Plastic Bomb Party: The Restarts, Sniffing Glue, Eye For An Eye, The Capaces, Auweia, Alarmstufe Gerd, 25.09.2010 in Oberhausen, Druckluft - Bericht von Fö
Plastic Bomb Party, 25.09.2010 in Oberhausen
Also denn, Druckluft. Letztendlich ist der Geist doch stärker als der Körper und wir machen uns mehr als zeitig auf den Weg - schließlich geben ALARMSTUFE GERD den Opener, und das schon um 18 Uhr! Stress, ey. Klar, die Punker-übliche Verspätung von ner knappen Stunde muss man einkalkulieren. Aber in der lässt sich wunderbar Bier trinken.
Großartige Band! Trash-Hardcore, allererste Sahne (gibt es Veganer-Sahne?). Stücke, die innerhalb von 20 Sekunden die Welt erklären - und Ansagen, die innerhalb von 5 Sekunden die Stücke erklären. Ja, so ungefähr kann man sich das vorstellen. Ganz großer Spaß!
Der Sänger ist sich anfangs noch etwas unsicher, ob er nun auf der Bühne bleibt oder lieber vorne im Publikum steht, aber ne kurze Umfrage klärt das. Ja, so sieht ne anständige Hardcore-Show aus! Große Bühnen braucht kein Mensch!
Zwischendurch dann aber doch mal auf der Bühne, währen der Gitarrist vorne ein Lied zelebriert - ein Lied, das, soweit ich das beurteilen konnte, nur aus Schreien bestand. Großartig! Und dafür musste der Mischer sogar extra das Mikro runterdrehen. Muahaha
Publikum. Augenscheinlich so einige textsichere Besucher heute hier, fleißig am Mitschreien und Gliedmaßen von sich schmeißend. Die Songs lassen sich grob zusammenfassen zu "Gerd gegen den Rest der Welt" (höhö), ein Rundumschlag gegen alles was der Band so auf den Sack geht. "Weight Watchers are watching you", "Es gibt keine Missgeburten außer Nazis", die Titel sprechen schon für sich.
Komplettes Set in etwa 15-20 Minuten runtergezockt, dabei aber vermutlich eh die komplette Diskographie gespielt. Großartig! Als letzten Song gibts den Überhit "Jesus Freaks und diese Black Metal Satan Fuzzis sind hundert pro Geschwister". Super Auftritt, lediglich "Turnschuh" hätten wir liebend gerne noch gehört. Egal. Bier trinken.
Nächste Band: Nervous Breakdown. Die verpassen wir aber, weil rumlungern und Bier trinken auf nem Punkerfestival nicht vernachlässigt werden darf. Man kann aber auch, so wie Ulf, direkt nach dem Auftritt der ersten Band nach Hause fahren. Reicht ja auch. Egal. Nächste Band: THE CAPACES aus Barcelona!
Und, ja, auch ne großartige Kapelle! Die Sängerin steht schon nach 2-3 Songs ohne Shirt da, sehr zur Freude der Zuschauer. Der Hengzt denkt spontan ans Heiraten. Wo sind diese Kaugummiautomaten wenn man sie braucht? Ja, äh, egal. The Capaces machen rotzigen Punk. Bisschen Hardcore, bisschen Rock'n'Roll, aber zum Großteil Punk.
Der Vergleich mit den Distillers steht auch irgendie im Raum - hmja, ziemlich ausgelutscht, schließlich muss sich den Vergleich eh jede Punkband mit Frauengesang gefallen lassen. Aber geht, gerade vom Gesang her, schon etwas in die Richtung, aber eher der früheren Sachen.
Publikum. Keine Ahnung, wie viele hier die Band vorher kannten (als Plastic-Bomb-Leser sollte man das eigentlich, schließlich sind sie auf dem hauseigenen Label), aber die Spanier schaffen es tatsächlich, in Sekundenschnelle die Begeisterungsstürme auf ihrer Seite zu haben.
Da kann sich Zwakkelmann ne Scheibe von abschneiden: Die Band säuft ordentlich! Zwischendurch wird immer mal nach neuem Bier gefragt, und als dieses nicht kommt, schreckt die Sängerin nicht mal vor diesem Gesöff zurück. Ob das wirklich Kalimocho war, wie sie vermutete, ließ sich nicht herausfinden.
Ganz ganz großartige Show! Bestens aufgelegte Band, und insbesondere die Frontfrau ist ein sprichwörtlicher Wirbelwind auf der Bühne, springt rum, räkelt sich, schmeißt sich auf den Boden - 1A Unterhaltung!
Also wirklich, kann ich jedem nur empfehlen. Unbedingt mal live sehen. Haben gestern noch im Kölner Ballroom gespielt, wo die Sängerin mal eben die ersten Reihen mit Bier bespuckte, wie Akki zu berichten weiß.
Statt Scorpions-Pyramide immerhin steile Gitarren. Fantastisch. So richtig von der Bühne gelassen wird die Band nicht, 1-2 Zugaben folgen noch und hinterlassen wird ein sichtlich begeistertes Publikum. Okay, und ein betrunkenes. Ehrensache.
Apropos: Erstmal n neues Bier. Für die Statistik: Es gibt Traugott Simon für 1,20 und Becks für Leute, die kein Bier mögen. Und gerüchteweise bald Astra. Das Druckluft wurde übrigens renoviert: Größere Bühne, saubere Porzellantoiletten - und anscheinend ein wenig Schallisolierung, so kriegen wir es draußen kaum mit, als die nächste Band los legt.
SNIFFING GLUE! Bisher lediglich auf dem Ruhrpott Rodeo gesehen, wo die Band zwar überzeugen, aber nicht uneingeschränkt begeistern konnte. Aber man bekam schon ein Gefühl davon, wie sie wohl auf ner kleineren Bühne wirken. Und ja wirklich, großes Tennis! Angepisster Hardcore-Punk, feinste Oldschool-80er-Tradition, herrlich
Sänger Marcel ist mir ja von seiner anderen Band Abfukk noch gut im Gedächtnis geblieben. Ein Typ, der einfach mal ohne Rücksicht auf Verluste, auf sich oder auf andere, auf der Bühne agiert. Ein Typ wie aus den 80er Hardcore-Dokus entsprungen, wo Livemusik noch Blutbad bedeutete.
Den ersten Cut hat er auch recht schnell - anner Stirn. Egal, stört nicht weiter. Immer schön Vollgas, drauf, inne Fresse. Kurze knackige Songs, schön aggressiv, äußerst kurzweilig.
Gilt ja nicht umsonst als eine der angesagtesten Hardcore-Kapellen hierzulande. Ist zwar nicht wirklich meine Musik, macht live aber echt Bock. Sieht man ja auch am begeisterten Publikum, vor der Bühne ist einfach nur noch ein einziger tobender Mob auszumachen. Gefällt.
Ihr merkts, ich hab heute mal wieder keinerlei Bilder vom Drumherum. Aber wat solls. Außer Bier trinken und Rumlabern war eh nicht viel, nicht mal vom groß angekündigten Hotdog-Wettessen haben wir was mitbekommen. Dafür schauen wir bei der nächsten Band mal wieder rein: EYE FOR AN EYE!
Auf die Band bin ich mal vor Jahren gestoßen, als ein Polen-Urlaub anstand, da muss man sich schließlich mal mit der Untergrund-Szene auseinandersetzen. Eye for an eye sind auch schon seit 13 Jahren aktiv, gehören in Polen zu den bekanntesten Hardcore-Bands und sind mittlerweile auch hierzulande nicht unbekannt.
Polnische Texte, die aber so angepisst und voller Elan vorgetragen werden, dass die Aussagekraft sich auch ohne Textverständnis ganz gut entfalten kann. Vor der Bühne ist es zwar wieder etwas leerer geworden, tut der Freude aber keinen Abbruch und die Band freut sich auch sichtlich, hier zu spielen.
Böse Blicke, Zorn und Wut! Traut man der Sängerin auf den ersten Blick nicht wirklich zu, aber auf der Bühne gibt sie doch ordentlich Gas, kann überzeugen. Gute Band, gerne wieder
Bei der nächsten Band schauen wir dann der Höflichkeit halber nur für ein paar Stücke rein. AUWEIA! aus Köln machen Deutschpunk und haben sich auf den Posten als vorletzte Band hochgeschlafen. Meinungen über die Band sind eher geteilt, bei mir wills jedenfalls nicht zünden. Is halt Punk, dat raff ich nie.
Simpler Deutschpunk für Straßenköter mit Herrchen. Die Iroträger vor der Bühne sind zufrieden, feiern ordentlich und pogen sich ab und zu auch mal ein klein wenig Seele aus dem Leib. Recht unterhaltsam, aber nach 1-2 Liedern is irgendwie die Luft raus.
Apropos Luft und apropos raus, beides täte mir jetzt mal ganz gut, weswegen ich noch ein letztes Foto mache, ein Bier hole und den Saal verlasse. Höhö.
Die nächste Band muss dann aber, allein interessenshalber, schon sein. The Restarts. Muss ja zugeben, dass ich die vorher gerade mal vom Namen kannte und irgendwie in der Kategorie alte-80er-UK-Punk hatte - hmm, nicht ganz. Eher 90er. Und tatsächlich überzeugend
Rotzig-Zorniger Streetpunk für nietenbesetztes Publikum. Aber weniger der geleckte Rancid-Sound, eher die Ecke Chaos UK, Poison Idea und Konsorten - die eher dreckige Schule nunmal. Inklusive jeder Menge Mitsing-Refrains (wenn ich denn die Texte könnte) und ordentlich Gelegenheit, den Punkrockfinger rauszuholen.
Beim Gesang wechseln sich die beiden Frontmänner immer mal ab, brüllen dabei fleißig ihre Botschaften in die Welt (ich würde mal sagen: durchweg kritisch und politisch) und haben sogar Zeit für ein paar Scherzkes zwischendurch. Ja doch, bin positiv überrascht - hätte ich mich mal früher mit der Band befasst...
Jau, geile Band. Allgemein super Line-Up am heutigen Tage, die 8 Euro Eintritt war das auf alle Fälle wert. Und gut was los war sowieso. Nach den Restarts machen wir uns dann aber auch auf den Rückweg, der Tag war lang genug...wobei, zum Abschluss gehts noch kurz in die Hirsch-Q, wo Lippe und ich uns grandios beim Kickern abziehen lassen. Aber das ist ein anderes Thema. Oi.