Christian Steiffen, 03.03.2011 in Köln, Sonic Ballroom - Bericht von Chris Crusoe
Christian Steiffen, 03.03.2011 in Köln
Auch wenn Chris kein ausdrücklicher Karnevalsdooffinder ist, ist diese Session die Motivation recht schmal. Die Motivation auf das Steiffenkonzert zu gehen ist hingegen enorm.
Es ist Donnerstag und gearbeitet wurde auch noch, also wird selber gefahren und Malzbier genossen. Marty und Little Sister werden auch eingepackt.
Fulminanter Auftakt von Christian Steiffen, begleitet von Dr. Ignaz und dem Emslandorchester. Das Orchester kommt allerdings in guter Schlagertradition vom Band.
Christian selber ist ab der ersten Minute topengagiert und gibt den Fans, was sie brauchen: Liebe und Musik und Musik zum Lieben. Wie gut, dass er da ist. Findet er auch.
Auch ausgefallene Tänze wie der zum Stück ?Champagner und Kaviar? lassen den Stoffwechsel der anwesenden Damen und Herren brodeln. Da wird geklotzt.
Die musikalische Begleitung durch Dr. Ignaz ist sattelfest und stimmungsvoll. Auch die Setlist lässt keine Wünsche offen und es hagelt Hits wie ?Ich hab' die ganze Nacht von mir geträumt? und ?Sexualverkehr?.
Bereits in diesem frühen Stadium des Konzertes fressen die zum Teil verkleideten, zum Teil unverkleideten Anhänger des Steiffen dem Künstler aus der Hand.
Es folgen weitere Hochlichter der Unterhaltungsmusik wie das balladeske ?Mein bester Freund? oder der Stimmungskracher ?Selbstmitleid?. Und damit sind noch längst nicht alle Register gezogen.
Bei ?Ich fühl' mich Disco? gibt es kein Halten mehr und der Sonic Ballroom tanzt. Hier ist wie immer alles absolut authentisch und mit Liebe zum Detail vorgetragen. Wieder beweist Christian Steiffen, dass er seine ?Peters? (von Maffay bis Alexander) drauf hat und ihnen huldigt, statt sie zu verspotten, wie es manch andere nachspielende Schlagerzausel tun.
Nachspielen gibt es hier nämlich nicht, höchstens Neuinterpretieren. Zum Beipiel ?Help Yourself? vom unsterblichen Tom Jones und ?Comme d'habitude? von Claude François, allerdings in der schöneren Edition von Mireille Mathieu statt in der bekannten Juhnke-Version.
Ersteres zauberhaft begleitet auf der goldenen Trompete von Dr. Ignaz. Man möchte niederknien. Auch der Reverend Rauchzart ist mittlerweile im Ehrenfelder Hafen gelandet. Es gibt kein Halten mehr.
Der Ballroom ist angenehm voll. Nicht randvoll, aber stimmungsvoll. So kann man noch an die Theke und auch wieder zurück in den Schlagerpit. Der Enthusiasmus der Anwesenden kocht (völlig zu Recht) fast über.
Wenn auch zum sanften Bedauern des mit Zeugungswünschen überhäuften Meisters mehr von Jungs als von Mädchen. Dieser kommentiert den Umstand aber gelassen und weltmännisch mit ?Das ist halt Köln.?
Ein weiterer Knüller im Programm folgt mit ?Leise rieselt der Schnee?, das ebenfalls eine Neuinterpretation erfährt, allerdings nur an zwei markanten Stellen. Die restlichen Lieder sind dann aber tatsächlich alle original.
Gerade bei diesem Lied wird nicht nur die große Nähe zu den vorgenannten Künstlern deutlich, sondern auch Christians großes Talent sich auch in die allergrößten Unterhalter der Unterhaltergeschichte einzufühlen. The Pelvis sein Geist schwebt für Minuten über Köln.
Drei Zugaben werden Christian Steiffen, Dr. Ignaz und das Emslandorchester geben müssen, bevor die vor knisternder Erotik geladene Audienz ein Ende findet.
Dabei gibt es auch wieder eine Polonaise, wie sie der sonst eher rockorientierte Sonic Ballroom wohl zuletzt beim letzten Christian Steiffen-Konzert erlebt hat. Diese führt beinahe ALLE Anwesenden nicht durch sondern auch draußen UM den Laden herum. Ein Gefühl von Liebe und Einheit durchdringt auch den Letzten.