Pell Mell Festival: Frau Doktor, Real McKenzies, Rasta Knast, Dampfmaschine, Fahnenflucht, Conmoto, Society Off, Callejon,..., 03./04.09.2010 in Obererbach, Sportplatz - Bericht von Fö
Pell Mell Festival, 03./04.09.2010 in Obererbach
Ist es auch, auch wenn wir dank ADAC- und Stauproblematiken doch etwas länger brauchen. Als Maja, Alexej und ich auf dem Gelände ankommen, müssen wir erstmal den Zeltplatz suchen. Die drei Zelte die da stehen, können es ja wohl kaum sein...oder?
Doch! Womit die Anforderungspunkte "klein" und "schnuckelig" schonmal erfüllt wären. Zelt aufbauen, Bier brauen. Äh, zapfen. Aus Angst vor dem Glasflaschenverbot (*hust*) haben wir heute mal große Dosen dabei. Also dann, erstmal die Ankunft begießen!
Leider nur von außen zuhören konnten wir "Awaiting Crunch", die heute den Auftakt machten, ganz netten Skapunk servierten und gerade mal 4 Lieder im Set hatten. Naja. Die nächste verlockende Band ist erst relativ kurzfristig ins Line-Up gerutscht und hört auf den Namen SOCIETY OFF.
Die Band aus Koblenz macht schwungvollen Punkrock, gemischt mit ner schönen Portion Melodic Hardcore. Gefällt mir auf Anhieb. Raue Lyrics, druckvoller Sound, die imaginäre Faust immer erhoben. Etwas schade, dass vor der Bühne noch eher wenig los ist, verdient hätten es die Jungs.
Ist wohl auch nicht ihr erster Auftritt auf dem Pell Mell, wie sich ein paar Zwischenbemerkungen entnehmen lässt. Beim letzten Mal mit dabei waren wohl auch die Österreicher von Rentokill, denen auch prompt ein Liedchen gewidmet wird - und vermutlich auch die T-Shirts. Ja. Und die Musik geht ja sowieso in ne ähnliche Kerbe.
Kann ich mal getrost weiterempfehlen die Band - wenn ihr mal irgendwann die Chance habt sie zu sehen, nur zu. Haben außerdem den ersten "Circle Pit" des Festivals hingekriegt, als ein paar stürmische Zuschauer um einen Biertisch tanzten. Foto is nix geworden, aber ihr könnts euch ja sicherlich vorstellen. Hähä.
Für uns gehts anschließend erstmal zum Zeltplatz. Bier trinken und sowas. Maddin und Helena sind inzwischen auch angekommen, ebenso wie Ilona und Weissen, die sich heute vorgenommen haben, uns ordentlich mit Viez abzufüllen. Puh. Äh ja, und von wegen "da kriegt man keine Kopfschmerzen von"...
Der Zeltplatz ist inzwischen auch ein wenig gefüllter, aber weiterhin sehr übersichtlich. 30 Zelte maximal. Dafür umso mehr betrunkene Leute, die sich ganz traditionell dem Flunkyball widmen. Hach, herrlich.
Die nächste Band, "VMZT", haben wir mal wieder verpasst, dafür wirds jetzt Zeit für FAHNENFLUCHT! Die Band aus Rheinberg gibts auch schon seit gefühlten Ewigkeiten, zuletzt gesehen hab ich sie vor 4 Jahren aufm Punk im Pott - auch schon länger her
Zu hören gibt es - oh Wunder - Deutschpunk. Muss aber zu meiner Schande gestehen, irgendwie kein Lied von der Band zu kennen, was den Spaß ein wenig trübt. Deutschpunk ohne Mitgrölen ist irgendwie langweilig.
Ansonsten aber ein guter Auftritt, inzwischen ist vor der Bühne auch deutlich mehr los als zuvor, das Bier fließt und die angereisten Dorfpunker feiern brav die Band ab
Hab ich mir aber doch nicht komplett bewusst angeschaut, irgendwie war nach ein paar Liedern die Luft schon raus. Lieber noch 1-2 Bierchen trinken. Für die Statistik: Das kostet hier maximal 1 Euro. In 0.2er Bechern.
So, gut vorbereitet kann dann schon bald die nächste Band abgefeiert werden: RASTA KNAST! Klar, die Band sieht man immer mal hier und dort, aber bisher hat mich nie ein Auftritt enttäuscht. Perfektionistische Punkrock-Hymnen, melodische Glanzstückchen die ihnen so schnell keiner nachmacht.
Seit 13 Jahren gibts die Band mittlerweile - und das letzte Album ist ganze 9 Jahre alt. Eine lange Zeit, in der immerhin ein paar EP's rausgebracht und diverse Mitglieder ausgetauscht wurden. Das nächste Album ist auch schon länger angekündigt, mittlerweile steht mit Destiny immerhin schon das Label fest und mit "Best Of" auch das Konzept.
...ja richtig. Das klingt nicht gerade nach nem "neuen" Album, dabei war die letzte EP "Friede Freude Untergang" doch recht vielversprechend - nunja, wir werden sehen. Aber fürs Erste hab ich eigentlich kein Problem damit, 10 Jahre alte Hits abzufeiern, solange sie mit solcher Inbrunst vorgetragen werden.
Also wird gefeiert! Und wir mittendrin! Wahnsinn, lange nicht mehr so viel Spaß auf nem "Deutschpunk"-Konzert gehabt, aber die Lieder von Rasta Knast laden einfach dazu ein. "Einer mehr oder weniger", "Katze beißt in Draht", "Wir leben noch" - alles dabei, was das Fan-Herz begehrt.
Ja wirklich, grandioser Auftritt. Was aber zum nem großen Teil natürlich an unserem Betrunkenheitsgrad liegt, zu nem weiteren großen Teil an den vielen Hits - bei der Band selbst bekomme ich mittlerweile immer öfter den Eindruck, dass sie einfach nur ihr Set runterspielen. Naja. Egal. Macht Spaß, wie gesagt.
Aber eine weitere Band haben wir heute ja noch vor uns! The Real McKenzies, zuletzt gesehen auf dem Ruhrpott Rodeo wo sie mich ziemlich begeistern konnten. Man muss bei denen ja irgendwie immer Glück haben dass sie nen guten Auftritt hinlegen - weil hier nicht nur Publikum, sondern auch Band den richtigen Pegel haben muss.
Jau. Dudelsack-Punk von kanadischen Schotten. Sehr tanzbare Geschichte, so dass ichs auch nicht lange im Fotograben aushalte sondern lieber ein wenig tanzen gehe. Hähä. Die Real McKenzies sind halt einfach die sympathischste Band in diesem ganzen Folkpunk-Sektor.
Auch die McKenzies haben mittlerweile so einige Besetzungswechsel hinter sich und bedienen sich dabei quer in den Legenden des Punkrock-Business. Karl Alvarez von den Descendants ist auf dieser Tour wohl nicht am Bass, dafür Gwomper von Smoke or Fire - und am Schlagzeug erkennen wir (nicht auf dem Foto, muahaha) Sean Sellers von Good Riddance.
Aber so ganz blickt da ja eh keiner durch, wer gerade dabei is. Hauptsache Sänger Paul McKenzie sorgt für Stimmung, tritt selbst bei tiefster Nacht mit dunkler Sonnenbrille auf (hm, damit man die roten Augen nicht sieht?) und hält ansonsten nicht viel von Bewegung auf der Bühne.
Muss ja zugeben, die Band auf CD nicht allzu viel zu hören, da sie live einfach mehr Spaß macht. Umso besser, dass die aktuelle Veröffentlichung ne Liveplatte ist - und zwar akustisch. Macht trotzdem Laune.
So, tanzen! Versäumt haben wir leider den Augenblick, als die vielen Minderjährigen das Gelände verlassen mussten - darauf wurde nämlich im Vorfeld ziemlich viel Wert drauf gelegt. Mit Extra-Bändchen für Leute, die trinken dürfen und so. Vor der Bühne ist auch deutlich weniger los, die zahlenmäßig am meisten besuchte Band des Tages waren überraschenderweise tatsächlich Fahnenflucht.
Jau. Schöner Auftritt, kommt aber nicht an den aufm Ruhrpott Rodeo ran. Dafür wars gut lang - hab nicht auf die Uhr geschaut, über anderthalb Stunden warns wohl. Respekt. Danach sind wir auch ziemlich kaputt, ein-zwei Viez später fallen wir ins Zelt...
Am nächsten Morgen werde ich tatsächlich von Ilona geweckt, die spontan beschlossen hat, heute noch weiter zum Spirit Festival zu fahren. 400 Kilometer Fahrt, na schönen Dank. Nee, da bleiben wir lieber hier und starten eine kleine Sightseeing-Tour durch Obererbach. Hier Kirche.
Ja, alles gesehen! Etwas überrascht sind wir über den mittlerweile ziemlich dezimierten Parkplatz. Nicht nur die Moselleute sind weg, auch sonst scheint es wohl nicht viele Leute gegeben zu haben, die über Nacht hier geblieben sind. Naja, bleibt umso mehr Platz für uns...
...und so checken wir auch bald mal wieder die Bühne auf. Die ersten Bands klangen nicht so interessant, aber ihn hier wollten wir dann doch mal begutachten: THE INCREDIBLE DOPZEN ist ein Rapper, der wohl irgendwo aus der Gegend kommt und seinen Job, auch wenns nicht auf ein eher Punk-orientiertes Festival passen will, wirklich gut macht.
Joah. Hiphop halt, meine Musik ist das auch nicht unbedingt, aber kann man sich anhören. Mal schnellere und mal langsamere Tracks, alles ziemlich auf den Punkt vorgetragen und gen Ende gibts sogar ein wenig annehmbaren Freestyle zu hören.
Aber hey, der Dopzen ist natürlich nicht der einzige auf der Bühne. Seine "Band" ist dieser Turntable-Dreher, der sein Handwerk auch durchaus versteht und gen Ende gar 6 Minuten lang alleine seine Skillz präsentieren darf. Ja, auch er kanns.
So, auf die nächste Band bin ich dann aber mal gespannt! CONMOTO nennen sie sich. Sagt euch nix? Mir bisher auch nicht. Wurden aber angekündigt als "Ex-Bubonix", und das macht dann doch neugierig.
Und jawoll, wir wurden nicht enttäuscht! Geilster Hardcore-Punk, englische Texte, ordentlich nach vorne und dabei durchgehend sympathisch.
Im Vergleich zu Bubonix würde ich mal sagen, dass hier deutlich straighter zu Werke gegangen wird. Keine Experimente, einfach nur Druck. Erinnert sogar teilweise an Smoke Blow.
Oh, sagte ich "Keine Experimente"? Für einen Song kommt der incredible Dopzen nochmal auf die Bühne und darf den Sänger abwechseln. Geil, kommt auch mal wieder verdammt gut! Crossover ist das dann wohl, fette Gitarren und dazu Gerappe. Selbstverständlich spontan und freestyle. Geile Aktion, auch wenn man von den Texten dafür so ungefähr gar nichts verstand.
So, daraufhin erstmal wieder zum Zelt. Die nächste Band "Destination Anywhere" hätte ich zwar eigentlich gerne gesehen, aber ab und zu muss man ja Prioritäten setzen. Und auch die anschließend spielenden "Isetta Drive" verpassen wir, müssen ja schließlich Kräfte sparen für das nächste Highlight des Tages...
...DAMPFMASCHINE! Das Album "I love my body" ist ja wohl sowieso schon der Oberhammer, live habe ich die Band bisher leider immer verpasst - aber was man da so hört, klang immer äußerst vielversprechend. Und jetzt auf der Bühne des Pell Mell. Wir sind direkt absolut begeistert. Aber sowas von!
Sänger Siggy Rock ist der personifizierte Wahnsinn! Vor allem optisch (keine Ahnung wo der Hut plötzlich herkam. Aber alleine die Handschuhe anner Hose. Ui.), was der an Bühnenposing drauf hat, macht ihm so schnell keiner nach.
Oh, da is der Hut ja schon wieder. Wechselt munter die Köpfe. Die Musik zu beschreiben, tja, ist gar nicht so einfach. Asi-Punkrock-Rock'n'Roll-Hardcore-Gerotze. Genie und Wahnsinn. Und dann natürlich nur Hits, wobei mir das heute sowieso egal ist, bei Dampfmaschine lässt sich eben alles abfeiern.
Sieh her sieh her, ein Grimassenkönig! Ich beschließe irgendwann, dass wir hier ne Mischung aus Turbonegro, Scatman John und äh Hubert Kah vor uns haben. Egal. Die Band muss man einfach mal gesehen haben, unmöglich zu beschreiben.
Ja, bleibt nur festzuhalten: Bisher beste Band des Tages. Und das, wo Conmoto doch schon ganz gut vorgelegt haben. Egal. Dampfmaschine, absolute Live-Empfehlung!
Waren Dampfmaschine noch die absolut perfekte, weil amüsante, Asiprollrockband, ist es die nächste Band umso weniger. Die V8 WANKERS. Da bleibt nur festzuhalten: Es gibt Proll und es gibt Proll, aber die V8 Wankers sind definitiv die negative Variante davon. Nee danke, das ist mir gerade mal ein Foto wert. Bäh. Igitt.
Dann mal schauen, was die nächste Band so kann. CALLEJON. Metalcore ist ja nicht unbedingt mein Ding, das hier ist immerhin deutschsprachig, was sie ja schon etwas von der Masse abhebt. Wir schauen uns nur die letzten 2-3 Lieder an, aber die konnten durchaus überzeugen.
Insbesondere bin ich überrascht, wie viel Publikum anscheinend extra für Callejon hier ist, wie gedrängt die ersten Reihen stehen und wie lauthals hier mitgesungen wird. Gut, Callejon sind nicht unbedingt unbekannt, aber von nem Hype hab ich bisher nichts mitbekommen. Vielleicht bin ich auch einfach zu alt.
Egal, die Show weiß zu gefallen. Brachiales Soundgewitter, ordentliches Geschreie bis Gekeife, die Instrumente hauen auch ordentlich einen vor den Latz - nich schlecht. Kann live schonmal um einiges mehr begeistern als erwartet
Und natürlich gibts mal wieder ne Wall of Death, oder die "verplante" Version davon, nämlich die Circle Wall of Pit Death. Wobei ich Leute, die sich da total spontan mitten rein stellen, weder lustig noch mutig finde. Naja. Guter Auftritt von Callejon.
Ihr merkt schon: Zu wenig Fotos vom Drumherum. Aber, offen gestanden, so viel gabs da auch nicht. Ne Bar, ne Cocktailbar, n Fressstand, Merchstand - ich glaub das wars schon. Kleines gemütliches Festival halt. Aus Protest, dass es um diese Zeit noch keine Cocktails gibt, machen wir kein Foto von der Cocktailbar.
So, nun aber! Der Headliner des heutigen Tages: FRAU DOKTOR! Die alten Bois lösen sich ja Ende des Jahres auf, heute also einer der letzten Auftritte. Um genau zu sein, dürfte es sogar der letzte Festival-Auftritt sein. Schade, für mich bleibts die beste Skaband im Lande.
Die Tage kommt ja auch ne neue CD der wackeren Wiesbadener raus. "Grenzen der Gemütlichkeit" ist aber eher ne Art Best Of - naja, zumindest ein paar neue Stücke sind drauf, die heute auch gespielt werden. "Kein Ska" oder "Jetzt haut alles hin" zum Beispiel.
Aber keine Sorge, Ska ist weiterhin Hauptbestandteil der Musik - neben Soul, Punk und wat weiß ich noch alles. Erinnert nicht zuletzt dadurch an die Ska-Variante der "Aeronauten", mit denen die Band auch freundschaftlich verbunden ist - und deren "Sexy Terrorist" auch direkt mal gecovert wird.
Das Publikum hat sich im Vergleich zu Callejon zuvor wieder etwas dezimiert (naja, zum Teil wohl mal wieder, weil die Minderjährigen um 0 Uhr rausmüssen. Hehe.), aber immerhin ist der Rest noch wach. Bis auf Helena, die laufend (äh stehend) umkippt, sobald Maddin sie mal nicht festhält.
Auch sonst scheinen die Zuschauer ein wenig zu brauchen, um ins Ska-Feeling zu kommen. Naja, mir solls recht sein - haben wir halt mehr Platz zum Tanzen. Was auch bei Hits wie "Alte Männer", "GUZ E.V." (oh, womit wir wieder bei den Aeronauten wären), "Auf dem Weg in die Stadt" oder "Alter Freund" durchaus angebracht ist
Richtig schön wirds erst gen Schluss, als die Hitdichte zunimmt und die Band irgendwann selbst nicht mehr weiß, was sie spielen soll - aber das Publikum mittlerweile euphorisch genug ist, lauthals Zugabe zu rufen. Frechheit allerdings, dass der Bierstand dies zum Anlass nimmt, direkt mal selbst Musik aufzulegen...
...bis Frau Doktor doch wieder auf die Bühne kommen. Na, da konnten sie sich gerade noch gegen "Bro Hymn" durchsetzen! Irgendwie hat man aber trotzdem den Eindruck, als wolle die Band so langsam mal von der Bühne. Naja, knapp anderthalb Stunden gespielt, geht in Ordnung.
Wir sind sowieso schon ziemlich fertig, war ja schließlich ein langer Tag! Aftershowparty ist heute am Bierstand, wo noch bis in die Puppen Musik läuft (ja, auch "Bro Hymn"), wir uns bis in die Puppen betrinken und irgendwann auch fertig genug sind, um in die Puppen zu fallen
...tja, kein Wunder, dass wir am nächsten Morgen mit die letzten auf dem Zeltplatz sind. Schon toll so ein 2-Tages-Festival! Ja, das wär hiermit auch rum. Ich kann nur sagen: War super! Genau das kleine gemütliche Dingen das ich gesucht hab, die Bands mit wenigen Ausnahmen großartig, Personal und Publikum super drauf - unbedingt vormerken fürs nächste Jahr!