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Leagues Apart, Pavement Poetry, 18.04.2012 in Münster, Baracke - Bericht von Gerdistan

Leagues Apart, 18.04.2012 in Münster

Mal wieder ein Konzert direkt vor der Haustür, ist das nicht wunderbar? Zum ersten Mal seit vier Jahren mache ich mich wieder auf den Weg zur Baracke, die in der Zwischenzeit abgerissen und neu aufgebaut wurde. An der Baracke angekommen (Foto von außen gibts sicher irgendwo anders), muss ich erstmal feststellen, dass der Grundriss dabei beibehalten wurde. Warum auch nicht? Es ist übrigens fast neun und von drinnen hört man noch nichts. Besser als letztes Mal, als ich um 19:30 ankam und Alarmstufe Gerd schon gespielt hatten!
Was passiert, wenn man im kalten Keller sein Fahrrad aufpumpt und es dann den ganzen Tag vor der Uni in der prallen Sonne stehen lässt? Zum Glück ist das nicht mir passiert.
Vor der Baracke angekommen, sehe ich den lobenswerten Versuch, den Boden mit Kronkorken zu pflastern. Ich könnte mal die Wurfecke in meinem Wohnzimmer ausfegen und denen meine Kronkorken vorbeibringen, dann hätten die was zu tun.
Die fairen fünf Euro Eintritt spare ich mir, weil ich offiziell im Auftrag von Bierschinken unterwegs bin und mich so auf die Gästeliste mogeln konnte. Bin ich cool! Noch cooler ist nur deren Eintrittsstempel.
Innendrin bin ich etwas überrascht, denn es ist wirklich überhaupt nichts los. Wenn man die rumstehenden Bandmitglieder abzieht, bleiben ca. 10 bis 15 zahlende Gäste. Naja, ist ja auch Mittwoch. Das auf der Bühne ist übrigens die Vorband.
Pavement Poetry aus Spelle. Das ist in der Nähe von Osnabrück, ich kenne sogar jemanden aus Spelle, der in Münster studiert, aber diese Person geizt mit Anwesenheit. Naja. Die Band macht jedenfalls so Midtempo-Punk mit unverzerrten Gitarren.
"Ich muss hier grad mal n paar Fotos machen, könnt ihr auch cool aussehen?" - "Nee, leider nicht." Wenigstens sind sie ehrlich!
Zweistimmiger Gesang, der mich an irgendne Band erinnert. Bestimmt Hot Water Music oder so. Ich hör sowas ja nicht. Instrumentell betrachtet gar nicht schlecht, für meine Verhältnisse nur zu langsam und zu wenig aggressiv. Außerdem haben alle Bandmitglieder dieselbe Frisur! Nach ca. ner halben Stunde ist das Set aber auch schon vorbei und ich gehe kurz an die frische Luft.
Einen Schwatz mit begeisterten Bierschinken-Usern und -Fans später stehen dann auch schon Leagues Apart aus Manchester auf der Bühne. Wichtig ist, dass das a in Manchester wie ein deutsches a ausgesprochen wird. Maaaanchester.
Krasser Unterschied zur ersten Band. Doppelte Geschwindigkeit und das zehnfache an Action auf und vor der Bühne. Wie in der Baracke üblich, ist nämlich vor der Bühne ein großer Halbkreis, in dem sich die Bandmitglieder frei bewegen können. Was insbesondere der eine Gitarrist ausnutzt. Der hier auf dem Bild.
Der andere Gitarrist ist der hier. Am Gesang wechseln sich alle drei ab. Und obwohl es immer noch sehr leer in der Baracke ist, spielen die mit unverhohlener Begeisterung einen Kracher nach dem nächsten runter.
Auch diese Band genügt der ungeschriebenen Regel, dass der Dicke immer Bass spielt. Zwischenzeitlich müssen sie sich im smartbephonten Publikum immer wieder nach dem Stand der aktuellen Fußballergebnisse erkundigen, denn Chelsea gewinnt 1:0 gegen Barca und man kann es kaum glauben.
Drummerfoto. Hab lange versucht, zu entziffern, von welcher Band das Shirt ist, aber ich bin gescheitert.
Es wurde auch geraucht in der Baracke. Riech ich jetzt noch an meinen Klamotten.
Mitgesungen wird im Publikum kaum. Das könnte daran liegen, dass alle Lieder der Band lustige lange Namen haben, von denen man aber nicht auf das schließen kann, was im Refrain gebrüllt wird. Beispiel: "All this talk of sinking ships is making me thirsty" oder "I thought you meant Wales the country".
Aufwändige künstlerische Gestaltung auf der Bassdrum! Auf einigen Verstärkern auch das umgedrehte Kreuz oder Namen von ehemaligen Bands der Bandmitglieder (The Frontline).
Zwischendurch versuchen sie sich auch an deutschen Bühnenansagen, das ging ungefähr so: "Guten Abend!" Applaus. "Jürgen Klinsmann!" Applaus. "Franz Muller!" Kein Applaus. "Ich habe Durchfall!" Frenetischer Applaus. "Mein Arsch tut weh!" Noch lauterer Applaus. "Wo ist das Krankenhaus?" Die Menge tobt.
Zu trinken gibts für die Bands übrigens nur Hansa und dennoch wird das gute deutsche Bier gelobt. Kein Wunder, bei dem Zeug in England, das schon schal aus dem Zapfhahn kommt.
Publikum. Sieht irgendwie voller aus, als es war. Also der Raum, nicht das Publikum. So richtig besoffen war da aber auch keiner.
"The next song is about a city called Norwich. Its kinda good. Norwich, not the song." Das Lied heißt übrigens "Rampant Horse is Rampant" und bezieht sich wahrscheinlich irgendwie auf die Band Rampant Horse aus Norwich.
Nach nur 35 Minuten ist das Set schon vorbei, dabei waren elf geplante Songs und eine Zugabe. Aber viel mehr Songs hat die Band auch nicht, gibt auch nur n paar EPs von denen. Die aber allesamt sehr gut sind!
Das ist die gesamte Setlist. Die Wörter sind natürlich kryptische Abkürzungen, so steht beispielsweise "Davey" für den Song "I, Davey and the Slick Cigarettes" und "Tusky" für "More Potatoes, Uncle Tusky?".
Da irgendwann zwischen zwei Songs noch erwähnt wird, dass die Band auf Tour und notorisch pleite sei, beschließe ich pflichtbewusst, ein Shirt und ein paar Aufnäher zu kaufen.
Das gestaltet sich schwieriger als angenommen, denn der kanadische Merchmann ist über alle Maßen besoffen, faselt unverständliches Zeug und schläft dann im Shirtkarton ein. Zum Glück kann mir der Soundtechniker und selbsternannte Backupmerchguy noch ein Shirt verkaufen.
In einem kurzen Schnack mit dem Gitarristen erfahre ich, dass die Band ungefähr ein Jahr braucht, um einen zweiminütigen Song zu produzieren und sie deshalb nur so wenige haben. Na wenn das so ist! Eine Runde Applaus geht übrigens auch noch an Thrun, der diese Band auf ihrer ersten Europatour 2010 in der Kieler Schaubude entdeckt hat. Im Anschluss schwinge ich mich auf mein Rad und bin vor 23 Uhr schon wieder zu Hause. Hat ja auch was, so Konzerte in Münster. Abschließend fette Props an Cheap Shot Youth Concerts, dafür, dass in Münster mal wieder was los ist! Bis zum nächsten Mal

Euer Gerd

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