Nothington, All Aboard!, Clap Your Hands Twice, Cowboy Poetry, 18.09.2011 in Mönchengladbach, Roots Club - Bericht von Fö
Nothington, 18.09.2011 in Mönchengladbach
Und wo wir grad beim Thema sind: Vorsicht, Pferde beißen! Äh, ja. Reisegruppe heute: Schlossi, Linda, Bönx, Fö (später kam noch unser Bundespräsident Herr Wulff hinzu). Weil wir Sonntag haben und die Sonne scheint (naja, zumindest oberhalb der Wolkendecke wird sie es vermutlich tun), machen wir uns bereits frühzeitig auf den Weg nach Mönchengladbach zwecks Sightseeing. In Odenkirchen befindet sich ein "Tiergarten".
Ich sach ma: bei 2.50 Eintritt (Studenten nen Euro weniger) kann man nicht viel falsch machen. Ein paar Tiere ohne Beine und ansprechend drapierte Kackhaufen. Dafür ist man nach ner Stunde durch.
Was Mönchengladbach sonst sightseeingmäßig zu bieten hat, bestätigt mir später Rene Useless: Pizza essen. Machen wir dann auch. Lecker.
Rechtzeitig im "Roots", als der erste Act des Abends los legt. Bereits um Halb Acht, und es ist tatsächlich schon ordentlich was los im Laden! Da können wir "Großstädter" nur staunen. COWBOY POETRY macht den Opener. Ein Typ macht Punkrock mit Akustikgitarre. Ich bin ja kein Fan von Akustikgitarren. Aber immerhin ist es Punkrock.
Kommt ganz sympathisch rüber, und den Mut, sich alleine auf ne Bühne zu stellen, muss man auch erstmal haben. Am Stärksten die Stellen, an denen Philipp (alias Wolle) das Mikrofon einfach mal Mikro sein lässt und unverstärkt gegen die Massen anbrüllt. Die Lieder sind sogar recht eingängig, zumindest erkenne ich ein paar wieder, obwohl ich im Vorfeld nur kurz reingehört hatte.
Die Lieder gehen raus an Brian Fallon und den Kreationismus an sich, aber auch an die alten Weggefährten von All Aboard! (irgendwas mit "best friends", echt süß irgendwie, höhö). Mit denen wird Cowboy Poetry im Oktober durch halb Europa touren - könnte desaströs werden. Vielleicht endet die Tour ja in ner Entzugsklinik.
Wolle kommt übrigens aus Trier, Prag und dem Saarland. Das kann bei ner Band schonmal vorkommen, bei ner einzelnen Person klingt das aber schon irgendwie witzig. Ich verbreite vorm Konzert eifrig Gerüchte, sein linker Fuß würde aus Schottland kommen. Dementiert er aber. Ja, äh, netter Auftritt. Wer mit Akustikgitarrengedöns was anfangen kann, sollte mal reinhören. Mir jedoch reicht die halbe Stunde Spielzeit.
Nächste Band: CLAP YOUR HANDS TWICE aus irgendnem Dörfchen mit 900 Einwohnern irgendwo 501 Kilometer südlich von hier. Genauer trauen sie sich selbst nicht, ihre Herkunft einzuordnen. Die Band habe ich ja spätestens beim famosen Bierschinken-Festival in mein Herz geschlossen. Dreierkonstellation mit Wechselgesang und auf den Musikstil muss ich wohl nicht näher eingehen, der harmoniert halt mit dem restlichen Abendprogramm.
Bei den ersten 1-2 Songs lässt der Sound noch ziemlich zu Wünschen übrig und ist vor allem laut, aber glücklicherweise legt sich das (oder ich hab mich einfach dran gewöhnt). Clap Your Hands Twice können heute leider nur ein 30-Minuten-Set spielen - umso mehr Respekt muss man vor der langen Anreise haben.
Demzufolge versucht man auch, sich in den Ansagen kurz zu halten. Christian versucht es ein paar Mal mit einem einfachen "Danke", merkt dann aber selbst dass das reichlich unoriginell ist. Ich hätte ja liebend gerne die angedeuteten intimen Geschichten über gemeinsame Erlebnisse mit All Aboard! gehört, aber das trauen sie sich dann doch nicht. Verdammt. Vielleicht sollte ich die einfach Stille-Post-mäßig selbst verbreiten.
Selbstverständlich freue ich mich am meisten über die Songs vom aktuellen Superduper-Album "Homecoming" (reinhören hier), auch wenn der allgemeine Konsens dazu irgendwie zu sein scheint, dass es erst zündet, wenn man die Band mal live gesehen hat. Da sind die klappenden Hände einfach weniger verspielt, ohne ihr Gespür für harmonische Melodien zu verlieren.
Mein Favorit (mal wieder) das fantastische "Remember These Days". Wobei eigentlich alles geil ist. "These Six Strings" oder "Hometown Blues" oder wie sie alle heißen. Sehr schön auch das Rumbleseat-Cover "Restless". Neben mir steht ein Typ, der das sogar mitsingt. Hähä. Großartiger Abschluss des Auftrittes: "Travlin' Bone", der mächtige Schlussrefrain klebt mir immer noch im Ohr.
Ich zitiere mal wieder den Punkrockpapst - "eine sehr schlagzeugerfotounfreundliche Location". Wo er recht hat...aber dafür gibts Zoomkameras. Das Roots ist auch mehr Discoclub als Konzertvenue, was man alleine schon an den lästigen "Verzehrkarten" merkt. Die Bühne mehr so nach dem Motto "passt ja da inne Ecke". Aber ich will nicht meckern. Schön, wenn man Punkbands überhaupt eine Bühne gibt.
Ja, ein durchweg überzeugender Auftritt von CYHT (Abkürzungen sind im schnelllebigen Internet wichtig!) - bleibt zu hoffen, dass die Jungs mal öfter ihre süddeutsche Einöde verlassen und die Punkrockbühnen dieser Welt erobern. Altbekannte Floskel, die ich euch aber unbedingt ans Herz legen muss: Wenn ihr mal die Chance habt, sie live zu sehen - nutzt sie!
Nächste Band: ALL ABOARD! Heute mal, Punkt 1: Heimspiel! Punkt 2: Debütalbum-Releaseparty! Punkt 3: Eine weitere Verletzung in einer nicht enden wollenden Reihe an Selbstverstümmelungs-Versuchen. Davids Daumen hält sich nur noch mit Pattex an der Hand. Schöner Verband. Oder auch der einzige nicht-bunte Teil an Davids Arm.
Jau. Release-Party, wie erwähnt. "Twelve Little Compliments" ist am Freitag endlich endgültig endlaser erschienen, zu haben überall wo ihr wollt (naja nicht ganz, aber ich verliere ja meine journalistische Unparteilichkeit, wenn ich hier einen spezifischen Shop verlinke). Enthalten sind zwölf kleine große Stücke, in denen sich die Band ebenso vielseitig wie auf-den-Punkt zeigt.
Enthalten sind auch diverse Gastmusiker und -instrumente - eine schöne Tradition, die sich auch live prima fortsetzen lässt. Also erklimmt Cowboy Poetry mal wieder die Bühne, um mit tatkräftiger Unterstützung vom textsicheren Publikum in den ersten Reihen "Abandoned Ship" (vom Demo) zu trällern. Capture the ship - man overboard!
All Aboard! dürften wohl die Band sein, die ich dieses Jahr mit Abstand am Häufigsten gesehen habe, nicht zuletzt dank der Tour letzte Woche. Dementsprechend niedrig meine Motivation, sonderlich viel zum heutigen Auftritt zu schreiben. Natürlich wurde dem Anlass entsprechend ziemlich oft "Danke" gesagt, der Einfachheit halber gleich an alle die da waren.
Also: Alles geil. Dank Heimvorteil wird auch ganz gut gefeiert, wobei man hier wohl vor Allem die enthusiastischen Ganz-Vorne-Steher herausheben muss. Weiter hinten stapeln sich eher die Kopfnicker. Wie immer halt. So vom Mitsing-Faktor her war ja in Lindern mehr los, hähä. Nee, schon gut. Mein Highlight des Sets ist (mal wieder) "Values". Nicht zuletzt, weil David da so süß mit dem Fuß auf den Boden stampft.
Oh, schon wieder ein Gast auf der Bühne! Claas (Freunde nennen ihn Claus) holt zu "To my family" seine Mundharmonika raus. Die hört man erst gar nicht, danach zu laut und am Ende zu schief. Voll gut, haha!
"Für das nächste Lied brauchen wir euch auf der Bühne" - ah ja. Na da kann ja nur eines kommen: "Boston Beer Party", seit eh und je der Publikumsliebling der Band. Mitsing-Geschmetter von Philipp, Bönx und Goli. Falls die Astra-Brauerei dieses Foto auf Plakate drucken will: Anfragen an mich! Harhar!
Nee, heute ist die Bierschinken-Crew tatsächlich mal "im Team" unterwegs und so ist Schlossi heute für die "professionellen" Fotos zuständig. Danke dafür! Unsere Gastsänger können übrigens auch wunderbar synchron mitklatschen.
Schlagzeugerfotounfreundliche Location. Während David vorne "Flutes in the night" alleine schrammelt, werden hinten die Becken gestreichelt (klingt ziemlich homo-erotisch, nicht wahr?). Ich muss zugeben, ich hab den fotografiermäßig günstigeren Moment verpeilt, als ganze 4 Knüppel die Becken am Bearbeiten waren.
Jau, absolut würdige Release-Party, würde ich mal sagen! Anschließend: Bier trinken! Übrigens war ich kurz davor, dem Roots meine Kriegserklärung auf den Tresen zu legen. Entgegen aller Ankündigungen verneinte die Bedienung meine Frage, ob es alkoholfreies Bier gäbe. Weil ich so chaotische Discoläden kenne, frage ich noch höflich, ob das an der anderen Theke auch so sei. Ja, es gäbe höchstens Vitamalz. Eine Frechheit!
Nur so zufällig im Vorbeigehen erspähe ich am anderen Tresen nämlich nen ganzen Kühlschrank voller Beck's alkoholfrei. 2.50 für 0.3er ist trotzdem ne Frechheit - und ich kann Läden, die ausschließlich Beck's anbieten, eh nicht ab. Genau wie Bönx, dem sein Budweiser, obwohl auf der Karte vermerkt, verwehrt wurde - und der demzufolge zum ersten Mal seit geschätzten 5 Jahren die verhasste Marke trinken muss.
So, jetzt gehen wir aber so richtig steil! NOTHINGTON beenden heute ihre Europa-Tour, müssen morgen früh um 5 ihren Flieger kriegen und haben feierlich versprochen, heute nochmal alles zu geben! Und, nunja: In Puncto Alles-Geben liefern sie sich ein fleißiges Kopf-An-Kopf-Rennen mit den Leuten vor der Bühne. Vom ersten Song "A Mistake" an brüllt hier alles mit, Körperteile fliegen durch den Raum und man sieht mehr Zeigefinger als Arme.
Geile Scheiße! Auch diese Band habe ich ja letzte Woche erst zweimal gesehen, aber ganz mühelos setzt dieses Konzert noch nen dicken Haufen drauf! Man muss sich vor Augen führen, dass wir Sonntag haben! Aber das Motto, diesen Sonntag zu einem Samstag zu machen, hat ja bereits Cowboy Poetry vorgegeben...
Jay lässt sich sogar zu der Aussage hinreißen, dies sei das beste Konzert der Tour. Das habe ich zwar letzte Woche bereits von ihm gehört, aber ganz uneingeschränkt glaube ich ihm das auch dieses Mal. Hey, können diese Augen lügen?
Beachtlich: Selbst bei den ganz neuen Songs zeigt sich das Publikum erstaunlich textsicher. Ob die die Lieder tatsächlich alle bei Itunes erworben haben? Man weiß es nicht! Aber ich schließe mich der Meinung von Marius an: Die Platte ist ein verdammter Grower und hat man die Songs erstmal live gehört, lassen sie einen nicht mehr los.
So wars dann gar nicht mal so daneben, die beiden neuen Songs "Far To Go" und "The Escapist" direkt hintereinander zu spielen - zumal danach mit "If you say so" zum ultimativen Schlag ausgeholt wird und zahme Punkrockfinger sich in Fäuste verwandeln. Einen Gitarrenwechsel mitten in einem solch mächtigen Song muss man sich auch erstmal trauen...Erick freut sich, kann er derweil lustig auf dem Sofa rumspringen. Achja: Schlagzeugerfoto Nummer drei.
Ein weiterer neuer Song: "St. Andrews Hall". Auch geil. Geht einfach nichts über kleine verschwitzte Punkkonzerte und eine Armada an mitschreienden Kehlen. Meiner inklusive.
Natürlich geht auch mal wieder Dank raus an die fleißigen Jungs von All Aboard! - die können übrigens auch ganz wunderbar mit schreien und mit breiten Schultern in der ersten Reihe stehen.
Oh, die Kerzen werden rausgeholt. Ist zwar ziemlich Stadion-like, aber so ganz ernst gemeint war das hoffentlich nicht. Wie man sieht, hat Artur lediglich nach Feuer gefragt. Achja, wir befinden uns in der Zugabe und Jay spielt gerade ganz alleine wat Älteres: "This Time Last Year". Wunderschön.
Noch "Stop Screaming" und "Rob The Band" hinterher, und dann ist der Auftritt auch schon vorbei. Fazit kann ich mir glaube ich sparen, meine Euphorie dürfte ja wohl hoffentlich aus den vorausgegangenen Zeilen zu lesen sein. Nothington sollten so schnell wie möglich wieder den Weg in unsere Gefilde finden!
Eigentlich müsste ich den Bericht mit einem Zitat vom Punkrockpapst beenden. Stattdessen dürft ihr euch ein Bild von seiner Zungenfertigkeit reinziehen. Ätsch. Anschließend noch ein wenig dumm rum Gelaber, gegenseitiges auf die Schulter klopfen, krampfhaft betrunkene Leute witzig finden und schließlich nach Hause. Auf der Fahrt mutiere ich und fresse aus Versehen die Gehirne meiner Mitfahrer. Vielleicht hätte ich diesen einen Schluck alkoholhaltiges Bier doch nicht nehmen sollen...