Force Attack Festival, 27.-29.07.2012 in Stavenhagen, Tankhaus-Gelände - Bericht von Sicherer Quelle
Force Attack 2012 - so war es wirklich! Die große Enthüllungs-Story
Aber zunächst zur Vorgeschichte: Eine Woche vor dem Festival gab Veranstalter 3.0 Imre S. bekannt, das Force Attack würde nach Berlin verlegt, um wenige Stunden später einzulenken und noch ein paar Tage später das ganze Ding als "private Soli-Party" ohne Genehmigung in Stavenhagen stattfinden zu lassen. Ganz schön verrückt! Aber das Leben ist ja bekanntlich zu kurz für Langeweile! Also fahren wir in die Punker-Hochburg Stavenhagen und machen das Beste draus!
Trotz der Ankündung, das Programm bleibe bestehen, sagen diverse Bands ab. Veranstalter 3.0 Imre S. will mit solchen "Lutschern" nichts zu tun haben, schaltet sein Handy aus und versucht über das Festnetztelefon seiner Großmutter, Ersatzbands zu beschaffen. Er landet schließlich bei Maks, Manager der Avantgarde-Progrocker von BETRUNKEN IM KLAPPSTUHL (das sind wir). Kurze Zeit später fährt uns Maks solidarisch gen Stavenhagen. Lesenswerter Bericht von Maks übrigens hier!
Wie wir während der Anreise erfahren, verhandelt Veranstalter 3.0 Imre S. nebenbei weiterhin mit dem Ordnungsamt und bekommt doch noch eine kurzfristige Genehmigung - weil eh nur knapp 300 Besucher den Weg geschafft haben. Genau DAS war unser Plan! Betrunken im Klappstuhl haben nämlich kurz vor der Autobahnausfahrt Stavenhagen das Autobahnnetz gekappt. 2000 Punker stehen im Stau und brausen los, sobald die Genehmigung durch ist. Ein teuflischer Plan!
Vor Ort, am Tankhaus-Gelände angekommen, sind wir begeistert von dem weitreichenden Gelände. Hier ist wirklich Platz für jeden! Selbst Veranstalter 3.0 Imre S. hat noch ein Plätzchen zum Pennen gefunden. Schnell tickern wir noch über die üblichen Kanäle durch: Wer einschläft, wird angemalt!
Natürlich ist hier alles etwas chaotisch - aber dafür Punkrock pur! Einige der Ordner haben wegen fehlender Zahlungen ihren Dienst quittiert und verlieren damit jeglichen Anspruch auf den Punker-Solidaritäts-Fonds. Unterhändler Ulf bekommt schnell adäquaten Ersatz: Die Polizeistaffel Hamburg-Nord erklärt sich bereit, für die nötige Sicherheit auf dem Force Attack Soli-Festival zu sorgen - unentgeltlich!
Damit wäre das geklärt. Ansonsten läuft auch alles wie am Schnürchen. Die Hauptbühne steht schon, Parkplätze sind ausreichend vorhanden, zelten darf nur wer sich nicht erwischen lässt. Schließlich haben empirische Untersuchungen ergeben, dass man immer noch schlafen kann, wenn man tot ist. Der Hauptbahnhof Stavenhagen ist lediglich 300 Meter entfernt, aus Solidarität mit der örtlichen Taxigewerkschaft (Hauptsponsor des Force Attack) wird aber empfohlen, ab Malchin mit dem Taxi zu fahren (15 €)
Leichte Startschwierigkeiten zu Beginn. Ulf engagiert sich spontan als Stagemanager und lässt Maks die superteure Betrunken-im-Klappstuhl-Soundanlage auf die Bühne schleppen, die wir solidarisch den anderen Bands zur Verfügung stellen. Veranstalter 3.0 Imre S. revangiert sich mit nem Cocktail, abgefüllt in eine Bierflasche. Cocktailbecher und Bier werden noch geliefert, meint er.
Den Opener JOHNNIE ROOK verpassen wir aufgrund eines Interview-Termins mit RTL2, die hier eine neue Doku-Soap über Parallelwelten subatomarer Quanten-Neutronen drehen. Anschließend geht es weiter mit den TOWERBLOCKS, hier im Bild. Ihre Coverversion der "Force Attack"-Hymne von den Daily Terroristen sorgt für die wohl größte Wall of Death, die Stavenhagen je erlebt hat.
Mittlerweile auch angekommen: Phil, Schlagzeuger von Betrunken im Klappstuhl, hat die ersehnten Cocktailbecher mitgebracht. Der studierte Hörgeräteakustiker nutzt die Gelegenheit, an einem Infostand die anwesenden Punker von seinen Hörgeräte-Produkten zu überzeugen. Da es keine anderen Stände auf der Force Attack Soli-Party gibt, laufen bald 90 Prozent der Anwesenden mit Hörgeräten rum. Punk ist was du draus machst!
Oh, schon wieder Musik! Auch RASTA KNAST aus Oberfranken haben sich auf den weiten Weg gemacht, ohne zu wissen, ob sie überhaupt spielen! Ihr Set besteht heute ausschließlich aus Schleimkeim-Stücken sowie dem Daily-Terorristen-Song "Force Attack". Der Mob tobt.
Auch OI POLLOI fühlen sich auf der Bühne wie Zuhause. Sänger Deek bezeichnet die Party fix als "Up The Punx Picnic 3.0", lobt die Windkrafträder in der Umgebung und sorgt für einige Lacher, als er in seinem herrlich schottischen Akzent a capella die Force-Attack-Hymne der Daily Terroristen vorträgt.
Um 22 Uhr muss Schluss sein mit der Lautstärke, aber in der angrenzenden Tankhaus-Halle geht die Party weiter. Ungefähr 2600 Punks befinden sich mittlerweile in der Halle, die meisten auf der Suche nach Klopapier.
Ein spontanes Akustik-Set von BETRUNKEN IM KLAPPSTUHL löst die Stimmung. Punkrock Pur rund um die Uhr! Selbst die Altpunker fühlen sich wieder jung.
Samstag. Trotz der mittlerweile 7500 Punks auf dem Gelände ist immer noch genug Platz. Fleißig wird über die Sozialen Netzwerke weiterhin für die Punkrock-Party des Jahrhunderts geworben. Nachts wäre es beinahe noch zur Eskalation gekommen, aber seitdem die Punker von Klopapier auf Windeln umgestiegen sind, wurde kein Dixi-Klo mehr angezündet.
Auch der Supermarkt von Stavenhagen hat vorgesorgt, neben handelsüblichen Cocktailbechern bekommt man hier auch lauwarmes Bier aus Plastikflaschen. Eine großartige Idee! Veranstalter 3.0 Imre S. beschließt, Bier zum Punkgetränk Nummer 1 zu erklären und kündigt an, ab dem nächsten Jahr auf jedem Force Attack lauwarmes Bier zu verkaufen.
Ja, auch Bands spielen heute! THE RESTARTS sind extra angereist und haben sich im Flugzeug ein ganz besonderes Schmankerl überlegt: "Force Attack", die Hymne der Band Daily Terroristen, mit englischem Text! Eine großartige Idee, die mal wieder die Verbundenheit der Musikszene mit der Force Attack Soli-Party zeigt.
Anschließend FREYGANG. Viele Gerüchte ranken sich um die Band und den Auftritt, aber als sie betonen, heute ausschließlich wegen der Gage zu spielen, löst sich die Stimmung. Als sie schließlich Metallica's "One" mit dem Text der Force-Attack-Hymne von den Daily Terroristen versehen, rasten die Zuschauer komplett aus.
Wohl dem, der an Stahlkappenschuhe gedacht hat! Für alle anderen verteilt Veranstalter 3.0 Imre S. eigenhändig Kaffeebecher-Schuhummantelungen. Immer wieder beeindruckend, wie flexibel er auf sämtliche Probleme sofort eine Antwort weiß!
BETRUNKEN IM KLAPPSTUHL haben sich mittlerweile davon distanziert, auf der Force Attack Soli-Party spielen zu wollen - da wir privat angereist sind, wollen wir nicht auf einer offiziell genehmigten Veranstaltung spielen und berufen uns dabei auf §217 des Vertrages mit Veranstalter 3.0 Imre S. - Aber auch dafür weiß er eine Lösung!
Auf einer angrenzenden Wiese, von der am Vortag noch zeltende Besucher wegen fehlender Genehmigung verjagt wurden, bauen wir spontan unser Equipment auf und spielen ein illegales Konzert unter tosendem Jubel des Bauern, dem die Wiese gehört. Wir spielen die Ballade "Die illegale Wiese neben dem Force Attack" sowie unseren Smash-Hit "Forci oh Forci". Im Bild unser neuer Schlagzeuger Dave Vader, der spontan einspringt als Phil nicht auffindbar ist.
Großer Vorteil bei der illegalen Wiese des Bauern: Hier gibt es sogar saubere Toiletten, einen Bierstand sowie ein Kettenkarussell für die jüngeren Besucher - alles ohne Genehmigung. Ein wahrer Traum. Wir finden auch Phil wieder, der sich zwischenzeitlich als Kloputzer verdingt hat.
Zurück zum eigentlichen Gelände. Das Programm dort wurde zwischenzeitlich unterbrochen, damit die mittlerweile 13456 zahlenden Gäste des Festivals dem Auftritt von Betrunken im Klappstuhl beiwohnen können. Anschließend auf der Bühne: Unsere Freunde von PÖBEL & GESOCKS. Willi Wucher betont, dass ihm dieses Gelände einmal während eines Fiebertraums erschienen sei, bevor sie von den Daily Terroristen "Force Attack - Oi Oi Oi" covern.
Danach MAD SIN. Köfte ist quasi durchgehend am Pöbeln, freut sich aber, seinen Beitrag dazu geleistet zu haben, dass die Subkultur Punk bestehen bleiben kann. Die Psychobilly-Version von "Force Attack" der Daily Terroristen geht etwas unter, da der Band nach 15 Minuten der Strom abgestellt wird. Veranstalter 3.0 Imre S. betont, dies wäre Teil des Sicherheitskonzeptes und wir sollen nicht rumheulen.
Aber wie bereits am Vortag geht die Party in der Tankhaus-Halle weiter. Etwa 30.000 Menschen feiern eine wilde Party mit viel Humor. Gegen 3 Uhr bauen unsere Tourkumpanen von den RUSTY SWORDS ihre Instrumente auf und spielen ein kurzes Set, das in totalem Chaos endet, als der Lawigator (von Lawi & Die Biernüsse) stockbesoffen das Mikrofon an sich reißt und Westernhagens "Freiheit" intoniert.
Sonntag. Wir packen unsere PA wieder ein und fahren zum Strand, um ein wenig Urlaub von der Punker-Party zu bekommen. Plötzlich klingelt das Telefon! Eine Großmutter lässt uns ausrichten, dass Veranstalter 3.0 Imre S. unbedingt die PA benötige. Er drohe damit, dass schnell ein ungeordnetes Chaos entstehen kann, wenn wir den Veranstalter in Zwangshaft nehmen. Seine Argumente klingen verwirrend, aber einleuchtend.
Also doch wieder zurück. Inzwischen befinden sich handgezählte 89.157 (und ein paar zerquetschte) Personen auf dem Gelände, damit ist die Force Attack Soli-Party größer als das Wacken Open Air. The Scorpions erklären sich spontan solidarisch und schicken nen Kasten Bier vorbei. Ansonsten bleibt aber alles friedlich, die Party läuft in Stavenhagen.
Nachdem wir die PA wieder an Ort und Stelle verfrachtet haben, kündigen wir einen Auftritt von BETRUNKEN IM KLAPPSTUHL an - als sich die Massen vor der Bühne stauen, lösen wir aber den Rock'n'Roll-Schwindel auf und holen einfach irgendwelche wildfremden Leute auf die Bühne, geben ihnen Instrumente und die Noten des Liedes "Force Attack" von den Daily Terroristen. Klappt super.
Da die Noten eh noch auf der Bühne rumliegen, bedienen sich auch die drei tapferen Recken von KOTZREIZ daran und zaubern eine 10minütige Rockoper daraus. Arte überträgt das Konzert live im TV, per Telefonjoker dürfen die Zuschauer weitere Noten beisteuern. Veranstalter 3.0 Imre S. kündigt an, das Konzert auf DVD raus zu bringen unter dem Titel "Kotz Attack 8.0 - Invasion der Insolvenz-Invaliden"
Mittlerweile ist es schon wieder dunkel, der Wetterdienst hat dicke Regenwolken angekündigt. Um zu vermeiden, dass sich zu viel Schlamm auf dem Gelände bildet, ordert Veranstalter 3.0 Imre S. mehrere LKW-Ladungen Müll, der den Regen aufsaugen soll. Was für ein vorbildlicher Veranstalter! Immer erreichbar, für alles eine Lösung, für jeden ein offenes Ohr. Beneidenswert, wie selbstlos er eine komplette Szene vor dem Verfall rettet!
Montag Morgen, wir sind wieder fit und haben die Subkultur gerettet. Veranstalter 3.0 Imre S., mittlerweile mit einem rosa Hasenkostüm bekleidet, einem Plastikpapagei auf der Schulter und einem großen Besen in der Hand, lädt uns noch zu einer Grillparty ein. Aber von seiner Idee, das Gelände mittels eines Flächenbrandes zu säubern, wollen wir uns hiermit distanzieren. Up The Punx!