Kosslowski, Hector Savage, Engrain, 28.03.2012 in Essen, Emokeller - Bericht von Fö
Kosslowski, 28.03.2012 in Essen
Emokeller. Auch schon wieder 3 Jahre her, dass ich zuletzt hier war. Unter Anderem, weil die Konzerte hier eigentlich immer Mittwochs sind und die Bands oftmals nicht soo verlockend, um die Reise auf mich zu nehmen. Meist irgendwelche Hardcore-Bands, die ich maximal vom Namen kenne. Wie den heutigen Opener: HECTOR SAVAGE
Jau, was gibts zu denen zu sagen? Zunächst mal fällt mir auf, dass die alle keine Socken zu tragen scheinen. Ist das der neue In-Look? Naja, alles ist besser als barfuß. Wobei, hier gibts ja Teppichboden...
An dieser Stelle verbindlichsten Dank an Schoko, von dem ich mir ein paar der Bilder geklaut habe. Mittlerweile hat meine Kamera nämlich erhebliche Altersbeschwerden, das senile Ding. Egal, für meine Leser reichts (hähä). Hector Savage machen Hardcore-Punk. Schönes Geholze, teilweise mit etwas dunklen Doom-Tönen, die mich an Ruins erinnern.
Musik, die live ordentlich abgeht, ich mir Zuhause aber nicht unbedingt reinziehen würde. Wem das anders geht, der darf sich gerne hier ihre neue EP saugen und sich selbst ne Meinung bilden.
Publikum: ist okay, so für nen Mittwoch. Kapitaler Fehler, als gen Ende ne Gitarrensaite reißt: in dem Entscheidungs-Kuddelmuddel "Saite aufziehen versus Gitarre tauschen" verschwinden mal eben 90 Prozent der Zuschauer. Schade für die Band...
Vermutlich der Proberaum-Atmosphäre im Emokeller geschuldet: Den Großteil der Show verbringt der Sänger mit Rücken zum Publikum. Springt aber auch ein wenig rum, wälzt sich gen Ende auf dem Boden und sorgt somit für den auf Hardcore-Shows zwingend benötigten Bewegungsmoment.
Anschließend: raus, an die frische Luft. Hier riecht es wenigstens nicht so penetrant nach leckeren Wraps, die das heutige Bandcatering darstellten. Hier also der örtliche Pöbel. Nicht im Bild: Schoko, Rainer und Tassi, die mit tiefgehenden Gesprächen über Medikamentenmissbrauch im Bekanntenkreis überzeugen. Da bleibt mir nichts anderes übrig, als dezent an meinem alkfreien Bier zu nippen. Höhö.
Wieder rein. Den Großteil des Auftrittes der nun spielenden Band ENGRAIN haben wir bereits verpasst. Ist nicht unbedingt soo schade, denn erstens sind die auch Freitag im Unnaer Taubenschlag zu bestaunen (ihr wisst ja, Pflichttermin), und zweitens gibts halt mal wieder Hardcore zu sehen. Beziehungsweise zu hören.
Aber auch nicht der schlechten Sorte, kommt alles ganz überzeugend rüber, im Vergleich zur ersten Band mit mehr "modernen" Einflüssen. Teilweise fühle ich mich gar an La Dispute und Touché Amoré erinnert, vom Gesangsstil her.
Aus Recklinghausen kommense anscheinend, liefern konstant Druck und können mit ihren letzten Liedern (also die, die wir noch mitbekommen) sogar überzeugen. Auch wenn ich hier mal wieder sagen muss: Irgendwie fehlt da ein wenig der "eigene" Sound, ich glaube ich hab in letzter Zeit einfach zu viele Hardcore-Bands gesehen, da stechen echt wenige irgendwie hervor.
Naja, wat solls. Sie scheinen Lieder mit Aussage zu haben. Oder der Sänger mag einfach Fotograf Schoko nicht. Guter Auftritt.
Fotografen haben ja den sprichwörtlichen Blick fürs Detail. Hier die trendige winkende Katze alias Maneki Neko. Wie Bönx vor ein paar Jahren recherchierte, sorgt der winkende linke Arm für mehr Besucher, während der rechte Arm hierzulande verpönt ist.
Hochlob, Hochlob! Anschließend KOSSLOWSKI, Grund unserer heutigen Anwesenheit. Wie ich ja eben noch schrieb: Ich freu mich über jede Band, die aus der Masse hervor sticht, und Kosslowski haben einfach einen ziemlich eigenen Sound gefunden (obwohl sie erst ein Jahr existieren). Deutsche Texte, Hardcore-Punk gemischt mit Rock'n'Roll, könnte man so grob zusammenfassen.
Vergleiche zu anderen Bands sind auch nicht gerade einfach. Aber wenn, würde ich die nicht unbedingt aus dem heimischen Bereich ziehen und auf Bands wie The Bronx, Cancer Bats oder Kvelertak verweisen, die ebenso locker-flockig aus der Masse hervor ragen. Okay, vom Geschrei her würd ich auch noch Frau Potz in den Topf werfen.
Manko hier im Emokeller: Die Anlage gibt nicht genug Power her für den Gesang, so dass der sich etwas hinter dem dicken Instrumenten-Brett versteckt. Mit den lauteren Gitarren kommt aber dafür der Rock'n'Roll-Faktor mehr zur Geltung. Vielleicht kann der oben erwähnte Topf ja auch noch ne Portion Motörhead vertragen?
Achja, Texte. Verantwortlich dafür sind hier Gitarrist David (ehemals Longing For Tomorrow) und Daniel von Thoughts Paint The Sky an Schlagzeug und Kopfmikro (letzteres sieht doof aus und ist ihm sogar peinlich - aber muss halt). Ziemlich verschwurbelte und geradezu schwülstige Texte, wenn ich das mal so sagen darf.
Das mit dem schwülstig hatte ich Longing For Tomorrow übrigens auch schonmal angekreidet. Egal. Sehr schön finde ich deswegen, dass man sich zwischendurch auch mal dazu äußert, wovon die Lieder überhaupt handeln. Wer hätte gedacht, dass es bei "Firlefanz" um Firlefanz geht? Na? Bei "Erste Geige" hingegen um möchtegern-allwissende Musiknazis, wenn ich das mal so zusammenfassen darf. Sachen, die ich durchaus unterschreiben könnte. Wobei, Musiknazi bin ich ja auch.
Am 13.4. erscheint das Debütalbum (nach einer EP im letzten Jahr) namens "Lynch die Welt". Heute schon unter der Ladentheke erhältlich, und lasst euch gesagt sein: Nur Knaller! Gespielt werden sämtliche Lieder der Platte, so dass nichtmal was für die Zugabe verbleibt. Sehr sympathisch, dass man sich nicht bewusst noch was extra dafür aufhebt...
Ich hoffe, ich konnte jetzt in genug Lesern Interesse wecken, mal in das Zeug reinzuhören. Hier, bitteschön! Lasst euch überzeugen, bestellt die Platte, besucht die Shows, et lohnt, wie man so schön sacht!
Apropos "sacht": Direkt mehrfach erwähnen Kosslowski, aus Bochum-Wattenscheid zu kommen. Oder auch "von hier" - ich kann mir nicht helfen, ich mag diesen Ruhrpott-Bezug. Und den hat ja alleine schon der Bandname inne. An dieser Stelle möchte ich trotzdem nochmal anmerken, dass Lokalpatriotismus scheiße ist. So!
Nee, echt mal, geiler Auftritt in nem geilen Keller (so kellerig, dass ich ständig aufpassen muss, mir nicht den Kopf zu stoßen!). Nächstes Mal wär mir trotzdem etwas besserer Sound lieber, dann kommt auch der Gesang besser rüber. Ich verweise an dieser Stelle auf die Heartcoretage in Wermelskirchen, wo Kosslowski am 20.4. unter Anderem mit Nothington und Dramamine auf der Bühne stehen werden!
Wir sind begeistert, und selbst Drazan, der erst zu den letzten 3 Songs den Laden betrat, bereut dies nicht. Beim letzten Song "Des Pudels Kern" kommt sogar sowas wie ein Publikumschor zustande. Platte einsacken, Getränk leeren, ab zum Bahnhof! Toller Abend!
"Die Welt ist der schlimmste Ort der Welt!"
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