Eiltank, Inkasso Moskau, Kannibal Krach, Cain Awakes, The Aftermath, 18.06.2011 in Leverkusen, Kulturausbesserungswerk - Bericht von Chris Crusoe
Kaputtenfest, 18.06.2011 in Leverkusen
Jubilé! Ein Traumtreffen der Radaugiganten daheim in der guten Stube! Sowas von Pflicht! Für so eine Kombination aus Kapellen würde man auch weit fahren (bzw. IST man schon weit gefahren). Glücklicherweise kann man heute zu Fuß hin! Geil!
Die Erste Band sind The Aftermath aus Wermelskirchen, die für die ausfallenden Anemic einspringen. Anemic hat der Chris noch nicht gesehen, aber The Aftermath scheinen eine gute Wahl als Ersatz zu sein.
Die Bergischen Schergen machen eine ordentliche Figur als erste Gruppe auf dem Parkett. Krustiger Punk und vor allem das Schrei-Organ von Sänger Alan überzeugen und läuten kraftvoll einen grandiosen Abend ein. When I Am God!
Und Todeslistenkandidaten. So langsam wird das zur Obsession für den Chris. Dieser Trommler ist einfach ZU gut! Zwinkerlächelgesicht!
Aber Spaß bei Seite - Inkasso Moskau holzen mal wieder bereits beim ersten Stück alles nieder, was sich in den Weg stellt.
Spielerisch wie immer erhaben über jeden Zweifel und augen- und ohrscheinlich selbst mit Freude am Werk.
Die jakaesken Kompositionen zwischen Grind, Hardcore und Metal verwüsten binnen kürzester Zeit das beschauliche K.A.W. Das klingt übertrieben? I.M. übertreiben es auch, und es ist eine ausdrückliche Freude ihnen dabei zuzusehen.
Auch im angeblich erschöpften Zustand (pah - ich glaube kein Wort!) wird hier immer noch präziser und spielfreudiger zu Werke gegangen als bei manch anderen. Reschpekt!
Sowohl bewährte Hits vom Debut ?Zurück ins Eigenheim? wie auch neue Titel unbekannten Namens werden ins Rund geschleudert. Ein Hochlicht der Darbietung: das offensichtlich tourerprobte ?Florian?, das eilig in den Tank gestopft wird. Hoffentlich kommt das auch auf die nächste Platte!
Kurzer Blick in die Manege. Es ist schön voll geworden im K.A.W. Und einige der Gäste aka Bierschinkenautoren füllen sich auch zusehends. Einige Punk-Snobs haben sogar Gläser (!) für ihren Wein mitgebracht. Junge, Junge?
Über A-, B- und C-Prominente bis hin zum Chris haben heute alle den Weg zum ersten (hoffentlich nicht letzten) Kaputtenfest gefunden. Geil, dass solche Veranstaltungen genug Leute auf die Matte ruft. Und die nationalistischen Lappen, die sich angekündigt hatten, haben sich dann doch nicht getraut. Alles gut!
Die dritte Formation des Abends sind Cain Awakes, ebenfalls aus Wermelskirchen (ein Nest!). Richtig guter Hardcore mit punkigem Einschlag. Sänger Thuku kann übrigens fliegen.
Cain Awakes sind die Überraschung des Abends, weil zuvor völlig unbekannt. Warum passiert es immer wieder, dass so gute Bands gänzlich an einem vorbei gehen?
Die Gruppe spielt eng und die Lieder sind clever zusammengedengelt. Notiz an mich selber: öfter ansehen und Demo klar machen.
Echt vielseitig mit Elementen aus Hardcore, Punk, Rock und zwei (oder sogar drei?) Gesangsspitzen. Und auch im Vortrag echt souverän... die scheinen das schon öfter gemacht zu haben!
Bier, Schweiß und Tränen. Es ist wieder Umbauzeit. Ob fünf Bands nicht ein wenig zu viel für einen Abend sind darf mal wieder diskutiert werden, allerdings kann man sich bei so einem Line-Up nicht beschweren, zumal der Eintritt auch nur faire 5,- Euro beträgt. Cool!
Vierte Kapelle: Kannibal Krach, schon wieder aus Wermelskirchen. Die Verschwörungstheoretiker sollen das bitte mal kontrollieren.
Nun endlich doch mal Kannibal Krach im K.A.W.! Was im ersten Anlauf nicht hingehauen hat, findet nun durch diesen Auftritt endlich statt.
Heute ohne Härp (einer fehlt wohl immer...) dafür mit Neuzugang KKris an den dicken vier Saiten. Der Debütant macht eine gute Figur. Jetzt ist Chris auf den nächsten Auftritt zu viert (!) gespannt.
Es darf getanzt werden. Nach wie vor bleibt es schwierig, diese Gruppe in eine Schublade zu stecken. Wozu auch, aber die Mischung bleibt trotzdem schwer zu umreißen.
Viel Metal mit ein bisschen Hardcore und Grind, Lyrik in deutscher Zunge gekeift bis gebrüllt aber auch gesungen.
Die Bühnenaction ist dem musikalischen Anspruch geschuldet etwas sanfter, aber nicht minder engagiert. Schreddern und Fliegen geht halt nicht gleichzeitig.
Dafür aber ein überzeugender Auftritt, der Spaß macht und ein Ausrufezeichen ins K.A.W. setzt. Sehr schön!
Als fünfte und somit letzte Band werden die mächtigen Eiltank aus Köln (das ist bei Wermelskirchen) von der Kette gelassen.
Wie immer wird auch heute bei den Crustlern von Anfang an nicht an Reinhauerei gespart. Wie bei eigentlich allen Bands heute Abend gibt es schönen, satten Sound und alles sitzt.
Objektive Berichterstattung ist hier leider nicht möglich. Musikalisch alles einwandfrei gibt es gewohnte Qualität, die ihre Einflüsse zwischen Stockholm und Portland einsammelt und neu zusammensetzt.
Schnelle Stücke zwischen Wut und Verzweiflung, treibender D-Beat und crustige Riffs bieten zwar einseitige, dafür aber im Detail abwechslungsreiche Kost in Form von unaufdringlich eingeflochtenen harmonischen Bögen.
Bei diesen entschlossenen und kompromisslosen Kompositionen ist auch kein Platz für Sperenzchen, Keyboard-Soli oder künstlichen Attitüden-Überbau. Und Mackergehabe ist hier natürlich auch fehl am Platz.
Für Chris ist leider bereits kurz vor Ende der Aufführung Schluss mit Rock'n'Roll, aber als Fazit kann man sich nur wünschen, dass ebenso wie das Lev-Kicks-Ass-Festival in der großen Halle des K.A.W. auch das Kaputtenfest in der kleineren Kneipe eine Wiederholung erfährt.