Machine Head, Bring Me The Horizon, DevilDriver, 17.11.2011 in Lissabon (P), Coliseu dos Recreios - Bericht von Schlossi
Machine Head, 17.11.2011 in Lissabon
Jetzt aber erstmal ab und DevilDriver gucken, die geben nämlich gerade auf der Bühne mächtig Gas. Zumindest sind die Mannen um den ehemaligen Coal-Chamber-Frontfreak Dez Fafara ziemlich laut und es dauert ein bisschen, bis ich aus dem Lärmbrei was rausfiltern kann.
Joa, was soll ich sagen? Irgendwie hatte ich mehr erwartet. Wenigstens, was die Bühnenpräsenz Fafaras angeht. War das nicht immer dieser crazy Typ mit der lustigen Frisur, der so irre über die Bühne gezappelt ist? Naja, jetzt macht er halt Metal. Und ne lustige Frisur hat er auch nicht mehr.
Den restlichen Leuten vor der Bühne sind Frisuren völlig Latte, Haare sind zum Schütteln da und das wird auch ausgiebigst getan. Wall of death gibbet natürlich ebenfalls, die ersten Schuhe fliegen durch die Luft, die Security hat alle Hände voll zu tun.
Solider Auftritt tät ich mal sagen. Kiki geht derweil die Bierpreise checken, die mit 3€ für einen halben Liter durchaus akzeptabel sind. Während der Umbaupause können wir den "Laden" auch mal bei Licht betrachten, doch, ja, sehr nobel. Es besteht außerdem die Möglichkeit, das Konzert von einer Loge aus zu verfolgen.
Und das ist die VIP-Loge. Von hier aus könnte der Fönig dann beim nächsten Bierschinken-Festival zu seinem Volk sprechen und sich das alkoholfreie Bier auf einem güldenen Tablett darreichen lassen. Im Hintergrund würden die Berliner Philharmoniker leise die größten Hits von Kvelertak spielen und freundliche Punker mit adrettem Iro servieren lecker Schnittchen, oder diese kleinen Zimt-Vanille-Törtchen, die es hier in Lissabon an jeder Ecke gibt...
Man wird ja noch träumen dürfen. Hm, da fällt mir gerade 'ne total schlechte Überleitung zur nun folgenden Band ein, aber...nää, mach ich nicht.
Auf Grund des ansteigenden Kreischpegels ahne ich bereits, wer als Nächstes die Bühne betreten wird. Und ja, ich liege richtig, nach einem kurzen Intro (muss man unbedingt haben, macht das Ganze viel dramatischer und steigert die Vorfreude ins Unermessliche...) betreten sie die Bühne: Bring me the horizon, die Metalcore-Jungspunde aus Sheffield, Yorkshire.
Und hier ist auch gleich das Objekt der Begierde: Oliver Sykes. Ein schröchelig anmutender, bis zum Hals tätowierter Mittzwanziger, der sich permanent abfeiern lässt. Er muss die Menge allerdings auch nicht wirklich dazu animieren, sie frisst ihm sowieso aus der Hand.
Reckt Oli die Faust nach oben, recken alle im Publikum ebenfalls die Faust nach oben, zeigt Oli den Stinkefinger, zeigen alle anderen auch den Stinkefinger. Macht Oli seltsame Trockenschwimmbewegungen mit den Armen, machen alle anderen? Richtig, 'ne Wall of death. Ein junger Fan schafft es sogar an der nicht unbedingt zimperlichen Security vorbei auf die Bühne, schnappt sich ein Mikro und singt mit Oli zusammen ein Lied. Keine Ahnung, welches, war aber bestimmt ein Hit.
Hits scheinen BMTH einige zu haben, jedenfalls wird fleißig mitgebrüllt. Der Oli hat übrigens ein voll süßes Shirt an. Da ist eine kleine Katze drauf. Bestimmt ist das von seinem eigenen Modelabel "Drop Dead Clothing", der Oli kann nämlich nicht nur singen, er ist auch Designer. Und er wurde schonmal zum "Sexiest Vegetarian Man of the world" nominiert.
So langsam fragt sich der geneigte Leser wahrscheinlich, warum die Olle denn überhaupt auf das Konzert gegangen ist, wenn sie eh alles scheiße findet oder sich drüber lustig macht?! Antwort: weil sie's kann. Und weil das Konzert, auf das sie eigentlich wollte, 40 km von Lissabon entfernt ist.
Aber jetzt mal ganz im ernst: Bring me the horizon sind gar nicht so doof, wie ich sie finden wollte. Sie beherrschen ihre Instrumente, sie machen eine gute Show und wissen ihr Publikum zu begeistern. Den Hype kann ich zwar nicht ganz nachvollziehen, schließlich gibt's ja zig Bands, die ähnlich klingen. Wahrscheinlich ist es der Oli-Bonus.
Mir ist auch schon ganz heiß, also gehen wir fix auf den Balkon und werfen einen Blick auf's nächtliche Lissabon. Schön hier. Noch kurz hoheitsvoll winken, macht die Queen ja auch immer.
Am Merchstand treffen wir auf diesen freundlichen Herren mit der unmissverständlichen Botschaft "Speak english please" auf der Brust. Gut, man kann vom Fandevotionalienverkäufer auch nicht erwarten, dass er sämtliche Sprachen dieser Welt spricht. Im Hintergrund kann man, wenn man ganz genau hinschaut, auch die Preise erkennen. 60€ für ne MH-Jeansweste und 30€ für ein Shirt. Wir haben nichts gekauft. In der Bierwarteschlange beschließen Kiki und ich, dass wir uns den Rest des Konzertes gern von oben anschauen möchten, also nix wie rauf zur Galerie.
Tja, leider kann man sein Getränk nicht mitnehmen. Wie gut, dass ich gerade ein frisches 0,5er in der Hand halte. Während wir nun versuchen, unser Bier möglichst schnell zu vernichten, erzählt uns der einen schicken Anzug tragende Sicherheitsmensch, dass im Coliseu sonst eher Theateraufführungen statt finden.
Ein Metal-Konzert macht sich hier aber auch ganz gut. Von der Galerie aus hat man einen schönen Blick auf die Menschen im Publikum, die schon ungeduldig "Machine fuckin' Head" Sprechchöre anstimmen.
Die lassen sich auch nicht mehr lange bitten und entern um Punkt 22.00Uhr die Bühne. Machine Head, mittlerweile auch seit fast 20 Jahren aktiv. Und die letzten 10 sind komplett an mir vorbei gegangen, wusste gar nicht, dass es die noch gibt.
Da muss ich wohl gepennt haben, seit "The burning red" 1999 haben sie noch 4 Studioalben rausgebracht, getourt ohne Ende und auf sämtlichen großen Festivals gespielt. Na, man kann aber auch nicht jede Band im Blick haben.
Kann ich ja heute nachholen und mir einen Überblick über das Schaffen der letzten Jahre machen. Zumindest Frontmann Robb Flynn erkenne ich auf Anhieb, der sieht immer noch aus, wie früher: Lange Haare, Bart, Flying V.
Hatte ich gedacht, in Punkto Jubel und Begeisterung sei nach Bring me the Horizon nicht mehr viel zu erwarten, werde ich jetzt eines Besseren belehrt. Yep, da geht noch einiges und als Robb Flynn sich eine auf die Bühne geworfene Portugalflagge umhängt und den Leuten auf portugiesisch zuprostet gibt es kein Halten mehr.
Und wieder einmal stelle ich fest, ja, ich finde Olé-olé-Fußballgesänge nervig, aber irgendwann hat auch der Fan sich selbst und Machine (fuckin') Head genug abgefeiert und es geht weiter im Text. Einmal wird auf der Bühne sogar zur Akustikgitarre gegriffen, aber hauptsächlich regiert die Abrissbirne und das ist auch gut so, wir sind ja nicht zum Kuscheln hier.