Casanovas Schwule Seite, Love A, Koeter, Slagg Bubba & The Jizz, 16.09.2011 in Aachen, AZ - Bericht von Fö
Casanovas Schwule Seite, 16.09.2011 in Aachen
Parkplatz suchen in Aachen ist doof, zumal das AZ direkt neben dem Hauptbahnhof liegt, wo offensichtlich alle parken wollen. Wo haben denn die Römer damals ihre ganzen Kutschen geparkt? Nunja. Als wir schließlich im Laden eintrudeln, spielt die erste Band bereits: SLAGG BUBBA & THE JIZZ oder auch Joe Panderosa And The Jizz, wie sie anderswo angekündigt wurden.
Die Band macht, haltet euch fest: Stoner-Oi! Wie auch immer so ne Band in den heutigen Rahmen passen soll. Nuja. Nee, is schon geil, sogar verdammt beeindruckend, was die Jungs da für nen dichten Sound fabrizieren. Epische Stoner-Stücke mit langen Instrumental-Teilen, dafür ist der Gesang, wenn er denn mal kommt, ziemlich aufbauend.
Das eigentlich Lustige an der Band: Ehemalige Sickelzecken/Mofa-Leute sorgen für den nötigen Doitschpank-Background. Schon geil, irgendwie. Und musikalisch verdammt ausgereifte Kiste, teilweise fühle ich mich gar an die Isländer von Sólstafir erinnert, so episch muten die Songs an. Ne weitere Referenz: Fu Manchu, deren "Hell On Wheels" am Schluss noch gecovert wird. Nee ehrlich: kann was, ist aber so die Sorte von Musik die ich mir "von Platte" nie geben würde.
Nächste Band: KOETER! Kategorie Band, die ich "gut" finde. Und irgendwie sogar immer wieder witzig, wie Sänger Michi ein wenig "drüber" zu stehen scheint, so über den Deutschpunk-Dingen. Wird ihm manchmal als Arroganz ausgelegt - kann ich nicht beurteilen, aber auf mich macht es eher den Eindruck als würde er sich innerlich über alles und jeden lustig machen, dies aber nie sagen. Was ja auch irgendwie geil ist.
Was er heute von sich gibt sind eher kleine Sticheleien. Super zum Beispiel das "Dankeschön! Ab 50 Zuschauern sagt man aber dankeSCHÖN oder?" sowie das gekonnte self-understatement in Form von "ihr habts ja gleich überstanden", was wohl ein wenig affrontiert an das etwas zurückhaltende Publikum gerichtet ist.
Spricht auch für die Band: Der Bassist trägt ein Abfukk-Shirt. Musik ist, naja, sagen wir mal Indie. Und das ist auch das einzige Problem das ich mit der Band habe: Texte gehen klar und Michi hat ne klasse Stimme, aber mir sind die Songs einfach zu lahm. Da fehlt mir einfach das gewisse aus-sich-heraus-kommen. Zwischendurch ein wenig Haudrauf-Gebretter und alles wäre viel geiler.
Auftritt trotzdem ganz kurzweilig. Einige Lieder ihrer gleichnamigen EP ("Sechtem/Soho", "Identitätsbierkasten", "Old Best Friends" und wie sie alle heißen), aber auch diverse neue Stücke. Guter Auftritt, aber auch eher unspektakulär. Ich hoffe, sie haben ihren Schnaps nach dem Auftritt noch bekommen.
Die nächste Band kriegt den Schnaps schon während dem Auftritt: LOVE A! Ehemals Love Academy, aber das cademy musste juristischen Ausflüchten weichen, dafür ist die Band jetzt immerhin bei Rookie Records unter Vertrag, und das ist ein gutes Label.
Habe die Band ja schon einige Zeit nicht mehr gesehen. Beim letzten Mal hatten wir aber ne wirklich geile gemeinsame Zeit in Hamburg, und ganz spontan erinner ich mich heute daran, dass wir damals auf der Fahrt in die Hansemetropole im Auto (tada, Kreis schließen und so) Casanovas Schwule Seite gehört haben. Jawoll! Jörkk und seine Jungs freuen sich auch sichtlich, heute mal deren Support geben zu können.
Das neue Album "Eigentlich" erscheint am 14.10., entsprechend viele neue Songs dürfen wir heute hören. Unter uns gesagt durfte ich ja schon reinhören und freue mich deswegen darauf, die Lieder heute live zu hören. Also gibts neben alten Stücken wie "Hölle" oder "Braindecoder" auch neue Hits. Mein Favorit: "Nachbarn"
Weitere Stücke wie "Wal", "Individuell" oder "Chefkoch" sind auch verdammt eingängig. Ein komplett neuer Song wird auch gespielt, "Valentinstag" heißt der. Zwischendurch Schnaps, Bier und jede Menge akzentuierter Indiepunkrock. Love A haben ja tatsächlich sowas wie nen eigenen Stil, der sich so ziemlich durch jedes Lied zieht, aber nie wirklich langweilig wird.
Sänger Jörkk kann übrigens seine Beine um 360 Grad drehen, müsst ihr mal drauf achten. Fast wie beim Exorzisten, bloß dass er nicht vom Teufel besessen ist sondern höchstens vom Schnaps. Einer der wenigen Sänger die es auch ohne ausschweifende Bühnenakrobatik schaffen, sowas wie ne Präsenz zu entwickeln. Love A, gute Band, gebt euch die mal!
Ah stop, ein Foto noch, weil ichs so lange vernachlässigt habe: Ein Schlagzeugerfoto! Wird ja bekanntlich viel zu selten gemacht, und ist hier auch irgendwie nötig - weil die AZ-Bühne so tief ist, dass man vor der Bühne ein Fernglas braucht, um Drummer Charlie sehen zu können.
So, und jetzt mal gucken. CASANOVAS SCHWULE SEITE geben einen ihrer seltenen Auftritte! Ich war ja vorm Konzert noch ziemlich gespannt, was da gleich abgehen würde, zumal sich der Großteil des Publikums bei den Vorbands ganz galant vorm Laden aufgehalten hat. Aber das hier, ey, spottet wirklich jeder Beschreibung
Vor der Bühne ein riesiger Tumult, Literweise werden Bierkannen "entschleudert" (die haben hier eindeutig zu viel Geld für Bier!), alles brüllt und schubst und ich fühle mich mal wieder wie der einzige Nüchterne unter hunderten. Casanovas Schwule Seite tun so als hätten sie Humor und beginnen mit dem Knochenfabrik-Cover "Willi über Wiesen"
Schon geil, was eine Band mit nur einem veröffentlichten Album für eine Euphorie auslösen kann, zumal das Album langsam ja schon wirklich alt zu nennen ist. Aber es ist einfach ein zeitloses Stück Kunst. Kann man nicht anders sagen. "Höllenfeuerlicht", "Der Kinn-Nasen-Professor", "Rock'n'Roll Bausparvertrag", "Expo 2000", "Mein Kühlschrank" - ach ey, alles einfach. Abfeieromatik ohne Ende.
Das Publikum ist auch ordentlich zugange. Haben gelinde gesagt die Lampen an, brüllen und schlagen unkoordiniert um sich, grölen die Texte mit - und begießen sich mal wieder gegenseitig mit Bier. Will nicht wissen wie viele Hektoliter hier heute verschüttet wurden. Und nein, Foto davon habe ich nicht, weil Bier kann Kamera versauen. Ja, so ist das.
Die Ansagen drehen sich hauptsächlich darum, dass wir uns ja in einem alten Luftschutzbunker befinden. Claus haut eine ganze Reihe von Claus-Humor-typischen Ansagen raus, die ganz selbstverständlich mit der DDR zu tun haben, mit dem Weltuntergang und mit vietnamesischen Stimmgeräten. Und mit Ficken.
Hier in Aachen scheint es eine Art Insider zu geben: Das "Pizzalied" wird konsequent vom Publikum gefordert. Meine Recherchen haben übrigens das hier zutage gefördert. Haben einen eigenartigen Humor, die Aachener. Ist aber deutlich origineller, als ständig nach "Filmriss" zu rufen.
Achja, "Filmriss" wird als Zugabe natürlich gespielt. Ebenso wie ein improvisiertes Pizza-Lied mit Funghi und Margherita sowie "Toni Schumacher" mit ein wenig Stadionrock. Womit der informative Part dieses Berichtes gegessen wäre. Gegessen, haha.
Ach, eigentlich kann ich auch direkt den Bericht beenden, hab eh kein Bock mehr. Schöner Abend, auch wenn heute irgendwie keine Band so wirklich zur anderen passen wollte - aber ich mag gemischte Veranstaltungen. CSS wie immer eine Wonne (wird Zeit, dass ich die mal wieder betrunken sehe) und die Heimfahrt kriegen wir auch noch irgendwie hin. Tschöjj.