Off!, Fucked Up, Hammerhead, 19.08.2011 in Köln, Underground - Bericht von Chris Crusoe
Off!, 19.08.2011 in Köln
Off! sind nämlich die neue Band um die Black Flag- und Circle Jerks-Ikone Keith Morris. Sind die jetzt per se cool, wegen dem Typ, oder weil die WIRKLICH gut sind? Man wird sehen?
Erstmal reinquetschen. Nee, erstmal draußen Biertrinken (ist wichtig). Chris hat Geburtstag und es ist so doll voll, dass man nicht mehr Zeit als nötig im Inneren der Saunakiste stecken möchte. Außerdem präsentiert draußen das who-is-who der kölner Subkultur die neusten Haar- und Tattoo-Trends.
Hammerhead eröffnen den Tanzabend. Souveräne Aufführung: die Band ist enorm gut drauf und auch der Sound ist ebenfalls außergewöhnlich amtlich. Geboten wird (natürlich) ein Best-Of-Programm, ein bunter Strauß Hits.
Lieg es an der Fülle des Ladens, der Offinität (ha!) des Publikums oder der generellen Übersättigung der Kölner Konzertbesucher? Das Publikum steht hauptsächlich cool rum und geht nur vereinzelt steil während sich die Band den Kopf abschraubt.
Beim letzten Hammerhead-Konzert im Underground, bei dem sie den Laden mit Seein Red ebenfalls voll gemacht haben, lief das anders, auch ohne prominente Unterstützung. Egal, die Band ist enorm gut drauf und bei ?Ich sauf' allein? (sic!) gehen dann auch ein paar Arme in die tropfnasse Höhe.
Schnell raus, Luft schnappen und wieder rein. Fucked Up, die vermutlich sympathischste Hardcore-Band aus Kanada sind mit ihrem neuen Album ?David Comes To Life?, einem 80-minütigen Konzeptalbum unterwegs. Leider ist es so gedrängt, dass man ein, zwei Lieder braucht, um das Menschenknäuel auszublenden und nur der Musik zuzuhören.
Viel sehen kann man jenseits der ersten fünf Reihen sowieso nicht. Aber ein wirklich großartiger Auftritt! Tolle Lieder mitreißend vorgetragen. Fronthirsch Damian pflügt bei ?The Other Shoe? einmal vollständig durch die Menge, schreit und rubbelt seinen Naturhaarpulli an der erfreuten Menge. Beste Band des Abends, auch bei mäßiger Ausfaltungsmöglichkeit.
Wieder raus, wieder rein. Fucked Up Artikel erstehen und einen kurzen Plausch halten, bevor es mit Off! weitergeht. Haben die sich nach dem alten Van's Motto ?Off the wall? benannt oder passt das einfach nur gut zum Toursponsor? Egal... wer will bei solchen Hardcore-Punk-Veteranen schon meckern. Tatsächlich sind die Songs dreckig und hart und es stellt sich ein gewisses nostalgisches Wohlgefühl ein.
Die Band ist definitiv auf Angriff gepolt und kommt ehrlich rüber, also geht es wohl doch nicht (nur) um die Sicherung der Renten. Keith Morris ist immer noch sauer und lässt auch in längeren Ansagen keinen Zweifel daran. Was man musikalisch (zusätzlich zu den bisher veröffentlichten vier 7-Inches) in Zukunft noch von Off! zu erwarten hat, bleibt abzuwarten.
Hauptärgernis des Abends ist mal wieder, dass das Underground (wie auch zuweilen der benachbarte Sonic Ballroom) Veranstaltungen beherbergt, die von manchen (besonders den nicht so hochgewachsenen) Menschen nicht wirklich entspannt verfolgen können, weil es schlicht zu voll ist. Das mag für die Künstler und den Pit toll sein, aber die restlichen zahlenden Gäste sind doch zum Teil arg eingeschränkt. Bei über 20 Talern pro Ticket besonders ärgerlich.