Antitainment, The Dimensions, 22.04.2011 in Berlin, About Blank - Bericht von Bönx
Antitainment, 22.04.2011 in Berlin
Wuah, ich will gerade los da kriege ich krasse Magenkrämpfe. Kacke. Naja, hilft ja alles nix. Das About Blank sagte mir bisher so gar nichts, dachte erst der Laden sei neu oder so. Später erfahre ich dann, dass es den schon was länger gibt und hier immer so Anti-Deutsche-Technopartys stattfinden. Und genau wegen so einer hat man kurzerhand den Eintritt von 8 auf 9 Euro aufgestockt. Schweine! Aber schönes Gelände und so.
Kurz vor der ersten Band, den The Dimensions, ich trinke nichtsahnend mein Bier (2,50 Euro für'n 0,33er), quatscht mich Basti B. an. Krass, hatte ich auch schon wieder voll vergessen, dass er in der Stadt ist. Ein zwei Worte können wir noch wechseln bevor es dann los geht.
Und ich kann eigentlich nur eins sagen: ich bin begeistert! Nie auch nur irgendwie Notiz der Kölner genommen. Kann doch eigentlich nicht sein, dass Bierschinken noch nicht über so eine gute Kölner Band berichtet hat. Auf unserem Banner steht doch "Das Online-Fanzine ohne Grenzen!" Und dann immer nur Chefdenker, Knochenfabrik oder CSS ;)
Achja, warum die mich so begeistern? Ganz einfach: geile Mischung aus 77er-Gitarren, Garagen-Bässen und Cali-Schlagzeug. Schlagzeuger Franky macht außerdem seine Sache hier so außerordentlich gut, dass so einige viele andere Schlagzeuger dieser Erde ehrfürchtig ihre Stöcken zerbrechen sollten. Echt jetzt, geile Maschine auf dem Höckerchen!
Aber besonders hervorstechen tut meiner Meinung nach Basser Simon, der sich scheinbar (zu recht) denkt: Bassisten sind Arschlöcher! Warum soll ich, nur weil ich zwei Saiten weniger habe, meinen Bass lieb behandeln und streicheln. Man könnte tatsächlich meinen hier stehen zwei Gitarristen auf der Bühne und der Bass kommt irgendwo aus dem Off.
Die Stimme von Sänger & Gitarro Maarten ist schön krächzig, erinnert mich ein wenig an Rancid. Gewünscht wird noch, dass sich die Leute die 7" draußen kaufen, wo drei Kerle auf dem Cover sind, die nach Aussage von Maarten aber leider nicht sie sind. Und wie sollte es anderes sein gibt's zur Zugabe den Hit 'Stereo' von der gleichnamigen EP. Die ich, weil deutlich rauer, auch besser finde als die neue. Ich hab mir natürlich beide gekauft und ihr habt euch jetzt diese Band anzuhören und mal hinzugehen!
Joah, raus und Bier trinken. Und da treffe ich dann zum ersten Mal auf die bereits erwähnten Bierschinken. Vorher hab ich aber schon vernommen, dass so'n paar besoffene Vollidioten hier rum rennen. ;) Also beschäftige ich mich lieber mit denen, als mit Trip Fontaine die gleich spielen. Thrun erzählt, dass sie schon Verwarnungen bekommen haben und kurz vorm Rausfliegen sind. Keine Ahnung wieso. Jedenfalls ham die ein Saufspiel gespielt wo jeder abwechselnd trinken muss oder so, erklärt jedenfalls den Zustand ;)
Und dann kommen auch schon die ersten Klänge von Antitainment nach draußen geschallt. Ich bleib noch kurz sitzen und in dem Moment kommen drei Leute vom Laden und meinen jetzt ist Schluss und schmeißen die Jungs tatsächlich raus. Angeblich wegen homophober Äußerungen, keine Ahnung ich hab da nix von mitbekommen. Thrun feiert jedenfalls, dass sie es geschafft haben noch vor'm Hauptact raus zu fliegen. Großes Tennis jedenfalls! Ich überlege kurz ob ich einfach mitgehe, da mit denen aber eh nich mehr viel anzufangen ist, geh ich dann doch mal rein.
Joah, ganz gut gefüllt aber wohl nicht ausverkauft. Könnte dran liegen, dass sich viele ihre Reservierung nicht abgeholt haben und andere abgeschreckt waren weil ja angeblich ausverkauft. Tja, so ist das halt. Zur besten Zeit des Mosh-Parts kämpf' ich mich nach vorne, wo mal wieder verhältnismäßig viel Platz ist. Danach gibt's dann erstmal ein paar neuere Stücke, mit denen ich irgendwie nicht so richtig warm geworden bin. Geht aber auch nicht nur mir so, erstmal nicht sooo viel Stimmung vor der Bühne.
Grandios trotzdem was die auf der Bühne abziehen, einfach ein beherrschtes Chaos gepaart mit einer unglaublichen Spielfreude. Auch wenn man natürlich fast ohne Ansagen auskommt. Mit 'Neulich im Seminar für Existenzgründung' hauen sie dann mal einen der besseren Stücke der aktuellen Scheibe 'Ich kannte die, da waren die noch real' raus. Hat auch nen geilen Chor am Ende, alle am mitplärren, Ehrensache!
Und sofort danach 'Unkonkret vs. Wahllos'! Yeah, bestimmt seit 'nem Jahr nicht mehr gehört aber das ist einfach so ein Song der sich in alle Hirnwindungen frisst und wahrscheinlich auch noch wirklich wichtige Dinge wie das Geburtsdatum der eigenen Mutter verdrängt. Ist aber auch ein grandioser Text, definitiv mein Lieblingsstück der Kapelle aus Bad Orb.
Fuß-Foto gefälligst? Nä, eine Spur härter: Tennissocken-Foto! Großartig. Ob er das auf ner großen Bühne auch machen würde? Hier ist ja alles klein und schnuckelig, man kann keinen Fuß vor den anderen tun und somit auch in keine Flaschen treten. Obwohl, dass würde eh nicht passieren. Jedenfalls nicht in Bierflaschen. Denn davon wird nicht viel konsumiert. Saufen fast alle nur Wasser auf der Bühne, tz.
Beim folgenden 'Sechstagewochen-Gummimann' sind dann auch alle mal so richtig am Moshen und lassen ihre Arme kreiseln. Einige Ellenbogen landen daraufhin in meinem Magen und lassen mich kurz überlegen ob ich nicht einfach vor die Bühne kotzen sollte. Hinterher rutsche ich da aber nur selber drinne aus und ziehe meinen Kotzreiz dann doch wieder hoch. Muss man auch erstmal lernen sowas. Ähäää häää häää.
Ganz klar, so'ne Band wie Antitainment kann einfach nicht aus 'ner Großstadt kommen. Sieht man schon an den viel zu hoch hängenden Instrumenten. Die Jugend auf dem Dorf hat ja immer viel Zeit, entweder sie stehen an Brücken rum, klauen Zigaretten oder werden eben Musiker. Letzteres haben Antitainment gemacht, anders wäre auch das beherrschte Chaos nicht zu erklären.
Stimmung gerade bestens, da weiß auch noch keiner, dass mit 'Eigentlich wollte ich ja nicht mehr über Musik reden, sondern verkaufen' und 'The Franz Stephan Strambach Memorial Song' von der 'Cooler Plattentitel' auch schon Schluss sein sollte. Kurzer Blick auf die Uhr: 23:40, um kurz nach 23 Uhr sind die Bierschinken raus geflogen. Krass kurz das alles!
Vom Band kommt dann noch zynisch: Vielen Dank, dass war die Zugabe, Zugabe, Zugabe, Zugabe, Zugabe, Zugabe, Zugabe, Zugabe...ging ewig so weiter. Irgendwie sah es dann auch tatsächlich so aus, als sei der dann noch gespielte 'Themesong' mehr Muss als Lust gewesen. Irgendwie vorbei mit der Spielfreude. Schade. Und ich behaupte, dass Frau Mansmann besser sind! Wir kommen auf mehr als 40 Minuten und haben nicht mal eine komplette Platte aufgenommen.
Tobi ist das aber alles egal und schmettert, dem natürlich immer noch hungrigen Publikum, "viel besser als deine Band" entgegen. Nunja. Schnell noch'n Fazit: Gewinner des Abends The Dimensions, Verlierer des Abends das About Blank. Noch nie einen Laden erlebt, wo durchweg das komplette Tresen-Personal kein bitte und danke sagen kann. Bevor ihr nochmal Leute raus werft solltet ihr mal drüber nachdenken erstmal eurer Personal raus zuwerfen. Immer noch schlecht, keine Milchbar! Oi!