Opladener Neustadtfest: Shin Kickers, Orange Explosion, Atropin, Raptus, 03.06.2012 in Leverkusen, Eagle - Bericht von Chris Crusoe
Opladener Neustadtfest, 03.06.2012 in Leverkusen
Eine jährliche Institution: das Opladener Neustadtfest und der Leverkusener Halbmarathon. Es gibt Spocht, Trödelmarkt, Fress- und Saufbuden und 2 Bühnen mit Livemusik.
Üblicherweise wird hier der übliche Stadtfest-Mix aus Blues-, Rock- und Coverbands geboten. Dieses Jahr ist das Programm ein wenig bunter. Berichtet wird hier von der ?Eagle?-Bühne. Die erste Band John Doe wurde aus logistischen Gründen (viel zu früh) verpasst.
Dafür trifft man noch rechtzeitig zu den Shin Kickers ein, die trotz doofen Regens ihren geradlinigen Blues-Rock zum Besten geben. Trocken, erdig, allerdings auch ohne besondere Dramatik. Der Fuß wippt aber mit.
Ebenfalls im Regen, mit Akustikgitarren und etwas mehr Dramatik, dann Orange Explosion aus Leverkusen. Auch diese lassen sich nicht vom Arschwetter einschüchtern und bringen den Anhänger mächtig zum Schaukeln.
Orange Explosion spielen Alternative Rock der 90er Schule, aber nicht leise und säuselig, wie man das von Unplugged-Kaspern kennt, sondern kraftvoll, laut und mit Riffs, die man sich (heimlich) auch mal mit kräftiger Verzerrung wünscht. Das Akustik-Konzept mach sie allerdings besonders. Geile Sache!
Tatsächlich wird hier wie immer nicht an Accessoires gespart. Außerdem sehen die Seifenblasen nett aus und bleiben sogar auf der regennassen Straße liegen. Warum auch nicht - es müssen ja nicht immer Nieten sein.
Als vierte Kapelle spielen die Leverkusener Freizeitpunkrocker vor gemischtem Publikum. Mancher WILL gar nicht die Musik genießen, sondern nur mit zugehaltenen Ohren an der Bühne vorbeihuschen. Schließlich wohnen manche Menschen ja auch hier.
Der Regen hat zum Glück pünktlich aufgehört und so können sich Atropin heute als erste Band über ein etwas zahlreicheres Publikum ohne Regenschirme freuen.
Auch Nebel kommt hier zum Einsatz. Man wähnt sich gar bei Guns n' Roses, auch wegen geklauter Instrumental-Passagen. Dazu kommt ein Text, der freien Zugang zu mehr Bildung für die lokalen Nationalisten-Arschlöcher fordert. Auch drei sind drei zu viel!
Aber auch über die üblichen Themen wie Geschlechtsverkehr und Schnapstrinken wird referiert. Jeder Band ist ca. eine Stunde Spielzeit angedacht - da kann man auch mal Unsinn reden.
Die Seifenblasen und der Radau haben unterdessen etlichen Kleinmenschen angezogen, die hier einen äußerst nützlichen Erstkontakt zur Autoritätenkritik erleben. ?All Parents Are Grwon-ups! - APAG!?
Das führt zu dem Vorschlag, die Aufführung im Stil einer großen Zaubershow eher in ?Der große Andini und die Atropinen? umzunennen.
Zeit für den letzten Umbau des Tages. Das Wetter hält und es steigen höchstens noch die Pegel innerhalb der langsam trocknenden Zuschauer.
Strossenfess galore! Raptus, die fünfte und letzte Bande des Tages, entert die LKW-Bühne. Dem ?schönen Wetter? Tribut zollend gleich nackt von Beginn an. Köln's zweitschönste Band!
Geboten wird hier wieder einmal Qualitätspunkrock mit cleveren aber nicht zu verkopften Texten auf Deutsch.
Alte und neue Knüller werden geboten, wobei sie die Titel neueren Ursprungs vom kommenden (leider verschobenen Album) ?Die Wut bleibt? nahtlos ins Programm einreihen.
Die Reihen lichten sich allmählich, aber eine kleine Schar eiserner Helden feiert weiter mit der Band.
Auch das Wetter bleibt eisern und der Regen hält sich immer noch zurück. Raptus legen noch mal eine Schüppe drauf und bedanken sich beim harten Kern.