Slowenien-Urlaub (Bohinj-See, Kanjavec-Gipfel), 16.08.2011 - 18.08.2011 - Bericht von Fö
Slowenien-Urlaub, 16.08.2011 - 18.08.2011 am Bohinj-See (SLO)
Wir befinden uns weiterhin in Slowenien, haben das Punk Rock Holiday hinter uns gebracht und machen jetzt weiter mit, äh, Punkrock-Urlaub. Muahaha.
Die nächste Urlaubs-Etappe ist die schicke Gegend rund um den Bohinj-See (oder auf deutsch Wocheiner-See, was aber doof klingt). Schon die Fahrt hierhin durch Schluchten, Wälder und Berge ist ein visuelles Abenteuer sondergleichen. Natur, wo man nur hin guckt! Das Tal, in dem der See liegt, ebenso. Für uns Großstädter sind kleine Bauern-Behausungen ja quasi auch Natur.
Erstmal gemütlich machen. Nachdem die Touri-Info uns zunächst Hostelpreise nennt, die einen mit den Ohren schlackern lassen und wir uns schon mit dem Gedanken angefreundet haben, ein paar weitere Nächte auf dem Campingplatz zu verbringen, bekommen wir schließlich ein superbes Homestay-Appartement in Bohinjska Češnjica vermittelt. Der Hammer! 15 Euro pro Person und alles dabei, was man braucht.
Zwei Schlafzimmer, Wohnzimmer, Bad, Küche, Balkon - schon geil! Dazu alles herrlich urig Oma-mäßig eingerichtet, ne schöne Sicht aufs Tal inklusive, und eine überaus nette Herbergsmutter. Geiler geht's doch gar nicht! Erstmal (in der Reihenfolge) Klo, Dusche und Küche einweihen (bei ersterem rennt die Herbergsmutter panisch runter, um schnell Toilettenpapier zu besorgen). Frisch gestärkt, geht's an den See.
Zugegeben, recht touristisch ist es hier schon, aber alles auf nem äußerst angenehmen Level. Dementsprechend viele Möglichkeiten zwischen Rafting, Kajaking, Canyoning, Trekking, Hiking, Paragliding, Faulenzing und Bier trinking tun sich uns auf. Wir entscheiden uns erstmal für Spazierganging. Nennt uns die Spazier-Gang!
Achja, hier der Bohinj-See, um den sich ja alles dreht. Der Hammer! Gebirgssee auf 500 Metern Höhe, rundherum von atemberaubenden Bergen umgeben, erfrischend klares Wasser, viel Grün drumherum - wer jetzt nicht vor Neid seinen Bildschirm ansabbert, sollte sich mal untersuchen lassen.
Achja, wir sind ja ein Punk-Fanzine. Damit die Politik nicht zu kurz kommt: Acab war auch schon hier!
Kleiner Spaziergang um den See. An der Nordseite ein echt schöner Wanderpfad über Stock und Stein, rechts den Wald und links das Wasser, schon geil! Glücklicherweise auch größtenteils schattig. Die Sonne lässt uns nämlich nicht im Stich. (Mir fällt grad kein adäquates Wortspiel zu "Sonnenstich" ein, also muss euch diese Aussage genügen)
An der anderen Seite angelangt! Zwischendurch finden sich immer wieder einige lichte Stellen am See, die geradezu dazu einlagen, mal ins kühle Nass zu springen. Machen wir dann auch. Die Punkte da im Wasser sind die hiesigen Seeungeheuer und hören auf die Namen Jojo und Hö.
Geil, wa? Bevor wer fragt: hier wurde NICHTS mit Photoshop nachträglich aufgehübscht! Danke übrigens an Katja und Bönx für diverse Bilder...!
Nen netten Campingplatz gibts hier auch, direkt am See gelegen - dort genehmigen wir uns erstmal ein kühles Getränk auf der Restaurantterrasse. Bönx und Jojo bestellen sich sogar noch Pizza, schließlich fahren die beiden heute wieder und haben ne lange Fahrt vor sich...achja, die Pizza kommt genau eine Minute bevor die Fähre ablegt. Jetzt aber hurtig!
Wir sparen uns unseren Hunger auf für später. Wenige Minuten neben unserer Unterkunft kann man nämlich auch speisen. Nette Terrasse, nette Preise - und verdammt nette Grillplatten! Da hat unser Reiseführer wohl nicht gelogen, als er von den großen Portionen in slowenischen Gaststätten sprach...
Am nächsten Morgen heißt es früh aufstehen! Das eigentliche Highlight unseres Urlaubes steht nämlich an: Ne Zwei-Tages-Wanderung durch die Julischen Alpen, genauer gesagt die Sieben-Seen-Wanderung. Unsere Herbergsmutter bringt uns sogar direkt zum Startpunkt, astreiner Service! Kurz vor 8 beginnt schließlich unser Trip. Von gut 500 Metern über Normal-Null, wo der Bohinj-See liegt, werden wir heute auf über 2000 Metern Höhe steigen, um dort unser Nachtlager aufzuschlagen.
Was soll man sagen - irre! Ziemlich am Anfang steht auch direkt ein hartes Teilstück an: Besteigung der 700 Meter hohen Komarca-Wand. Das kann mitunter recht steil und anstrengend werden - aber wir ham's ja nicht eilig...
Belohnt wird man mit herrlichen Aussichten. Macht eigentlich keinen Bock, hier groß Fotos zu machen: Kaum ist man zwei Meter weiter gelatscht und dreht sich um, schon muss man feststellen, dass die Sicht von hier aus nochmal geiler geworden ist. Jau, wir haben schon gut Höhe gemacht!
Zwischendurch kommen auch mal ein paar Passagen, an denen man erstmal Schlucken muss. Klettersteige! Yeah! Voller Vertrauen in durch Fels gehauene Stahlstreben meistern wir auch diese Stellen mit Bravour (bis auf Kikis Schlafsack, dem die Höhenluft nicht so zusagt - aber das ist ein anderes Thema)
Sieben-Seen-Wanderung, you know? Hier der Črno jezero (Schwarzer See), der ein wenig zum Verweilen einlädt. Proviant raus, Sonne genießen, Natur genießen, Wasser genießen. Och joah, könnt schlimmer sein.
Ins Wasser kann man natürlich auch. Wenn man keine Angst vor monströsen hungrigen Fischschwärmen hat.
Und weiter geht's! Weiter durchs wunderschöne Tal voller sattem Grün, mal stur geradeaus und mal wieder mit leichtem Anstieg. Die nächste Pause legen wir an der Koca pri Triglavskih jezerih (Sieben-Seen-Hütte) ein, die am Dvojno jezero liegt. Hier gibts Bier für 3,90€, kleines Wasser für 2 € - naja, bevor ich das schale Seewasser in meine Flaschen fülle, gönn ich mir mal so eins.
Alle sieben Seen deckt unsere Sieben-Seen-Wanderung übrigens nicht ab. Voll irre kurios, nicht wahr? Eigentlich latte, gezählt hab ich eh nicht. Mittlerweile sind wir knapp 6 Stunden unterwegs, inklusive Pausen - geht klar, wollen uns ja nicht hetzen. Langsam machen sich auch ein paar Veränderungen in der Vegetation bemerkbar: Wir nähern uns der Baumgrenze. Bald nur noch grau statt grün!
Macht aber nichts, beeindruckend bleibt die Landschaft weiterhin. Und dank klarem Himmel können wir die wunderbare Sicht auf umliegende Gebirgsketten genießen, durch die sich die kleinen Wanderpfade schlängeln.
Weiter geht's, und immer mal Pause machen - dazu laden die malerischen Seen aber auch wirklich ein! Und zwischendurch immer mal auf die Karte gucken. Kann nicht schaden. So schön es hier auch ist, verlaufen will man sich ja dann doch nicht.
Mittlerweile haben wir 16 Uhr, und unser Tagesziel ist in Sicht! Die Prehodavcih-Hütte in vorzüglicher Lage, ideal um die umliegenden Gipfel und Täler zu betrachten. Geil! In der Berghütte werden wir auch übernachten. Ist (natürlich) schon seit Wochen ausgebucht, aber wir konnten uns immerhin gestern noch Plätze im Speisesaal reservieren. Können ja nicht ahnen, dass dort noch 20 weitere Wanderer Platz finden müssen...
Aschenbecher. Heilige Regel: seinen Müll soll man gefälligst selbst mitnehmen und nicht auf den Berghütten lassen. Verständlich, schließlich werden die Hütten tatsächlich per Helikopter beliefert! Dafür gibt es hier immerhin warme Mahlzeiten und Getränke.
Paraglider. Hatte ich schon was zur geilen Aussicht gesagt? Bestimmt, oder? Nach und nach trudeln auch mehr Wanderer ein. Scheinen alle recht nett zu sein, wobei wir den Altersschnitt noch etwas senken (ganze Familien sind hier aber auch unterwegs). Bei einer bestimmten Gruppe (Schöne Grüße an dieser Stelle! Bierschinken hat nichts mit Palatschinken zu tun!) malen wir uns aber ziemlich böse Fantasien aus. Ü50-Frauen mit Lachanfällen können echt nervig sein.
Abkühlung gefällig? Etwas unterhalb der Hütte liegt der Jezero Pod Vršacem, zu dem ich mich mit Johanna und Katja aufmache. Herrlich kühle Erfrischung auf 2000 Metern Höhe, das tut nach dem Wandern echt gut. Und selbst wenn man danach in seine alten, stinkenden Wanderklamotten schlüpft - man fühlt sich tatsächlich rundum sauber. Ich brauch Zuhause auch son See!
Schnee! Schnee im Sommer! Schon ein geiles Gefühl, mit Badeschlappen da durch zu spazieren. Kleine Schneeballschlacht, und dann gehts zurück zur Hütte. Ein wenig Schnee nehmen wir aber mit - als Improvisations-Kühlschrank für Schnaps und Bier! Da gießen sich vor allem Kiki und Hö ordentlich was von hinter die Binde, was anderes kann man hier ja eh nicht machen - und irgendwie muss man sich ja auf die Nacht vorbereiten...
Und da isset auch schon: Unser Nachtlager! Pünktlich 22 Uhr werden alle aus dem Speisesaal herausgebeten, die Mitarbeiter schieben Bänke und Tische zusammen, legen Meterware an Isomatten aus - und fertig. Puh. Könnte fast bequem sein, wenn die Isomatte nicht dünn wie Papier wäre. Egal. Erschöpft schlafen wir ein.
Nächster Morgen, kurz vor 6 schmeißt man uns aus den Betten. Geht klar, die Zeit hatten wir eh ins Auge gefasst. Frühstücken, frisch machen und weiter geht's. Draußen sehen wir tatsächlich Leute, die im Biwak gepennt haben - naja, jedem das seine! Wobei da vermutlich nicht so laut geschnarcht wurde wie in unserem Notlager...
Plan für heute: Auf den Kanjavec-Gipfel und anschließend Rückweg zum Bohinj-See. Sollte machbar sein. Erstmal gehts über Stein und Geröll stetig bergauf. Zunächst herrscht noch kühle Nachtluft, als uns schließlich die Sonnenstrahlen einholen muss dann doch schnell die Sonnencreme rausgeholt werden...
9 Uhr, wir sind da! Der Gipfel des Kanjavec, 2568m Höhe! Hissen des heiligen Bierschinken-Shirts. Ursprünglich war ja mal angedacht, den Triglav-Gipfel zu erklimmen, der nochmal 300 Meter höher liegt. Aber so im Nachhinein haben wir uns wohl mal wieder richtig entschieden, für die deutlich schönere Wanderung und den angenehmeren Gipfel. Wie wir erfahren, tummeln sich auf dem Triglav nämlich wahre Menschenmassen und die Sicht ist auch nicht besser als hier. Ätsch.
Achja, Sicht. Überall Gebirge, so weit das Auge reicht. Bis hinein in tiefe Täler kann man gucken. Echt geil! Zur Feier des Tages genehmige ich mir einen kleinen Schluck vom Gipfelschnaps (mehr haben unsere Säufer gestern Abend eh nicht übrig gelassen. Pöh!)
Abstieg. Ganz überraschend müssen wir einen Klettersteig überwinden. Kein Ding für uns erfahrene Alpin-Wanderer. Wenn man sich gut festhält, besteht auch keinerlei Gefahr, 2000 Meter tief runterzufallen. Hähä.
Weiter zur Dolič-Hütte auf 2151 Meter Höhe. Hier können wir unser zweites Frühstück einnehmen, bevor es weiter geht, stetig bergab, ins grüne Tal vorm Velo Polje.
Also weiter, während uns die Sonne die letzten Hirnzellen verbrennt. Nach und nach wird es immer grüner, nur der Schatten lässt zu Wünschen übrig. Vorsicht Floskel: da muss man wohl durch.
Irgendwann wird die Vegetation tatsächlich dichter - aber ausgerechnet die Wege liegen weiterhin in der Sonne. Voll fies, ey! Entschädigen tut uns mal wieder die Natur. Alles schön hier. Alles!
Irgendwann treffen wir auf eine Alm. Nachdem uns das Fohlen standesgemäß begrüßt hat, können wir (endlich mal ohne dafür unsere Geldbörsen zu leeren) unsere Wasserflaschen auffüllen. Bergkäse gibts hier auch zu kaufen, aber nur im 2-Kilo-Laib - äh nee, danke. Nächstes Mal bestimmt.
Wieder mal son Bild, was man auf sich wirken lassen muss. Davon hab ich übrigens n paar Tausend gemacht, also seid froh dass ich mich redlich bemühe, in diesem Bericht nur ne klitzekleine Auswahl zu präsentieren!
Ein paar weitere Stunden später führt der Weg durch bewaldetes Gebiet. Sehr anstrengend, weil es fast nur bergab geht - aber immerhin im Schatten. Katja erfährt, was Waldmeister ist, und hat fortan ein neues Hobby: Waldmeister pflücken und uns an den Rucksack klemmen, um da am nächsten Tag "irgendwas" mit zu machen. Um das schonmal vorweg zu greifen: "irgendwas" heißt "wegschmeißen". Cool.
Gegen 16 Uhr sind wir "unten" angelagt, zumindest einigermaßen "unten". Hier, im wunderschönen Voje-Tal, fließt der Mostnica-Bach, an dem man sich netterweise ein wenig erfrischen kann. Ziemlich kaputt und mit ermüdeten Knochen marschieren wir den Bachlauf entlang, bis wir irgendwann auf die ersten Häuser treffen.
Endlich Bier! Schon interessant, auch mal aus der Beobachter-Perspektive zu sehen, was Sonne plus Erschöpfung plus halbes Glas Bier so mit dem Gemütszustand anrichten können...reichlich angeheitert gehts weiter.
So. Noch ein letztes Foto von der Natur, bevor die Zivilisation uns endgültig wieder hat! Sehr empfehlenswerte Wanderung! Anstrengend zwar, aber jeden Schweißtropfen wert! Mittlerweile sind wir knapp 12 Stunden auf den Beinen, inklusive diverser Pausen. Ja, schlaucht schon irgendwie. Aber am Ende ist man so durch, dass man auch ohne drüber nachzudenken auf nem Baumstamm über den Bach balanciert.
Schlusspunkt unserer Wanderung: Stara Fužina, ein Dörfchen am Bohinj-See. Kurzes Telefonat, und unsere Herbergsmutter holt uns ab. Bestimmt angenehm, so mit fünf 5 stinkenden Gestalten im Auto...
Im Appartement wird erstmal Pizza bestellt, dazu Schlauchwein und Dosenbier. Endlich! Lange dauert der Abend nicht, mittlerweile sind wir ganz gut drin im 22-Uhr-Bettruhe-Rhythmus, und die Erschöpfung tut ihr Übriges. Außerdem gehts ja morgen weiter, wir müssen noch Ljubljana besichtigen!