TenSide Festival: Supershirt, Hagbard Celine, Zwakkelmann, Grenzwert, Antilopengang,..., 14.01.2011 in Mülheim/Ruhr, AZ Mülheim - Bericht von Fö
TenSide Festival, 14.01.2011 in Mülheim/Ruhr
Also mit Schlossi hin. Angekommen, müssen wir uns erstmal orientieren. Am Mülheimer Bahnhof, der keine Baustelle mehr ist. Am Weg zum AZ, auf dem wir uns mehr vom Gefühl treiben lassen müssen - und schließlich im AZ selbst. Die eigentliche Theke is heute nicht, dafür die große Halle geöffnet, und die kleine hat die Bühne anders. Und auf dieser spielt ne Band.
Bei dieser Band dürfte es sich um "Grenzwert" handeln, was uns schon zeigt, dass der Zeitplan etwas hinterher hinkt, denn eigentlich sah der unserige vor, diese Band zu verpassen. Natürlich nicht absichtlich. Höhö. Jau, Skapunk. Ein Musikstil, an dem ich mich schon lange ziemlich sattgehört habe.
Könnte aber schlimmer sein, jedenfalls kommt das Ganze nicht allzu sehr auf Schülerbandniveau rüber, die Band fabriziert nen recht annehmbaren Sound, macht gut Stimmung und hat ein paar Sauflieder im Programm.
Publikum. Schon einiges da, aber der Großteil verteilt sich eh in der großen Halle, schließlich gibts da neben Bier und der Liedermacher-Bühne sogar die großartige Rilrec-Tombola. Allgemein bin ich mehr als überrascht, wie voll das hier ist - irgendwann heißt es sogar "ausverkauft". Krass,ey.
Achja, Band. Kenne natürlich kein Lied. Irgendwann bemerke ich ein Rantanplan-Cover, will sogar gerade anfangen, mitzusingen, als die Musik wieder leicht abdriftet und das Stück sich doch als ein eigenes entpuppt. Passiert mir zwei-drei Mal, ein paar Melodielinien sind eindeutig geklaut. Oder Skapunk ist einfach verdammt unoriginell.
Ein anderes Stück klingt verdächtig nach der Sondaschule, zwischendurch werden noch Fettes Brot intoniert - naja, gut drauf ist die Band, und Publikum auch, und auch ich habe schon deutlich schlechtere Bands dieses Genres gesehen - aber behaupten, das hier hätte mich irgendwie mitgerissen, kann ich nicht.
Große Halle. Es gibt sogar alkoholfreies Bier. Aber wieso kommt man als AZ auf die Idee, Beck's zu verkaufen? Stiels schlägt direkt vor, noch Müllermilch auf die Karte zu schreiben. Und Coca Cola. Egal. Irgendwo da hinter dem schwarzen Vorhang rechts ist die Liedermacherbühne, weswegen ich mich nicht weiter in die Halle reintraue. Was da gerade rumkrakehlt, muss ich mir nicht geben.
Ein wenig rumpalavern, irgendwann doch mal gucken, was inzwischen auf der "Hauptbühne" geboten wird. Wir kommen in einen komplett von Nebelschwaden durchzogenen Raum, weiter vorne kann man ein paar Iroträger beim Blindpogo erahnen und von der Bühne klingen krächzend-schrammelige Deutschpunktöne. Geil!
Nein, eigentlich ist das kein Pogo. Die tasten nur alle um sich, weil sie nichts sehen können. Ich find das irgendwie spontan ziemlich geil. Beste Band bisher (höhö). Normalerweise find ich Nebelmaschinen scheiße, aber bei dem Krach von der Bühne passt das einfach wunderbar. Dufte. Schmissig. Und so weiter.
Irgendwann verzieht sich aber der Nebel, was der Band etwas von ihrer Atmosphäre nimmt. Ich vermute mal, dass es sich hierbei um den "Special Guest" handelt, was eigentlich nur heißt, dass eh keiner die Band kennt und man den Namen deswegen gar nicht erst aufs Programm schreiben muss. Also: Keine Ahnung, wie die Band hieß.
Aber ich fands trotzdem gut. Schön schäbbiger Deutschpunk und wieder mal der Beweis, dass diese Musikgattung einfach nicht ausstirbt. Wer mir jetzt noch sagt, wie die Band hieß, der bekommt...nichts. [edit: Assimetrie war der Name. Aha]
Vielleicht das hier. Aber is nich meins. Schon geil, was hier alles an alkoholischen Getränken herumschwirrt, wobei das hier ja nun wirklich nichts spektakuläres ist (außer, dass es verdammt gut tut, mal wieder Hansa Dosenbier zu sehen) - schlimm waren hingegen die vielen Glasflaschen und entsprechend viele Scherben auf dem Boden. Voll pank, ey.
Zurück zur großen Halle. Mittlerweile ist der Laden tatsächlich ausverkauft. Vielleicht hätte man auf die Idee kommen sollen, die große Bühne in der großen Halle auf zu bauen. Aber vielleicht wär das auch zu einfach gedacht. Hier jedenfalls kann man sich noch einigermaßen aufhalten, was wohl daran liegt, dass die ganzen Liedermacher jeden verschrecken. Hier einer davon.
Zwakkelmann, nachdem er letzten Monat noch als Headliner des Punk im Pott fungieren durfte, geht jetzt back to the roots und spielt sogar Musik, statt nur betrunken zu tanzen. Bekomme ich nicht viel von mit und wage mich nur am Schluss kurz nach vorne. Bisschen pöbeln und so. Bisschen "Wir saufen uns ins Guinessbuch" hören.
Zwakkelmann alias The-Who-Soloband spielt sich mal wieder in die Herzen der Zuschauer. Übrigens ist er auch der Hauptgewinn der Rilrec-Tombola, keine Ahnung ob das wer gewonnen hat. Rilrec, das ist sein Label, das schon oft durch dubiose Machenschaften, Knebelverträge und Kommerzaktionen auffiel.
Anschließend passiert mal wieder gar nix. Ich gelange zu der Erkenntnis, dass Punk im Pott nüchtern echt zu ertragen war, die heutige Veranstaltung kann einen schon viel eher mal rückfällig werden lassen. Naja. Nächste Band, die wir uns geben: Hagbard Celine! Mit lediglich 2 Stunden Rückstand. Schon schön, son Zeitplan. Hat man immer was zu meckern.
Hagbard Celine dürfen sich freuen, vor dem geringsten Publikum des heutigen Abends zu spielen. Höhö. Naja, durch ein zaghaftes "Ihr Penner!" lassen sich doch ein paar Gestalten nach vorne locken.
Der "Neue" am Bass. Trinkt keinen Alkohol. Das ist nun wirklich ein schweres Schicksal. Nix trinken is ja nich weiter, schlimm, aber als Bassist? Das passt doch mal wirklich überhaupt nicht. Kein Wunder, dass er die ganze Zeit von seiner Band gedisst wird.
Achja, die Hagbard-Assis. Souverän-galante Show, die erschreckend an vor ungefähr fast genau ein Jahr erinnert, als sie ebenfalls hier spielten und Sänger Barg exakt die selben Ansagen fand, um das Publikum zu unterhalten. So mit Ruhrgebietsbezug und so. Mülheim/Ruhr, dat is Ruhrpott pur. Ja, wissenwa. Penner.
Nur halt ein anderer Bassist. Der alte ist natürlich trotzdem anwesend, feiert seine Ex-Band als hätte er die Lieder nicht schon 1000mal gehört und wird nebenbei auch fleißig von der Bühne aus gedisst. Geil. Find ich gut. Ey Weissen, wie lange brauchst du eigentlich zu Fuß zum Stadion?
Lieder: Hattense. Schicksalslauf, Brennnesseln, Zweifel Trauer Wut, Wintermärchen, Korrekte Fuffies...schon ziemliche Hits, die die Band schreibt, und mit dem entsprechenden Pegel laden die super zum Mitgrölen ein. Glaube ich. Tun hier auch einige.
Lönsens Vorsatz für 2011: Nicht immer auf jedem Foto gleich aussehen. Ich werd das mal weiter verfolgen. Wird das hier der 2011er Lönsen-Blick? Oder wird sie gar noch kreativer? Wir werden es erleben!
Achja, fürs letzte Lied wird der Weissen doch noch auf die Bühne geschubst. Bewegt sich zwar auch nicht viel mehr als sein Nachfolger, aber grinst wenigstens dabei. Das letzte Lied wurde übrigens nur gespielt, weil "Die anderen Bands haben auch überzogen, dann dürfen wir das auch! Ihr Penner!"
Ihr merkt schon, alles total pank hier, ey. Also, so quasi. Vielleicht auch Hiphop. Anschließend heißt es erstmal: Ewig rumwarten. Der Rilrec-Stand hat schon sein Lager verlassen (dabei wollten wir noch ohne Ende Lose kaufen!), auf der Liedermacherbühne spielt (glücklicherweise) nichts mehr und auf der Hauptbühne gibts die Antilopengang.
Naja, ich hab ja nix gegen Hiphop, aber die konnten mich nicht begeistern - im Gegensatz zur feiernden Meute, muss man ihnen zugestehen. Die natürlich alle nur für ihren "Hit" "Fick die Uni" hier sind, der auch genau dann läuft, als ich mal kurz gucken gehe.
Nee, nich mein Ding. Den "Hit" feiern eh nur Studenten und Studentenhasser ab, wodurch er sich sowieso selbst relativiert, aber dass die Band auf dieses Lied reduziert wird, find ich gar nicht so schlimm. Das Lied ist nämlich scheiße. Und der Auftritt viel zu lang. Wie viele Zugaben haben die eigentlich gegeben?
So dürfen Supershirt schließlich mit knapp 3 Stunden Verspätung auf die Bühne, halb 4. Ächz. Entschuldigen sich aber immerhin dafür und schieben alles galant auf die Antilopengang und ihren Hit "Fick die Omi". Find ich gut, so ein wenig Gedisse hat noch keinem geschadet. Hähä.
Also, Supershirt! Was ne scheiß geile Band! Elektropunk allererster Güte, für mich mittlerweile neben Egotronic die beste Band des Genres, und ich seh sie heute tatsächlich zum ersten Mal! Buh! Fühlen sich auch sichtlich wohl in AZ-Verhältnissen.
Und so legen sie direkt los mit "German Psycho" und zeigen damit ihre "Liebe" zu Deutschland. Für mich übrigens, so geil der Titeltrack "8000 Mark" auch ist, der Hit des Albums. Echt jetz. Ganz politisch bleibts mit "Haue", die schön gegen die Nazis raus geht. Yeah.
Publikum steht eng gedrängt, zumindest die die noch hier sind - einige haben sich bereits auf den Heimweg gemacht, is halt einfach zu spät - sehr schade. Reinste Partystimmung aber, besonders bei den Stücken vom aktuellen Album wie "Mutters Probleme" oder natürlich "8000 Mark"
Wunderschön. Geile Show, kann man nicht anders sagen. Textsicheres Publikum, durchweg ordentliche Abfeierei, top Stimmung im ganzen Saal - herrlich! Zwischendurch werden auch mal irgendwelche Kügelchen ins Publikum geschmissen. Machen sich total gut auf dem Boden, zwischen klebrigen Bierresten und spitzen Glassplittern.
Zu "Nachtjacke" wird der Lichtmann aufgefordert, doch mal komplett auf Beleuchtung zu verzichten, stattdessen schmeißt man gefährlich verstrahlt aussehende Dioxin-Stäbchen ins Publikum. Ich fühl mich wie auf nem Rave, ey!
Ja, wat soll ich noch schreiben. Etwas zu kurz der Auftritt, trotz der kurzen Umfrage "Bett oder Set komplett", aber wat will man machen. Mit "Kauf weniger ein" und "Punk ist, was du draus machst" gibts noch weitere AZ-kompatible Hits vom alten Album, schließlich verschwindet die Band von der Bühne
Zugaberufe. Ehrensache. Band kommt wieder. Ehrensache. Gespielt wird noch ein Lied, das die Band kürzlich mit Captain Capa aufgenommen hat - hab die Single noch nicht, aber sie nennt sich "Tote Tiere" und kommt live formidabel an. Geiles Konzert
Jau, soviel zum Tenside Festival. Bis viertel nach vier war ich auch schon lange nicht mehr auf nem Konzert. Aber Supershirt haben für die Warterei wirklich mehr als entschädigt, und auch sonst kann man durchaus von ner gelungenen Veranstaltung sprechen (ausverkauft, wie gesacht!) - nicht alles meine Musik und manchmal wünscht man sich einen unpunkigen Zeitplan, aber so is dat halt. Oioioi.