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Distemper, Dörpms, 03.07.2010 in Düsseldorf, AK 47 - Bericht von Fö

Distemper, 03.07.2010 in Düsseldorf

Ah, Distemper mal wieder auf Tour. Hab ich die letzten Male immer irgendwie verpasst (sooo selten unterwegs sindse ja nu auch wieder nicht), also spricht nix dagegen, sich die Band mal wieder zu geben. Noch dazu spielense im AK47 - netter Schuppen, nix wie hin. Alexej und Maja sind dabei, im Zug nach Düsseldorf mal wieder die üblichen Junggesellenabschiede, deren Selbstbewusstsein durch die grassierende Deutschland-Euphorie auch noch auf nem absoluten Höhepunkt liegt. Aua. Schnell zum AK, da gibts wenigstens normale Leute...
Lediglich die Außenkulisse hat in den paar Monaten die ich nicht mehr hier war, ordentlich gelitten. Ein dicker Kommerztempel direkt gegenüber, da war mir die öde Baustellenbrache deutlich lieber. Ohman.
Auf den Schock erstmal ein Bier. Und ne Band. Die Dortmunder Pils'n'Export-Oi-Band Dörpms macht heute den Support. Letztens im Autohaus noch verpasst, heute also die Chance, die HirschQ-Stammtisch-Band zu begutachten.
Klingt sogar überraschend ausgereift. Punkrock und Oi, zweistimmiger Gesang, textlich hab ich auch nix zu meckern. Wie sowieso schon vermutet, gehts viel ums Saufen. Ha.
Sonderlich lange gibts die Band noch nicht, trotzdem sindse mit ner 25 Mann starken Fan-Schar angereist. Respekt. Und die grölen sogar ordentlich mit, feiern die Band ab und feiern auch gut sich selbst ab. Allen voran natürlich Pedro, dem direkt mal ein Lied gewidmet wird. Auch wenn die Band nicht zugeben will, dass es für ihn ist.
Insgesamt aber ein ziemlich langes Set, anscheinend hat es irgendwer verpasst, ihnen zu sagen, wie lange sie Spielzeit haben. Oder so. Und da die Mitgereisten so fleißig nach Zugabe rufen, wird die auch gewährt. Wenn ich mich recht entsinne, mussten gar Lieder zweimal gespielt werden (Juhu, Schülerband-Bonus!)
Dochdoch, gute Band. Kann man mal im Auge behalten. Als kleiner Hit hat sich übrigens ein Lied entpuppt, das vermutlich auf den Namen "Asozial aus Tradition" hört und davon handelt, mal wieder in die Q zu gehen. Bestens!
Anschließend kurz raus, beim Wokmann vorm AK den Hunger stillen. Geiler Service! Mit neuem Bier bewaffnet gehts dann wieder rein, schließlich beginnen gleich die russischen Skapunker von Distemper ihren Auftritt! Im einheitlichen Karomuster und mit neuem Saxophonisten wird dem gut gefüllten AK47 eingeheizt.
Nach der Auflösung von What We Feel sind Distemper ja so ziemlich die letzte verbliebene linkspolitische Band Russlands. Zumindest die letzte, die man auch international kennt. Zudem gibt es die Band auch schon seit über 20 Jahren, Respekt dafür!
Und in schöner Regelmäßigkeit bringen sie fast jedes Jahr ein neues Album raus, wo gibts denn sowas heutzutage noch? Etwa 15 Alben sind es mittlerweile. Muss aber zugeben, dass ich trotzdem kaum was von der Band kenne, an Ska und Abarten davon habe ich mich sowieso satt gehört. Aber live immer wieder gerne!
Zumal Distemper einfach nur Stimmungsmusik machen. Durchgehend tanzbare Songs, kein Wunder dass es schon bald nur so vor schwitzenden Leibern vor der Bühne wimmelt. Dementsprechend warme Temperaturen sind inzwischen auch hier drinnen.
Nicht unschuldig an der Stimmung ist wahrscheinlich das Bandmaskottchen, der verrückte Hund der unter seiner Maske bestimmt ordentlich ins Schwitzen kommt, uns eifrig einen vortanzt und zwischendurch auch gerne mal ins Publikum springt. Was für eine Ausdauer!
Weiteres Charakteristikum der Band: Sänger Dazent und sein brachial-tiefes Reibeisenorgan, das wirklich durch Mark und Bein geht. Worüber gesungen wird, kann ich jetzt nicht so beurteilen, schließlich kann ich kein russisch. Aber dafür so einige hier im Publikum, die sogar mitsingen
Und nicht nur das, neben diversen Stagedivern durchzieht sogar bald ne Polonaise den Laden. Sieht man in letzter Zeit wieder öfter, scheint fast so als würde sich die Polonaise ihren Markt zurückerobern, nachdem zuletzt der Trend eher zum Circle Pit ging. So ne Polonaise is aber auch deutlich gemütlicher...
Schweißtreibendes Konzert mit gut 75 Minuten Spielzeit, aber selbst die reichten dem Publikum nicht aus, so eifrig wie danach noch "one more song" gefordert wurde. Aber eine Zugabe scheint zu reichen, die Band ist wohl einfach erschöpft...
Und so gibts direkt noch nen Klassiker obendrauf: "If the Kids are united" wird durch den Distemper-Wolf gejagt, da stürmen die Zuschauer auch direkt mal die Bühne und übernehmen den Refrain. Geiler Abschluss!
Jau, hat sich absolut gelohnt, verdammt geile Liveband. Unbedingt anschauen, wenn sie mal in eurer Nähe spielen. Wir müssen uns aber anschließend auch schon aufn Weg zur Bahn machen, is ja schon spät...

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