Macabre, Rompeprop, Birdflesh, 18.04.2011 in München, Hansa 39 - Bericht von Kabl
Macabre, 18.04.2011 in München
Erste Band heute: Rompeprop aus dem Land der Tulpen, der Kiffe und der Windmühlen. Sie betreten die Bühne mit einem niederländischen Volksmusiklied, woran man ab der ersten Sekunde den Humor der drei Herren mitkriegen kann. Man achte auf den Bass der die Form eines Penis hat. Lustig verkleidet haben sie sich natürlich auch wie sich das für dieses Genre gehört.
Der Sänger. Er hat zwei Mikrofone: Eines mit einem Pitch-Shift (oder ähnlichem) Effekt, der die Stimme so klingen lässt, als würde ein Gossenalkoholiker mit 3 Promille durch eine Gießkanne kotzen. Klingt bei den ersten 2-3 Songs echt mächtig verstörend und beinahe beunruhigend.
Dann gewöhnt man sich langsam an den Sound. Es werden kurze Songs in rasantem Tempo geboten. Ca. 80 Leute sind heute anwesend und der Ausrastgrad ist bei nahezu Null. Dass mal 2-3 Leutchen nach einer Knüppelorgie applaudieren ist schon das höchste aller Gefühle.
Vereinzelt wird auch gebangt. Zwischen den Songs ist fast so lange Pause wie der eigentliche Song gedauert hat. Der Sänger nutzt die Zeit um das Publikum zu animieren, lustige Geschichten zu erzählen oder einfach nur rumzuprollen. Sympathisch.
Beim letzten Song dürfen alle auf die Bühne und bangen. Wenn einer einen Stage-Dive gemacht hätte dann hätte er (oder sie) zwei Freibier bekommen. Hat keiner gemacht. Scheiß Montag. Recht originelle Band wie ich finde - wird mir zwar auf Dauer zu monoton, aber kann man sich auf jeden Fall mal geben.
Zweite Band: Birdflesh aus Schweden. Die toppen das Bühnenoutfit sogar nochmals in Punkto Verstörtheit: Omakleider und Masken. Der Sound den die drei Menschen abliefern gefällt mir aber gleich viel besser. Grindcore paart sich mit Punk, Hardcore und allen weiteren Stilrichtungen.
Erwähnenswert, dass der Hauptgesang vom Drummer kommt, der nebenher in so einer Geschwindigkeit bolzt, dass mir der Mund offen stehen bleibt. Wiederrum auffällig, dass zwischen den Songs wieder ewig lange Pausen bleiben. Ist das in diesem Genre so, da man sich ausruhen muss von der unmenschlichen Geschwindigkeit?
Großartig auch die Ansagen: "The next Song is called 'The Flying Penis'. It's About Ripping Off Your Penis And Putting It On A Ballon. Then You Can See It Flying All Over Germany." Oder: "The Next Song ist About Killing Teenagers". Oder: "The Next Song Is About The Biggest Asshole In The World. No, It's Not Hitler, It's Jesus!"
Jau, das ist ganz groß. Trotz des brachialen Geknüppels sogar noch melodiös. Lieder dauern vielleicht je ne Minute, es werden diverse Obszönitäten durch die Meute geschrien, die leider immer noch nicht wirklich warm ist.
Also, geht fleißig Birdflesh gucken, da wird man nicht enttäuscht. Nach einer halben Stunde Spielzeit ist der Spaß leider schon wieder vorbei. Und wir machen uns auf die Pioniere des Murdermetal gefasst...
...und da sind sie: Macabre. Der Unterschied bei dieser Band zu den anderen beiden ist jetzt, dass es sich in Macabres Texten nicht um erfundene/fiktive Perversitäten handelt - diese Band beschäftigt sich ausschließlich mit real existierenden Massenmördern und Serienkillern.
Der Bassspieler, amtlich mit 6-Saiter. Bewegt sich auf der Bühne relativ spärlich, ist aber höchst konzentriert. Los geht's mit einem Song des neuen Albums "Grim Scary Tales", von dem heute sehr viele weitere gespielt werden.
Wichtig bei einer Macabre-Show sind natürlich neben den Liedern die Geschichten dazu. Vor jedem Song wird also nochmals der geschichtliche Hintergrund zum jeweiligen Mörder dargestellt. Und da muss man teilweise echt schlucken. Kranker Scheiß.
Für Interessierte: Von der ersten E.P. wurde "Ed Gein" gespielt. Von der "Sinister Slaughter" wurde "Nightstalker", "Zodiac", und "Vampire Of Düsseldorf" dargeboten. Auch die "Dahmer" kam mit "Hitchhiker", "Scrub A Dub Dub" und "Trial" nicht zu kurz. Von "Murder Metal" gab es schließlich noch "You're Dying To Be With Me", "The Wüstenfeld Man Eater" und natürlich das deutsche "Fritz Haarmann der Metzger" auf die Ohren.
Ein Set quer durch sämtliche Alben also. Im Hintergrund übrigens die persönliche Bar von Sänger Corporate Death. Respekt, ne Flasche Jack zu ballern und stets 4 offene Flaschen Becks auf der Bühne zu haben, und noch einigermaßen stehen, spielen und reden zu können.
Technisch ist das hier natürlich aller erste Sahne, was sich besonders am schier unmenschlichen Schlagzeugspiel von Drummer Dennis The Menace darstellt. Der knüppelt hinter seiner Burg alles weg, spielt keine drei Sekunden den selben Takt ohne durch irgendwelche Fills und Blast-Beats einen geradlinigen Rhythmus zu stören.
Hier mal eine Ansicht von hinten. Das Publikum ist zumindest etwas aufgetaut, aber man merkt auch der Band Macabre an, dass sie andere Stimmung gewohnt sind.
Saumäßig sympathisch aber, dass sowohl Rompeprop als auch Birdflesh alles tun, damit im Publikum endlich irgendwas passiert: Alle Bandmitglieder hampeln rum, grölen zu den Texten mit und schütten sich amtlich zu. Gottseidank nicht irgendwelche Allüren!
Auf einmal kommt der Zodiac quer durchs' Publikum auf die Bühne. Um viertel vor 12 ist Schluss. Ein Abend mit drei guten bis sehr guten Bands, brachialem Geknüppel, krankem Humor - und eher lahmen Publikum geht zu Ende. Gerne wieder - aber dann am Besten am Wochenende vorbei kommen, vielleicht ist da die Metal-Schar ein bisschen wacher.