Vic Ruggiero, 03.01.2012 in Düsseldorf, Linkes Zentrum - Bericht von Fö
Vic Ruggiero, 03.01.2012 in Düsseldorf
Nee doch, als wir im Linken Zentrum Hinterhof aufschlagen, ist auch besagter Tourtross soeben eingetroffen, so dass dem Konzert nichts im Wege steht. Eintritt ist heute gegen Spende, Bier gibt es für 1-2 Euro und alkoholfreies Bier gar nicht. Verdammt. Das Konzert findet heute im Kneipenraum statt - gut für die Atmosphäre, schlecht für die Sicht - es gibt nämlich keine Bühne.
Und die Sicht wird nochmal zusätzlich dadurch vernebelt, dass gefühlt jeder zweite hier drinnen raucht und ich mich bald fühle, als wäre mein gesamter Körper von innen und außen geteert. Da heißt es wohl durchhalten...Vic Ruggiero macht seinem Ruf als Multiinstrumentalist schon mal alle Ehre, bedient ein komplettes Orchester im Alleingang und kommt äußerst bodenständig rüber, und das nicht nur wegen der fehlenden Bühne.
Ich muss ja ehrlich zugeben, nicht allzu viel Musik von Vic zu kennen - und das obwohl ich The Slackers nach wie vor für die weltweit beste aktive Skaband halte. Aber sein Solozeug? Naja, immerhin öfter mal gehört und habe sogar gerade festgestellt, dass ich ganze zwei Alben von ihm habe. Trotzdem wünscht man sich, gerade in solch intimer Atmosphäre, doch die Lieder besser zu kennen.
Und trotzdem, kommt verdammt sympathisch rüber. Eine Setlist verwendet Vic aus Prinzip nicht, er wünscht sich stattdessen unsere Wünsche, die wir ihm zu rufen oder ins Ohr flüstern dürfen. Die meisten Wünsche erfüllt er sogar ohne Probleme, lediglich einmal muss er passen, was ihm aber sichtlich unangenehm ist - er schiebt es auf sein Gehirn, das heute ein wenig durch ist.
Zwischen den Liedern wird ein wenig erzählt, vor Allem aber auch das Publikum gerne mal mit einbezogen, nicht nur was Liederwünsche betrifft. Besonders groß sind aber die Momente, in denen Vic einfach mal mitten im Song den Faden weiterspinnt, die Instrumente aber dabei nicht ruhen lässt. Da macht sich irgendwie bemerkbar, dass Vic nicht nur Qualitäten als Musiker hat, auch die Sparten Entertainer und Schauspieler füllt er perfekt aus.
Gespielt werden zu unser aller Freude auch ein paar Slackers-Stücke, die in minimaler Instrumentierung aber auch verdammt gut funktionieren. "I Shall Be Released" oder "Peculiar" wären da zu nennen, die Lieder gehören auch mit zu den Höhepunkten des Sets. Weitere Coversongs werden auch gewünscht, wie der Klassiker "I don't want to set the world on fire" von The Ink Spots.
Die eigenen Stücke funktionieren aber doch am besten. "Jimmy", "Don't Wanna" "Parking Lot", "Vic's Lament" und wie sie alle heißen. Im Publikum wird leise mitgesungen, laute Chöre kann man hier heute aber nicht erwarten. Dafür eine einsame Tänzerin, die so abgeht als würde sie jedes Lied in- und auswändig kennen, dies aber offensichtlich nicht tut. Witzig.
Der Hengzt macht mich darauf aufmerksam, dass in den Bericht unbedingt noch das obligatorische Schlagzeugerfoto gehört. Da, bitteschön.
Ja und sonst, rundum guter Auftritt, aber nach dem was ich so von Vic's Solo-Gigs gehört habe, hätte ich irgendwie ein etwas mehr ausflippendes Publikum erwartet - naja. Mag vielleicht auch an Düsseldorf liegen und an dem mehr als gut gemischten Publikum. Hier traut sich nicht mal jemand, sich an der hitzigen Gender-Diskussion zu beteiligen, die Vic mit sich selber führt.
Knapp anderthalb Stunden dauert der Auftritt - man muss halt etwas Rücksicht auf die Anwohner nehmen. Etwas schade, es fing nämlich gerade erst an, richtig gut zu werden. Letzter Song auch gleichzeitig der mitreißendste: Zu "Animals" werden fleißig Tierstimmen imitiert, und der ganze Raum macht mit. Wuff.
Fazit? Gelohnt hat sich das auf jeden Fall! Und die Chance, Vic Ruggiero mal solo zu sehen, solltet ihr euch nicht entgehen lassen. Und trotzdem hat hier und da noch was zum perfekten Konzert gefehlt, aber immerhin genug Laune gemacht, um hier jeden mit nem Lächeln nach Hause zu schicken. Was Vic uns noch für das neue Jahr mit auf den Weg gibt: Wir sollen alle aufhören mit rauchen und die Tabakindustrie nicht weiter unterstützen. Und damit, so tolerant ich auch bin, hat er verdammt recht. Oi.