All Aboard!, The Early Grave, Cowboy Poetry, 21.10.2011 in Epinal (FR), Le Rivoli - Bericht von Fö
All Aboard!, 21.10.2011 in Epinal (FR)
Achja, wer jetzt mitten im Urlaubsbericht einsteigt: Wir haben gestern erst K.I.Z. und dann Killed By 9V Batteries in Bern gesehen, falls es wen interessiert. Und heute? Achtung, geiler Gag: das Beste an der Schweiz sind die Nachbarländer. Harhar. Heute fahren wir nach Frankreich.
Und wo wir gerade bei flachen Scherzen sind: Otto Waalkes sprach einst "Ich weiß noch, wo hier letztens der El saß. Der hatte seinen Schlafanzug vogesen." - wer jetzt errät, wo wir uns befinden, gewinnt einen Karawankenschein. Da kann ich ja nur Appalachen, Sie Scherzgebirge!
Das Örtchen Munster liegt mitten in den Vogesen. Hier beginnen diverse kurze bis lange Wanderrouten und wieder andere führen immerhin daran vorbei. Wir informieren uns kurz bei der örtlichen Touri-Info und machen uns dann auf zum Startpunkt einer kleinen 2-Stunden-Wanderung.
Startpunkt schön und gut, aber die Route selbst finden wir irgendwie erst, nachdem wir bereits eine Weile auf eigene Faust die Wege erkunden. Und dadurch direkt eine raffinierte Abkürzung entdeckt haben, was uns nichts bringt, weil, ihr wisst ja, der Weg ist das Ziel, wie der fleißige Wandersmann sagt...also doch nur eine Stunde wandern.
Anschließend noch Bierchen, Käffchen und Proviant-Einkauf im malerischen Munster, nebenbei erfreuen wir uns am süd-plattdeutsch, das die älteren Einwohner hier noch sprechen. Immerhin keine Spur von Deutschenfeindlichkeit. Oder, ums genauer zu sagen: Vermutlich sind wir selbst deutschenfeindlicher als die Elsässer. Harhar.
Weiterfahrt. Ziel unseres Tagesausflugs ist das Städtchen Epinal, in dem unsere Label-Zugponys von All Aboard! heute ihre Europa-Tour beginnen. Als amtliche Labelchefs nehmen wir Wind und Wetter auf uns, um die Männers zu unterstützen. Und Schnee.
Achja, Èpinal, Bar Le Rivoli. Zeitsprung. Keine Fotos davon, wie die Band uns überschwänglich begrüßt. Stattdessen hier eins von Tourbegleiter Wolle, der als COWBOY POETRY das Vorprogramm übernimmt. Übrigens auf der gesamten Tour, bis auf ein Konzert in grad-vergessen-wo. Es lohnt sich, ihn darauf anzusprechen.
Akustikgitarren-Songwriter-Gedöns find ich ja eigentlich furchtbar - aber Wolle trägt einen Schnurrbart! Das ist quasi gleichbedeutend mit dem ultimativen Darf-Schein, und demzufolge finde ich seinen Auftritt heute super.
Zugegeben, etwas merkwürdig ist das schon hier. Die Location ist wohl eher eine Sportsbar, die Bühne hinten in der Ecke und direkt davor der Dart-Automat, der selbstverständlich konsequent in Benutzung ist, so dass wir uns quasi mit auf die nicht vorhandene Bühne stellen müssen, um nicht von den Dartpfeilen getroffen zu werden. Todeszone Moshpit, mal anders.
Traut sich auch keiner, die Dart-Hooligans zu bitten, doch mal kurz fürs Konzert die Zielscheibe gerade sein zu lassen. Ich mein, ich trau mich ja noch nicht mal, ein Foto von ihnen zu machen. Aber irgendwie kommt genau dadurch etwas kuscheligere Atmosphäre hier vorne auf. 8 Zuschauer rücken Wolle auf die Pelle. Und zumindest All Aboard! geben sich fleißig Mühe, alles mit zu brüllen.
Andere Sachen werden auch gebrüllt: "Yelling random french words" fasst Philipp/Wolle/CowboyPoetry das Tourmotto des heutigen Tages zusammen, und so beschmeißt man sich fleißig mit "Chapeau", "Pantalon" und "Gérard Depardieu", was glaube ich sogar die französischen Gäste heute ziemlich amüsiert.
Noch gar nix zum Auftritt geschrieben, ups. Also: Wolle trug Schnurrbart. Kenne seine Lieder immer noch nicht, erkenne aber tatsächlich welche wieder vom letzten Mal, und die machen echt Laune. Kräftiger Gesang mit und ohne Mikro und der abschließende Singalong-Refrain erweist sich mal wieder als Ohrwurm. Voll gut, das.
Die nächste Band schafft es dann sogar, die Dart-Spieler erst schräg spielen zu lassen (wollen das größer werdende Publikum wohl doch nicht treffen, diese Pazifisten-Dart-Hooligangs...), bis sie schließlich ganz aufhören. Die Dart-Spieler, nicht die Band. THE EARLY GRAVE nennt sich der lokale Act des Abends.
Marius beschrieb sie im Vorfeld als "klingen wie Hot Water Music". Da hat er gar nicht mal so sehr Unrecht, denke ich mir so, als die Band ihr rein instrumentales Intro spielt. Insbesondere die mächtigen Bassläufe erinnern doch stark an die Mannen aus Gainesville.
Allerdings drängt der Gesang das Ganze dann doch etwas stärker in die Skate-Poppunk-Ecke. Leicht näselnd und recht klar halt, kann mich nicht wirklich überzeugen. Irgendwie schade.
Ansonsten stimmen die Zutaten und an der Darbietung habe ich absolut nicht zu meckern. Sehr schön auch das Hot-Water-Music-Cover "No Division", bei dem der Rothemd-Gitarrist den Gesang übernimmt - und eine durchaus rauere Stimme vorweisen kann. Gecovert wurde später wohl auch noch Jawbreaker, aber den Song kannte ich nicht.
Fazit: Gute Band, überzeugende Songs, aber vielleicht könnte man den Gesang noch etwas mehr unter den Bandmitgliedern aufteilen. Höhö. Ansonsten keine Ahnung was die Band so von sich gegeben hat - die Texte zwar auf englisch, aber die Ansagen selbstverständlich auf französisch. Und das nicht nur random words. Also nur Fragezeichen bei uns...
Nach ner kurzen Raucherpause dann schließlich ALL ABOARD! Sogar ganz ohne Dart-Spieler. Marius haut seine gesammelten Französisch-Kenntnisse direkt zu Anfang raus: "Nous sommes All Aboard!", die restlichen Ansagen des Abends folgen brav dem gesetzten Prinzip "yelling random french words", was die Anwesenden nicht einmal verärgert. Einige tragen sogar zum neuen Volkssport bei.
Jau, muss ich zu dieser Band noch viele Worte verlieren? Seit sie ihren Knebelvertrag bei Bakraufarfita unterschrieben, kreuzen sich unsere Wege ja doch recht oft. Aber mal ernsthaft: So ne Band wünscht man sich doch als Label, immer fleißig am Touren, in jedem noch so kleinen Nest - besser kann man gute Musik nicht an den Mann/die Frau/den Franzosen bringen!
Ansonsten kann ich mittlerweile sogar so leidlich die Lieder mit grölen. Bietet sich ja an. Macht in so nem doch recht überschaubaren Rahmen sogar einigermaßen Spaß, zumal sich aus den Augenwinkeln auch ein paar Einheimische blicken lassen, die mitsingen.
Auf die Musik muss ich jetzt wohl nicht auch noch wiederholt eingehen. Also ihr wisst schon, melodischer Punkrock mit mächtig Singalong-Potential und leicht folkigen Sprenklern, die wohl vermuten lassen, dass sie sich das dem Bandnamen folgende Ausrufezeichen von Against Me! geborgt haben. Warum auch nicht.
Außerdem sind sie die unbestrittenen Könige im blöd labern, blöd gucken, blöd spielen und einfach nur blöd "sein". Super! Cowboy-Wolle hat das recht treffend zusammengefasst: sie sind nun seit ganzen 8 Stunden auf Tour und haben jetzt bereits eine ellenlange Liste an Tour-Insidern. Ganze 14 Konzerte sollen noch kommen (davon 13 mit Cowboy Poetry), und ich bin jetzt schon gespannt wie blöd die Jungs erst mal am Ende der Reise sind.
Mal wieder jede Menge kleine Hits im Set. Join My Way, Pictures Of Reality, Sleepless Romantic, Values und wie sie alle heißen. Zwischendurch hagelt es "Merci Beaucoup"'s, "Chapeau"'s, "Gerard Depardieu"'s, "Pantalon"'s und was einem sonst noch so einfällt.
Und natürlich "Bonne Aniversaire"! Jawoll, Nils trägt heute nicht nur Schnurrbart (kurz vorm Gig noch aufm Klo rasiert!), nein, um Punkt Mitternacht feiert er auch noch Tourgeburtstag! Es gibt nen irre witzigen Hut, ne Jeanskutte und hoffentlich jede Menge Getränke von Leuten, die es gut mit ihm meinen. Ich empfehle übrigens Korn-Cola Light.
Gespielt wird heute auch die "Fö Dengue Party", und die geht raus an Bönx. Irre witzig, genau 3 Leute im Publikum lachen. Ich beginne fast zu glauben, dass ich die Band nur gut finde weil ich zumindest einen Teil ihrer Insider kapiere...die anderen Besucher sind dann wohl tatsächlich wegen der Musik da.
Schnurrbartschnute Wolle am Gastgesang! "Abandoned Ship" dürfte das gewesen sein und sorgt für zusätzliche Bewegungskomponenten auf der, wie sagt man, "Bühne".
Zum Abschied, ganz klassisch, sagt man "Farewell", baut ab und spitzt die Ohren. Also, zumindest bilde ich mir ein, dass die Band beim Abbauen tatsächlich spitzere Ohren hat als normal. Die spitzen Ohren kriegen auch noch das leiseste "one more song" mit, so dass man galant noch ne Zugabe geben darf. "Fate" kriegen wir zu hören.
Noch mehr Zugaben werden uns aber nicht gewährt, und auch die Aufforderung, doch ein paar Coversongs zu spielen, verneint man - mit der Bemerkung, sie seien zu blöd fremde Lieder zu spielen. Ach, ich mag sie ja doch sehr, die blöden All Aboard!
Kam beim gestrigen K.I.Z.-Bericht etwas zu kurz: Ein Schlagzeugerfoto! Äh ja, gutes Konzert und gelungener Tourauftakt. Ob sich die knapp 250 Kilometer von Bern nach Epinal gelohnt haben, sei mal dahin gestellt, aber der Spaß war's wert. Und ich will mal nicht meckern: Die Jungs müssen morgen 900 Kilometer auf dem Weg nach Bordeaux hinter sich lassen...
Beenden wir den Abend. Bönx und Fö fahren zurück in die Schweiz, AA! feiern noch schön Nils' Geburtstag und IHR schaut hoffentlich auf den kommenden Terminen der Band vorbei! Weiter im Schweiz-Bericht (morgen spielen endlich Knochenfabrik!) gehts hier...