr Punkrock), aber ein Gitter steht da trotzdem, wo der Security mit nem halben Bein reinpasst und irgendwie von der Seite aus die Stagediver wieder wegschubsen muss. Lustig. Leider nicht fotografisch festgehalten.
Gespielte Songs: Das Material der neuen Platte "White Crosses" kommt live tatsächlich 10mal kräftiger rüber als "auf Studio". Auch sonst prima Mischung aus den Scheiben. Endgültig im Bewusstsein, dass das heute nur ein großartiges Konzert werden kann, bin ich, als irgendwann "Don't Lose Touch" erklingt und ich tatsächlich mitsinge. Dabei mach ich das doch so selten.
Neu: Against Me! haben jetzt einen Livemusiker mit an Bord, und er trägt einen Schnurrbart! Franz Nicolay, bekannt von The Hold Steady und The World/Inferno Friendship Society, bedient Keyboard, Akkordeon und Backgroundgesang. Und das erfreulicherweise sehr dezent, so dass es der Musik nichts von ihrem Druck nimmt
Apropos Druck. Against Me! geben einfach durchgehend Gas! Nicht mal ne kleine Ansage, einfach nach vorne geprescht, so hab ichs am liebsten. Der kraftvolle Kehlengesang von Frontmann Tom Gabel durchdringt den gesamten Club, auch die anderen Mitglieder müssen sich nicht verstecken und das Publikum brüllt sowieso alles mit. Geil.
Die Zuschauer selbst - durchmischt. Kleine Mädels genau wie stämmige Kerle. Ein paar Briten sind anscheinend ebenfalls angereist, wie man den Satzfragmenten um uns entnehmen kann. Und alle drehen sie durch! Gerade bei den älteren Sachen, die neuen Stücke (unter anderem "White Crosses", "Bamboo Bones", "High Pressure Low") sorgen da schon fast für Verschnaufpausen.
Ansonsten ne komplette Rundumtour durch die bisherigen 5 Alben. "I still love you Julie" von der "Reinventing Axl Rose" hätte ich nicht erwartet, "Sink, Florida, Sink" von der "As The Eternal Cowboy" schon eher. Und über "Miami", den Opener der "Searching For A Former Clarity", freue ich mich außerordentlich.
Erwähnte ich schon, wie heiß es hier drinnen ist? Nein? Mein Shirt ist schon bald gänzlich durchnässt, von der Decke tropft es sowieso und auf der Bühne ist es höchstwahrscheinlich noch heißer. Wirklich ein Wunder, dass diese Band es schafft, das Abend für Abend durchzuhalten, und das mit diesem Elan und Tempo. Wow!
Mit "White People For Peace" und "Thrash Unreal" vom letzten Album endet auch schon das reguläre Set - naja, was heißt schon. Für uns wird es nämlich langsam spät, in Bezug auf unsere letzte Bahn. Nutzen wir also die Pause, um uns schonmal weiter hinten zu positionieren...
Was ich, offen gestanden, etwas bereue. Denn was da vorne abgeht, spottet wirklich jeder Beschreibung. Deswegen für euch hier einfach noch ein paar Fotos von vorne. Muahahha. Ja, äh, Zugabe. "Rapid Decompression" wird als weiterer neuer Song dargeboten, kommt super an, ebenso wie "Cliché Guevara" vom zweiten Album.
Weiterhin verzichtet man auf Ansagen, stattdessen wird die Zeit einfach genutzt, um uns einen melodisch-krachigen Punkrock-Knaller nach dem Nächsten zu servieren. Sehr brav. Einzige Ansage, an die ich mich erinnern könnte: "Thanks for having us, cologne". Klingt trocken, aber man glaubt Tom Gabel wirklich, dass er Spaß hat heute Abend.
Ach, is doch alles scheiße. Die Zeit ruft und wir müssen am Bahnhof noch ne Fahrkarte kaufen. Also dann unvernünftigerweise doch mal auf Nummer sicher und wir verlassen das Luxor, als die Band ein zweites Mal die Instrumente weglegt. Laut Jens wurde noch "Baby, I'm An Anarchist" dargeboten. Irgendwie lustig (ihr erinnert euch ja, was der Opener war?)