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DamnIam, Lakeside Inn, Wake Up, 5.5.2012 in Münster, Sputnikhalle - Bericht von Gerdistan

DamnIam, 5.5.2012 in Münster

Wir schreiben den 5. Mai 2012. Gestern war der 4. Mai 2012. Ein ganzes Wochenende voller Konzerttermine: Gestern hatte ich die Wahl zwischen Radio Havanna im Amp, was aber ausgefallen ist (wundert mich nicht, ist eh n ziemlicher Saftladen) und Mr. Spinalzo in der Baracke. Mein einziger Berührungspunkt mit letzterer Band ist, dass meine Freundin dem Sänger mal gegen die Karre gefahren ist. Lustige Situation, Polizei kommt und versucht, den Besitzer der geparkten Ente ausfindig zu machen, der geht aber nicht an sein Telefon. Einige Momente später kommt dann dieser Typ mit Jackett und rotem Schlabberiro um die Ecke, sieht seine demolierte Karre und sagt nur laut "Och nööööö, der Kotflügel war doch erst frisch lackiert" oder so ähnlich. Aber ich schweife ab. Ich hab mich jedenfalls dann auch gegen dieses Konzert entschieden und lieber zu Hause den vierten Mai zelebriert und versucht, die Star-Wars-Trilogie zu gucken.
Am fünften Mai spielen dann Waterdown ihr allerallerletztes Konzert in ihrer Heimatstadt Ibbenbüren, aber da will niemand mit und deswegen entscheide ich mich also für die Sputnikhalle, wo drei Lokalbands für fünf Euro auftreten.
Gegen 19 Uhr fällt mir auf, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen habe. Im Kühlschrank finde ich aber nichts ansprechendes, außer einer Flasche Carlsberg Elephant Beer, die eigentlich Thrun gehört und auf Irrwegen vor oder nach dem Groezrock ihren Weg in meine Bude gefunden hat. Schmeckt jedenfalls erstaunlich lecker. Gut angetüdelt mache ich mich dann auf den Weg zur Sputnikhalle. Der Plan, durch das wunderschöne Szeneviertel zu fahren, fällt leider flach, weil hier die Sparkasse kaputt ist und ich noch Geld holen muss, also muss ich noch durch die hässliche Bahnhofsgegend, wo sich am Bremer Platz bereits wieder die Crackjunkies anschreien. Hier ist richtig Danger, Alter.
Um kurz vor acht sind wir gefühlt die ersten drei zahlenden Gäste und unter dem Mischpult steht ein Kanister DJ-Fluid, vermutlich für die 90er-Rock-Party, die im Anschluss hier stattfindet. Ist wahrscheinlich einfach nur Schnaps drin, höhö.
Zur besten Prime Time um 20:15 gehts dann direkt los mit Wake Up aus Rheine-Mesum. Als erstes Lied wird Barbra Streisand von Duck Sauce geboten. Ja, warum eigentlich nicht. Der Sound ist ganz gut und auch ziemlich laut, dementsprechend ist der Bandname auch Programm.
Die Karohemdenquote in der Band beträgt immerhin 50%. Was mir auch auffällt, ist dass die Bandmitglieder permanent grinsen, also entweder nehmen die sich selbst überhaupt nicht ernst oder haben vor dem Konzert gemeinsam ne Tüte geraucht.
Musik ist halt so Punk mit Texten auf englisch. Geht gut nach vorne, macht Spaß. Zwischendurch gibts noch mehr Cover zu hören, irgendwas von Katy Perry mit verändertem Text war dabei. Trotz Ansage, man solle auf den Text achten, habe ich nichts verstanden.
Zwischendurch wird immer wieder ausschweifend das Publikum gelobt. "Ihr seid das beste Publikum, das wir je hatten! Naja, immerhin seid ihr nicht rausgegangen!" Nach ner halben Stunde wird dann auch schon das letzte Lied eingeleitet.
Und zwar mit Ukulele-Intro. Das Lied war das einzige, was ich mir vor dem Konzert im Internet mal angehört habe und heißt "Jim, Jack and Johnnie". Ich nehme mal an, dass der Text vom Saufen oder so handelt. Kann man jedenfalls gut mitsingen und bildet einen schönen Abschluss.
Ja, Wake Up aus Rheine-Mesum. Kann man sich echt angucken, hat mir gefallen.
Pinkelpause. Ist gerade außer mir keiner schiffen, also nutze ich die Gelegenheit, die Urinale zu fotografieren. Ist auch alles recht sauber hier. Nur für Kabl!
Zweite Band: Lakeside Inn. Im Internet stand, dass sie "Rock" machen. Ojemine. Rock. Na das kann ja was werden. Der Sänger trägt nen Schal. Ein Keyboard steht auf der Bühne.
Der Gitarrist. Ich find zwar Bela B. echt beschissen, aber auf seinem Soloprojekt-Album hat er mal sehr poetisch formuliert: "Häng die Gitarre wieder runter, wir wollen deinen Sack nicht sehen" oder sinngemäß so ähnlich.
Musik ist halt so Rock, ne. Keine Ahnung ob das auf ner absoluten Skala auch zu langsam wäre, aber im Vergleich zur ersten Band und meinen persönlichen Vorlieben ist das hier zum Einschlafen. Lisa sagt, es klingt wie die frühen Killers. Ok, kann sein, ich hör sowas ja nicht.
Zwischenzeitlich wird die Westerngitarre ausgepackt und die hängt, oh Schockschwerenot, noch höher! Das ist Rekord!
Zwischenzeitlich fuchtelt der Sänger auch mit am Keyboard rum. Wir diskutieren angeregt, ob es neben Synthie-Rock eigentlich auch Roma-Rock gibt. Platz für schlechte Wortspiele muss sein! Karohemdenquote fällt übrigens auf 20%.
Die Jungs haben wenigstens Spaß an dem, was sie machen und auch das restliche Publikum scheints ganz ok zu finden. Vielleicht wird auch nur aus Höflichkeit geklatscht, kann ja auch sein.
Einer Ansage zufolge ist die Band sich aber im Klaren darüber, dass sie eigentlich Musik für Mädchen machen. Ist das eigentlich sexistisch, sowas zu sagen?
Mieses Drummerfoto, ABER: Ich glaube das erste Mal, dass ich ne Band live sehe, bei der der Schlagzeuger kleine weiße Pompoms vorne an den Sticks hat. Gibts im Trommlerjargon sicher ein fluffiges Fachwort für, kenn ich aber nicht!
In einer Ecke der Bühne steht übrigens eine Flasche Mezzo Mix. Ist ähnlich spannend wie alles andere, was hier auf der Bühne passiert.
Was mir (neben der Vogelnestfrisur des Bassisten) noch aufgefallen ist: Der Sänger, der sich beim vorletzten Lied dann doch seines Jacketts entledigt, ist ziemlich gut im Abspacken. Könnte durchaus auch in ner richtigen Krachband auftreten, so wie der rumhampelt.
Beim ersten mal Pissen dachte ich, dass ne Papprolle oder ein halber Böller oder irgendwas im Klo liegt. Aber nein, das ist ein Schlauch und man findet so einen in jedem der vier Pissoirs! Wozu das wohl gut ist?
Es gibt ja so Bands, die findet man vom Aufkleber her sofort sympathisch. Wie zum Beispiel die Band mit dem Namen "Shower Curtain" und der Quietscheente mit Iro auf dem Sticker. Sehr gut.
Jau, letzte Band, DamnIam aus Münster. Die Musik ist jetzt wieder schön schnell, irgendwo auf Bierschinken steht, dass die klingen wie Green Day, wenn man die Augen zumacht. Hab ich ausprobiert, stimmt sogar ein bisschen.
Der eine Gitarrist trägt ein Nothington-Shirt. So wie ungefähr jedes zweite Bandmitglied von allen Lokalbands, die ich seit dem Nothington-Gig im Gleis 22 gesehen habe. Haben die da die Shirts kistenweise von der Bühne geschmissen oder kamen die so gut an, dass da jeder eins haben wollte? Man weiß es nicht.
Der Sänger trägt vielleicht wegen des gestrigen Feiertages ein Darth Vader-Shirt. Und er sieht aus wie Tom Schilling als Punker verkleidet. Tip: Mit den Tattoos am Ober- und nicht am Unterarm anfangen, sieht besser aus.
Dieser Herr hier links, von der Bühne aus als Däniel bezeichnet, hat heute seinen Junggesellenabschied darf deswegen einmal Stagediven.
Es finden sich im Publikum (das vom Sänger immer für den berühmten Münsteraner Blutpogo gelobt wurde) auch genug Leute, die das unterstützen. Woher kommt dieser Spruch mit dem Blutpogo nochmal? Terrorgruppe?
Der Drummer. Eigentlich der geilste Typ in der Band. Könnte man eine DVD kaufen, auf der nur der Drummer während eines ganzen Konzertes gefilmt wird, ich würd sie kaufen. Der hat eine Unmenge an lustigen Gesichtern parat, meine Herren. Riesentyp.
Publikumsinteraktion gibts auch. Zwischenzeitlich wurde sogar zum Mitklatschen aufgerufen. Das haben alle Bands des Abends gemacht, allerdings bei Wake Up und DamnIam eher ironisch gebrochen, während die von Lakeside Inn das sogar ernst meinten.
Nu muss auch Däniel mal mitsingen. Die sind ja richtig down to earth hier!
So insgesamt betrachtet gehts hier gut nach vorne. In Münster auch ganz gut bekannt, glaube ich. Ist jedenfalls ne Menge Publikum da und einige können sogar mitsingen. Es wird sich auch artig bedankt dafür, und dafür dass wir alle nicht bei Waterdown sondern hier sind.
So sieht es übrigens aus, wenn ich an meiner Kamera den Blitz ausmache. Blinkende lygter!
Der Pit wird übrigens vorwiegend von Frauen angeheizt. Das liegt bestimmt daran, dass der Sänger so unglaublich putzig aussieht.
Irgendwie wiederholt sich hier alles. Däniel ist schon wieder auf der Bühne und muss wieder stagediven.
Starkes Foto, könnte man auch in S/W auf die Rückseite eines beliebigen New York Hardcore-Bandshirts drucken. Braucht man nur noch nen schmissigen Spruch in dem Unity, Faith und Life vorkommen dazu.
Rauchverbot wird konsequent ignoriert und deshalb hab ich diese lustigen kleinen Partikelchen auf der Linse. Danke, ihr Stinker!
Die paar Songs, die ich von denen kenne, weil Lisa sich nach dem letzten Konzert (damals auch hier, als Vorband von Venerea) eine EP gekauft hat, erkenne ich auch irgendwann wieder. Auch so ne Band wie z.B. Leagues Apart, die genug Songs für ein Album hat, stattdessen aber lieber vier EPs rausbringt.
Dabei ist ne EP ja auch irgendwie nur ne kurze CD. Da wir das Vinylzeitalter ja weitestgehend hinter uns haben, ist das doch alles Käse. Karohemdenquote fällt weiter und schneidet die x-Achse.
Jetzt kommt das einzige Lied, das ich vom letzten Konzert noch parat habe. Der Sänger setzt sich an die Trommeln und der Drummer singt ein Lied.
Und das Lied geht so: Er singt "I AM THE DRUMMER IN A BAND CALLED" und das Publikum singt "DAMN I AM".
Dabei tanzt und hüpft er herum wie eine Stockente auf Koks, eine Rampensau allererster Güteklasse. Wäre dieser Mann nicht an sein Schlagzeug gefesselt, wären DamnIam sicherlich auch überregional bekannt. Ein Traum.
Kein Text nötig, das Bild muss man einfach mal auf sich wirken lassen.
Schweißtreibende Angelegenheit, dieses Singen.
Bei Wake Up habe ich auf die Frage von der Bühne, was die Band denn noch tun könnte, um das Publikum anzuheizen, als einziger "Ausziehen" gerufen, hier ist das gar nicht mehr nötig. Knisternde Erotik.
Jetzt hat der Drummer seine fünf Minuten Ruhm gehabt und setzt sich wieder hin als wäre nix gewesen. Der hätte so einen Fankult viel eher verdient als Max Power von Montreal. Auf dem Bild hier wird dem Bassisten übrigens beim Spielen geholfen.
Die ganze Veranstaltung wurde übrigens vom Münster Bandnetz (von dem ich zum ersten Mal höre) und dem Rock'n'Popmuseum in Gronau ins Leben gerufen und trägt den Namen "Knochentour". Man könnte ja jetzt meinen, dass es daran liegt, dass hier so unterschiedliche Musikrichtungen gemeinsam in einen Topf geworfen werden, aber neulich war auch irgendein Konzert in der Baracke, wo eine Band als 80s Metal beschrieben wurde und eine andere als ungarischer Softrock. Das passiert also auch mit mehr D.I.Y.-Attitüde.
Dieser Typ heißt Max und musste/durfte auch bei irgendeinem Lied mitmachen. Ist ja fast wie Open Mic Night hier. Nach ner Stunde ist das ganze dann auch ohne Zugabe vorbei.
Beim Rausgehen entdecke ich noch ne Setlist inkl. Penis. Nächster Stop der Knochentour ist übrigens Oelde. OELDE!
Jau, Konzert zuende, die Mädels bleiben in der Sputnikhalle zur Party, ich rufe meinen guten Kumpel Oma Schuster an, denn bei ihm in der Küche wird noch gesoffen. Als ich noch dazustoße kann ich die kürzeste Tic Tac Toe-Partie der Welt zwischen Oma Schuster und jemandem, der mir als Anal-Andi vorgestellt wird, erleben.
Ungefähr tausend Schnäpse später falle ich ins Bett, ein paar Stunden später wieder raus und während im Fernsehen die zweite Bundesliga entschieden wird und Franzi Kontaktanzeigen vorliest ("Notgeile Uroma sucht Freier") schreibe ich meinen Bericht, den Laptop auf den Knien, auf unserem zusammengebrochen Wohnzimmersofa sitzend. Gleich gehts kicken, dann Abendessen, Tatort und das Wochenende ist auch schon wieder vorbei. Bis zum nächsten Mal

euer Gerd

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