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Nothington, All Aboard!, Featuring Yourself, 08.09.2011 in Hannover, Bei Chez Heinz - Bericht von Fö

Nothington, All Aboard!, Featuring Yourself, 08.09.2011 in Hannover

Zufällig hab ich dieses Wochenende nichts vor, also kommt mir die Frage von Marius, ob ich dieses Wochenende schon was vor hab, ziemlich gelegen. Harhar. Unsere Labelzöglinge von All Aboard! gehen kurz auf Tour und könnten spontan nen Mercher gebrauchen. Krieg ich hin. Hannover, Lindern und Köln stehen auf dem Programm, die ersten beiden Termine auch noch mit den fantastischen Nothington - bestens!
Ab in den Tourbus. All Aboard! sind guter Dinge, mir heute neben meiner Unschuld auch noch meine Seriösität zu rauben - was durch fortwährendes Dünnschissgefasel während der Fahrt auch nicht weiter schwer ist. Und das soll ich drei Tage lang aushalten?!
Ankommen im Béi Chéz Heinz. Der Laden hat ja ne ganz gute Reputation, aber hier war ich noch nie. Das Konzert heute findet im kleineren Salon statt - sieht kuschelig aus und die Bühne besteht aus nem Teppich. Schonmal geil! Beste Voraussetzung für ne ordentliche Sause.
Den Auftakt heute machen FEATURING YOURSELF aus Kiel. Waren mir bisher kein Begriff, aber das will nichts heißen - Gitarrist Matze war bei den leider aufgelösten Creetins, und Bassist Kay zupft auch bei Rantanplan die Saiten. Angekündigt wird die Band als irgendwas mit New Wave. Ach du Kacke.
Respekt dafür, dass die Band erst 10 Minuten vorm Auftritt am Laden ankommt - Stau, Stau und Stau sind die Gründe. Fix aufgebaut und los gehts. Die Musik ist tatsächlich eher Punkrock als New Wave (Glück gehabt), allerdings in einer ziemlich progressiven Variante, die der klassischen Dreier-Konstellation ziemlich viel Druck entlockt, gerne auch mal mit zurückgenommenem Tempo.
Gesang teilen sich (in rau) Matze und (in glockenhell) Kay - letzteres klingt dann zugegebenermaßen doch etwas nach New-Wave-Indie-Gedöns. Aber solange zwischendurch geschrien wird, geht das in Ordnung. Nö, kann man sich geben. Melodisches Dingen und sonst kommt die Band auch ganz nett rüber.
Den Großteil des Auftrittes verfolge ich aber eh von-umme-Ecke - es soll ja nicht heißen, ich würde den Merch-Stand aus den Augen lassen! Von hier hinten lassen sich auch erste Theorien über das Hannoveraner Publikum anstellen: Man steht lieber eng gedrängt und unbeweglich am Eingang, wo man eh nichts von der Band sieht, als direkt vor der Bühne. Nagut, die Sicht auf die Hinterköpfe anderer Besucher ist hier wirklich optimal.
Anschließend: ALL ABOARD! Muss ich zu der Band noch viel schreiben? Wurden ja in diesem Jahr schon oft genug auf Bierschinken gefeatured, wie der Medienprofi sagt. Nächste Woche kommt endlich das Debütalbum der Mönchengladbacher Folkpostpunker raus, aber selbstverständlich haben wir es heute auch bereits voll-exklusiv dabei und die Zuschauer dürfen sich auf ein paar neue Stücke freuen.
Mit "Join My Way" beginnt der Auftritt, und locker wird sich durchs Set gespielt, das zwischen altbekannten Krachern wie "Abandoned Ship" oder "Boston Beer Party" auch ruhigere Stücke der Marke "If you'd stay" oder "Values" zu bieten hat. Zu "If You'd Stay" gibts auf Youtube übrigens auch ein Video, das laut David zeigen soll, wie hart die Band daran arbeitet, endlich Geisteskrankheit attestiert zu bekommen. Also wenn ich Arzt wäre...
Marius spielt übrigens die komplette Tour im selben Shirt. Voll lecker! Am Ende konnte das Textilstückchen schon eigenständig laufen. Nächste Woche bringen wir ihm das Sprechen bei.
Jau. All Aboard! bemühen sich redlich, das Publikum zu begeistern. Klappt einigermaßen - Goli singt mit. Ansonsten zeigen sich die Zuschauer bewusst bedeckt, formen einen wunderschönen Halbkreis und applaudieren immerhin höflich. Wohl zu faul, um wenigstens mit dem Kopf mit zu wippen.
Okayer Auftritt, sag ich mal. David macht noch auf die nach dem Konzert stattfindende "fette" Studentenparty aufmerksam, "Odyssey To A Better Life" wird den aufgelösten Francesco gewidmet und, wie passend, mit "Farewell" endet der Auftritt. Den ich selbstverständlich, als verantwortungsbewusster Mercher, komplett vom Merchstand verfolge. Meiner Kamera hab ich das Fliegen beigebracht, is ganz praktisch für solche Situationen.
NOTHINGTON von hinten zu verfolgen, is ja schon eher eine Schande! Derzeit eine der geilsten Amibands, würde ich mal behaupten. Auch wenn aus diesem so-called-orgcore-Sektor in letzter Zeit Unmengen an Musik über den Teich schwappte. Jede Menge feinste Mitsing-Hits dabei. "A Mistake", "Bottom Line", "This Conversation Ends" - alles absolut großartig!
Achja, ausgiebiges Touren macht sich bemerkbar, besonders wenn man kein alkoholisches Getränk ablehnt. Nach dem letzten Wochenende muss Jay sich humpelnd herumschlagen...beteiligt waren ein Fluss und eine Glasscherbe. Nicht beteiligt war die Grenze zu Polen. Weitere Opfer waren AllAboard-Artur's Fuß und CowboyPoetry-Wolle's ganzer Körper. Scheint ein guter Abend gewesen zu sein...
Egal, zurück zum Heute! Nothington bringen ein neues Album auf den Markt, "Borrowed Time" nennt es sich und befindet sich leider noch nicht im Merchkoffer. Schade. Und irgendwie ist es auch nicht unbedingt Punkrock, die Fans stattdessen auf Itunes zu verweisen. Naja. Gespielt werden auch ein paar Lieder davon. Bei "Far To Go" und "The Escapist" darf auch Chris mal wieder sein Stimmchen erklingen lassen.
Ist übrigens heute das dritte Mal, dass ich Nothington live sehe - und bereits der dritte Bassist, den ich in der Band sehe. Wobei Ryan erstmal nur für diese Tour aushilft. Wer ihn nicht kennt: Der Typ mit dem modischen Kurzhaarschnitt war erst kürzlich auf Europa-Tour mit seiner Band Spanish Gamble (hier Applaus einfügen). Jay stimmt kurz "It's all coming down" an.
An den Drums hingegen ne dauerhafte Änderung: Erick schwingt jetzt die Stöcke bei Nothington. Geiler Typ. So, damit wär das Bandkarussel einmal gedreht. Der Auftritt heute irgendwie durchwachsen. Ganz geil, aber ich warte irgendwie noch auf den Ausbruch, der nicht kommt. Band unkonzentriert, Sound mäßig, Publikum still. Gerade mit Letzterem hätte ich nicht gerechnet - der Laden ist prall gefüllt, aber alles steht nur Schulter an Schulter da.
Hannover ist halt übersättigt, stellen wir fest. Egal. Nothington spielen ihr (viel zu kurzes) Set ganz gut runter, nach "Where I Stand" werden wir in die Zugabepause geschickt, die mit "This time last year" (Jay alleine mit E-Gitarre, irgendwie episch) und "Stop screaming" noch gut aufbauend ist, so dass ich irgendwie instinktiv danach den endgültigen Knall erwarte, der das Konzert zum Maximum schleppt - kommt aber nicht. Schade.
Aber ich bin nicht weiter traurig, schließlich sind Nothington morgen in Lindern auch wieder dabei, und dort, so versichern die Jungs von All Aboard!, wird die Hütte brennen. Ich verschanze mich erstmal am Merchstand, mache heimlich ein Vermögen und wirtschafte alles in die eigene Tasche, bis wir schließlich abbauen und auf der Studi-Party lustigen Menschen beim Tanzen und Helikopter bauen zugucken. Gepennt wird heute bei Goli, der nur 5 Minuten vom Chez Heinz entfernt wohnt. Okay, sagen wir 50. Gute Nacht, bis morgen!

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