The Bottrops, 17.07.2010 in Schwerte

Wieder mal ein terminreicher Tag. Der beginnt auch schon ziemlich aufbauend damit, dass mir vorm Supermarkt NPD-Flyer in die Hand gedrückt werden, wodurch direkt die Vorfreude steigt auf die später anstehende Demo gegen Pro NRW und ihre heiteren Weltanschauungen. Naja, mehr zur Demo hier
Anschließend direkt weiter in den Westpark zum Grillen und danach dann schließlich mal wieder ins Rattenloch. War ich zwar gestern schon, aber das ist ja nun wirklich kein Gegenargument.

Und weil zwei Konzerte an einem Tag viel mehr Spaß machen, schieb ich hier noch kurz was rein: Accord on bleu (was ein geiler Name!) spielten Nachmittags angrenzend des Westparks und anlässlich einer Ruhr2010-Hostel-Eröffnung für freien Eintritt, frei Bier und frei Grillgut. Und frei Sitzplätze, wie man sieht. Nur die Zuschauer fehlen.

Die Band macht aber gut Party und kann sogar ein paar anwesende Arbeitslose zum Schwoofen überreden. Hitziger Funk und Soul, große und bestens gelaunte Band, super Wetter - gibt eigentlich nichts auszusetzen. Bloß, dass von diesem Ereignis keiner was wusste. Achja, das hier eröffnende Hostel hat die Betten natürlich normalerweise drinnen und diese kosten auch nur läppische 60 Euro die Nacht. Na dann, gute Nacht.

Kleiner Zeitsprung - und schon sind wir im Rattenloch. Die erste Band, "Drunken Disaster", wurde dank Begrüßungsgeplänkel vorm Laden direkt mal verpasst, sollen aber gar nicht mal so schlecht gewesen sein. Punkmusik halt. Und kommen, ebenso wie die nun spielenden MISS HARMONIC TROUBLE, aus Hagen, dem Tor zum Sauerland

Ehrensache, dass sich besonders viel Sauerländer, äh sorry, Hagener Publikum hier eingefunden hat. Gestalten, die man irgendwie auf jedem Konzert von Miss Harmonic Trouble sieht. Und zwei ominöse Gießkannen mit einer nicht identifizierbaren Flüssigkeit, die quer durch die Mäuler der Zuschauer fließt. Ich enthalte mich lieber, schließlich wurde da reingepisst.

Die Band läuft einem ja ständig mal irgendwo über den Weg, meistens im Vorprogramm anderer Gruppierungen, und bisher haben sie auch immer gefallen. Fröhlicher Deutschpunk, gegen dies und gegen das und glücklicherweise nicht zu bierernst, sondern eher bier-intus. Spaßige Angelegenheit also.

Inzwischen erkenne ich sogar ein paar Lieder wieder, allein durch die Liveshows. Wow. Aber die Fans vor der Bühne sind mir da einiges voraus, die können sogar mitsingen.

Kurzweilige Show, insbesondere weil Grinsebacke und Sänger (Aufgabe innerhalb der Band auch so ungefähr in der Reihenfolge) Karsten so ein unterhaltsamer Entertainer ist. So als Einheizer wirklich perfekt. Nur der Bühnensound ist nicht wirklich optimal...naja, wat will man machen.

Hauptsache das Bier läuft. Matze und sein Kumpel sind wohl auch schon gut am Tanken

Achja, immer wieder spannend wenn sowohl Band als auch Publikum wissen, dass es nach "Ende" der Show sowieso noch ne "spontane" Zugabe geben wird. Bei Miss Harmonic Trouble ist das ganz traditionell das Lied über die Ennepepiraten, bei dem selbstverständlich auch direkt die Bühne gestürmt wird.

So, nochn Bierchen. Mehr oder weniger zufällig bekommen wir mit, dass es drinnen schon wieder weiter geht - The Bottrops sind an der Reihe. Die Berliner Haudegen sind ja nicht selten auf Tour, machen aber immer wieder Spaß. So auch heute, auch wenn sich die Reihen im Publikum etwas gelichtet haben. Ist die ominöse Gießkanne schuld?

Was zunächst mal auffällt: Oh, sie haben ihre roten Uniformen nicht mehr! Na, wurde ja auch irgendwie mal Zeit. Adrett und schnieke gekleidet sindse natürlich trotzdem noch. Ansonsten der gewohnte Mix aus poppigen Punkrockstücken - einigen Leuten zu poppig, Schakkeline verlässt den Laden gar erbost weil ihr das zuviel ist.

Oder war es doch besagter Gießkannen-Getränkemix? Nunja, sind immer noch gut Leute hier. Und, mal unter uns, lieber wenige Zuschauer die dafür ordentlich feiern als die doppelte Menge, wennse nur rumsteht. Und wie man sieht, gefeiert wird.

Und das nicht nur bei den Bottrops-eigenen Stücken, die bunt durchmischt aus beiden Alben dargeboten werden, sondern auch bei den inzwischen fast selbstverständlichen Terrorgruppe-Covern. Relativ neu dabei "Stay away from the good guys" - ein englischsprachiges Lied, wahrscheinlich sind deswegen die Reaktionen nicht ganz so euphorisch wie erwartet.

Achja, und auch ein paar Szenen zwischen den Songs kennt man noch von der Vorgängerband. So muss dem Publikum mühsam beigebracht werden, auf "Seid ihr alle gut drauf?" nicht mit "Yeah" zu antworten, sondern beispielsweise mit Mittelfingern und "Fick dich du Arschloch"-Rufen. Klappt. Benno meint, er hätte den Hass richtig gespürt - den von Bassist Slash.

Gerade wenn ich die Band live sehe, fällt mir immer wieder auf, wie viele eigene Hits die Bottrops auf ihren zwei Platten schon hervorgebracht haben. "4 Akkorde", "Reduziert", "Die Großen der Geschichte", "Eure Probleme", "H.W.E.N.", "Ruf mich an" werden heute zum Beispiel gespielt - ne höhere Hitdichte als die letzten Terrorgruppe-Alben, würde ich fast mal sagen.

Inzwischen fest zur Band gehörig: Schlagzeuger Ace, den Benno von seiner anderen Band "Rock Shoe" mitgebracht hat. Macht seinen Job ganz gut, würde ich mal sagen

"Hey, mögt ihr in die Hände klatschen?" - verhaltene Reaktion. "Mögt ihr Nazis klatschen?" - euphorischer Jubel. "Gut, dann klatscht mal die linke Faust gegen die rechte Hand". Super Ansage, Herr Bottrop!

Slashi darf auch mal ans Mikrofon und sorgt damit dafür, dass die Zuschauer nochmal so richtig ausrasten - gibt nämlich "Opa", zum Schluss auch noch "Marylin". Ja, der gemeine Terrorgruppe-Fan kommt hier wirklich nicht zu kurz. Aber das lockert das Set wirklich ein wenig auf.

Ja, schönes Konzert. Zum Abschluss gibts mit "Namen vergessen" und "As Tears Go By" noch zwei weitere TG-Klassiker - aber keine Sorge, die Bottrops-eigenen Stücke kamen wirklich nicht zu kurz. Noch ein-zwei Bier, bevor es weiter zum Bus geht, müssen schließlich noch nach Hause kommen...

Die Bottrops selbst hingegen dürfen in diesem wunderschönen Naturfreundehaus übernachten. Na, wenn das mal nix is. Danke an dieser Stelle an Bönx für ein paar der Fotos. Und an die Bottrops für das schöne Konzert. Und den tollen Leuten vom Rattenloch natürlich. Jau, tschöjj.

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