The Upsessions, Melanie & The Secret Army, 18.06.2010 in Dortmund, Subaru-Zentrum - Bericht von Fö
The Upsessions, 18.06.2010 in Dortmund
Nee, egal, schaut ihr ruhig alle brav Fußball, wenns euch Spaß macht. Bleibt mehr Zeit für mich, in der ich überlegen kann, warum mir das keinen Spaß macht. Und irgendwie hat die WM auch ihre Vorteile: Plötzlich ist es total akzeptiert, schon mittags besoffen durch die Straßen zu ziehen und rum zu grölen. Ja, fast schon anarchistisch (okay, Anarchisten würden nicht "Doitschland! Doitschland!" rufen) - dass die Hälfte von denen genau diese Stimmung ausnutzt, um mal auf Kosten anderer die Sau rauszulassen, muss ich wohl akzeptieren. Haben bestimmt sonst ein total langweiliges Leben.
Achja, ich war bei den Vorteilen der WM. Definitiv dazu gehört, dass einige Firmen diese kulturell ausbauen und dafür auch ordentlich Werbe-Etat springen lassen. Wie das Subaru-Zentrum (ich will hier keine Schleichwerbung für die Automarke machen, aber meinetwegen für das Zentrum) in Dortmund-Körne, das die Spiele schön eintrittsfrei im "Public Viewing" zeigt und zwischendurch auch noch Bands spielen lässt - darunter sogar so einige lohnenswerte und nicht die übliche Dorffest-Coverband von umme Ecke. Das ist dann auch wieder was für mich. Spiel muss ich ja nicht gucken, dafür halt die Bands. So hat jeder was davon.
Sogar die Nachbarschaft, sollte man meinen - aber die haben sich anscheinend direkt beschwert, so dass ein paar Konzerte in der Woche abgesagt werden mussten. Ja, so ist das hier nunmal: WM-Lärm geht in Ordnung, aber wehe jemand macht Livemusik...
Also, mit Ulf getroffen und ab nach Körne. Trotz freiem Eintritt haben sich eher wenig Leute hier eingefunden und lauschen gerade dem Soundcheck von "MELANIE & THE SECRET ARMY". Irgendwie ist es doch ziemlich langweilig hier. So langweilig, dass sogar Ulf, der ja eigentlich keinen Alkohol trinkt, ne Runde Bier holt.
Nunja, irgendwann legt die Band dann los. Melanie und ihre geheime Armee machen ganz okaye Oi-Musik, nichts was mich vom Hocker haut aber gerade durch den weiblichen Gesang hebt sich das doch etwas von der Masse ab. Angefangen hat die Band als Cocksparrer-Coverband (also DOCH ne Coverband beim Public Viewing!), inzwischen hamse aber auch viele Eigenkompositionen.
Publikum. Wie man sieht - es könnte mehr los sein. Naja, Dortmund war nie ne Hochburg begeisterter Konzertgänger, aber wenn man sich nichtmal für lau aufraffen kann, ist das schon etwas schade. Egal, gute Miene machen. Nebenbei gesagt, finde ich das irgendwie witzig, dass hier lauter Skinheads rumstehen und Doitschlandfahnen rumhängen. Wär doch eigentlich ein gefundenes Fressen für die Medien...
Jau. Band is okay, zollt neben Cock Sparrer auch noch Rose Tattoo Tribut, musikalisch in Ordnung, Gesang geht auch klar (wenn man auf Ina Deter meets Doro Pesch klarkommt), die Texte sind teilweise eher etwas holprig, aber insgesamt steht ja doch der Spaß im Vordergrund. Hm, soviel dann zu MSA, wie sie sich anscheinend mittlerweile nennen (siehe den schicken Banner im Hintergrund, gemalt von der Tochter der Sängerin)
Ein (offensichtlich gestelltes) Foto von Ulf, wie er Bier trinkt. Wie erwähnt, eigentlich trinkt er ja keinen Alkohol
Die Konzertlocation von außen. Ich würd jetzt auch nicht unbedingt drauf tippen, dass da drinnen Bands auftreten. Oder Fußballspiele gezeigt werden. Aber grad deswegen viel Respekt an die Leute, die das auf die Beine gestellt haben! Als nächstes auf dem Programm steht ein WM-Spiel. Asseln wir also an der Bushaltestelle rum.
Zur nächsten Band gehts dann aber wieder rein! THE UPSESSIONS stehen auf dem Programm. Skinhead-Reggae aus den Niederlanden, relativ neue Band und zur Zeit wohl so eine der aufstrebenden Bands der Szene. Nicht 100prozentig meine Musik, aber für freien Eintritt sehr gerne.
Und entgegen der Tracks auf Myspace klingt das live nicht ganz so eunuchenhaft, geht eher ziemlich gut nach vorne und erinnert deutlich an die großartigen Aggrolites, die auch zu den erklärten Vorbildern der Upsessions gehören.
Wichtig für den charakteristischen Sound: Die Keyboard-Orgel, die der Mucke die nötige Grundsubstanz gibt und hier auch meisterhaft gespielt wird. Zugegeben, insgesamt kein sehr abwechslungsreicher Musikstil, aber die Musiker der Upsessions schaffen es wirklich, durchgehend zu unterhalten, ohne Langeweile aufkommen zu lassen.
Ska in seinem Element! Tanz für uns! Inzwischen sind auch ein paar mehr Tanzwütige eingetroffen - geht doch.
Frontmann der Band ist Boss van Trigt an Gitarre und Gesang, früher unterwegs als Bassist von Rude Rich & The Highnotes. "Zweitfrontmann" ist der Multiinstrumentalist links neben ihm, der neben Gesang und Posaune auch noch diverse Percussion-Werkzeuge aus seinem Wunderkoffer holt. Irgendwie dann doch wieder schön abwechslungsreich!
Die Zeit vergeht dann auch tatsächlich wie im Fluge, viel gute Laune vor und auf der Bühne, und selbstverständlich müssen die Upsessions auch für eine Zugabe zurückkehren. Oder für ein "We want more", wie es vom Publikum skandiert (das Wort wollte ich schon immer mal in nem Ska-Bericht einbringen) wird - von Boss kommentiert mit "Was ist aus der guten alten Zugabe geworden?" - oh, spricht er wohl doch deutsch...lustig.
Krönender Absch(l)uss: Die Band sucht einen Mittänzer für die Bühne, und nach einigem Drängen wird Veranstalter Pedro auf die Bühne geschubst. Schön brav weiterskanken! Sodele, wirklich ein gutes Konzert der Upsessions, und schöne Veranstaltung. Wird auch nicht der letzte Livemusik-Fußball-Abend im Subaru-Zentrum gewesen sein, schaut ruhig mal hier rein was da noch so geht!