Talco, The Dreadnoughts, Ashpipe, 05.02.2011 in Berlin, SO 36 - Bericht von Bönx
Talco, The Dreadnoughts, 05.02.2011 in Berlin
Heute mal zu Fuß und ohne Taxi zum SO, ich sitze schließlich auch noch nicht im Bundestag. Höhö. Draußen prangt dann auch schon ein buntes Schildchen mit der Buchstabenkette "Ausverkauft", was zu erwarten war. Und trotzdem stehen noch mindestens noch 50 Leute draußen die Karten suchen. Krass. Wo soll das mit Talco noch hinführen? Größerer aber unsympathischer Laden? Oder vielleicht einfach zweimal im SO?
Naja, erstmal rein gehen, Jacke abgeben und zur Bar. Verdammt, eigentlich muss ich da nicht hin. Muss es halt mal 'ne Club Mate tun. Ich finde die ja, obwohl die das Design von der NRW-Flasche haben, furchtbar unhandlich und wie einen Fremdkörper in meiner Hand. Von der ersten Band Ashpipe (geiler Name!) kriegen wir dann leider nur noch das allseits beliebte 'Antifa Hooligan'-Cover von den Los Fastidios mit. Najut, einen hamse dann doch noch, a-capella mit Geigenunterstützung gibbet noch 'You'll never walk alone'. Gab es vorher auch nur Cover? Vielleicht kann das ja mal wer kommentieren.
Jau, von denen hätte ich schon gerne mehr gesehen, so kann man sich halt kein Bild machen, wa? Normal würde es mich ja jetzt zur Bar ziehen aber heute dann einfach mal straight nach vorne. Der Umbau geht relativ fix und ab und an kommt mal einer von den folgenden Dreadnoughts auf die Bühne um Whiskey, Cider, Bier und sonstige Alkoholika zu platzieren. Yeah! Die Platte klingt einfach schon nach Suff, das Konzert verspricht jetzt schon großartig zu werden...
...noch keinen Takt gespielt, verteilt Little John schon fleißig Scotch in die durstigen Mäuler in der ersten Reihe. Jetzt schon 'ne super Show. Könnten sie wegen mir die nächsten 60 Minuten so machen. Obwohl, ich freue mich ja schon auf die Musik. Wenn ich so'ne Saufmucke auf Platte schon gut finde...is für mich ja eigentlich eher immer so'n live Ding. Also go!
Mit dabei hamse auch nen Geiger. Auch wenn der heute nur die zweite Geige des Abends spielen darf, höhö. Ich sollte wieder anfangen zu trinken. Die Band tut das dann gerade ausnahmsweise mal nicht. Da sitzt alles, da passt alles. Getrieben von einem unglaublichen Schlagzeuger ballert einem der versoffene Polka-Punk hier um die Ohren. Und das restliche Publikum? Jetzt schon kein Halten mehr. Sind die Berliner ja bei Vorbands sonst eher zurückhaltend, ist jetzt schon kein Halten mehr, entweder die kannten die auch alle schon oder sind einfach von den ersten Tönen so angefixt.
Ziemlich schnell ist dann aber der Spielfluss raus, aber scheiß egal, denn was es jetzt gibt, ist einfach nur großartig. Eine Ansage besser als die andere. Ich gebe mal ein paar wieder: "Do you think in 500 years there will be emo-music? Do you think in 500 years there will be shitty screamo-metal-music? Do you think in 500 years from today an old man is sitting in a bar in kreuzberg and listen to polka-music? Yeah! Cuz' Polka never dies'" Riesenansage gefolgt von einem Riesenhit!
So, geht's natürlich auch weiter. Uncle Touchy haut eine großartige Ansage nach der nächsten raus: "How you doin tonight? I don't care. You could have aids or syphilis, I don't care about. Cuz' you're here and spent the money. We're here and take the money!" Keine Frage, nächster Polk-Hit folgt. So spielt man sich fantastisch durch die wohl bisher veröffentlichten drei Alben wo mir leider nur die neueste bekannt ist.
Hier bleibt heute Abend einfach keine Frage offen, so wird auch The Dread Pirate Druzil bekannt gemacht: "Give a hand for the man who puts the man in Mandoline! Three things about him: 1st, he drinks more than every one of you. 2nd, he loves to fuck, he'll try it later. But the most important is he loves the Polka.!" Na, was gibt's jetzt? Polka natürlich. Als ich noch nie ein Wort von dieser Band gehört habe, hat Kai mir gesagt, es sei so 'ne Mischung aus den Real McKenzies und Talco. Und damit hatter nicht ganz unrecht. Die Party auf der Bühne spricht ihre Bände.
Dann die große Stunde des Drummers, welcher übrigens trotz subklimatischen Verhältnissen tatsächlich nicht einmal seine Mütze abgesetzt hat. Daumen hoch! Der wird als The Swedish Bastard vorgestellt und darf sich mal schön durch die Menge tragen lassen. Natürlich nicht ohne Kommentar des Sängers: "Thouch his balls, he likes it!". Endlich mal 'ne Band wo sich der Kauf einer Live-DVD wirklich lohnen würde...geile Ansagen, geile Show und geile Musik, die auch manchmal schon ein wenig in den Hintergrund rutscht. Aber das Gesamtkonzept passt einfach.
Jau, einer der Songs die mich unglaublich begeistern konnten, und das wo der auf der zweiten Scheibe 'Victory Square' drauf ist. 'Amsterdam' gibbet als nächstes. Natürlich nicht ohne Erklärung vom Sänger und Geiger Seamus: "Have you ever been to Amsterdam? That's where we picked up our mandoline-player. He was standing in one of these windows with this red frames. He looked so sexy, I had to take him home." Mit 'Cider Road' kommt dann auch endlich noch der Song auf den ich schon gewartet habe, Opener der aktuellen Scheibe und einfach'n Hit.
Die Jungens sind ja mittlerweile seit über ner Woche mit Talco unterwegs. Klar, dass dann auch Andrea und Cioro das erste Mal heute Abend auf die Bühne kommen, um die Kanadier zu unterstützen. Angekündigt werden sie allerdings als Mario & Luigi. Haha. Naja, da sieht man mal wieder wie die Nordamerikaner die Italiener so sehen. Kennen sicher auch nur den schiefen Turm, Pizza und eben die Super Mario Brothers...
...aber nicht nur die beiden taffen Talco-Jungs dürfen mit auf die Bühne sondern auch Matt von Mad Sin darf noch ein paar Akkorde zur "national anthem" von den Dreadnoughts beitragen. Soll ich euch tatsächlich verraten aus welchen Textzeilen die besteht? Na, ok. So schwer ist das auch nicht zu merken. Denn der Text besteht nur aus einem Wort: Cider. Großartig. Über zwei Minuten nur Cider, Cider und nochmals Cider.
Dazu wird dann noch mal ordentlich gefeiert. Ehrensache! Wenn ich mich recht erinner, gab's danach noch ein-zwei Nummern, bei denen Matt dann einfach auf der Bühne blieb und die Jungs weiter unterstützte. Der Geiger durfte sich nochmal ganz groß fühlen, bevor er dann zum abschließenden Stagediven das Bad in der Menge suchte. Zu Erwähnen bleibt noch, dass natürlich die letzte Ansage dem Sänger gebührte: "Buy our merchandise, but most importantly fuck yourself!" Jau, für mich jetzt schon die Band des Abends und das wo Talco noch zum Tanze aufspielen.
Also schnell zur Bar, was will ich eigentlich an der Bar? Achso, Frau Wolfram hat Durscht. Jau, ich hab ja noch Club Mate, die sich ja wie'n Fremdkörper in meiner Hand anfühlt. Habe ich das schon mal erwähnt? Egal! Talco! Go! Los geht's mit dem Intro der letzten Scheibe vom Band, bevor die Jungs um Sänger Dema dann die SO-Bühne erklimmen. Keine Frage, es ist natürlich nochmal deutlich voller vor der Bühne, in der Mitte und überall. Der Großteil hat natürlich auf den Haupt-Act gewartet. Aber das was eben schon los war, einfach unbeschreiblich.
Das findet wohl auch Little John. Der bleibt quasi das komplette Konzert auf oder neben der Bühne, darf mal stagediven und zum Ende hin sich sogar mitten in die Wall of Love stellen. Ja richtig, eine Wall of Love bei Talco. Obwohl, bei dem Death-Metall den Talco hier vom Stapel lassen ist es endlich mal wieder eine richtig gute Wall of Death. Dachte schon die seien ausgestorben.
Geiles Bild! Schaut mal auf den Mund von Jesus. Herrlich. Ja, solide Show die Talco hier abliefern. Aber für mich leider auch nicht mehr. Keine Ahnung woran es liegt. Irgendwie ist die Stimmung im Publikum nicht ganz so ausgelassen wie sonst, nicht so viel Spielfluss bei der Band oder einfach die Tatsache, dass ich Talco mittlerweile echt schon x-Mal gesehen habe.
Spaß haben die sympathischen Jungs auf der Bühne natürlich, wie sollte es auch anders sein wenn man vor einem ausverkauften SO spielen darf. Und da ich Talco ja immer nur live sehe oder höre, kann ich auch wieder nicht ein gespieltes Lied außer 'St. Pauli' aufzählen. Tja, mein italienisch ist eh nicht so gut. Höhö. Was heute aber dann doch auffällt, ist dass man sich doch wieder minimalistischer gibt. So sieht man Dema z.B. eigentlich nur mit seiner Halb-Akustik-Klampfe und nicht mit ner reinen Akustik-Gitarre. Gibt dem Ganzen mit Sicherheit noch ein wenig mehr Wums.
Dema hält sich mit Ansagen ja meist zurück und viele gibt's auch heute nicht von ihm. Aber eine sticht dann doch raus: "Mauro with a tie. Give a hand for Mauro, he's dressed but drunk like always." Haha, stagediven darf der gute Mauro natürlich auch. Ehrensache. Ja, Pizza essen muss ich auch mal wieder gehen. So nach und nach wird es sogar ein wenig leerer vor der Bühne, dafür kommt Frau Wolfram von der Mitte nach vorn und meint da wird's unglaublich voll. Verkehrte Welt.
Für ein ausverkauftes SO geht's allemal und dem Publikum ist das auch nicht zu verdenken, mal ein Stückchen nach hinten zu gehen. Immerhin haben die meisten Anwesenden bei den Dreadnoughts schon 60 Minuten alles gegeben. Da braucht man dann auch mal 'ne Pause. Wenn vielleicht auch ein wenig der Spielfluss fehlt heute, sitzen die Songs natürlich trotzdem wie 'ne 1. Macht schon Spaß zu zuschauen. Langweilig wird einem dabei mit Sicherheit nicht...
...vor allem da ja auch immer wieder mal was von der letzten Scheibe reingesampelt wird. So spielen sich dann Talco, mittlerweile doch deutlich kurzweiliger wie zu Beginn, dem Ende entgegen. Nicht nur von diesem Abend, is ja auch Tourabschluss mit den Dreadnoughts heute Abend...
...und so kommen die natürlich alle nochmal zum gefeierten 'Bella Ciao' auf die Bühne. Ehrensache. Geil, mindestens das vierte Mal "Ehrensache" geschrieben in einem Bericht. Daumen hoch! Dann ist erstmal Schluss. 'Ne Zugabe gibt's natürlich noch, in der dann auf die gewohnte Weise die Band vorgestellt wird. Heißt jeder kriegt sein Fett weg: Nick ist heute mal Ringo Starr, Ketto Fat Mike (kann man mit leben) und einer kriegt Silvio Berlusconi zugewiesen (kann man wohl weniger mit leben). Dann war aber tatsächlich Schluss. Normalerweise lassen es sich die Jungs ja nicht nehmen und hängen noch 'ne Zugabe ran, aber heute war einfach warm und auch die Leute waren damit einverstanden.
Immerhin haben hier heute Abend drei großartige Bands gespielt. Behaupte ich jetzt einfach mal, wenn die erste Band schon 'Antifa Hooligan' und 'You'll never walk alone' spielt kann se ja nicht schlecht gewesen sein.
Schnell noch ein bisschen Shopping bevor wir uns, wie sollte es anders sein, gen Milchbar bewegen. Da wird man scheinbar als Anti-Alkoholiker, der ich nun mal bin, nicht mehr bedient. So warte ich knapp 'ne halbe Stunde auf mein Club Mate-Limetten-Cocktail, um mich dann von Nick voll quatschen zu lassen wie ich damals in Schwerte neben den Merch-Tisch gekotzt habe und potenzielle Käufer beschimpft habe. Damit hätten wir das auch mal wieder aufgewärmt.
Apropos Schwerte: Da findet das diesjährige Bierschinken-Festival statt. Alle hinkommen!
Darf man als Anti-Alkoholiker "Prost?" sagen? Ehrensache!