Love A, Krawehl, 11.04.2012 in Münster, Baracke - Bericht von Fö
Love A, Krawehl, 11.04.2012 in Münster
Aber erstmal wach werden. Gestern wurde ja Bonn zerstört, gepennt haben wir mit 20 Mann auf 3 Quadratmetern in Stefans Bude am Kölner Neumarkt. Achja, falls sich schon mal jemand gefragt hat, wie Jörkk es schafft, sich seinen frischen Teint zu bewahren: Er lässt sich jeden Morgen ne ordentliche Ladung ins Gesicht spritzen. Nein, nicht Botox.
Ungefähr auf dem Niveau verläuft auch die komplette Fahrt gen Münster. Unser Lieblingswort "Kot" verhilft uns in der Baracke dann sogar zu frischem Gerstensaft. Lecker. Achja, Baracke: Der sympathische Konzertschuppen wurde ja kürzlich neu gebaut, macht aber keinen großartig anderen Eindruck als früher und steht immer noch versteckt in Sichtweite des AA-Sees.
Die Merchandise-Bastion des Love-A-Imperiums kann sich heute mal so richtig breit machen, bei Krawehl ist die Auswahl an Devotionalien etwas dürftiger. Den bequemsten Platz hat eh, wie immer, der Mercher.
KRAWEHL! KRAWEHL! Seit fast genau einem Jahr schon nicht mehr gesehen, als sie beim Bierschinken-Festival unsere Herzen im Sturm eroberten. Umso mehr freu ich mich auf das Trio. Rauer Herzschmerz-Punk mit Emotionen und Schlaghammer-Keule. Nach wie vor einer meiner Favoriten in dieser teilweise ekelhaft triefenden deutschsprachigen Indiepunk-Suppe.
Kammis Stimme ist einfach Gänsehaut pur. Rau, gesungen wie geschrien tiefgehend, Texte über das Leben und das Durchhalten. So grob dieser Topf aus Dackelblut, ...But Alive, Muff Potter und vielleicht noch Jupiter Jones zu Zeiten ihres ersten Demos. Das ist mittlerweile ein ziemlich großer Topf, beinahe ohne Boden, aber in meiner Wahrnehmung schwimmen Krawehl weiterhin oben.
Auch ich in letzter Zeit irgendwie wenig von ihnen gehört habe. Als absoluter Vollprofi erwies sich Kammi, als ich im Vorfeld fragte "Habt ihr eigentlich mal ein...." - "Nein!". Okay, hamse nicht. Nagut. Wer die Konversation nicht ganz so intuitiv verfolgen konnte: Ein Album ist (immerhin) in Planung!
Übrigens haben sich tatsächlich mehr Leute in der Baracke eingefunden, als wir vorher getippt hatten. Die Konkurrenz ist nämlich nicht gerade klein: Rocky Votolato spielt im Gleis - und ein Fußballspiel zwischen Rekordmeister und Meister findet statt, dessen Zwischenstand zwischendurch von Drummer Phillip durchgegeben wird. Immer noch 0:0. Rocky Votolato würde mich gerade mehr interessieren...
Musik: Kracher. Im Zuschauerraum lassen sich sogar 3-4 Mitsinger ausmachen, ansonsten verfolgt man gebannt die Darbietung der Band. Hat trotzdem irgendwie was von nem Mittwochskonzert (ups, ist ja Mittwoch). Vielleicht ändert sich das ja, wenn sich mal mehr Leute mit Krawehl beschäftigen würden. Wink mit dem Zaunpfahl: Nach wie vor gibts ihre erste EP hier zum Download!
Jörkk mal ohne Gesichtsmaske. Ihr ahnt es: LOVE A stehen nun auf der Bühne! Nur Jörkk nicht, der steht davor. Bittet den Zuschauerkreis höflich, sich noch ein wenig zu schließen, blockt aber irgendwann doch wieder ab: "Das reicht". Der Mann braucht seine Bewegungsfreiheit!
Auch hier gilt: Super Konzert, nix zu meckern! Ohne den Frau-Potz-Bonus nicht ganz so schwitzig-voll im Raum wie in den vergangenen Tagen, dafür liegt die Aufmerksamkeit der Zuschauer aber auch voll auf den Trierern. Einige Gesichter sah man schon in den vergangenen Tagen, viele sind extra angereist, und alle freuen sich.
Zuschauer-Halbkreis! In diesem hält Jörkk sich heute durchgehend auf, schließlich hört er hier auch, was seine Mitmusiker fabrizieren (die Bühne hat keine Monitorboxen) - dafür muss er aber auch Karl Zeichen geben, wenn er mit Labern zuende ist. Denn dieser wiederum hört hinten an der Schießbude den Sänger nicht.
Macht nichts. Schönes Konzerterlebnis. Jede Menge Liebhaberstücke werden auf die Meute losgelassen, das mit dem Mitsingen oder teilweise auch nur Mitwippen funktioniert tadellos, und Fußballergebnisse interessieren gerade einfach mal keinen. Die Welt kann so schön sein!
Stimmiges Konzert, und von Tourmüdigkeit merkt man auch nichts. Höchstens bei mir. Das dritte Mal Love A in Folge, und ich weiß nicht mehr was ich schreiben soll. Gestern war heißer, heute ist intimer, vorgestern zählt einfach mal nicht.
Selbstverständlich gibt es Buh-Rufe, als der letzte Song angekündigt wird, und so schlägt Dominik vor, einfach mal auf die Zugabepause zu verzichten und durchzuzocken. Find ich gut. Und so kommt das Publikum heute auch in den Genuss von "Schafe/Wölfe", das in den letzten Tagen ausgelassen wurde.
Konzert vorbei, und trotzdem sieht man diese Erwartungshaltung in den Augen der Zuschauer, die nach einer weiteren Zugabe lechzen. Tja, ätsch. Anschließend wird ordentlich gefeiert, oder, äh, ach, nach Hause gefahren. Morgen hat mich eh die Realität wieder, die Taschen voller Lifestylescheiß (Zitate sind fancy). Manfred und Laura bieten an, mich mit nach Dortmund zu nehmen - da sage ich nicht nein! Vielen Dank! Und natürlich auch verbindlichsten Dank an Love A für alles! Nächstes Mal betrinken wir uns dann auch, wie sich das gehört. Tschö!