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Anti-Flag, Cobretti, I Refuse, 07.06.2011 in Köln, Aetherblissement - Bericht von Fö

Anti-Flag, 07.06.2011 in Köln

Diesen Bericht schreib ich übrigens gut 2 Monate nach dem tatsächlichen Ereignis. Warum? Aus Langeweile.
Also. Anti-Flag spielen voll-exklusiv kleine Clubshows für gute Zwecke, was man der Band hoch anrechnen muss. Bei 10 Euro Eintritt kann man auch nicht meckern (tun aber natürlich einige), und wenn dann in den Laden maximal 100 Leute reinpassen - ey, exklusiver gehts ja kaum! Aetherblissement heißt das, äh, die Location, ehemals Club Scheiße, wie unsere fleißigen Leser mit Sicherheit wissen. Als ich davon erfahre, bin ich erstmal hin und weg. So eine Band in so einem Laden? Hammer! Etwas enttäuschend mein Freundeskreis: Keiner will mit. Alle doof. Rettung naht schließlich von AllAboard-David, der sich fix meine zwei überzähligen Karten sichert. Naja, muss ich trotzdem alleine hinfahren. Egal.
Angekommen. Erstaunlicherweise ist noch nicht sonderlich viel los, als I REFUSE aus, ich glaube, Baden-Württemberg, den Abend beginnen. Deutschsprachiger Screamo-Emo-Hardcore-Indie, oftmals mit Sprechgesang und selten auch mal mit Geschrei, erinnert an Duesenjaeger oder auch ganz frühe Muff Potter. Oder auch an Willy Fog, schießt es mir in den Sinn.
Die Band hat mit Sicherheit das Herz am richtigen Fleck und bestimmt auch einiges zu sagen, aber leider verzichten sie komplett auf irgendwelche Ansagen, und so sonderlich verständlich sind die Texte auch nicht. Schade. Da hätte mehr kommen können. Ach doch, eine Ansage gabs: "wir, äh, sollen noch darauf aufmerksam machen, dass, äh, hier nicht geraucht wird".
Nächste Band: COBRETTI! Auch schon etwas her, dass ich die zuletzt gesehen habe. Hardcore-Punk mit ordentlich Druck dahinter. Freuen sich sichtlich, hier und heute auftreten zu können und bringen direkt ihre Liebe zur Örtlichkeit zum Ausdruck: "Wir wurden im Club Scheiße geboren", versichert uns der Sänger.
Bühnenshow geht klar, Publikum nach wie vor ziemlich verhalten. Sound könnte besser sein, aber ich will nicht meckern. Die Lieder, hm, die zünden irgendwie nicht so sehr, keine Ahnung warum. Habe mich ja im Vorfeld gut in das aktuelle Album "Trip down memory lane" reingehört (Stream hier) und war davon tatsächlich begeistert, aber live klingen die Lieder längst nicht so episch wie erwartet.
Eher ziemlich beliebig nach, nunja, Hardcore. Vielleicht liegts auch an mangelnden Publikumszuspruch oder an den Temperaturen heute (gefühlt 50° und schwül wie Sau), läuft einfach nicht. Erwartungsgemäß viele Stücke vom neuen Album, ein Lied scheint ein Cover von Deny Everything zu sein, und recht schnell wars das auch schon. Würd ich gern nochmal in nem anderen Rahmen sehen die Band!
Kurz Raucherpause. Oder genauer gesagt Luft schnappen. Is aber unmöglich, sowohl hier drinnen als auch im Vorraum als auch draußen ist es einfach unerträglich heiß und schwül. Und drinnen wirds nach und nach schlimmer, der Raum füllt sich nämlich immer mehr (kein Wunder), aber so unter uns: ich hab den Club Scheiße schonmal voller gesehen. Nur direkt vor der Bühne, da ist irgendwann kein Durchkommen mehr, als ANTI-FLAG ihren Auftritt starten.
Begonnen wird ganz souverän mit "Turncoat" und dieser Song reicht schon aus, um die Meute zum Springen zu bringen. Auch sonst geile Stücke, wobei ich mir ein wenig mehr Abweichung von ner "Standard-Setlist" gewünscht hätte, denn genau danach klingt die Zusammenstellung. Egal, klappt, und gerade die Mitgrölstücke funktionieren wohl nirgends besser als in einer 100-Mann-Garage.
Saufen! Es gibt übrigens kein alkfreies Bier hier drinnen, aber immerhin konnte ich noch ne Pulle Wasser bekommen, bevor der Auftritt los ging - wäre auch sonst wirklich nicht zum Aushalten! Ordentlich Gewühl vorne, inklusive kleinerer Moshpits und sogar Stagediver (die auf ihren Kopf aufpassen müssen). Geil!
"One People One Struggle", "The Press Corpse", "Cities Burn", "This Is The End (For You My Friend)", "911 For Peace", "New Kind Of Army", "Drink Drank Punk" - soweit nur eine Auswahl der Stücke, die heute geboten werden und hier vor einem Minimum an Publikum um einiges stärker klingen als auf den großen Festivalbühnen, auf denen ich die Band zuletzt sehen durfte. Da wird man ja fast wieder zum Fan!
Toppt sogar den Auftritt vor gut 8 Jahren im Druckluft Oberhausen, bei dem schon deutlich zu merken war, dass die Band wohl nie wieder in so kleinen Läden spielen würde - Pustekuchen, würde ich heute sagen - hähä. Mittlerweile haben Anti-Flag ja einige weitere Botschaften in die Welt hinausgeschrien, plagten sich zwischen Majordeal und Revolution rum - haben aber anscheinend die Bodenhaftung nie wirklich verloren, wie der heutige Auftritt zeigt.
Der Abend geht raus für "Gay Edge Liberation", eine Organisation die Homosexualität im Punk- und Hardcore-Bereich aus der Tabuzone befreien will. Gute Sache. Justin Sane lobt auch das Aetherblissement, wir sollen ja gut auf den Laden aufpassen, etwas überflüssig fand ich hingegen den Standard-Spruch, dass Köln ja ihre Lieblingsstadt in Deutschland wäre. Laberfasel.
Ansonsten gehen die Ansagen gewohnt kämpferisch und direkt raus, die Atomunfälle in Japan werden thematisiert und die hiesigen Anti-Atomkraft-Demonstrationen gelobt - während Barack Obama im Amiland fleißig weitere AKW bauen lässt. Man merkt, Anti-Flag haben ihren Biss nicht verloren und kritisieren fleißig an den Obrigkeiten herum.
Geil auch Drummer Pat Thetic (leider nicht auf nem Foto), der zwischendurch galanterweise seinen Ventilator nach vorne bringt, damit wir etwas Luft holen können. Deutsch gelernt hat er auch: "Schwimmbad" kennt er, und "Spaß in allen Ecken" scheint so ein Tour-Insider zu sein...Egal...
Weiteres Highlight: "Should I Stay Or Should I Go" von den guten alten Clash wird gecovert, anschließend, weils wohl wirklich nicht fehlen darf, "Die For Your Government" - und das wars auch schon. Hoppla. Dreiviertelstunde Spielzeit, da hab ich schon längere Konzerte gesehen.
Andererseits: Wäre eh nicht mehr drin gewesen. Band und Publikum sind sichtlich ausgepowert, das Aetherblissement gleicht einer Sauna auf Hochbetrieb, hier geht nix mehr! Chris #2 stürzt sich noch kurz ins Publikum, dann ist der Auftritt zuende. Erstmal akklimatisieren, was trinken, frisches Shirt anziehen. Puh! Verdammt geiles Konzert, wobei alleine schon die Lokalität Grund genug für meine Euphorie ist. Und verdammt sympathisch von Anti-Flag, noch solche Konzerte zu geben!

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