Affenmesserkampf, Robinson Krause, Factomat, 31.03.2012 in Wuppertal, Glaspalast - Bericht von Gerdistan
Affenmesserkampf, 31.03.2012 in Wuppertal
Glaspalast gefunden, noch überhaupt nichts los, wir sind ja auch viel zu früh, also Büdchen suchen und Bier kaufen. Das wird schwieriger als gedacht, da in der Nähe des Glaspalastes einfach keine Bude ist, also kaufen wir uns schließlich Veltins bei einem Döner/Pizzaladen. Im selben Gebäude wie der Glaspalast ist übrigens auch der Club Pavillon, wo zeitgleich ein Metalkonzert zum Release der neuen Iron-Maiden-DVD stattfindet. Da das um 18 Uhr schon losging, sieht man überall Kutten und lange Haare.
Zurück am Glaspalast warten wir darauf, dass es 20 Uhr wird, denn eine kleine Tafel neben der Eingangstür (bzw. dem, was wir für die Eingangstür hielten) verkündet, dass um 20 Uhr Einlass sei. Da ich ein ziemlich dringendes Bedürfnis habe und sonst niemand zu sehen ist, gehe ich um 20:05 einfach mal gucken. Die Location sieht ganz vernünftig aus, nicht zu klein, nicht zu groß. Da wo normalerweise das Bühnenbanner hängt, ist allerdings ein ziemlich großer Spiegel. Interessant.
Durch meinen unglaublichen Charme schaffe ich es noch, mich durch Drummer Hauke bei den Affen auf die Gästeliste zu mogeln, Fr. Aal steht bei Bierschinken drauf und so können wir unser letztes Bier im Laden austrinken und darüber diskutieren, wer Schuld hat, dass der mächtige Thrunfisch nicht mitkommen könnte, während die auf dem Bild gezeigten Jungs (und Mädels) gerade Soundcheck machen. Eintritt hätte regulär aber auch nur fünf Euro gekostet, also durchaus fairer Preis.
Ja, das sind Factomat aus Berlin und irgendwie auch aus Wuppertal Asozial, wie man einigen Ansagen und Zwischenrufen entnehmen kann. Die Musik ist langsamer Punk mit deutschen Texten, ungefähr so wie Oma Hans gewollt und nicht gekonnt. Was man von den Texten verstehen kann ist recht kryptisch ("Rostock über alles"?), wiederholt sich oft (Aschewolke! Aschewolke!) oder behandelt dezent ausgelutschte Themen ("Tanz deinen Namen"). Dargeboten von einem Sänger, der aussieht wie Bönx als Käfer verkleidet. Immerhin steht er nicht mehr mit dem Rücken zum Publikum, wie beim Soundcheck.
Ist natürlich immer undankbar als Vorband aufzutreten, wenn man Musik macht, die mit dem Publikum der Hauptbands nicht ganz unter einen Hut zu bringen ist, aber das ganze zieht hier überhaupt nicht. Highlight des Konzerts ist dann, als der Sänger von der Bühne geht um sich (ohne Mikro) mit jemandem im Publikum zu unterhalten, der Soundmann macht daraufhin die Konservenmusik an, aber es stellt sich heraus, dass der Gitarrist (der übrigens ein kreuzförmiges Loch in seine Gitarre gesägt hat) nur eine Saite wechseln musste oder so.
Dann ist erstmal Trinkpause, bevor es mit Robinson Krause weitergeht. Die Reihenfolge der Bands wurde übrigens kurzfristig so ausgewürfelt und heute müssen Robinson Krause vor den Affen ran, weil es gestern umgekehrt war. Guter Deal. Die Frisur des friedlichen Mannes hier im Vordergrund gab Grund zur Diskussion, da er seine Haare nur dort trägt, wo sie Fö und Fr. Aal bereits ausfallen. Reine Provokation!
Ja, Robinson Krause, der neue Stern am Punkrockhimmel, auf Claus Lüers Label erschienen, drei Gestalten aus Rendsburg oder Hamburg, weiß man nicht so genau, ich find jedenfalls stark dass sie auf der Bühne konsequent Hansa Pils trinken, während im Laden nur Heineken und Früh Kölsch zu horrenden Preisen verkauft wird.
Der Sound ist bei Robinson Krause nicht besonders gut, die Gitarre zu laut, der Gesang zu leise. Das wird im Laufe des Konzerts ein wenig korrigiert, aber da sie ihr (meiner Meinung nach) bestes Stück "Saal II" direkt nach dem Intro verheizen, stört mich das dann irgendwie doch.
Eine mit viel Liebe geschriebene Setlist. Eigentlich ein ganz gutes Programm, lediglich "Mietnomaden" und "Vitamalz" hätte ich mir gerne noch gewünscht.
Er hier spielt Bass bei Krauses und ist für sinnvolle Bühnenansagen zuständig, z.B. dass der Bus 41 gerade abgefahren ist.
Posing gibts natürlich auch, könnte natürlich mehr sein, wenn sie nicht nur zu dritt wären und die beiden Herren mit den Saiteninstrumenten auch beide singen müssten.
Drummerfoto, wichtig. Das ist übrigens Aaron (oder Aron?), der in dem einen Lied von Robinson Krause, wo Claus mitsingt, besungen wird. Das Lied wird leider nicht gespielt, obwohl sich Claus sogar inzwischen im Laden eingefunden hat um seine Schützlinge zu begutachten (oder wichtige Business-Gespräche mit ihnen zu führen, weiß man nicht, sowas dringt ja selten nach außen).
Irgendwann reißt dem Gitarristen dann eine Saite, es wird halbherzig versucht, sich ein anderes Instrument zu besorgen bevor der Entschluss fällt, einfach ein Lied weniger zu spielen und sich den ganzen Driss zu ersparen.
Und dann ist auch schon Schluss, ganz netter Auftritt, aber Sound und Songauswahl hätten etwas besser sein können. Trinkpause, Joxi-Aufkleber ins Klo kleben (das zu Beginn des Konzertes übrigens mit ganzen zwei Aufklebern verziert ist), Affenmesserkampf.
Aha, der lange Typ, der mir eben noch an der Theke erzählt hat, dass das Kieler Lokalbier "Kieler Bier" heißt und nur von Omis mit künstlichen Hüftgelenken neben einem Teller Bratkartoffeln direkt im Brauhaus verzehrt wird, während man sich über seinen Bluthochdruck unterhält, ist also der Sänger von Affenmesserkampf. Diese Anekdote dient dazu, dem Leser ein Gefühl zu geben, von welchem Kaliber der Unsinn ist, der hier zwischen den Songs angesagt wird.
Sänger Hannes und im Hintergrund der Gitarrist, der auch ein Mikro hat, welches aber die meiste Zeit nicht angeschlossen ist oder so, man hört es jedenfalls nicht.
Die beiden bedienen die anderen Saiteninstrumente. Ich könnte jetzt hier sicherlich irgendwelches Namedropping aus der Kieler Bandszene betreiben (Tackleberry, Pyroneer, Diane Parker's Little Accidents...) aber die Leute, die das wirklich interessiert, wissen das eh.
Ein wunderschönes Bild. Neben wirren Ansagen kann der Sänger auch ganz gut wirr rumhopsen und immer schön ins Mikrofon schreien, wie sichs gehört.
Songmäßig werden viele neue Stücke dargeboten, gerüchteweise laufen die Arbeiten an einem neuen Album. Könnte gut werden.
Aber auch die alten Sachen werden nicht vernachlässigt, "Ein deutsches Herz hat aufgehört zu schlagen" Teil 1, 2 und 3 und irgendwann zwischendrin auch mal alle drei Teile hintereinander, "Ryker's don't like us", "Schnitzeljagd nach Scheiße" und so weiter. Im Hintergrund ist übrigens der Drummer zu sehen!
Ein paar Songs habe ich auch vermisst, das waren dann ungefähr die, die veröffentlicht aber nicht gespielt wurden, da der gesamte Output von Affenmesserkampf eigentlich konsequent geil ist. Auch wenn ich mich hier als Fanboy oute, aber es ist halt einfach so, kann man nichts machen.
Wenigstens "Wohlstandsslum" hätten sie ja spielen können, oder "Jungdesignerspacken vergiften im Park" oder dieses Lied von der EP mit den Fußspuren an der Decke. Die LP "Seine Freunde kann man sich nicht aussuchen" oder "Man kann sich seine Freunde nicht aussuchen", oder irgendwie so halt, sollte allein wegen des Covers in keiner Plattensammlung fehlen.
Hier sieht man Fr. Aal im Bild sein Kölsch trinken. Lecker. Das Heineken hier im Laden kommt übrigens vom Fass, dennoch gibt es einen Kühlschrank in dem die Gläser eigens vorgekühlt werden. Also eure Energiebilanz will ich nicht ausrechnen, Junge Junge.
Für alle, die Affenmesserkampf noch nicht kennen, kann ich ja auch mal was über die Musik schreiben: Schrei-Hardcore-Punk mit deutschen Texten, die mich immer wieder begeistern. "Da weiß man gar nicht was man zuerst scheiße finden soll, da weiß man gar nicht wohin man zuerst weggucken will." Top.
Hier rechts im Bild sieht man Fr. Aal und mich. Wer hat dann die Fotos gemacht? Fö natürlich. Wer sonst.
Oi heißt übrigens auch das letzte Lied auf der Setlist. "Grün und Blau, Schnitzel, Oi!"... ihr wisst was ich meine.
"Mein Leben wird von Abscheu regiert, leg dich nicht mit mir an, ich bin tätowiert!"... diese oft zitierte Zeile (jedenfalls von mir oft zitiert) stammt tatsächlich auch aus einem Song von Affenmesserkampf.
Ein letzter Punkrockfinger, ein letztes lustiges Gesicht von Sänger Hannes und ich schließe mit ein paar Worten aus der eigenen Bandbeschreibung: "Affenmesserkampf, echt ne coole Band. Gibt?s nix dran zu meckern."
Die letzte Band "Lt. Dave and the Vohwinkels" aus Wuppertal-Vohwinkel können wir leider nicht mehr sehen, weil wir den letzten Bus erwischen mussten (hust hust). Einen Dürüm später liege ich auch schon auf Fr. Aals extrem bequemen Ledersofa und entschlafe sanft. Bis zum nächsten Mal,
Euer Gerd
Euer Gerd