Kaputtenfest: Bazooka Zirkus, Kannibal Krach, Kruste, Die Verwesenden Altlasten, 11.04.2012 in Wermelskirchen, AJZ Bahndamm - Bericht von Chris Crusoe
Kaputtenfest, 11.04.2012 in Wermelskirchen
Konzert an einem Mittwoch? Gut, es sind Ferien, aber das betrifft erfahrungsgemäß bei solchen Konzerten nur einen kleinen Teil des Publikums. Und dann auch noch vier Bands? Keine gute Idee - aber gegen diese Konzerte mit vierundzwanzig Gruppen an einem Abend wettert Chris ja schon lange! Egal - hin gefahren wird trotzdem.
Der Tanz wird eröffnet von Kannibal Krach aus Wermelskirchen. Die Lokalmatadore erfreuen sich in einem doch ordentlich gefüllten Haus regen Zuspruches und agieren gelöst und mit überzeugendem Enthusiasmus.
Zentralwahnsinniger Frustus blüht auf, singt gegen den schwankenden Sound an und interagiert viel mit dem Publikum, was sich sowohl in Beschimpfung als auch Koketterie äußert. Stichwort: Spielfreude im Hause Krach.
Zu ?Sturm auf den Reichstag? kommt Neoproll Eric dazu, außerdem werden wieder Hammerhead's ?Ich sauf' allein? und in der Zugabe den Ärzten ihr ?Ignorama? gespielt. Passt beides gut hier und wird ironischerweise mit einer Deutschrock-Schmäh-Ansage eingeleitet. Dann ist das halt Deutsch-Core, muaha!
Nach ausgedehnter Spielzeit sind dann D.V.A., Die Verwesenden Altlasten aus Stuttgart dran. Deutschpunk der klassischen Schlachtrufe-Schule. Auch hier ist der Sound eher rumpelig, klingt kurioserweise im Nebenraum besser als vor der Bühne. Allerdings reißt die Band auch musikalisch nicht so wirklich vom Hocker.
Durchaus sympathische Menschen und auch für das gewählte Genre absolut adäquat, aber heute kommt diese Sorte Polka irgendwie nicht gut an. Gut daran ist: Man hat einen guten Grund, noch ein Bier nebenan trinken zu gehen, wo man dann allerdings Pascow's ?Thom York...? verpasst. Ein weiterer Gang vor die Bühne ändert den Eindruck aber trotzdem leider nicht.
Dann spielen nach einem gefühlt zu langem Soundcheck Kruste aus Witten auf. Für den Kollegen Härp bedeutet das mal wieder eine Doppelschicht, da er hier ebenfalls Gitarre spielt, wie bereits bei Kannibal Krach heute, und dazu singt.
Der Soundcheck erweist sich als absolut gerechtfertigt - Kruste sind enorm gut aufeinander eingespielt, zumindest wirkt es so, und sie hinterlassen einen mächtig guten Eindruck. Das Trio spielt heftig, schnell und vor allem gut. Am Auffälligsten: das neue Stück mit dem Arbeitstitel ?Fresse?, in dem von Punk bis heftigem Metal alles fein ineinander greift. Der zuvor attestierte Rumpel-Charme ist einer fiesen Präzision in eben diese Fresse gewichen.
Dann sind Bazooka Zirkus aus Neuwied dran. Wie auch schon bei Kruste ist der Sound jetzt richtig amtlich. Schade, dass er vorher nicht so gleichmäßig war. Bazooka Zirkus scheinen der neue heiße Scheiß zu sein, aber nach wenigen Stücke ist klar: völlig zu Recht!
Die Band scheint Spaß zu haben, zumindest wird sich lustig angezogen und ordentlich auf der Bühne gefeiert. Musikalisch wird geboten, was etliche Bands dieser Tage auftischen: Hardcore-Punk mit 80er Färbung á la Suicidal Tendencies/Gorilla Biscuits, allerdings mit vielen Einflüssen aus der Zeit seit dem. Getextet wird übrigens auf Deutsch und Englisch.
Melodien gibt es genauso wie wüste Shouts und jede Menge Bewegung. Die Band kommt sympathisch und routiniert rüber. Wie bei ?Bands aus Neuwied? üblich, gibt es noch das Cro-Mags Cover ?Hard Times?. Exzellent! Macht Spaß und wird gerne noch mal angesehen!