Supernichts, Kommando Petermann, 01.06.2012 in Düsseldorf, The Tube - Bericht von Gerdistan
Supernichts, 1.6.2012 in Düsseldorf
18:10 fährt der RE2 in Münster ab. Auf Gleis 14, das ist auf "meiner" Seite des Bahnhofs... das wird ja immer besser hier. Einen Roman von Michel Houellebecq später springe ich auch schon in Düsseldorf aus dem Zug und erblicke Fr. Aal im besten Sozialarbeiterzwirn, der mir den guten Rat gibt, nicht direkt auf dem Bahnhof meine Bierdose (Reste vom Ruhrpott Rodeo) zu öffnen. Überall Security-Fuzzis! Schlimm sowas. Noch viel schlimmer ist allerdings die Düsseldorfer Altstadt. Ein Junggesellenabschied nach dem anderen und alle sind sie im Niveaulimbo ganz vorne dabei. Furchtbares Volk, diese Rheinländer. Alle Rheinländer? Nein, nicht alle. Deshalb sind wir ja hier. Einen kurzen Anruf später findet sich auch Familie Jenz ein, alle Befürchtungen, der Laden könnte rappelvoll und ausverkauft sein, verschwinden im Wind, da die Kasse noch nicht mal offen hat, als wir ankommen. Es vergehen noch ein paar Bier vom Kiosk und irgendwann spielt dann auch die erste Kapelle zum Tanz auf.
Kommando Petermann! Muss man sich mal reinziehen. Ohne diese Band hätte ich die Geschichte des Affen Petermann, der auf der Flucht von Polizisten erschossen wurde (könnt ihr alles bei Wikipedia nachlesen) wohl nie erfahren. Das in Rot in der Mitte des Bildes bin übrigens ich.
An dieser Stelle würde ich gerne ein bisschen Namedropping betreiben, weil die Leute hier bestimmt alle schon in irgendwelchen anderen Bands gespielt haben. Metal-Berten an der Gitarre hat doch irgendwas mit den Superfreunden zu tun, glaube ich. Mehr weiß ich dazu aber nicht.
Er hier, von den anderen Bandmitgliedern Bernd gerufen, ist aushilfsweise dabei, weil der echte Gitarrist arbeiten musste. Zum Glück hat er sich mit KP-Aufklebern verziert, sonst würde ihm ja keiner abnehmen, dass er zur Band gehört. Außer ihm tragen nämlich alle so hübsche Goldkettchen!
Richie, der Fels in der Brandung. Eine Ruhepol auf der Bühne. Steht einfach nur da und spielt Bass. Und das, obwohl er sonst eher einer von der Sorte ist, die in wenigen Augenblicken Menschenherzen für sich gewinnen können. Beim Hotelfrühstück im Suff der Kellnerin hinterherpfeifen und so Sachen. Hach.
Der Sänger hat ein traumhaft bierbeflecktes Feinrippunterhemd an und sowas wie nen Schlabberiro aufm Kopf, ist zwar kein richtiger, weil am Hinterkopf keine Haare sind, aber passt schon. Außerdem hat er Titten auf den Arm tätowiert!
Das obligatorische Schlagzeugerfoto. Ausnahmsweise kann ich den Spruch "leg dich nicht mit mir an, ich bin tätowiert" mal nicht bringen. Oder doch? Was ist das da auf dem Arm? Jaaa, ein Tattoo!
Hier nochmal der Bernd. Hat sich innerhalb eines Tages die ganze Kommando Petermann-Diskographie autodidaktisch beim Telefonieren beigebracht. Oder so ähnlich jedenfalls, musikalisch fällt jedenfalls dem geübten Ohr nicht auf, dass er Ersatzgitarrist ist.
Für alle, die Kommando Petermann noch nicht kennen, was im Bierschinkenuniversum wahrscheinlich wenige, auf der ganzen Welt aber wahrscheinlich doch recht viele sind, kann ich ja auch mal was zur Musik schreiben. Ist so Punk mit deutschen Texten. Für Freunde von Supernichts und Chefdenker. Haha.
Songmäßig wird vieles von der genialen Jimmy Hartwig-EP dargeboten, was auch zum Mitsingen motiviert. Der Dauerohrwurm "Ich und Elvis" zum Beispiel, oder das schöne Handwerkerlied übers Parkettverlegen mit Presslufthammer.
Auch einige Stücke von der ersten CD der Jungs gibts zu hören, allerdings ist diese CD so mies produziert, dass ich mir die nicht anhören geschweigedenn kaufen will. Der Qualitätssprung zur EP ist wirklich gewaltig.
Das ist die Setlist von den Petermännern, ihr könnt Fö ja mal nach ner hochaufgelösten Version fragen, wenn ihr da was entziffern wollt. Mich hat die Länge der Liste und auch die Länge des Sets beeindruckt, ich hätte eher gedacht die zocken da ihre 20 Minuten runter und dann wars das.
Aber Pustekuchen, Kommando Petermann kann man bestimmt auch ganz hervorragend als Hauptband buchen. Oder aufm Festival, Ruhrpott Rodeo war ja leider gerade erst.
Zur Zugabe geht Berten irgendwann mit der Gitarre ins Publikum und der Sänger kommt später auch noch auf die Idee, mal ins Publikum zu springen. Leider landet er dabei auf exakt einer Person - auf mir. Aber ich komm klar, war nur etwas überraschend.
Guck an, da gibts doch ne Version von der Setlist, die man lesen kann, hatte Fö mir direkt mitgegeben. "Drei Farben: Scheiße" und "Genau da für" sind auch richtig gute Stücke und bei diversen anderen kann man auch ohne die CD zu besitzen den Refrain mitsingen.
Schluss aus Ende, geile Band, super Auftritt, jederzeit gerne wieder, vielleicht auch bald in Münster. Ich guck mal, was ich tun kann!
So, rausgehen, am Büdchen ein Pils (!) holen und sehnsüchtig den Auftritt der Supernichtser erwarten. Drinnen kostet ein kleines Astra übrigens 2,80€, ganz schön happig wie ich finde. Gibt aber auch ne Klofrau und Rucksackkontrollen am Einlass. Bin vielleicht etwas verspult, weil ich sonst immer nur auf kleinen DIY-Konzerten rumhänge.
Ansonsten aber ganz ok der Laden, macht seinem Namen alle Ehre: Schlauchartig, dünn und lang (das kann man übrigens auch sexuell verstehen). Viel los ist aber nicht, war nichtmal ausverkauft, glaube ich. Als Stempel gabs übrigens irgendnen uralten Promostempel von Franz Ferdinand. Steht sogar noch das Datum drauf, 2001!
Aber nun live and direct auf der Bühne: Supernichts, die beste Band, die es gibt. Bin mir ganz sicher. Bert schwingt die Hüften, so sexy kann das keiner.
Als ersten Song gibts direkt Bomben über Oberhausen ins Gesicht. Punkrockfinger und Punkrockfaust inklusive.
Zwischen jedem Song wird von uns wie üblich Scheiß Post gefordert. Irgendwann spielen sie das einfach unaufgefordert als Opener, damit wir die Fresse halten! Aber dann rufen wir jedes Mal nach "Dieter heißen".
Er hier ist mein neues Lieblingsmitglied der Band. Bassist Michelle. Denn er ist immer der, der das Bassintro von Scheiß Post anstimmt und die anderen überzeugt, mitzumachen. Heute sogar schon als vierten Song oder so, einsame Spitze.
Da Bert ja dabei ist, muss ich heute auch nicht selber singen. Zu meiner großen Erleichterung hat aber er auch leichte Schwierigkeiten mit dem Text. Dann muss mir das ja nicht mehr peinlich sein!
Dieses Bild kann nur unzureichend einfangen, was für ein dynamischer Mensch der Bert ist. Immer im Mittelpunkt!
Bei "Mike, Brad, Candy und ich" darf wieder eine echte Frau ans Mikrofon und zwar die hier. Ich glaube, mir den Namen Kerstin gemerkt zu haben, sie macht das jedenfalls häufiger mal.
Erstmal nachgucken, ob das Bier noch haltbar ist. Hab ich auch gemacht, schmeckte irgendwie komisch. Aber: 04/2013. Alles in Butter.
Das Schlagzeugerfoto. Achim ist wieder bester Laune und trommelt fröhlich auf seinen Trommeln herum.
Das Bühnenoutfit dieses mal schlichte weiße Hemden und enge dunkelbeige-durchfallbraune Stoffhosen. Ich find diese gestreiften Shirts geiler, zieht die doch mal wieder an!
Frank aka die tiefste Gitarre Kölns. Weiß gar nicht, wo ich den Spruch mal gelesen hab - wahrscheinlich irgendwo auf Bierschinken.net.
Zwischendurch auch noch der missglückte Versuch von Crowdsurfing. Hätte fast mein Bier verloren dabei! Junge junge.
Songmäßig gehts bunt durch alle Veröffentlichungen, die alten Sachen? kommen wie immer etwas zu kurz, aber das macht nichts, denn Supernichts ist eine Band, bei der fast jeder Song ein Kracher ist.
Die Setlist, auch von Fö so zurechtgeschnippelt, das man was lesen kann. Es wurd sich nicht ganz genau dran gehalten, glaube ich, aber macht ja auch nichts. Deine Mutter mag mich nicht, hat sie das nicht gesagt?
Passend zur bemalten Bühnenrückwand darf natürlich auch "Ich will nicht so enden wie die ganzen Ramones" fehlen. Gibt es eigentlich mehr gute Songs über die Ramones als von den Ramones?
Auf dem Bild euphorisches Publikum und Punkrockfinger, aber ich will an den Gedankengang von eben anknüpfen. "Johnny Ramone was in a fuckin' good band, but he was a cunt" von Frenzal Rhomb fällt mir da nämlich noch ein.
Bei den Fotos mit Blitzlicht sieht man erst, was das für ne schweißtreibende Veranstaltung war. Deshalb genehmigen wir uns dann auch doch noch das ein oder andere Pils.
Solche Bilder find ich ja bei normalen Konzertberichten schon deplatziert, aber wenn die Fotos wer anders gemacht hat, bin ich völlig aufgeschmissen. Keine Ahnung wer die beiden sind.
Der Schlauch, von der Bühne aus betrachtet. Wenn man ganz genau hinguckt, kann man neben der Säule Frank Ludes von Bash entdecken.
Schweiß, Schweiß, überall Schweiß. Die zwei Drumsticks schmeißt Achim nach der Zugabe ins Publikum, wie es sich gehört.
Zwischendurch entsteht vor der Bühne sogar sowas wie ein Moshpit. Mitten in der Düsseldorfer Altstadt! Muss man sich mal vorstellen, kann sich kein Mensch vorstellen.
Ekstatischen Singen von Bert und die tiefe Gitarre von Frank. Ein Supernichts-Gig in einem Bild eingefangen.
Stimmt nicht ganz, ein lachender Achim und Michelle mit Kippe im Mundwinkel müssten dann auch noch mit drauf.
Ganz am Ende darf das Publikum dann auch mal ran. Textsicherheit ist im Publikum streckenweise größer als bei Bert, hab ich so im Gefühl. Merkt man ihm etwa doch an, dass er ne Weile nicht mehr mit der Band aufgetreten ist?
Dann ist Schluss und wie ein echter Rockstar schmeißt Achim sein Schlagzeug um. Alles muss kaputt sein!