The Freeze, Nothington, Power, 10.9.2011 in Kiel, Alte Meierei - Bericht von Gerdistan
The Freeze, 10.9.2011 in Kiel
Wenn wir schonmal in Kiel sind, dann ist auch Laboe fällig, also rein in Thruns Karre und Fenster auf, Auto fahren - mit wehenden Haaren, die paar Kilometer an Probsteierhagen und Sackwisch vorbei von Kiel nach Laboe.
In Laboe gibts zuerst mal das Marine-Ehrenmal mit dem zugehörigen Museums-U-Boot, fast genauso eins wie in diesem bekannten Film mit dem Boot. Neuerdings kostet es aber Eintritt und da das Boot kein Klofenster hat, sparen wir uns den Besuch.
Und hier noch ein tolles Gruppenbild im Myspace-Angle mit der Ostsee im Hintergrund. Geographisch betrachtet also irgendwo zwischen Kiel und Falsterbo.
Da wir uns ein Parkticket für eine ganze Stunde gelöst haben und nicht ins U-Boot reingegangen sind, haben wir noch ein bisschen Zeit, die wir nutzen um das U-Boot auch von hinten zu betrachten. Im Hintergrund: Das Marine-Ehrenmal. Jetzt erstmal was zu essen. Uns mit den ganzen Touristen an den Strandimbiss setzen wollen wir nicht und auch Spiegeleier werden aus dem Speiseplan gestrichen, weil bei Thrun die Eigelbs immer kaputtgehen.
Nach einem Zwischenstopp bei Garip's Döner Kiel (Scheiße ist der gut) trifft man sich bei Brendan zum Vortrinken. Der tischt auch gleich sein Geschenk für Thrun auf: Rosa Mädchenschminke und eine Flasche "Lüttje Minze", schmeckt wie Pfeffi, nur besser (und 50% Alkohol!). Wir lassen Thruns drei Fahrräder bei Brendan stehen und gehen die letzten Kilometer zur Alten Meierei, die nebenbei bemerkt wirklich am Arsch Kiels liegt. Oder Thrun wohnt am Arsch von Kiel. Weiß ich nicht, ist mir auch egal.
Eintritt kostet 7 Euro und einen Euro Soli (wofür auch immer) - allein weil man gefragt wird, ob man Soli entrichten möchte, tue ich dies. Kann sich das Linke Zentrum in Düsseldorf mal ne Scheibe von abschneiden.Wer aufmerksam Bierschinken-Berichte liest, weiß, welchen Auftrag Thrun und seine Freunde in Kiel haben:
Vor und während Konzerten werden eifrig Nüsschen verteilt. Um den Zugriff möglichst vielen Menschen zu ermöglichen, wandern die Nüsschen aus der hässlichen Tüte in Tajos Kapuze.
Nachdem sich die halbe Kieler Bandszene mit Nüsschen eingedeckt hat (Zitat: "Ey Thrun du Pferd, gib mal Nüsschen!"), spielt auch schon die erste Band. POWER aus Kiel. Auf dem Konzertplakat angekündigt als "Punkrock-Kotze und scharfsinnige Anekdoten für den Arsch von Welt".
Die Band genießt eine lokale Bekanntheit und wird vom Publikum auch gut abgefeiert, außer von Tajo, der lieber Bier trinkt. An scharfsinnige Anekdoten kann ich mich zwar nicht erinnern, nur irgendwas über Nüsschen.
Apropos Nüsschen: Beim Publikum immer noch sehr beliebt. Power spielen derweil ein Set, das keine Wünsche offen lässt: Run for your Gun, Kill your Ipods und natürlich das großartige "Do it Again".
Das ist übrigens der Drummer von Power. Da wir ja mit dem Rad gekommen sind, dürfen wir auch inbrünstig "Raise Your Fist, Bicyclist" mitsingen.
Mitsingen, genau. Die anstehende Tour von Power heißt übrigens Fahrrad-Tour. Lustig, nä? Als Power dann zu Ende sind, verabschieden sich Brendan und Tajo, weil sie irgendwie keine Lust haben oder so, weiß ich nicht, sollen wir alle nach Hause gehen oder was?
Die zweite Band ist dann "The Meyer Girls", eine Tribute-Band an (von? für?) die Sloppy Seconds, weil diese nie auf Deutschland-Tour gehen. Dass hier ne Tribute-Band (oder Coverband? Was ist überhaupt der Unterschied? Sind Tributebands auch die Zukunft?) überhaupt auftreten darf, ist mir bei dem linken Image der Meierei und den Texten der Sloppy Seconds ein Rätsel. Bei Astra für nen Euro habe ich diese Band leider vor der Tür verpasst, wo lokale Szenemenschen Bernd Knauer-Jutebeutel verkaufen oder "An de Eck steiht n Jung mit nem Trudelband" intonieren. Achja, das auf dem Foto ist bereits einer von Nothington.
Nothington, genau, was war das noch? Achja, genau: Reste von Tsunami Bomb mit nem anderen (männlichen) Sänger. Als ich das zum ersten mal gehört habe, war ich begeistert, als ich dann auf CD reingehört hab enttäuscht - irgendwie lahm.
Live haben sie mich dann aber doch überzeugt und ich musste mich erstmal erkundigen, ob das auf der Bühne denn wirklich Nothington seien. Geil abgeliefert, kann man sich häufiger angucken. Thrun kauft sich dann auch gleich noch ne CD.
Trinkpause, dann The Freeze. Alte Männer aus Massachusetts, die sich mit ihren Beiträgen auf dem legendären "This is Boston, not L.A."-Sampler schon in den frühen 80ern ein Denkmal errichtet haben. Was die wohl heute noch drauf haben, fragt man sich.
Das Anal Cunt-Shirt des Sängers fehlt bereits nach zwei Songs (erneut könnte man hier die Frage nach Political Correctness aufstellen. Mir gehts darum gar nicht so sehr, ich kann über sowas lachen, aber nach den ganzen Geschichten, die ich über die Meierei gehört habe, wundert man sich halt).
Außer dem Sänger gehört von den Menschen auf der Bühne wohl keiner mehr zum Original-Lineup, ist mir aber auch egal, denn hier gehts richtig zur Sache.
Das Publikum der inzwischen gut gefüllten Meierei ist offensichtlich nicht komplett überzeugt, aber so nach und nach formt sich vor der Bühne sogar ein kleiner Pit aus junggebliebenen Altpunkern und Nachwuchspunks, die noch nicht mal geboren waren, als die Band angefangen hat, Musik zu machen (was mich übrigens einschließt).
Das Mikro wandert, wie auf diesem Bild nicht zu sehen, auch häufiger mal ins Publikum, unter anderem beim wohl bekanntesten Lied der Band "This is Boston, Not L.A." will jeder mal ran.
So rückblickend bemerkt ist dieses Berichteschreiben nichts für mich, ich würde Konzerte lieber ohne Kamera genießen, allerdings...
... ist ja auch das ein oder andere ganz nette Foto entstanden. Alles in allem ein sehr gutes Konzert, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und überhaupt. Wenn Kiel nicht so weit weg wäre - gerne wieder.
Da wir noch unsere Fahrräder bei Brendan abholen müssen, nutzen wir diese Gelegenheit um noch ein bisschen in seiner Wohnung zu randalieren, man erzählt sich, er habe am nächsten Tag einen Schuh im Gefrierfach wiedergefunden.