Ape Up!, Prawn, Bail, Ayakashi, Continents., 02.06.2012 in Aachen, AZ - Bericht von Chris Crusoe
Ape Up!, Prawn, Bail, Ayakashi, Continents., 02.06.2012 in Aachen
Ein Reise nach Aachen steht ins Haus. Da war Chris schon ewig nicht mehr. Also ECHT ewig. Das Programm verspricht eine bunte Mischung zu werden.
Bei Ankunft muss erstmal das AZ gefunden werden, befindet sich dieses autonome Zentrum doch kurioser Weise direkt am/im Gebäude der Stadtverwaltung. Drinnen ist es aber trotzdem sehr nett.
Noch eine kurze Besichtigung der Aachener City mit Kirchen und Durchfall und so. Um den nicht erreichten Dom zu kompensieren, werden einfach irgendwelche Kirchen besichtigt. Oder zumindest alibimäßig fotografiert.
Dann geht es los mit Ayakashi aus Mainz, die nach einem eher langen Soundcheck die erste der fünf Bands des heutigen Abends sind. Jede Band hat dabei so ca. eine halbe Stunde (plus-minus) damit das Konzert nicht bis morgen früh dauert.
Ayakashi spielen dabei recht vertrackten Post-Punk und dekonstruieren jede leicht verdauliche Struktur. Sehr gut gemacht, aus Rezipientensicht aber leider etwas zu kantig für heute. Trotzdem sehr ordentlich vorgetragen.
Bail spielen als zweite Band, werden aber nicht beim Musizieren fotografiert, sondern nur vorher. Die Kölner sind die einzige Band, die an diesem Wochenende tatsächlich nur ein Konzert geben, während die anderen Bands alle irgendwie auf Tour oder zumindest Kurztrip sind.
Schöne Bunkerkunst in den Weiten des unterirdischen Bollwerkes. Ist in natura wohl beeindruckender. Jedenfalls finden sich hier genügend Winkel, in denen man sich umziehen (oder Dealen oder Stricken üben) kann, ohne dass sich jemand belästigt fühlen muss.
Die dritte Band sind Continents. aus Dresden. Die geben außer geschmackssicheren Style-Vorlagen (überhaupt sind im ganzen Laden Moustache, Undercut-Scheitel und Hot-Pants DIE Hingucker) vor allem äußerst beeindruckenden, emotionalen Hardcore zum Besten.
Hardcore allerdings nur im weitesten Sinne, denn auch Screamo- und Post-Core-Elemente werden hier in den Topf geworfen.
Die Songs sind stimmig, voller Dramatik und Verzweiflung. Besonders Sänger Kris bindet eine Menge Ausdruck, aber auch die weiteren Musiker stehen dem in nichts nach und engagieren sich enorm. Mächtig beeindruckend! Zack, Platte und Demo kaufen!
Die vierte Band ist mit der fünften Band auf Tour. Beide kommen aus Nordamerika und bereisen diesen Sommer Europa. Zunächst Prawn aus New Jersey.
Prawn spielen eine Mischung aus Indie, Emo, Post-Rock und wie man das alles nennen mag. Ruhige und schöne Momente finden genauso Platz wie die treibenden, lauten Passagen.
Dieser Pfad ist zwar schon breitgetreten, aber Prawn schaffen es trotzdem, nicht wie alle anderen zu klingen, indem immer, wenn es einem zu bekannt erscheinen will, wieder eine kleine Wendung oder Steigerung kommt, die einen aus dem Kopfnick-Reflex befreit.
Das AZ ist ordentlich besucht, zumindest scheint es so. Vielleicht sind sonst mehr Zuschauer anwesend, aber so ist es (vom Spritgeldbedarf der Tour-Bands mal abgesehen) sehr angenehm. Genug Gäste für Stimmung und noch kein übles Gedrängel.
Im Nebenraum steht die Merch-Phalanx. Viel Siebdruck, viel DIY, ehrliche Preise. Es schafft definitiv einen Mehrwert, wenn man die Liebe und Arbeit im Detail achtet. Das kennt man auch anders!
Zwischendurch schon mal schnell ein paar Sachen ins Auto gebracht, denn gleich ist schon morgen früh. Toller Tunnel unter dem Aachener Bahnhof, direkt hinter dem AZ. Verwinkelt, mit Treppe am Ende. So mag man seine Tunnel.
Zurück zum Geschehen. Ape Up! aus Boston beginnen. Da sie als letztes antreten müssen, sind sie laut eigener Aussage am betrunkensten. Zumindest sagen sie das. Aber bei zwei Monaten auf Tour stellt sich wohl auch eine gewisse Routine ein.
Geboten wird eine Melange aus Punk und Indie, wobei es musikalisch recht unkonventionell und geradeaus zugeht. Trotzdem blühen die Songs in einer Indie/Alternative-Atmosphäre auf, ohne irgendwelche Punk-Klischees zu bedienen. Einfach gute Musik, jawohl!
Zusätzliche Sympathiepunkte gibt es für Chris' neuen Lieblings-Drummer. Minimalistisch ausgestattet aber mit vollem Einsatz wird hier bis zu offenen Wunde gespielt. Enthusiastisch und mit einem Strahlen im Gesicht, das sich in den Gesichtern des Publikums fortpflanzt. Zum Abschied gibt es noch ?Twist and Shout? und ein leicht reduziertes, aber glückliches und verschwitztes Publikum.