Wacken Open Air: Sepultura, Panteón Rococó, Sick of it all, u.v.m, 2.-4.8.2012 in Wacken, Festivalgelände - Bericht von Kiki
Wacken Open Air, 2.-4.8.2012 in Wacken
Mein Bericht wird sich dieses Mal hauptsächlich mit der Musik und den Bands, die mich interessiert haben, beschäftigen. Also wenig Campingplatz-Storys und auch die Headliner kommen etwas kurz. Beginnen wir mit SEPULTURA:
Diese treten heute mit LES TAMBOURS DU BRONX zusammen auf. Einer Trommlergruppe, die die folkloristischen Parts in den Sepulturasongs unterstützt.
Bei den Brasilianern ist ja auch kaum noch jemand aus der Originalformation dabei, so beschränkt sich das Set zum größten Teil auf neueres Material, von dem ich wenig bis gar nichts kenne.
Positiv in Erinnerung bleiben die Songs "Roots" und "Chaos A.D.". Der Rest ist halt "ganz nett", aber nun wirklich keine Performance, die einen vom Hocker haut.
In weiser Vorahnung versucht Nachbar Achim noch am Donnerstag (vor dem großen Regen), die "Straße" in einen ordnungsgemäßen Zustand zu bringen. Wahnsinn was der Kerl immer an Ausstattung dabei hat, obwohl ihm das Wacken-Orga-Team auch immer strengere Auflagen für seinen bekannten Wohnwagen auferlegt.
Abends gab es dann noch die sympathischen Mexikaner von PANTEÓN ROCOCÓ. Eine Band, die nun wirklich nicht zum Standardprogramm des Wacken passen will.
Trotz alledem spulen sie auf einer der kleineren Bühnen ein super Set ab. Extrem tanzbarer Latin-Skapunk mit politischen Ansagen lassen die geschätzten 400 Leute gut abgehen.
Die lustigen Hinsetz- und Aufspringspielchen funktionieren auch hier perfekt. Das Konzert war definitiv eines der Highlights des diesjährigen Wackenfestivals.
Wollte eigentlich noch Volbeat gucken, allerdings ist es mir da viel zu voll. Ein kurzer Blick zu den Deutschrockern (welch schreckliches Wort!) von TORFROCK, bekannt aus dem Soundtrack der Wernerfilme..
Erwartungsgemäß nichts was mich humoristisch anspricht (nicht mal nach 5 Bier..) also schnell zum Zelt und nen Absacker trinken.
Zwiegespalten schleppt mich unsere Reisegruppe am nächsten Morgen zur "Band der Stunde" (das wurde mir von eingefleischten Deutschrockern berichtet ;-)) den "Punks" (wo ist der Ironiebutton?) von BETONTOD.
Kerl, was ne unglaublich schlechte Band ist das denn geworden? Sehen aus wie die Toten Hosen, machen Musik wie die Böhsen Onkelz und verkaufen das als Punkrock....auweia, da muss mir erstmal das Frühstücksbier drinbleiben. Als nach 10 Minuten folgende Ansage von der Bühne ertönt, verlasse ich zügig den Ort des Geschehens: "Das nächste Lied heißt: Wir spielen keine Popsongs" - und es fing an mit lauter OOOOOHHHHHOOOOOSSSS und Aufforderung zum wildem Massenklatschen.
Nebenan spielen die Black Metaler von ENDSTILLE. Gefällt mir ja viel besser als das, was 2 Bühnen weiter auf der Partystage abgeht...
Fette Gitarrenbretter mit dem szeneüblichen Gegurgel. Kann man sich gut anhören, auch wenn irgendwann einfach die Abwechslung fehlt.
Zudem gibt es immer was zu Gucken. Schön böse die lieben, kleinen Jungs aus dem Black-Metal-Bereich.
Die mittlerweile etwas in die Jahre gekommenen Thrasher aus Phoenix spielen ihr Set recht routiniert runter.
Hits von "Independent" oder auch der Titelsong der meiner Meinung nach besten Platte "Surfing Nicaragua" kommen auch 27 Jahre nach Gründung der Band noch gut rüber.
Aber auch hier gilt: Viel Neues (wenn es denn überhaupt was gibt) kenne ich nicht und beschränke den Wipp-mit-Fuß auf die bekannteren Songs.
...das kann nicht wirklich das Motto der 3 Tage gewesen sein. Ulf und Kulike haben sich liebevoll um die Entsorgung diverser Flaschen Jägermeister gekümmert...
Dann wurde es ziemlich dunkel! Nicht nur auf den Bildern, die meine kleine Kamera in den riesigen Zelten leider eher schlecht als recht hin bekommt, sondern auch draußen. Während THE BLACK DAHLIA MURDER mich mit richtig geilem Death/Metal-Core begeistern, öffnet der Himmel seine Schleusen. Innerhalb einer Stunde regnet es dermaßen, dass sich sämtliche Wege und Wiesen des Geländes in das holsteinische Wattenmeer verwandeln.
Die Bilder sind echt kacke geworden, Musik und der Eindruck der riesigen Zelte, die dieses Jahr Heimat der WET-und Headbangerstage sind, schon eher beeindruckend! Tolle Lichteffekte, genügend Platz und super Sound (was in den letzten Jahren auf der Zeltbühne nicht wirklich der Fall war). Das ist wirklich eine gute Innovation des Wacken 2012 gewesen.
Es kommen immer mehr Leute völlig durchnässt im Zelt an. Ob die jetzt alle die Band abfeiern möchten, wage ich zu bezweifeln.
Jo, auch hier verflacht die Begeisterung nach 20 Minuten etwas, Death-oder Blackmetal ist halt in Punkto Abwechselung nicht sooooo supi. Trotzdem ein echt klasse Set der Amis!
Kurzes Bild zum Zustand des Geländes. Ein Grund dafür, die Broilers nicht anzugucken, obwohl ich sie noch nie live gesehen habe und das gerne getan hätte. Musste aber erstmal ein paar Gummistiefel besorgen..
Zum Glück spielt eine meiner Lieblingsbands dann wieder im Zelt. Dirty Rotten Imbeciles, kurz D.R.I.
Auch D.R.I. hatten ihre Hochzeiten Ende der 80er/Anfang der 90er. Früher Hardcore, der teilweise recht metallische Elemente vorweist.
Die Band hat nicht ganz so einen guten Sound wie vorhin bei TBDM, könnte am etwas schlappen Gesang liegen. Trotzdem gab es Hit an Hit. Besonders "Beneath the wheel" und das für seinem genialen Anfangspart bekannte "Acid Rain" bleiben in prägender Erinnerung.
Ich finde ja, dass solche Bands in kleinerem Umfeld besser zur Geltung kommen, aber klein und Wacken passen ja nicht so richtig zusammen.
Kurt Brecht scheint es egal zu sein, ob die anwesenden Metaler auf Hardcore stehen. Spielzeit von 35 Minuten voll ausgenutzt und ein gutes Konzert gesehen!
Zum späteren Abend hin wollten wir eigentlich Dimmu Borgir, In Flames und In Extremo gucken. Auf Grund diverser alkoholischer Getränke und der daraus resultierenden ausschweifenden Diskussionen, wurde aber bis auf die letzten 10 Minuten von In Extremo alles verpasst!. Tja, Pech gehabt. Vielleicht ein anderes Mal...
Am Samstag geht dank der anhaltenden Schauer nicht mehr wirklich viel. Ein Großteil unserer Truppe beschließt, schon heute den Ort des Geschehens zu verlassen...
...was sich aber nicht wirklich als einfach erweist. Da es nicht die Einzigen sind die im Schlamm stecken bleiben (und damit Rettungswege unpassierbar machen) wird ein geländeweites Fahrverbot seitens der Organisatoren verhängt. Ich sehe schon die Schlagzeile der Regenbogenpresse: "Die Wackencrew lässt ihre Gäste nicht abreisen..."
Ach, egal. Erstmal ein paar Bands gucken. Die Feuerwehrkapelle spielt auf meinem Weg ein paar Lieder.
Warum? Na, um NAPALM DEATH zu hören. Die englischen Pioniere des Grindcore ballern uns mal wieder ein unterhaltsames Set um die Ohren.
An Napalm Death gefällt mir nicht nur die Musik, auch kann ich mit der Message und den deutlichen Texten viel anfangen. Nicht umsonst hat die Band auch in Punkrockkreisen viele Sympathisanten.
Die Ansagen von Barney Greenway gehen weit über "Hey Wacken, how are you" o.ä. hinaus, es wird einiges zu sozialen und politischen Inhalten der Songs erzählt. Geht doch!
Fand ich früher mal richtig gut. Was hier allerdings geboten wird, ist sanfter Hardrock mit dunklem Einschlag. Der Stilwechsel war ja schon seit Jahren prägnant. Dass allerdings selbst alte Gassenhauer wie "As I die" mit dünnem Stimmchen dahin geträllert werden, ist schon recht mau.
Folglich reichen 4 Songs völlig, um den erneut einsetzenden Regen nicht gänzlich ausgesetzt zu sein und ein halbwegs geschütztes Plätzchen aufzusuchen.
Unsere Nachbarn haben in der Zeit zwei Säcke mit Karotten angeschleppt. Warum? Um diese völlig sinnfrei über den Platz zu schmeißen? Manchmal frage ich mich ob einige Leute überhaupt noch so etwas wie Resthirn besitzen..
Sollten eigentlich jedem Hardcore-affinen Mensch bekannt sein. Schließlich so etwas wie Szenehelden und auch kommerziell nicht wirklich unerfolgreich.
Die Band um die Gebrüder Koller spult ein routiniertes Set ab. Neue Songs wechseln sich mit den alten Klassikern ab. "Just look around" und "My life" werden ordentlich abgefeiert..
..da merkt man, dass hier alte Hasen am Werk sind. Gekonnt wird gehüpft, gepogt und diverse Circle Pits initiiert.
Sick of it all spielen nach all den Jahren immer noch richtig gute Musik. Mittlerweile bei vielen Bands ja eher nicht mehr der Fall...
...von den parallel spielenden SIX FEET UNDER nur noch die letzten 3 Lieder mit. Finsterer Death Metal der Mannen um Chris Barnes. Bekannt vor allem für sein zartes Stimmchen und die unglaublich geringe Bühnenbewegung. Ein wenig Gesinge, ein wenig Kopfschütteln und alles schön in Zeitlupe.
Wäre da nicht die gute Musik könnte man fast einpennen bei so wenig Action. Oder liegt es daran, eben noch die etwas agiler wirkenden Sick of it all gesehen zu haben?
Trotzdem: Musikalisch echt ne gute Nummer. Bekannt vor allem durch ihr Cover-Album, auf dem so einige Hardrock- und Punk-Klassiker "verdeathmetalt" wurden.
Das war es dann auch schon für dieses Jahr für uns! Da unser Camp fast komplett abgereist ist, sich die Scorpions eh niemand mehr ernsthaft angucken möchte und wir dem zu befürchtenden Abreisechaos am Sonntag entgehen müssen, schieben auch wir unsere Karre vom Gelände. Sehr schade Amon Amarth zu verpassen, aber was will man machen. Trotz so einiger Tücken wieder ein gelungenes Wochenende, nächstes Jahr vielleicht mal wieder ohne Matsche. Töööööjjj!